Regionalliga: SSV Ulm – SV Elversberg

10.03.2018
28. Spieltag Regionalliga Südwest
SSV Ulm - SV Elversberg
Donaustadion
Endergebnis: 2:1 (0:0)
Zuschauer: 912 (40 Gäste)
Fotoalbum

Jeder hat wohl so ein Stadion, in das man auf Biegen und Brechen einfach nicht hinkommt. Sei es aufgrund von Reisen, familiären Angelegenheiten oder sonst was. Jedes Jahr aufs Neue fällt der Termin auf das eine Wochenende, an dem man nicht kann. Für mich persönlich stellte Ulm schon immer ein solches Ziel dar. Drei Mal plante man schon eine Anreise, jedes Mal wurde nichts draus.

Doch dieses Jahr sollte es endlich klappen, wodurch man die Regionalliga Südwest nach drei langen Jahren endlich mal wieder als komplett vermelden kann. Eng wurde es am Ende dennoch, denn der Termin für das Auswärtsspiel war vier Tage vor einer erneuten Asien-Reise. Puh… knapp, aber klappt!

Gleichzeitig zur Komplettierung durfte das 300. Spiel mit der SV Elversberg gefeiert werden, was das frühe Aufstehen am Samstagmorgen dann doch etwas erleichterte. Um kurz nach acht gings per Bus los in Richtung Donau. Gesperrte Straßen und endlose Staus um Stuttgart liesen das Zeitfenster jedoch in Windeseile schmelzen, weshalb man gerade so eine viertel Stunde vor Anpfiff die Flutlichtmasten des großen Runds erblickte.

Für 8€ wurden die Tickets für den Heimbereich gelöst, denn der Gästeblock wurde aus unerklärlichen Gründen nicht geöffnet. Somit liesen sich die Anhänger der SVE direkt neben dem eigentlichen Gästeblock in der Kurve nieder. Der Blick auf das Donaustadion besänftigte die von der Anreise gestressten Gemüter immens. Mit 19.500 Plätzen recht groß, erinnert das weite Rund etwas an die Arena in Kassel.

Zwei große Kurven hinter den Toren, eine überdachte Gegengerade sowie eine kleine und recht neu wirkende Haupttribüne vereinten Oldschool mit Moderne, wobei das Stadion extrem gepflegt und kein bisschen abgeranzt rüberkam. Im Großen und Ganzen sehr schick, auch wenn man hinter den Toren gefühlt hundert Meter vom Platz entfernt war. Aber das haben Anlagen mit Laufbahn ja im Allgemeinen so an sich.

Weniger erfreut war man allerdings über die Verpflegung. Die Bauernwurst (oder wie die sich nennt) und die Frikadelle trieften nur so vom Fett und liesen sich geschmacklich nicht wirklich als in Ordnung bezeichnen. Aber da ist man vielleicht aus dem Saarland einfach einen anderen Standard gewohnt. Ungewöhnlich war jedoch ein großer Süßwarenstand, wie man ihn von der Kirmes kennt. Gummiwürmer, Apfelringe und sonstiger Süßkram fanden vor allem bei Kindern reißenden Absatz.

Mit vollem Magen gings wieder rein ins Rund, welches sich selbst zu Anpfiff nicht wirklich füllte. Ganze 912 Zuschauer wollten das erste Heimspiel der Spatzen live verfolgen. Beim eher miesen Regenwetter und der aktuellen sportlichen Situation der Spatzen hatte man aber eigentlich mit nicht viel mehr gerechnet.

Acht Jahre 2. Bundesliga und ein kurzes Intermezzo im Oberhaus im Jahre 2000 sind eben auch schon ein paar Jährchen her. Aktuell fristet der Club sein Dasein als Fahrstuhlclub zwischen Regional- und Oberliga, wobei die aktuelle Entwicklung wieder nach unten zeigt. Für den von zahlreichen Insolvenzen gebeutelten Club sicherlich nicht gerade ein Verkaufsargument an die zahlende Kundschaft.

Dennoch hielten zumindest die harten Fans ihrem SSV die Treue und sammelten sich an diesem Samstag zu zwei verteilt stehenden Haufen. Auf der einen Seite formte sich ein kleiner Mob Ultraorientierter neben der Haupttribüne hinter einer, wie immer für Ulm, schönen Zaunbeflaggung. Der mit Bändern abgesperrte und sehr kompakt stehende Haufen gefiel optisch durch ständigen Fahneneinsatz, kleinen Schalparaden und Hüpfeinlagen, während akustisch natürlich keine Bäume ausgerissen wurden.

Dennoch wurde das eigene Ding über fast neunzig Minuten durchgezogen. Finde ich immer wieder stark, wenn man so konsequent alles gibt, auch wenn keine tausend Mann in der Kurve stehen. Die Gruppe auf der Gegentribüne beschränkte sich auf einige wenige Schlachtrufe nach Chancen sowie Schmähgesänge gegen die Gäste. Daneben wurden zahlreiche Spruchbänder zu verschiedenen Themen gezeigt.

Für die Anhänger des RWO gabs ein „Freiheit für Oberhausen“, während andere Tapeten auf Vereinspolitik und anderes eingingen („Was uns die Geschichte gezeigt hat – Hochmut kommt vor dem Fall – Pro Campus für alle“, „Danke Roland Häußler für dein Ehrenamt beim SSV!!“ und „In der Region gibt es nur einen Verein – Oh du mein Schwimm- und Sportverein“).

Auf Seiten der Gäste zählte man gut 40 Saarländer, die die weite Anreise auf sich nahmen. Neben ein paar Zaunfahnen wurde auf eine sporadische Unterstützung gesetzt, wobei viel mehr an diesem Tag auch nicht drin war.

Über den unsäglichen Kick auf dem Spielfeld liesen sich wohl Bücher füllen, doch ich halte mich mal kurz: Chancenarm, Ideenlos, Langweilig. Man glaubt es kaum, doch eine der beiden Mannschaften ist der aktuelle Meister, während die andere gegen den Abstieg kämpft. Doch man konnte schlichtweg nicht erkennen, wer denn nur wer ist. Fast schon folgerichtig war es ein Doppelschlag zu Beginn der zweiten Hälfte, der letztendlich den Ulmer Sieg markierte. Kein Aufbäumen, kein Anlaufen, kein Konterspiel.

Was die SVE an diesem Samstag darbot war schlichtweg lächerlich und der Regionalliga nicht würdig. Daher fiel auch der Anschlusstreffer zum 1:2 überraschend aus dem Nichts. Wer einen solchen Standfussball spielt, brauch sich über den Zuschauerrückgang auch irgendwie nicht zu wundern.

Der Schlusspfiff erlöste uns vom grauenhaften Gegurke, welches die Hausherren mehr als verdient für sich entschieden. Für den SSV wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt, während Elversberg immer weiter im tabellarischen Niemandsland versinkt. Hab ich, wie schon oft erwähnt, nach fünf spannenden Saisons in Folge auch eigentlich nichts dagegen, aber bitte nicht auf diese Art.

Hier gibt’s mehr Fotos!

Dass sich die fünfstündige Rückfahrt dementsprechend etwas länger zog, ist denke ich jedem klar. Doch nach ein paar Kaltgetränken hellte die Laune wieder auf. Denn hey, das Jubiläum durfte man trotzdem Feiern. Und zwar unabhängig von jeder noch so schlechten Leistung!