HK Premier League: Dreams FC – Kitchee SC

31.03.2018
15. Spieltag HK Premier League
Dreams FC - Kitchee SC
Tsing Yi Sports Ground
Endergebnis: 1:4 (1:3)
Zuschauer: 1.359
Fotoalbum

Jou, da wären wir wieder mal mit einem Bericht aus Fernost. Wie schon für längere Zeit geplant sollte es im Frühling für knapp drei Wochen wieder nach Asien gehen, genauer gesagt zum vierten Mal in die liebgewonnene Metropole Hong Kong am südchinesischen Meer. Da man dieses Mal ausnahmsweise mal zeitig in die Planung einstieg und schon im Oktober des vergangenen Jahres nach Flügen suchte, hatte man eine ungewohnte Qual der Wahl bei der Auswahl verschieden günstiger Airlines.

Nach Berücksichtigung der räumlichen und zeitlichen Komponenten zwecks Abflugsort fiel die Wahl letztendlich auf die niederländische Gesellschaft KLM, was einen kurzen Zwischenstopp in Amsterdam mit sich brachte. Kurze Überlegungen, dort mit einem Stop-over noch den LP mitzunehmen, verliefen sich leider rasch wieder im Sande. Zu teuer, keine Spiele und sowieso am Ende zu stressig. Mit Luxembourg fand sich ein aufgrund der Nähe hervorragender Flughafen, mit dem man schon beim Kurztrip nach England gute Erfahrungen machte. Günstige Parkmöglichkeiten und eine schnelle Abfertigung dürften neben der für uns unschlagbaren Nähe auch weiterhin Argumente für eine erneute Wahl sein.

Mit den gekauften Tickets in der Hand verging die Zeit bis Mitte März durch Studium und vieler kleinerer Touren recht schnell, ehe vier Tage vor Abflug eine kleine Meldung die Planungen schonmal ins Wanken brachte: Der erste Flug am Mittwochmorgen nach Amsterdam fällt aus. Läuft. Somit wurde unser Tross kurzerhand auf einen drei Stunden früher startenden Flug umgebucht, was das sowieso schon ehrgeizige Vorhaben, am Vorabend des Abfluges noch ein Pokalspiel zu sehen und selbiges noch mit einem Text zu versehen gehörig torpedierte. Klappte dank einer kurzen Nachtschicht aber doch noch, sodass am nächsten Morgen (nach einer viel zu kurzen Nacht) lediglich ein paar Sachen zu packen waren.

Per Mitfahrgelegenheit gings nach Luxembourg-Findel, wo das Gefährt auf dem sogenannten „Economy-Parkplatz“ abgestellt wurde. Für nen Fünfer am Tag kann man echt nicht meckern, zumal ein kostenloser Bus alle paar Minuten zum knapp zwei Kilometer entfernten Terminal fährt. Ungewohnterweise zeigte sich, nach der knapp einminütigen Busfahrt, die kleine Abflughalle gut zwei Stunden vor Abflug regelrecht voll, sodass wir, trotz vorherigem online-Check-ins, fast eine halbe Stunde warten mussten. So verging zumindest ein Großteil des ohnehin mal wieder viel zu großen Zeitpuffers, ehe man sich vor der Durchschreitung der Sicherheitskontrolle noch sein mitgebrachtes Frühstück gönnte.

Wenig später erreichten wir unser Gate. Die letzten Minuten vor Aufbruch nutzte man noch auf absolut geilen Lounge-Liegen zum Ausstrecken der Beine, ehe diese in die viel zu kleine Sitzreihe der Maschine gezwängt werden mussten. Ehrlich, die Dinger sind einfach nicht auf den langbeinigen Durchschnittsdeutschen ausgelegt… Die knappe Stunde in der Luft verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug, ehe man am Amsterdamer Flughafen Schiphol landete.

Dort galt es nun fast sechs Stunden Wartezeit totzuschlagen, die aus dem vorverlegten ersten Flug resultierten. Den Flughafen zu verlassen schien keine Möglichkeit, da man keinerlei Ortskunde vorweisen konnte. Somit schritt man einfach mal alle Gates auf und ab, bevor man sich im lokalen Burgerladen ein kleines Mittagessen einverleibte, nur um noch ein paar weitere Stunden gelangweilt umherzuirren. Immerhin gabs durch die vielen Fenster mit Blickrichtung auf die Rollbahnen einiges zu sehen, was die Wartezeit dann doch etwas erträglicher machte. Dennoch freute man sich ungemein beim Start des Boardings für den Anschlussflug.

