Regionalliga: SV Elversberg – VfB Stuttgart II

11.08.2018
4. Spieltag Regionalliga Südwest
SV Elversberg - VfB Stuttgart II
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 0:1 (0:1)
Zuschauer: 663 (10 Gäste)
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Wiedergutmachung lautete das ausgerufene Motto für den vierten Spieltag. Wiedergutmachung für die unterdurchschnittliche Punkteausbeute in den ersten drei Saisonspielen und insbesondere für die Derbyniederlage gegen Homburg. Aber ganz egal ob durch eine weitere Leistungssteigerung oder durch schiere Offensivkraft: Hauptsache Punkten hieß die Devise!

Dass dies gegen die Amateure des VfB Stuttgart gelingen sollte, stand für Viele quasi außer Frage. Doch so wirklich viele Schaulustige lockte es dann doch nicht an die Linde. Erschreckende 663 Nasen verliefen sich am Samstagmittag auf den Rängen, was nahtlos an die schwachen Besucherzahlen aus der vergangenen Rückrunde anknüpfte und wieder die Befürchtung hochkochen ließ, dass es der Verein mal wieder schafft, sein Stadion leer zu spielen.

Dennoch formte sich ein durchaus überzeugender Haufen im Block C1, der beim nun stark abgekühlten, perfekten Fussballwetter sein Liedgut zum Besten gab. Recht geschlossen wurde lautstark der eigene Verein besungen und einige Schlachtrufe gen Himmel gerufen. Leider passte sich die Atmosphäre noch im ersten Durchgang an die Leistung der Spieler an. Von Seiten der zehn mitgereisten Schwaben, die immerhin eine Zaunfahne dabei hatten, gabs bis auf einen kurzen Ruf nichts Erwähnenswertes zu berichten.

Und schon wären wir mal wieder beim Spiel. Und das lässt dich eigentlich recht schnell zusammenfassen: Unterirdisch, erbärmlich, zum Kotzen. Das Unheil begann schon in der achten Minute, als die erste Chance der Gäste in Form eines direkten Freistoßes  direkt saß. Gut, kann passieren und war auch perfekt platziert, keine Vorwürfe hierzu. Vor allem nicht an den starken Elversberger Schlussmann. Aber danach verpasste es eine in allen Belangen erschreckend schwache Elversberger Mannschaft, den auf keinen Fall besseren Gästen auch nur in irgendeiner Form Paroli zu bieten. Kein Zweikampfverhalten, keine Körpersprache, Fehlpässe und hohe Bälle ohne Ende.

Ab der 30. Minute fegte ein lautes Pfeifkonzert durch die Linde. Eine Seltenheit, selbst beim erfolgsverwöhnten Publikum. Es lief nichts, aber auch gar nichts zusammen. Ein paar glücklich herausgespielte Chancen in der zweiten Hälfte scheiterten knapp, wirkten jedoch eher als Produkt von zufälligen Fehlpässen der Gegenspieler. Schade auch, dass Koffis Fallrückzieher an diesem Tag daneben ging. Für gewöhnlich wär so ein Ding drin. Doch ein Punkt, geschweige denn ein Tor wären der kollektiven Nichtleistung definitiv nicht gerecht gewesen. Die Stuttgarter Amateure gewannen verdient gegen den Tabellenletzten aus Elversberg, der aktuell nur ein Schatten seiner selbst ist.

Die Fans hatten derweilen schnell einen Schuldigen für die Misere ausgemacht: Der Trainer und Sportdirektor in Person von Roland Seitz, der dem geneigten Stadiongänger schon seit dem Abstieg aus der dritten Liga vor mehr als vier Jahren ein Dorn im Auge ist. Demnach schallten laute Gesänge gegen seine Person durchs weite Rund, die von Jung und Alt gleichermaßen innbrünstig gen Seitenlinie getragen wurden. Die letzten zehn Minuten wurden gar gesanglich als die letzten des Trainers heruntergesungen. „Nur noch zehn Minuten“, „Nur noch fünf Minuten Roland Seitz“. Die Twisted Sisters lassen grüßen, die Hoffnung auf eine baldige Entlassung ebenso. Wird sich aber sowieso nichts ändern. Und wenn, dann höchstens auf einer der beiden Positionen.

Nach Spielende kam es vor dem C1 zu heftigen und minutenlangen Diskussionen mit der Mannschaft, bei denen auch manch Spieler augenscheinlich der Kragen platzte. Auch später vor dem C2 gingen die Diskussionen weiter, dort jedoch zwischen dem harten Kern und dem Trainer selbst. Fadenscheinige Erklärungsversuche von seiner Seite lassen alles vermuten, außer auch nur dem kleinsten Eingestehen einer Schuld. In gut fünfzehn Minuten der Diskussion hörte man wohl sämtliche Ausflüchte, die der deutsche Profisport zu bieten hat. Unglückliche Gegebenheiten, das Betrachten der Gesamtsituation, die vergangene Arbeit sei ja gut gewesen… Letztlich seien ja auch die Fans daran schuld, da sie nach einer gewissen Zeit vom Spielsupport auf Gesänge gegen den Trainer umgestiegen seien. Ernsthaft? Wer versucht, sämtliche Schuld auf andere Schultern abzuwälzen, nur um selbst im Reinen zu stehen, hat nicht nur alle Glaubhaftigkeit verloren, sondern auch sämtliche Sympathien verwirkt. Zu diesem Zeitpunkt brachen die Fans die Diskussion sofort ab und verliesen geschlossen das Stadion.

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Es gibt sicherlich bessere Zeiten für ein anstehendes Pokalspiel als aktuell. Aber wer weiß… manchmal geht es im Fussball ganz schnell und ehe man sich versieht, steht plötzlich ein neues Gesicht an der Seitenlinie. Zu hoffen wäre es, denn die spürbare Unruhe im Verein bringt weder Erfolg noch Zuschauer.