DFB-Pokal: Borussia Mönchengladbach – Bayer Leverkusen

20.12.2017
Achtelfinale DFB-Pokal
VfL Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen
Borussia-Park
Endergebnis: 0:1 (0:0)
Zuschauer: 49.016 (ca. 3.500 Gäste)
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Nach allerhand Touren auf Dorfsportplätze der unteren Ligen sollte es nun endlich wieder auf die große Bühne des deutschen Fussballs gehen. Ausgangspunkt war die Tatsache, dass nach zweimonatiger Abstinenz endlich wieder meine bessere Hälfte aus dem Ausland zurückkehrte, weshalb man sich für die Zeit alleine eben auf lokale Partien beschränkte. Man will eben die großen Dinger zusammen besuchen und keine weite Touren nachholen.

So kurz vor Jahresende war nicht mehr allzu viel möglich, weshalb man schnell auf die Achtelfinalbegegnungen im DFB-Pokal schielte. Natürlich durften, aufgrund der Uni und anderer Verpflichtungen, auch die Anfahrtswege nicht zu lange sein, wodurch die Auswahl recht schnell auf Schalke, Mainz und Gladbach beschränkt wurde. Hat man zwar alles schon gesehen, doch irgendwie kribbelte es in mir beim schieren Gedanken daran, endlich mal wieder eine große Bude von Innen zu sehen. Regionaler Fussball an sich ist zwar geil, aber ab und an treibt es mich dennoch zu was Größerem. Ist eben doch was anderes, als sich irgendwo einen Oberligakick vor 300 Zuschauern zu geben.

Nach kurzer Überlegung hinsichtlich der Machbarkeit fiel die Entscheidung auf Gladbach, die mit Leverkusen einen sportlich interessanten Gegner hatten. Zudem hatte man noch den Besuch in der BayArena im Januar des Jahres im Kopf, wo ja bekanntlich die Szene rund um UL aufgrund des Choreoverbots und anderer Dinge boykottierten. Seitdem wollte man immer mal wieder ein Spiel des SV Bayer besuchen, was aber meistens an Terminierungen scheiterte. Mit dem Re-Revisit des Gladbacher Borussia-Parks hatte man sowieso keine Probleme, da der recht neue Bau an sich sehr gefällt.

Somit wurden einige Tage zuvor die Tickets bestellt und die letzte Tour des Jahres geplant. Damit klappte es übrigens auch mit dem privat 80. Spiel des Jahres, was in mitunter stressigen Wochen zuvor gar nicht mal so wahrscheinlich schien. Als Anreiseinstrument gab es aufgrund der frühestmöglichen Abfahrt um zwei Uhr mittags keine Alternative zum Auto. Beim Anpfiff um halb sieben blieben unterm Strich also gut viereinhalb Stunden für die Strecke. Und die sollte man auch brauchen.

Pünktlich gings los gen Norden in die Eifel, wo starker Nebel und tief verschneite Straßen das Weiterkommen erschwerten. Dennoch erreichte man den Tankstopp in Erftstadt in der geplanten Zeit. Als ob man es nicht schon vorher geahnt hätte, ging es keine fünf Minuten nach dem Zwischenstopp nur noch schleppend voran. Eine kilometerlange Blechlawine bahnte sich ihren Weg im Schneckentempo über die Autobahn, was Minute um Minute vom ach so schönen Zeitpuffer abknabberte.

Spätestens auf den letzten zehn Kilometern vor dem Ziel ging absolut gar nichts mehr und man stellte sich schon auf ein Verpassen der ersten Hälfte ein. Irgendwie ging es dann aber doch vorwärts und spätestens mit dem Erreichen der Ausfahrt schien plötzlich wieder alles in Butter. Über das Internet erfuhr man zudem, dass das Spiel zehn Minuten später angepfiffen werden sollte, was jegliche Zeitsorgen verschwinden ließ.

Das Vehikel wurde direkt auf dem ersten Parkplatz für sechs Euro abgestellt, da Laufen im Endeffekt die bessere Alternative gegenüber der Fahrt zum Parkplatz direkt am Stadion schien. Im Stechschritt gings zur Arena, die lediglich verschwommen aus den dichten Nebelschwaden hervorstach. In gut fünf Minuten erreichte man den Borussia-Park, den man für unsere Plätze auf der Südtribüne allerdings noch einmal umrunden musste. Die Ticketkontrolle verging zum Glück ohne Wartezeit und ehe man sich versah, stand man auch schon am Treppenaufgang der Süd.

Mit dem Erklimmen der letzten Stufen überkam uns ein Gefühl zwischen Erleichterung und purer Freude: Die Stadionluft wehte ins Gesicht, die lauten Gesänge der Nord bahnten sich ihren Weg in die Ohren… einfach geil! Und genau in diesem Moment betraten die Mannschaften das saftige Grün vor unseren Augen. Wir hatten es geschafft. Auf die Sekunde genau!

Auch die Plätze wurden schnell gefunden, doch aufgrund des unglaublich nervigen Hintertornetz alsbald wieder aufgegeben. Stattdessen fand man eine gute Alternative weiter oben im Unterrang, die man glücklicherweise bis zum Ende behaupten konnte. Unsere Position bot beste Sicht sowohl auf Nordkurve als auch auf den Gästeblock, wobei der dichte Nebel selbst im Stadion zumindest zu Beginn die Sicht etwas trübte.

Der Gladbacher Fanszene rund um Sottocultura zeigte zu Beginn ein Spruchband „Für fangerechte Anstosszeiten“, bevor der eher schwach beflaggte Block (nur Gruppenfahnen, resultiert aus dem anhaltenden Konflikt mit dem Verein) in den lautstarken Support startete. Dabei wurde besonders häufig auf die typischen Gladbacher Gassenhauer zurückgegriffen, wodurch vor allem in den ersten zwanzig Minuten auch andere Teile des Stadions mitgenommen werden konnten.

