Regionalliga: Kickers Offenbach – SV Elversberg

11.02.2018
24. Spieltag Regionalliga Südwest
Kickers Offenbach - SV Elversberg
Stadion am Bieberer Berg
Endergebnis: 3:0 (0:0)
Zuschauer: 5.056 (80 Gäste)
Fotoalbum

Ein Spiel am Faschingssonntag ist so ziemlich die beste Möglichkeit, dem unbeliebten bunten Treiben auf den heimischen Straßen zu entfliehen. Besser sogar, wenn der Weg in ein Bundesland führt, dass diesen ganzen Quatsch gar nicht erst auslebt. Glücklicherweise zeigte sich der Verband gnädig und terminierte für die SVE wiedermal ein Auswärtsspiel in Hessen. War es 2017 noch Steinbach, so lautete in diesem Jahr der Bieberer Berg in Offenbach das Ziel der Reise.

So ganz gefeit vom närrischen Treiben war man dann aber doch wieder nicht, da die Elversberger Fanszene wie üblich zur Faschings-Mottofahrt ausrief. So traf sich am frühen Sonntagmorgen ein bunt durchmischter Haufen Clowns, Tiere, Mexikaner und Sonstiges am Abfahrtspunkt des Fanbusses.

Während sich der Bus so langsam füllte, bereitete in der Zwischenzeit viel Neuschnee ernste Sorgen über einen möglichen Spielausfall. Auch wenn in Hessen nur ein paar Flocken fielen, durchsuchte man regelmäßig die verschiedenen Kanäle der Kickers auf Informationen. Wird ja in letzter Zeit alles direkt abgesagt, wenn nur der erste Grashalm anfriert. Doch schnell stieß man auf die erhoffte Entwarnung, bevor sich der gut gelaunte Tross in Bewegung setzte.

Ohne Verkleidung, dafür mit dem einen oder anderen Bier in der Hand, verging die Zeit bis zur Vorstadt Frankfurts wie im Flug. Bei der Ankunft erwartete die ungefähr 80 Gästefans ein recht großes Polizeiaufgebot, welches die angereisten Saarländer durch den matschigen Park zum Gästeblock führte. Am Eingang durfte man sich erstmal 11 Euro (!) für einen Steher entledigen. Heftig in der Regionalliga.

Der nächste Gang führte uns zur lokalen Würstchenbude, wo vor allem die Hähnchenschnitzel überzeugten. Im Gegensatz zum teuren Eintritt hielt man sich hier mit den Preisen erfreulicherweise zurück. Drei Euro für die meisten Leckereien und Getränke in Maßeinheiten von einem halben Liter gehen völlig in Ordnung. Gesättigt gings rein ins Stadion.

Den neuen Bieberer Berg besuchte man nun schon zum dritten Mal, doch auch dieses Mal wusste das eher ungewöhnliche Stadion zu gefallen. Warum ungewöhnlich? Nun, eigentlich handelt es sich um einen stinknormalen Neubau, wäre da nicht die Besonderheit der Tribünenanordnung. Denn in Offenbach wurden die Stehplätze für die aktive Fanszene nicht hinterm Tor errichtet, sondern auf der kompletten Gegengerade, was den Bau dann doch recht einzigartig macht. Zudem wusste das neue Wandbild hinter den Stehrängen zu gefallen, was man an diesem Tag zum ersten Mal in Natura zu Gesicht bekam.

Die Sicht auf die Heimkurve könnte indes besser sein, da der Gästeblock direkt nebenan beheimatet ist. Somit bekommt man zwar akustisch die volle Dröhnung, hat jedoch optisch nicht immer den besten Blick. Insgesamt verliefen sich im Stadion deutlich weniger Zuschauer als noch bei den letzten Besuchen. Die jahrelange Tristesse der Regionalliga geht eben auch an großen Vereinen nicht spurlos vorbei, weshalb an diesem Sonntag lediglich etwas über 5.000 Zuschauer die Ränge füllten. Vielleicht lags aber auch an Karneval, wer weiß.

Der Auftritt der Heimseite wurde daher auch als etwas schwächer wahrgenommen als noch in den Vorjahren. Der sehr oldschool-lastige Support, für den die Kickers ja bekannt sind, ist auch nicht so unbedingt meins. Bei einfachen Liedern oder nach Chancen wurde es mal richtig laut, während in der restlichen Zeit lediglich ein kleiner Haufen rund um „Kollektiv 71“ richtig bei der Sache war. Vom Spielverlauf getragen zeigte sich die Kurve in der zweiten Hälfte des Spiels um einiges besser als in der ersten, wobei auch hier keine Bäume ausgerissen wurden.

Den gleichen Spruch kann man auch für den Gästeblock bringen. Die Stimmung war maximal sporadisch und passte sich dem für die Gäste stark negativen Spielverlauf an. Bei Gassenhauern wurde es mal recht laut, doch diese Momente konnte man an einer Hand abzählen.

Nun zum Spiel: Während die SVE am Wochenende zuvor schon bei Saarbrücken gefordert war und Motivation tanken konnte, sollte es für die Offenbacher Kickers das erste Spiel im neuen Jahr sein. Dennoch wurde die Favoritenrolle schnell den Gastgebern zugesprochen. Davon zeigten diese in der ersten Hälfte jedoch wenig. Elversberg erarbeitete sich Chancen beinahe im Minutentakt und überraschte mit seiner offensiven Grundeinstellung höchst positiv.

Doch auch die Rot-Weißen hielten dagegen, was die erste Hälfte sehr spannend und kurzweilig machte. Wäre das Spiel an dieser Stelle beendet gewesen, wäre man recht zufrieden mit dem Gesehenen. Doch das war ja noch die Halbzeit zwei…

Während Offenbach unverändert weiterspielte, schienen sich die Akteure der Elversberger wieder über das Faschingswochenende bewusst geworden zu sein und nahmen nun die Rolle von Clowns ein. Vom offensiven Spiel des ersten Durchgangs keine Spur, dafür öffneten sich große Löcher in den Abwehrreihen. Diese erkannten die Kickers natürlich sofort und nutzten sie aus. Kurz nach der Pause fiel daher das 1:0 nach einer Flanke, während in der 58. Minute ein Freistoss das 2:0 einbrachte.

Sämtliche nachfolgende Bemühungen der SVE kann man eigentlich nicht als solche bezeichnen. Beschreibend für den Spielverlauf war eine Szene aus der 90. Minute: Während Offenbach nun schon zum dritten Mal frei über die rechte Seite ins Zentrum flanken konnte, stand dort ein gerade erst eingewechselter Japaner der Offenbacher und köpfte (!) den Ball zum 3:0 Endstand in die Maschen. Die Häme konnte sich selbst der Stadionsprecher nicht sparen und sprach vom „Kopfballungeheuer“ Koo Sawada. So viel zur gefeierten kopfballstarken Abwehr der Saarländer.

Kurze Zeit später war die Messe gelesen und Offenbach durfte sich über seinen ersten Heimsieg über Elversberg aller Zeiten freuen. Und der war, wenn man das gesamte Spiel betrachtet, mehr als verdient. Aber was will man in dieser Saison auch erwarten…

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Auch die Rückfahrt passte ins Bild eines bescheidenen Tages. Mal wieder war die Toilette im Bus nicht benutzbar, weshalb man jeden noch so kleinen Rastplatz von Offenbach bis Elversberg bewundern durfte. Die niemals enden wollende Rückfahrt dauerte immerhin lediglich drei Stunden. Yay. Ich weiß schon, warum ich Fasching nicht mag…