BGL Ligue: Jeunesse Esch – FC Differdange 03

13.08.2017
2. Spieltag Nationaldivision
Jeunesse Esch – FC Differdange 03
Stade de la Frontière
Endergebnis: 3:1 (0:1)
Zuschauer: 1.831 (600 Gäste)
Fotoalbum

Nach dem Spielbesuch in Hamm gings direkt weiter in den Südosten Luxembourgs, wo mit der Begegnung zwischen Jeunesse Esch und dem FC Differdange ein echtes Derby anstand. Die beiden Clubs aus den Kohle- und Stahlstätten stellen die beiden größten Fanszenen des gesamten Großherzogtums, wodurch ein direktes Aufeinandertreffen der beiden relativ nahe gelegenen Städten zu verhältnismäßig großem Interesse und somit höheren Zuschauerzahlen führt.

Da man schon spät dran war, musste ich ein bisschen weiter weg als gewöhnlich parken, sodass das Stadion erst fünfzehn Minuten vor Anstoss betreten werden konnte. Dabei konnte man zum ersten Mal wahre Fanströme gen Stadion erblicken, die man, bei normalen Ligaspielen, normalerweise nie zu Gesicht bekommt.

Für nen Zehner gabs die Karte ins Glück und die erste Möglichkeit, ein paar Fotos vom wohl schönsten Stadion Luxembourgs zu machen. Namensgebend liegt der alte Bau nur 300 Meter von der französischen Grenze entfernt und besitzt zwei vollständig ausgebaute Seitentribünen. Die Haupttribüne besticht vor allem mit ihrer Größe sowie den schicken schwarz-weißen Sitzschalen. Die Gegengerade wurde in einem einfachen, rustikalen Stil gehalten und ist, mit Ausnahme der beiden Enden, komplett bestuhlt. Gerade vor dem Hintergrund der alten Häuser und der Hügel dahinter ein wahres Prachtstück von Stadion.

Nach den ersten Fotos schweifte der Blick in Richtung Wurstbude, wo man sich eine köstliche Salciccio einverleibte. Keine Ahnung was da drin ist, doch bei einem Besuch bei Jeunesse definitiv ein Muss! Mit einem kühlen Getränk in der Hand festigte ich meine Stellung vor der Haupttribüne in Höhe der Mittellinie, von wo aus man die beste Sichte auf Heim- sowie Gästeblock als auch auf das Spielfeld hat.

Die Heimfans, die sich hinter der „Grenz United“-Fahne sammelten, gaben kurz vor Anpfiff schon erste Gesänge zum Besten, die man getrost in die Kategorie „Englischer“ Support-Stil einordnen kann. Kurze Schlachtrufe auf aus deutschen Stadien bekannten Melodien sowie ein paar Klatscheinlagen stellten das Highlight dar. Dabei präsentierte sich der kleine Mob recht ordentlich und konnte sich zu Beginn etwas Gehör verschaffen.

Der Gästeblock war ebenfalls gut bepackt, Zaunfahnen suchte man aber vergebens. Auch auf die akustische Unterstützung durch die Anhänger von Differdange musste man während des gesamten Spiels verzichten, worüber sich die Heimfans in der Folge lustig machten.

Auf dem Platz präsentierten sich beide Mannschaften ebenbürtig, wobei sich dies leider auch auf das ungenaue Zuspiel sowie die mangelhafte Chancenverwertung bezog. Jeunesse, die übrigens an diesem Sonntag auf den Tag genau 110 Jahre alt wurden, lud mit katastrophalen Abwehrfehlern den Differdanger Angriff wahrlich zu weiteren Offensivaktionen ein, von denen eine gut gespielte Kombination in der 17. Minute genau passte. Großer Jubel bei den Gästen, die sich in diesem Moment als mehr herausstellten, als zunächst geschätzt. Die Jeunesse Fans schienen ein wenig enttäuscht und stellten ihrerseits den Support nach dem Gegentreffer sofort ein.

Das weitere Spiel war geprägt von harten Zweikämpfen und vielen Fouls mit anschließenden Diskussionen, wodurch der Unparteiische des Öfteren den gelben Karton herausnehmen musste. Hitzig ging es deshalb auch in die Halbzeitpause, die man selbst für eine kleine Erholungspause nutzte. In diesem Moment, es war schon kurz vor Neun, spürte man die kurze Nacht und den anstrengenden Tag in allen Knochen.

Ungeduldig wartete man deshalb auf den zweiten Durchgang, der mit einer Überraschung startete. Jeunesse, die in der ersten Hälfte noch etwas wacklig auf den Beinen schienen, dominierten plötzlich das Spiel und erzielten in der 50. Minute den Ausgleich. Von der Überlegenheit der Gäste war keine Spur mehr zu erkennen. Das Tempo ging weiter hoch und die Spielqualität stieg an, sodass es richtig Spaß machte, dem engen Kampf um den Sieg mitanzuschauen.

In der 77. Minute gelang es dann Jeunesse mit einem viel umjubelten Treffer, das Spiel zu drehen. Auf einmal bebte wahrlich das Stadion, alle standen auf ihren Sitzen. Mit dem nächsten Angriff sprang das 3:1 heraus und damit der Heimsieg, mit dem vorher kaum einer gerechnet hatte. Laute Gesänge der Escher drangen durch den Nachthimmel und schallten in Richtung Haupttribüne.

Wenig später war das Spiel vorbei. Die Fans feierten weiterhin lautstark ihre Mannschaft, die Euphorie über den gelungenen Saisonstart war förmlich zu greifen. „Ach, wie schön es wohl wäre, wenn die Jeunesse am Ende der Saison auf einem der ersten vier Plätze stünde?“, hörte man schon manch einen murmeln.

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Mit einem der besten Stadionerlebnisse in Luxembourg im Rücken ging es wieder in Richtung Auto. Unterwegs erfuhr man noch die Zuschauerzahl, die einfach mal den Liga-Rekord des letzten Jahres übertrumpfte… und das beim ersten Heimspiel. Doch so langsam schlug die Müdigkeit voll zu und die Gedanken kreisten mehr um die Heimfahrt als um alles andere. Eine gute Stunde später erreichte man wieder sein liebgewonnenes Kaff bei Trier und fiel ohne Umwege ins Bett. Das Ausruhen war auch bitter nötig, denn am nächsten Tag sollte es nochmal ins beschauliche Großherzogtum gehen.