3. Liga: SC Verl – SV Elversberg

25.03.2023
29. Spieltag 3. Liga
SC Verl - SV Elversberg
Stadion Paderborn
Endergebnis: 1:2 (0:1)
Zuschauer: 900 (80 Gäste)
Ticket: 12€
Fotoalbum

Anfang des Jahres noch nahm man mit Freude die Ankündigung des SC Verl in Kenntnis, ausgerechnet zum Spiel gegen Elversberg wieder in der eigenen Sportclub-Arena antreten zu wollen. Der neue Rasen sei verlegt und der generelle Fortschritt des Umbaus ließe positiv auf die Planungen der Rückrunde blicken. Nun, die Wochen vergingen und die Informationslage aus Ostwestfalen blieb äußerst dünn. Und am Ende stand die kleinlaute Mitteilung, voraussichtlich Anfang der neuen Saison wieder in der eigentlichen Heimat anzutreten. Somit Paderborn statt Verl, was mir nur mäßig in den Tee passte. Die Bude hätte ich eigentlich gerne mit einem Kick des SCP zum ersten Mal gesehen, zudem verweilte man erst im kalten Januar auf dem benachbarten NLZ und gönnte sich einen Test der Zweiten. Aber es half alles nichts, denn am Ende ging es am frühen Samstagmorgen trotzdem zum zweiten Mal in diesem Jahr nach Paderborn.

Zum Glück auch wieder selbst auf den letzten Metern fit, denn bis kurz zuvor drehte bei uns das Fieberthermometer fröhlich seine Runden. Ich brauch jetzt einfach Wärme… Die Gedanken lagen bei der gut zweieinhalbstündigen Hinfahrt vor allem bei der sportlichen Situation der SVE – wird’s ausgerechnet gegen den SC Verl, der regelmäßig den Spitzenteams ein Bein stellt, wieder etwas mit mehr als einem Punkt? Kann zudem die Revanche fürs Hinspiel glücken, in dem die SVE trotz Führung ohne Zählbares dastand? Kurz kramte man im leicht benebelten Schädel nach den Erinnerungen ans Hinspiel – kam aber recht schnell drauf, dass man den Kick auf dem Handy aus dem sonnigen Italien verfolgte. Hach, Wärme… Warm war nur die Getränkeflasche neben mir, die wohlig vor sich her dampfte. Kassel blieb schnell hinter uns und wenig später markierten die ersten Wandmalereien des SCP das Eintreffen am Spielort.

Einen Vorteil haben diese neuen Arenen ja – man fährt von der Autobahn direkt auf den Parkplatz. Dieser war zum Glück kostenlos, weshalb auch der ekelhafte Dauerregen, der mit unaufhörlichen Windböen stetig ins Gesicht peitschte, nur kurzer Begleiter auf dem Weg zur Kasse war. Faire zwölf Euro gingen für die orangenen reservix-Karten drauf, dann konnte der Fiat Multipla der deutschen Stadionlandschaft betreten werden. Joah, gibt schönere Buden. Erhöhte Bauweise, dadurch Treppen am vorderen Ende und kaum Platz für Zaunfahnen, dafür gute Sicht aus der ersten bis zur letzten Reihe. Nur warum sind die Wände so hoch? Allein das trägt schon viel zum Charme einer Lagerhalle bei. Immerhin der Anteil Stehplätze ist dank der beiden Hintertortribünen hoch, da lediglich die beiden Seiten, auf der Haupt samt kleinem Oberrang, über Sitze verfügen. Befremdlich waren zudem die 15 Fanclubbanner des Paderborner Anhangs, die wohl die gesamte Zeit im Stadion hängen bleiben.

Auf den Anblick erstmal den Verpflegungsstand getestet, der nicht nur mit großer Auswahl, sondern ebenso günstigen Preisen und guter Qualität auftrumpfte. Die Mantaplatte für 6,50 war eine ordentliche Portion und geschmacklich top, während insbesondere das warme und frisch belegte Schnitzelbrötchen für vier Taler mein absolutes Highlight markierte. Selten so gut und günstig in einem Profistadion gegessen wie hier! Auch die Getränke in 0,5L-Größe für vier Euro ohne Pfand gingen absolut in Ordnung. Daumen hoch!

