2. Bundesliga: 1. FC Kaiserslautern – Karlsruher SC

14. Spieltag 2. Bundesliga
1. FC Kaiserslautern - Karlsruher SC
Fritz-Walter-Stadion
Endergebnis: 0:0 (0:0)
Zuschauer: 28.487

Am Sonntag stand eines der größten Südwest-Derbys an: Der 1. FC Kaiserslautern und der Karlsruher SC gaben sich auf dem Betzenberg die Ehre. Grund genug, um denselben einmal wieder zu besuchen. Als Anreiseweg wurde sich schnell für die Bahn entschieden, da aufgrund des erwarteten großen Andrangs sowie eines verkaufsoffenen Sonntags der Mangel an Parkplätzen schon vorprogrammiert war. Da die Tickets aber nur innerhalb der Pfalz gelten, musste das kurze Stück bis Homburg noch per Auto zurückgelegt werden.

Schon am Bahnhof stimmten sich einige Lautrer mit ein paar Bier um kurz nach 10 Morgens auf das Spiel ein. Mit dem ersten Bummelzug gings über Dörfer und an der US-Army-Base vorbei, bis man schließlich den Betzenberg erblicken konnte. Nach der Ankunft musste man sich beeilen, um den Fanmarsch der Roten von der Innenstadt zum Stadion abzupassen. Gerade rechtzeitig erreichte man den Kreisel vor dem Bahnhof, auf dem sich die Lautrer mit Pyro und rotem Rauch einsangen. Nach kurzem Warten setzte sich der Mob wieder in Richtung Stadion in Bewegung.

Auf einem nahegelegenen Parkdeck wartete man danach auf zwei Sonderzüge aus Karlsruhe. Deren Ankunft wurde von vielen Böllern und Fackeln untermalt, die überall auf den Gleisen verteilt wurden. Unter lauten Gesängen tauchten die Badener den Bahnhof in blauen Rauch und versammelten sich auf der Straße hinter dem Parkhaus, um auf den zweiten Zug zu warten. Nach weiteren 15 Minuten waren beide Haufen vereint und setzten sich unter Begleitung einer Hundertschaft in Bewegung. Da man sich aufgrund der Kälte und dem großen Zeitfenster (fast zwei Stunden bis zum Spiel) noch nicht ins Stadion setzten wollte, gings noch eine Runde durch die Innenstadt von Kaiserslautern, um sich ein wenig zu stärken. Danach wurde der Berg zur Arena und zu den gewählten Sitzen erklommen.

Das Duell der beiden Teams versprach, auch abseits der brisanten Derby-Situation, einiges an Spannung. Der FCK, welcher katastrophal in die Saison startete, stabilisierte sich zuletzt ein wenig und steht nun im Mittelfeld der Tabelle. Die Karlsruher dagegen stehen schon seit Beginn im Keller und belegen vor dem Spiel den Relegationsplatz. Somit wäre ein Sieg für beide Teams nicht nur prestigeträchtig, sondern auch überlebenswichtig.
Beide Kurven machten schon vor dem Anpfiff ihren Spielern Mut und sangen gegeneinander an. Die Karlsruher platzierten sich dabei neben dem eigentlichen Gästeblock im Block 18.1. Neben diversen Gruppenfahnen des Rheinfire und PS99 brachten die Gäste auch die lange “Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix e.V.” und die “Gegen Kollektivstrafen”-Fahnen mit, was den kompletten Zaun in ein einheitliches Blau und Weiß hüllte und gut aussah. In der Westkurve hingen die üblichen Fahnen der führenden drei Gruppen (GL, FY und PI) sowie viele weitere Fanclubfahnen. Vor dem Anpfiff gedachte die West mit viel Applaus Hans-Günter Neues, einem ehemaligen Spieler und Kapitän des FCK. Eine Schalparade zu “You’ll never walk alone” blieb aber die einzige optische Einlage der Heimseite.

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Im Gästeblock dagegen ging es richtig rund: Kurz vor Anpfiff vermummte sich ein großer Haufen unter einer kleinen Blockfahne. Der schwarze Mob zündete eine große Menge weißen Rauchs und schoss Raketen unters Dach. Die Aktion dauerte minutenlang und hüllte den gesamten Betzenberg in weißen Nebel. Besonders dabei hervorzuheben: Die Karlsruher Spieler kamen während der Aktion(!) klatschend in die Kurve und befeuerten somit die Fans noch mehr (normalerweise suchen die Akteure auf dem Feld bei der ersten Fackel direkt das Weite). Danach startete das Spiel und die beiden Kurven legten endlich richtig los. Die West startete gut und laut mit ihrem Liedgut, baute dabei aber im Laufe des Spiels ab. Oft war es nur ein kleiner Haufen, der konstant in Bewegung schien. Lediglich bei Pöbeleinlagen gegen den KSC und beim Springen konnte eine gute Lautstärke erreicht werden. Von der Heimseite hat man ein wenig mehr erwartet, aber vielleicht waren auch einfach die Erwartungen zu hoch. Dass die West aber sehr laut sein kann, zeigte sich z.B. beim ersten Spiel der Saison gegen Hannover.
Die Gästefans starteten mit einem anscheinend neueren Lied etwas leiser, wurden danach aber immer lauter und übertönten die Heimkurve in vielen Momenten. Die brachial vorgetragenen Gesänge sowie die konstant hohe Mitmachquote im Gästeblock wussten durchaus zu gefallen.

Da neben dem Geschehen auf den Rängen auch noch Fussball gespielt wurde, auch noch ein paar Worte hierzu: In der ersten Hälfte fand ein offener Schlagabtausch zwischen den beiden Teams statt, in welchem der FCK leichte Vorteile erringen konnte. Die wenigen herausgespielten Großchancen gehörten alle den Pfälzern, die Karlsruher kamen aber über den Kampf immer wieder zurück ins Spiel und verhinderten den Rückstand. Das hohe Tempo forderte schnell sein Tribut, wodurch ab der 30. Minute nicht mehr viel passierte.

Die zweite Hälfte startete wieder stark mit vielen Torchancen. In der 60. Minute klingelte es dann im Karlsruher Tor. Die Jubelstürme der Fans und Spielern wurde aber durch den Schiedsrichter unterbrochen, der den Lautrer Torschützen im Abseits gesehen haben wollte. Eine offensichtliche Fehlentscheidung, wie sich später herausstellen sollte. Danach wurde das Spiel hitziger, Tore fielen aber keine mehr. Am häufigeren Zeitspiel der Blauen wurde schnell klar, dass Karlsruhe mit dem Punkt eher zufrieden war. Somit endete das Spiel glücklich für den KSC, die Lautrer müssen sich über zwei verschenkte Punkte ärgern.

Nach dem Spiel positionierte man sich wieder auf dem Parkhaus nahe dem Hauptbahnhofe und wartete auf die Ankunft der Gästefans. Begleitet von einem Wasserwerfer, einem Hubschraubers und hunderten Diener der Staatsmacht erreichten die Gäste friedlich ihre beiden Züge.
Auch für uns ging es danach in einem übervollen Zug zurück nach Homburg, von wo es ab ins warme Heim ging.

In Erinnerung blieb ein gutes Spiel, eine schicke Rauchaktion sowie eine ordentliche Stimmung, die aber unterm Strich leider leicht hinter den Erwartungen zurück blieb.