Regionalliga: SV Elversberg – SV Waldhof Mannheim

25.11.2017
21. Spieltag Regionalliga Südwest
SV Elversberg - SV Waldhof Mannheim
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 0:2 (0:2)
Zuschauer: 2.109 (ca. 500 Gäste)
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Mal wieder Samstag, mal wieder ein Heimspiel an der Kaiserlinde. Elversberg gegen Mannheim lautete die Partie, die sich in den letzten Jahren zu einem echten Topspiel gemausert hat. Kickten die beiden Clubs vor einiger Zeit noch um die goldene Ananas, sind beide momentan ein fester Bestandteil der Spitzengruppe der Regionalliga Südwest. Leider, denn eigentlich dürfte bzw. sollte keines der beiden Teams überhaupt noch der Viertklassigkeit angehören.

Mannheim und Elversberg sind die Meister und jeweils Zweitplatzierten der vergangenen beiden Jahre, scheiterten jedoch beide jeweils zwei Mal an der umstrittenen Relegation. Ein Problem, welches dringend nach einer Lösung schreit, die für beide Mannschaften aber viel zu spät kommt.

Die Meisterschalen stehen zwar in den Vitrinen, doch sich wirklich darüber freuen kann sich wohl kein Anhänger der beiden Clubs. Die Freude über eine geile Runde, begleitet von vielen Siegen und dem Gefühl des gewonnenen Titels ist einfach wertlos, wenn statt dem eigenen Club andere Vereine plötzlich oben stehen. Im Sinne aller Fussballfans, insbesondere der Anhänger, die dieses traurige Schauspiel schon durchleben mussten, bleibt einfach nur zu hoffen, dass sich die Verbände im Dezember auf ein neues System einigen. Ob dies aber die Lösung aller Probleme bieten wird, bleibt abzuwarten.

Neben dem Blick auf die Vergangenheit ist es vor allem die Zuversicht auf zukünftige Erfolge, die die Anhänger dann doch wieder in die Stadien treibt. Denn obwohl in diesem Jahr mit Saarbrücken und Offenbach mal andere Vereine das Ligageschehen dominieren, folgen Mannheim und Elversberg auf den Plätzen mit zuletzt guten Ergebnissen. Der Vorsprung des Spitzenduos schrumpft, die Liga wird spannender. Und genau in diesem Moment steht das Duell des Drittplatzierten gegen den Vierten an, ein Spiel, was von vielen als schon vorentscheidend für die weitere Saison angesehen wurde.

Und auch für mich persönlich stellte die Begegnung, abseits aller sportlicher Bedeutung, etwas ganz besonderes dar: Denn dieses Spiel war meine Nummer 200 im Waldstadion an der Kaiserlinde, dem Stadion, in dem alles anfing. Ein Ort voller Emotionen, purer Freude aber auch des grenzenlosen Leids. Ein Ort, der sich in den vergangenen Jahren stark wandelte, doch im Grunde immer der gleiche blieb. Ein Ort, zu dem man immer wieder zurückfindet, egal wie weit entfernt man jetzt wohnt. Heimat eben.

Ein fast schon melancholisches Gefühl begleitete mich auf der Straße hinauf zur Linde. Erinnerungen an große Spiele kamen auf, aber auch an jene familiäre Zeit, als man jeden der rund hundert Zuschauer noch persönlich kannte. Stolz erfüllte die Brust beim Gedanken an das, was der Verein in den vergangenen fünf Jahren auf die Beine gestellt hat. Ja, das Stadion ist immer noch nicht fertig. Ja, Elversberg hat immer noch keine 5.000 Zuschauer und ja, Elversberg spielt immer noch Regionalliga. Doch obwohl so viel im Grunde gleich blieb, hat sich genauso viel verändert.

Eine gigantische Haupttribüne ziert nun den Rasen, die für nichts anderes als den Fortschritt steht, den man in den vergangenen Jahren erreichte. Die Jugend spielt nun Bundesliga, wenn auch nicht wirklich erfolgreich. Die Ränge sind nun bedeutend besser gefüllt, auch wenn sich der Anteil an Schönwetter- und Erfolgsfans deutlich erhöhte. Aber hej, von etwas über 1.000 Zuschauern im Kern hätte man vor zehn Jahren nicht mal zu träumen gewagt. Alles entwickelt sich. Langsam, aber mit einer spürbaren Beständigkeit. Und das ist auch gut so. Denn ginge alles zu schnell, wäre es nicht mehr den Verein, den man seit seiner Kindheit kennt.

Und so erfreute man sich am Anblick des guten alten Waldstadions, welches sich im Regen und Graupel von Elversberg dennoch mit über 2.000 Zuschauern füllte. Ein Großteil ließ sich auf Haupttribüne nieder, die so gut gefüllt war wie schon lange nicht mehr, während die beiden Heimblöcke eher mäßig besucht waren.