Gesättigt warf man einen Blick auf die sich langsam füllenden Traversen der für den SCV völlig überdimensionierten Bude. 900 zahlende Zuschauer wurden am Ende durchgegeben, vermutlich aufgerundet. Davon 80 aus dem Saarland, die hinter einigen Zaunfahnen und mit vier Schwenkfahnen einen kompakten Haufen stellten. Allerdings hätte ich mir ehrlich gesagt schon ein paar mehr Fahrer gewünscht, unter 100 ist bei unserer sportlichen Situation einfach zu schwach. Klar, vor einigen Jahren wäre so eine Fahrt mit der Anzahl noch ein Highlight gewesen, nun zieht solch ein Kick nicht mehr so viele. Aber ich bleib dabei – Leute, fahrt mehr auswärts! Immerhin beteiligte sich gut die Hälfte am beständigen Dauersupport, der in der ersten Hälfte durch viele alte Klassiker getragen wurde, ehe im zweiten Durchgang das neuere Liedgut durch die leere Turnhalle schallte. Da ich großer Fan von komplexen Texten und südlichen Melodien bin, ging mir der zweite Durchgang somit deutlich besser ab. Ein paar Späße untereinander mussten auch noch sein, denn wann ist man schon so unter sich? Insgesamt ein solider Auftritt, mehr war mit den vorhandenen Mitteln auch nicht machbar.

Die Gegenseite konnte ebenso einen kleinen Haufen hinter zwei Zaun- und einigen Schwenkfahnen (samt Sek SV) verzeichnen, der mit etwa 20 Leuten im Zentrum gut in Bewegung war. Hörbar selten, aber immerhin fahren viele trotz der guten halben Stunde zu den Heimspielen. Scheiß-Situation, aber was will man machen, wenn daheim anscheinend keiner Interesse hegt, die Bude fertig zu bekommen.

Auf dem Rasen das mittlerweile übliche Spiel. Elversberg startet gut in die Partie und kommt nach 15 Minuten durch Fellhauer zur Führung, ehe die restlichen Chancen wenig einbrachten. Ein eigentlich reguläres Tor wurde durch die Unparteiische in ihrem ersten Drittligaspiel wegen dem Zweikampf gegen den Verler Schlussmann aberkannt (kann man geben, kann man aber auch weiterlaufen lassen), dann übergab man den Staffelstab an die Hausherren, die ab Ende des ersten Durchgangs das Spiel machen durften. Dieses Mal schien die SVE hinten stabiler zu stehen, doch trotz defensiver Wechsel war es wieder ein Standard, dieses Mal eine Ecke, die den Ausgleich bedeutete. Warum, und das frage ich mich seit nunmehr sechs Spielen, bricht die Mannschaft jede Woche auf den letzten Metern ein?

Nun drückte Verl gar auf Sieg, während Elversberg nur noch selten zu Entlastungsangriffen kam. Der Frust der Jungs war groß, schön ausgedrückt durch Schnellbacher, der sich nach unnötig hartem Einsteigen von Hinten wahrscheinlich für die nächsten zwei Wochen eine Pause gönnen darf. Eigentlich wollte ich schon mit dem üblichen Satz abschließen: Alles hoffen und bangen half nichts, denn der nächste Pfiff besiegelte das vierte 1:1 in Folge – doch aus dem letzten Angriff resultierte eine Flanke, die ein Verler Defensivmann klar an die Hand bekam. Strafstoß in der 93. Minute. Thore Jacobsen nahm sich der Aufgabe an – und netzte unten links zum 1:2! Eskalation im Gästeblock, der nun lautstark gegen den letzten Verler Angriff ansang und nach dem nächsten Pfiff sämtliche Fäuste gen Himmel strecken durfte.

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Der Wind peitschte die Regentropfen ins Gesicht, doch es war allen egal. Drei Punkte, erkämpft in Unterzahl in der allerletzten Sekunde. So wichtig, so unfassbar wichtig in dieser Situation! Dreckig und nie mehr mit irgendwas gerechnet, aber das soll am Ende auch keinen mehr interessieren. Denn es schallte wieder inbrünstig „Auswärtssieg“! Hell auch wieder die Gesichter der Mannschaft, die sich vom Gästeblock ihren verdienten Applaus abholten und auf die kommenden Aufgaben eingestimmt wurden. Neun Spiele sind noch zu gehen, während der Punktevorsprung erstmals seit einigen Wochen wieder auf zwölf Zähler anwächst. Wir glauben weiter dran!