Die 747 war leider komplett voll, weshalb man sich schon schnell vom Gedanken an eine Mütze Schlaf verabschiedete. Ehrlich, ich kann im Sitzen einfach nicht schlafen. Somit erfreute man sich zunächst dem guten Abendessen, ehe man etwas Zeit mit der Bordunterhaltung verbrachte. Am Ende dürfte es vielleicht eine knappe halbe Stunde gewesen sein, in der man im Halbschlaf etwas döste, ehe die aufgehende Morgensonne über der äußeren Mongolei für etwas Abwechslung im sonst einfarbigen Nachthimmel sorgte.

Mehr schlecht als recht würgte man das Frühstück hinunter, wohl wissend, dass man die Energie für den restlichen Tag noch brauche. Nach kurzem Kreisen in der Warteschleife erreichten wir den Flughafen im Süden Hong Kongs, was den ersten festen Boden unter den Füßen seit zwölf Stunden bedeutete. Nach der wie üblich langen Wartezeit an der Passkontrolle warteten zumindest schon unsere Koffer auf uns, die wir wenig später in den nächstbesten Bus in Richtung Tsing Yi verluden. Dort angekommen gings erstmal in unsere Bleibe für die nächsten paar Wochen, ehe uns der Hunger wieder auf die Straßen trieb. Mit etwas leckerem lokalem Essen im Bauch ließ sich der Rest des Tages gut ertragen, ehe man abends völlig erschöpft in die wohl verdiente Kiste fiel.

Die nachfolgenden Wochen verbrachte man vorwiegend mit Familie und Freunden, weshalb ich mich dazu entschied, dieses Mal keinen separaten Reisebericht zu verfassen. Vielmehr werde ich Einiges in die (hoffentlich endlich mal) bald erscheinenden Berichte aus dem letzten Jahr ergänzen, sodass sich dann auch nix doppelt. Viel Spannendes stand dieses Mal sowieso nicht an.

Lediglich eine erneute Tour nach Macao (weniger kaputt und weniger heiß) sowie ein Ausflug zum Pferderennen, was so ziemlich der Nationalsport des Landes sein dürfte. Liegt aber vor allem daran, dass Glücksspiel verboten ist und man lediglich Lotto spielen oder eben auf Pferde wetten darf. Dementsprechend ansehnliche Tribünen mit hohem Zuschauraufkommen eröffneten sich unseren Augen beim Besuch der Anlage in Sha Tin. Kann ich jedem Besucher des Landes einfach mal empfehlen und schlägt mit einem Euro Eintritt nicht sonderlich auf die Reisekasse.

Aufgrund des straffen Zeitplans blieb letztlich nur ein Wochenende für Fussball übrig, welches es gut zu befüllen galt. Da man die Premier League in Hong Kong fast als komplett vermelden kann, galt der Fokus zwangsläufig den letzten beiden verbliebenen Grounds sowie einiger schöner Fußballstadien im angrenzenden China. Mit zeitig erschienenem Spielplan des lokalen Verbandes (der steht quasi zum Beginn der Runde schon fest) wurde schnell klar, dass beide fehlende Vereine tatsächlich ein Heimspiel hatten. Jackpot!

Da Tai Po am Ostermontag spielte, blieben sogar volle drei Tage für eine erneute Tour nach Südchina, um mit R&F HK die Liga zu komplettieren und eventuell ein oder zwei weitere Stadien zu kreuzen. Für diejenigen, die sich jetzt fragen, warum man für die Vervollständigung der Premier League nach China muss, hier die kurze Erklärung: Mit R&F HK spielt so zu sagen die U23 des CSL-Clubs Guangzhou R&F in der ersten Liga des Nachbarlandes, ähnlich wie der FC Vaduz in der Schweizer Liga.