Hinter dem anderen Tor das komplette Gegenteil: Eine für die Ligaverhältnisse sehr große Masse Blau-Schwarzer füllte den Gästeblock und tauchte die Zäune in seine Farben. Am Ende dürften es gut 500 Mannheimer gewesen sein, die sich im schön beflaggten Stehplatzbereich sowie am äußeren Rand der Haupttribüne breitmachten. Angetrieben von zwei Capos erreichten die Gäste eine enorme Lautstärke sowie eine starke Mitmachquote.

Obwohl die Mannheimer die Länge des Gästeblocks komplett ausnutzten, beteiligte sich fast jeder am aktiven Support. Besonders eindrucksvoll waren dabei die Klatsch- und Hüpfeinlagen sowie die Gassenhauer, bei denen sich auch der Haufen auf der Tribüne beteiligte. Dem Spielverlauf geschuldet ebbte die Unterstützung in keiner Sekunde ab, eher im Gegenteil: Nach den Mannheimer Toren und insbesondere in der zweiten Hälfte drehte der sowieso schon gut aufgelegte Gästeblock richtig frei und legte einen astreinen Auftritt hin.

Im Jahresvergleich dürfte dies das Beste gewesen sein, was 2017 an der Kaiserlinde zu Gast war. Auch im Hinblick auf vergangene Auftritte dürfte Mannheim seine bisherigen Gastspiele in Elversberg stimmungsmäßig getoppt haben. Man könnte es mittlerweile merken: Ich war definitiv begeistert.

Leider hatte der zahlenmäßig gar nicht mal so schlechte Elversberger Mob den Gästen nur sehr wenig entgegenzusetzen. Während sich am Anfang noch ein guter Haufen am Support beteiligte und Lieder lange gehalten wurden, ging es mit der Mannschaftsleistung spürbar bergab. Die Enttäuschung über das schwache Spiel der eigenen Elf in Verbindung mit der Übermacht im Gästeblock liesen ab dem Ende der ersten Hälfte auch die letzten Stimmen verstummen. Schade eigentlich.

Doch während das Umfeld an diesem Tag von höheren Ligen träumen ließ, zeigte das Geschehen auf dem Rasen die harte Realität der Regionalliga auf. Ein schnelles Spiel ohne viele Chancen stand zu Buche, die meisten Aktionen fanden irgendwo in der Mitte des Feldes statt. Dank des Regens rutschten Spieler und Torhüter oft weg oder produzierten Fehlpässe. Alles in allem also nicht wirklich ansehnlich. Dennoch hatten die Waldhöfer gefühlt etwas mehr vom Spiel, obwohl Elversberg von Beginn an gut mithielt.

Bis zur 34. Minute, als Mannheim nach einem Nachschuss aus stark abseitsverdächtiger Position zum 1:0 einköpfte. Großer Jubel im Gästeblock, während der Heimbereich über die mutmaßliche Fehlentscheidung lamentierte. Wirklich viel Zeit dafür blieb jedoch nicht, denn keine drei Minuten später erzielten die Gäste das 0:2 mit einem wahren Traumtor. Damit war die Messe quasi gelesen und die Elversberger Spieler trabten mit hängenden Köpfen in die Kabine. Mannheim war abgezockter, während bei der SVE so wirklich gar nichts zusammen laufen wollte.

Und selbiges sollte sich auch in Halbzeit zwei nicht ändern. Mannheim musste nicht mehr und erkannte schnell, das Elversberg nicht wirklich gefährlich wurde. Somit zogen sich die Gäste zurück und überließen den Gastgebern die Partie, die aber nichts mit der Kugel anzufangen wussten. Ein paar Chancen sprangen dennoch heraus, jedoch keine wirklich gute. Somit endete das Spiel mit einem absolut verdienten Auswärtssieg für die Gäste.

Mit Abpfiff gabs noch einen Blinker im Mannheimer Block, bevor die Anhänger zur ausschweifenden Feier mit der Mannschaft ansetzten. Währenddessen leerte sich der Heimbereich so schnell wie schon lange nicht mehr. Keine fünf Minuten nach Spielende war nahezu das komplette Stadion verweist.

Einzig die Gesänge der Blau-Schwarzen sowie einige laute Polizeiansagen erfüllten den regnerischen Himmel über Elversberg. Das Spiel der SVE passte einfach perfekt zum Wetter des Tages. Mies, kalt und mit keinerlei Freude verbunden. Vielleicht sinnbildlich für die aktuelle Saison. Man kann mit der Spitzengruppe nur bedingt mithalten und verliert die wichtigen Spiele.

Und nächste Woche geht’s nach Saarbrücken zu genau dem Team, welches die Liga momentan souverän dominiert. Die Erwartungshaltung ist nach der Niederlage natürlich wieder eine andere.

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Doch vielleicht ist es auch einfach besser so. Mit freiem Kopf, ohne wirklich über Tabellenabstände nachzudenken. Einfach nur eine Partie Fussball sehen. Alles kann, nix muss. Hat doch auch was!