HK Premier League: Tai Po FC – Eastern Sports Club

02.04.2018
15. Spieltag HK Premier League
Tai Po FC - Eastern Sports Club
Tai Po Sports Ground
Endergebnis: 1:0 (1:0)
Zuschauer: 1.070
Fotoalbum

Da man nach dem Totalausfall namens Shenzhen nicht unbedingt an einem Kunstrasenplatz irgendwo im nirgendwo gammeln wollte, sollte die Partie am Ostermontag leider schon wieder die letzte des Trips sein. Aus fussballtechnischer Sicht muss die Tour mit lediglich zwei Spielen daher als recht mau angesehen werden. Hoffentlich wird’s demnächst wieder etwas besser, denn stand jetzt lief im Jahr 2018 so ziemlich alles schief, was schieflaufen konnte.

Mit dem Spiel in Tai Po stand zumindest der vorletzte noch fehlende Ground der lokalen ersten Liga auf der Agenda, was der zuletzt recht geknickten Stimmung wieder etwas auf die Beine half. Nach einem ausgewogenen Frühstück um ein Uhr mittags gings mit dem Bus von Kwai Fong in den hohen Nordosten des Landes. Nach kurzem Umstieg in der Nähe eines Tunnels erreichten wir auch schon den recht ländlich wirkenden Stadtteil der Metropole. „Ländlich“ bedeutet dabei, dass zwischen den etlichen Hochhäusern ab und an so etwas wie eine Allee oder ein paar Bäume vorzufinden sind.

Überraschenderweise gefiel die Kleinstadt mit ihren knapp 320.000 Einwohnern auf den ersten Blick. Alte Häuser, grüne Parks und ein großer Fluss liesen die Gegend vollkommen anders wirken als die pulsierende Innenstadt wenige Kilometer im Süden. Nach einer kurzen Rundfahrt durch die Altstadt erreichten wir unsere Endhaltestelle, von wo aus man Schnurstracks dem Lam Tsuen Fluss bis kurz vors Stadion folgte. Schöne Gegend, wirklich!

Ein paar Straßenüberquerungen später hatten wir auch schon die Sportstätte direkt vor unserer Nase. Da man erfahrungsgemäß eher selten die Möglichkeit hat, einen Blick von der unbebauten Gegenseite auf die Tribünen zu erhaschen, kletterte man zunächst einfach mal auf einen Zaun und schoss ein paar Aufnahmen. Hätte man sich auch sparen können, wie man später herausfand. Für normale 80 HK$ (also gut 8€) gabs die Tickets inklusive freier Platzwahl.

Die Anlage offenbarte sich schnell als wahre Augenweide: Eine lange Haupttribüne sowie eine große Kurve bilden Platz für insgesamt 3.200 potenzielle Zuschauer. Dabei wussten vor allem die rot-grün-gelbe Farbgebung sowie der grandiose Ausblick auf die grüne Berglandschaft zu gefallen. Alles wirkte sehr ordentlich und neu, während das angrenzende Schwimmbad in Hong Kong fast schon zu den obligatorischen Nachbarn eines Stadions gehört. Entgegen der anfänglichen Vermutung waren beide Tribüne für Zuschauer frei zugänglich, was die anfänglich mühevoll ergatterten Fotos eher überflüssig machte. Was solls, so sah man die Bude immerhin aus einer Perspektive mehr als der Ottonormal-Stadiongänger.

Die Kurve konnte ohne Probleme bestiegen werden, lediglich deren Mitte wurde von einem großen Trikot der Hausherren geziert und war somit unbegehbar. Aufgrund der Tatsache, dass sich die Hintertortribüne einen gefühlten Kilometer vom Spielfeld weg befand, verlief sich nur eine Handvoll Zuschauer auf selbige, während die Haupttribüne wie beim Spiel am Vortag überraschend gut besucht war. Im Schatten liesen sich auch die knapp 30 Grad ohne Probleme aushalten. So lob ich mir das!

Am heutigen Tag gastierte mit dem Eastern Sports Club mal wieder ein für uns alter Bekannter. In vier der letzten sieben Spielen, denen wir in Hong Kong beiwohnten, nahmen die Blauen die Rolle des Gastvereines an. Zufall oder nicht… Eastern verlor alle diese Partien, die heutige mitinbegriffen. Immerhin wusste man um die reisefreudigen Anhänger Bescheid, die auch bei einem der weiteren Auswärtsfahrten, die in Hong Kong zurzeit möglich sind, zahlreich aufschlugen. Beide Fanszenen positionierten sich dabei quasi direkt nebeneinander auf der Haupttribüne, lediglich getrennt durch den schmalen VIP-Sektor. Wer jetzt aber auch nur im Entferntesten an eine mögliche Bambule denkt… vergesst‘s schnell wieder.

Die Heimfans schmückten ihren Block mit zahlreichen, teilweise sogar selbstgemalten, grün-weißen Fahnen und Bannern, während im Bereich der Trommel ein dunkelgrüner Schwenker nahezu ständig im Einsatz war. Optisch schonmal nicht schlecht, doch da hörte es dann auch schon auf. Die wenigen und kaum abwechslungsreichen Schlachtrufe der knapp fünf Sangeslustigen wurden zumeist vom hohen Lärmpegel übertönt, sodass sich eigentlich nur das dumpfe Schlagen der Trommel penetrant im Gehörgang festsetzte.