Die Leistung der Nord empfand man dabei durchaus als stark, wobei vor allem die geschlossenen Klatsch- und Hüpfeinlagen sowie die mitunter gute Lautstärke überzeugen konnten. Die Lieder waren die Gleichen wie vor einigen Jahren, als man zuletzt im Borussia-Park zu Gast war, was aber nicht weiter störte. Auch wenn der ein oder andere, was die Gesänge angeht, gerne mal von „Einheitsbrei“ in deutschen Stadien spricht, finden wir persönlich immer noch gefallen an diesem Stil.

Gegenüber der stark aufgelegten Nordkurve startete der Gästeblock zunächst verhalten, wofür man zunächst die akustisch eventuell nicht perfekten Plätze als Schuldigen ausmachte. Dennoch schienen, nach ein paar Gesängen zu Beginn, wirklich gar keine Bemühungen im Leverkusener Stimmungsblock wahrnehmbar. Doch ab der zwanzigsten Minute hatte man den Grund dafür ausgemacht: Auch die Leverkusener Szene stand im Stau und enterte erst in der Mitte der ersten Hälfte den Stehplatzbereich im Unterrang.

Innerhalb weniger Minuten wurden alle wichtigen Banner angeflaggt und der Block mit vielen kleinen rot-weiß-schwarzen Fahnen in die Vereinsfarben getaucht. Mit einem Capo auf dem Zaun ging auch plötzlich stimmungstechnisch deutlich mehr, was die Theorie über die schlechten Plätze komplett verwarf. Ab diesem Zeitpunkt hörte man die restliche erste Hälfte fast ausschließlich die Gäste, die ihre Gesänge nun lautstark vortrugen.

Das Highlight war zu Beginn der zweiten Hälfte zu sehen, als sich zunächst ein Mob unter einer kleinen Fahne vermummte und danach ein vorgezogenes Silvester feierte. Nach ein paar weißen Strobos erblickten etliche Fackeln das (Flut-)Licht der Gladbacher Arena, ehe dichter roter Rauch die gelungene optische Aktion abrundete. Stark und mitunter dass, worauf man bei der Partie hoffte.

Neben einer guten Atmosphäre versprachen auch die guten Tabellensituationen der beiden Teams eine spannende Partie auf dem Platz. In der hatte die Borussia vor allem in Hälfte ein die Nase vorne, scheiterte jedoch viel zu oft an der eigenen Unfähigkeit beim Torabschluss. Viele Unterbrechungen für höhere Schauspielkunst der Gäste nahm zudem immer wieder das Tempo aus der ansonsten guten Partie, die kurzweilig in die Pause ging.

Selbige nutzen wir zur Beschaffung der Verpflegung, wofür ja bekanntlich vor dem Spiel keine Zeit war. Das große Stück Salamipizza und eine Portion Pommes halfen aber über den aufgestauten Hunger hinweg. Die zweite Hälfte startete zunächst mit der bereits erwähnten optischen Aktion im Gästeblock, ehe schließlich Leverkusen in der 70. Minute durch einen Konter zur Führung kam und die immer noch gut spielenden Gladbacher für ihre fahrlässige Chancenvergabe bestraften.

Kurze Zeit später folgte die mittlerweile virale „Herrliche Schwalbe“, die auch einen Bierbecherwurf aus dem VIP-Bereich zur Folge hatte. Obs dafür auch SV gibt? Ein Stehplatzblock wär bei gleichem Vergehen wohl beim nächsten Spiel geschlossen… Allgemein wurde es nun hitziger auf dem Rasen sowie auf den Rängen. Der Heimbereich unterstütze nun stark spielbezogen und steigerte sich in jeden Zweikampf hinein, während die Anhänger des SV Bayer mit lauten und durchgehenden Gesängen schon fast die Stimmhoheit im Stadion übernahmen. Die Fohlenelf rannte bis zum Ende an, doch es sollte nicht reichen.

Am Ende gewann die Werkself aus Leverkusen mit 1:0, worüber sicherlich auch der Unparteiische nicht gerade unglücklich war. Immerhin zeigte sich das Gladbacher Publikum gnädig mit seinen Spielern und dankte den Akteuren mit einer Schalparade auf der Nord, während der Gästeblock das Erreichen des Viertelfinals lautstark feierte.

Allgemein war man über den starken Auftritt der Leverkusener überrascht, da man eine solch gute Quote nicht erwartet hätte. Doch auch die Gladbacher Nordkurve hinterließ mal wieder einen positiven Eindruck, auch wenn der Spielverlauf etwas auf die Lautstärke drückte. Dennoch verließ man mehr als zufrieden das Stadion und machte sich auf den Weg zum Auto.

Für den Rückweg zum Gefährt benötigte man jedoch dieses Mal fast eine dreiviertel Stunde, da ein weites Areal um den Gästeblock gesperrt wurde und man leider selbigen passieren musste. Auch auf dem Parkplatz ging zunächst gar nichts, ehe sich die Blechkarawane in Richtung Autobahn bewegte, wo der nächste lange Stau die Weiterfahrt verzögerte. Da merkte man wieder, dass es eben doch einen Unterschied macht, ob man nun ein Achtelfinale im Pokal oder einen Oberligakick irgendwo auf dem Land anschaut.

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Doch auch diese Zeit ging vorbei, sodass man kurz vor Mitternacht wieder heimische Gefilde erreichte. Beim Gedanken an den Wecker um halb sechs am folgenden Morgen wollte man nichts weiter, als endlich ins wohlig warme Bett zu kriechen.