Gründe dafür sind vielfältig, von der besseren Entwicklung der Spieler hin zu Zahlungen von Schmiergeld dürfte die gesamte Palette abgedeckt werden. Denn wer in die erste Hongkonger Liga will, muss sich keineswegs sportlich erst dafür qualifizieren. Es reicht, einfach nur einen gewissen Startbetrag an den Verband zu überweisen, und schon startet man erstklassig. Kein Wunder also, dass ein bekannter österreichischer Brausehersteller vor kurzem seine Sponsoring-Zahlungen an einen Zweitligaclub drastisch erhöhte. Rasenballsport Hong Kong könnte somit schon zur nächsten Saison an den Start gehen. Wie mich das freut. Haha… ha.

Wie dem auch sei, denn durch das Heimspiel von R&F HK am Samstagmittag bot sich ein Doppler mit dem noch fehlenden Meister Guangzhou Evergrande geradezu an. Leider ließ der Verband mal wieder unendlich auf sich warten, sodass man erst eine knappe Woche vor Abreise Gewissheit hatte. Natürlich musste Evergrande auswärts ran, wodurch diese Option schonmal vom Tisch fiel. Doch immerhin der Zweitligist Shenzhen, seines Zeichens Grenzort zu Hong Kong, hatte sonntags ein Heimspiel. Sollte also klappen und sorgte unterm Strich für Vorfreude.

In den folgenden Wochen (wir waren zu diesem Zeitpunkt schon in Hong Kong) stellte sich jedoch die Ticketbeschaffung für das R&F-Spiel als problematisch heraus. Aufgrund des angespannten Verhältnisses zwischen Hong Kong und China gilt jedes Aufeinandertreffen von Mannschaften beider Länder als Risikospiel, wodurch Tickets ausschließlich über die beiden Vereine erhältlich sind. Hieß im Klartext, dass wir unsere Tickets über den Gastverein besorgen mussten, in diesem Falle Pegasus.

Da sich Pegasus in der Liga auch noch wacker schlug und einen starken zweiten Tabellenplatz belegte, rechnete man damit, dass sie wohl ihr Kontingent vollständig ausschöpfen werden. In Verbindung mit dem Mini-Gästeblock im ohnehin nur für 900 Zuschauer zugelassenen Stadion schwanden unsere Chancen auf den Spielbesuch mit jedem Tag ein kleines Stückchen mehr. Zumal ja auch noch ein Visum besorgt werden musste, welches auch ein paar Tage auf sich warten lässt.

Genau acht Tage vor dem Spiel versetzte die Pressemitteilung von Pegasus unserer Planung endgültig den Todesstoß: Tickets gibt’s nur in Verbindung mit einer Bustour zum Auswärtsspiel, was mit dem zur Verfügung stehenden Visa nicht klappen würde. Schade, Komplettierung also verschoben. Somit blieb lediglich das Montagsspiel in Tai Po sowie der Sonntagsausflug nach Shenzhen, für den man übrigens kein Visum benötigt.

Doch das aktuelle Seuchenjahr hatte absolut kein Erbarmen mit uns. Samstagmorgens, also ein Tag vor dem geplanten Spielbesuch, stieß man zufällig beim Stöbern im Internet auf den Spielplan der zweiten chinesischen Liga. Und was sah man dort? Eine Ergebnismeldung vom Spiel in Shenzhen vom Vorabend. Das Spiel wurde einfach ohne Ankündigung zwei Tage zuvor auf den Freitagabend vorverlegt.

Es dauerte ein wenig, bis man es wahrhaben konnte, dass man sich nicht doch noch in einem Albtraum befand. In diesem Moment hätte ich am liebsten springend im Viereck gekotzt. Kurzfristige Alternativen Fehlanzeige, weitere Ziele aufgrund von Ostern schlichtweg nicht zu erreichen. Na klasse. Da vertraue ich lieber dem Pünktlichkeitsversprechen der deutschen Bahn als dem chinesischen Spielplan. Hilft aber alles nix, und so entschied man sich kurzerhand zur Groundbestätigung im oben genannten Spiel. Bei der letzten Tour das letzte Spiel, dieses Mal das erste. So schließt sich der Kreis. Amen.