Besser gefielen da die Gäste, die zwar lediglich auf bedruckte Zaunfahnen zurückgriffen, davon aber mehr als zwei Dutzend am Start hatten. Ist in hiesigen Gefilden aber auch deutlich billiger, sich einfach eine Fahne im benachbarten China anfertigen zu lassen. Während nahezu jedem Spieler ein eigenes Banner gewidmet und an die Zäune und Treppenaufgänge geflaggt wurden, waren auch hier vier Schwenkfahnen und eine Trommel im Dauereinsatz.

Im Gegensatz zur eher kleinen Anzahl im Heimsektor formte sich auf der Gegenseite ein optisch sogar recht stark wirkender Mob, der den Spielbeginn mit einem kleinen Schal- und Fahnenintro einläutete. Überraschend zeigte der Haufen auch zu Beginn von Durchgang zwei eine optische Aktion bestehend aus vielen Comicfiguren, die die Spieler der eigenen Mannschaft darstellten.

Akustisch wurde auf Seiten der Gäste ebenfalls mehr geboten, wobei sich das Groß an Gesängen auf die bekannten „Eastern“-Schlachtrufe auf lokalem Kantonesisch beschränkte. Doch auch die ein oder andere melodischere Einlage erhielt zur eigenen Freude Einzug ins gesangliche Repertoire der Blau-Weißen. Definitiv nicht schlecht und einer der besseren bisher erlebten Auftritte im lokalen Fussball.

Auch aus spielerischer Sicht wurde uns an diesem Ostermontag keineswegs Magerkost aufgetischt. Zwischen dem Tabellendritten und –vierten entwickelte sich ein schnelles hin und her, bei dem die Hausherren durch einen Kopfball in der 20. Minute in Führung gingen. Großer Jubel im Heimbereich, der jetzt mit ein, zwei lauteren Gesängen die Führung zelebrierte. Leider ging die Spielqualität in der Folge etwas zurück, was aber auch sicherlich der mittlerweile brennenden und kräftezehrenden Sonne geschuldet war.

Erst die wieder aufflammenden Offensivbemühungen der Gäste im zweiten Durchgang brachten nochmal etwas Spannung aufs Feld, passieren sollte jedoch nichts mehr. Am Ende standen ein verdienter Sieg der Hausherren, ein klasse Stadion und ein bis ans Ende singender Gästemob auf der Habenseite. Nicht wirklich unglücklich über das Gesehene gings wieder raus aus der Anlage und auf eine weitere kleine Entdeckungstour durch die Straßen.

Tai Po ist zwar nicht besonders für seine touristischen Sehenswürdigkeiten bekannt, hat jedoch mit dem Eisenbahnmuseum am alten Hauptbahnhof zumindest einen kleinen Anlaufpunkt. Dank kostenlosem Eintritt schaute man sich dort ein wenig um und konnte alte Loks und Züge der britischen Kowloon-Canton Railway, früher wichtigste Eisenbahngesellschaft in der Region, begutachten. Der freie Eintritt hat aber auch seine Schattenseite, denn schon nach wenigen Minuten war man von den Massen an Familien mit unzähligen kreischenden Kindern nervlich geplättet.

Daher gings zügig per MTR wieder in die Innenstadt, wo der Abend bei besten lokalen Speisen zu Ende gebracht wurde. Leider sollte es das auch schon wieder aus Asien gewesen sein. Zwei Tage nach dem Spielbesuch hieß es wieder Abschied nehmen aus der geliebten Metropole. Immerhin der Rückflug gestaltete sich deutlich angenehmer als die Anreise. Wieder mit KLM war man dieses Mal Passagier einer deutlich neueren 777, die nicht nur bessere Unterhaltungselektronik anbot, sondern, eigentlich viel wichtiger, mehr Platz für die Beine. Schlaf ist dank des Fluges über Tag nicht nötig gewesen, weshalb man die ersten zwölf Stunden der Reise mit allerhand mitgebrachter Lektüren verbrachte. Komme ich sowieso sonst eher selten dazu, weshalb hier mal der Stapel noch zu lesender Hefte etwas verkleinert werden konnte.

Die dreistündige Pause in Amsterdam wurde mit einem schnellen Abendessen überbrückt, bevor man sich auch schon in der letzten Maschine wiederfand. Mit fast einer Stunde Verspätung, in der die Crew immerhin so freundlich war und die ansonsten nörgelnden Kinder ins Cockpit ließ, gings auf den holprigen Rückflug nach Findel. Auf das Unwetter am Schluss hätte ich gerne verzichtet. Aber man muss ja immerhin standesgemäß im kalten Luxembourg begrüßt werden. Ordentlich durchgeschüttelt landeten wir nach einer knappen Stunde Flug wieder auf festem Boden. Noch schnell die durchnässten Koffer ins Auto der Mitfahrgelegenheit verfrachtet, und schon war man auf dem Weg ins Trierer Umland. Um kurz vor Mitternacht erreichten wir wieder unsere Bude, wo wir ohne Umwege in die Kiste fielen.

Hier gibt’s viele weitere Fotos!

Eine Tour nach Asien ist zwar immer wieder schön, aber auch anstrengend ohne Ende. Dennoch wird’s definitiv ein Wiedersehen mit den Hochhäusern von Hong Kong geben. Wer weiß, vielleicht sogar noch in diesem Jahr, denn der letzte Ground muss einfach fallen!