Nach kurzem Frühstück in der heimischen Shopping-Mall gings per Pedes zum von unserer Bleibe nur einen Kilometer entfernten Stadion, dessen Anblick der schlechten Laune doch wieder etwas auf die Sprünge half. Ob schon gesehen oder nicht, die Anlage ist dank ihrer Lage direkt am Meer einfach ein Traum. Nach ein paar Fotos von außen und einer ungewöhnlich langen Schlange am Ticketschalter gings für günstige 60 HK$ (momentan etwa 6€) rein ins Vergnügen.

Die Tribüne zeigte sich im Vergleich zum letzten Besuch unverändert, während sich das Wetter um einiges gnädiger verhielt. Keine schwülen 35° wie beim letzten Mal, sondern ein angenehmer Wind, der uns den frischen Meeresduft vom angrenzenden Hafen wohlig um die Nase blies. Hong Kong im März ist dann doch um ein Vielfaches erträglicher als im August.

Um einiges besser zeigte sich auch der Zuschaueranstrom. Mit genau 1.359 Schaulustigen war die 1.500 fassende Anlage fast ausverkauft. Das große Interesse galt jedoch weniger den pinken Hausherren, sondern bot vielmehr die Chance, den schon fast als sicher feststehenden Meister Kitchee um seinen Stareinkauf aus nächster Nähe zu sehen. Der Club drehte nämlich, nach der Verpflichtung von Altmeister Diego Forlán, kräftig an der Ticketpreisschraube, wodurch viele der Anhänger eher die deutlich günstigeren Auswärtsspiele besuchen. Kein Wunder also, dass ein Großteil der anwesenden Zuschauer den Gästen die Daumen drückten.

Doch auch auf der Heimseite fanden einige Versuche eines organisierten Supports statt, was bei drei Mädels und einem ständig die Trommel malträtierenden Kerls jedoch eher für Kopfschmerzen als für gute Laune sorgte. Besser gefiel da eher der Gästemob, welche sich samt Schwenker und Zaunfahnen am anderen Ende der Tribüne breit machten. Akustisch gabs einige Schlachtrufe und Gesänge, die zwar ständig hörbar waren, uns jedoch nicht sonderlich vom Hocker rissen. Die oftmals zitierte angezogene Handbremse beim lokalen Fussballsupport schleifte auch an diesem Tag genüsslich den Belag vom Brot.

Immerhin der sportliche Aspekt wusste gut zu unterhalten. Der Kitchee SC, welchem einige Wochen zuvor mit einem 1:0 über keinen geringeren als Kashiwa Reysol der erste Championsleague-Sieg einer Mannschaft aus Hong Kong überhaupt gelang, startete als Favorit erwartet stark in die Partie und erzielte in der Anfangsviertelstunde gleich zwei Treffer. Das muntere Spielchen ging mit dem Anschlusstreffer der Hausherren keine zwei Minuten nach dem 2:0 weiter, ehe die Gäste wiederum zwei Minuten später auf 3:1 erhöhten. Vier Tore in den ersten 18 Minuten, hat was!

Leider ging danach das Tempo etwas zurück, sodass die nächste nennenswerte Szene eine Slapstickeinlage eines Angreifers der Gastmannschaft in der 59. Minute war. Nachdem er den Torwart umspielte, ließ er die Kugel die restlichen zehn Meter einfach weiter in Richtung Tor rollen. Nur den Ball abschirmend feierte er schon seinen sicher geglaubten Treffer, hatte dabei aber nicht den Torwart von Dreams auf dem Schirm, der sich wieder aufrappelte und die Kugel einen Zentimeter vor der Linie doch noch klären konnte.

Auch danach spielten lediglich die Gäste, deren Stareinkauf Forlán im Übrigen an diesem Tag zu Hause blieb. Nach etlichen vergebenen Chancen markierte das 1:4 in der 80. Minute schließlich das Ende einer guten Partie. In der nun eingekehrten Nacht gings für uns wieder zu Fuß zurück zur Bleibe, in der wir den restlichen Abend ausklingen ließen.

Hier gibt’s viele weitere Fotos!

Da für sonntags auf die Schnelle kein adäquater Ersatz für das nun ausgefallene Spiel in Shenzhen gefunden werden konnte, sollte montags mit dem zweiten Kick auch schon der letzte der Tour anstehen.