Regionalliga: SpVgg Unterhaching – SV Elversberg

28.05.2017
Relegation Regionalliga
SpVgg Unterhaching - SV Elversberg
Sportpark Unterhaching
Endergebnis: 3:0 (0:0)
Zuschauer: 8.000 (450 Gäste)

Endlich stand das alles entscheidende Wochenende der Saison an, auf dass man sich schon seit mehr als einem Monat freute. Einige Wochen zuvor wurden (diesmal zum Glück rechtzeitig) die Paarungen in den Relegationsspielen um den Einzug in die dritte Liga gezogen, zwei Wochen zuvor der Meistertitel klar gemacht. Schnell zeichnete sich eine ordentliche Anzahl reiselustiger SVE-Fans ab, die sich auf den Weg in den Münchner Vorort machen wollten.

Gutes Wetter und strahlender Sonnenschein eröffneten auch schnell die eine oder andere Möglichkeit, den Aufenthalt in der bayrischen Hauptstadt zu verlängern. Auch wir verfolgten diesen Plan, weshalb man Freitagabends schon vor zehn Uhr versuchte, beide Augen zu zumachen. Denn am nächsten Morgen riss uns das Piepsen des Weckers um vier Uhr unsanft aus dem Schlaf.

Der Bäckerei um die Ecke diente kurzerhand als Versorgungsstelle für die Fahrt, die nur eine Stunde später begann. Ohne große Verzögerungen und inklusive einer kurzen Pause erreichte man schon um kurz nach zehn Uhr das Holiday Inn Unterhaching, in welchem man ein doch recht günstiges Doppelzimmer ergattern konnte. Die Nähe zur S-Bahn Station Taufkirchen war dabei ausschlaggebend, da man von dieser in nur zehn Minuten in die Innenstadt Münchens fahren konnte.

Einchecken klappte leider so früh noch nicht, weshalb man einfach alles im Auto lies und die erste Bahn in Richtung Zentrum nahm. Da man Mitfahrer dabei hatte, die noch nicht in der schönen Stadt an der Isar waren, gabs erstmal einen touristischen Rundgang. Über den Karlsplatz gings über den Marienplatz zum Viktualienmarkt, bevor die typischen Lokalitäten wie das Hofbräuhaus besichtigt wurden.

Nach einigen Stunden Laufen unter der prallen Sonne bei knapp 30° machte sich der Durst bemerkbar, weshalb als nächstes der Englische Garten, genauer gesagt der Biergarten am chinesischen Turm, angesteuert wurde. Beim ersten Maß des Tages verköstigte man typisch bayrische Köstlichkeiten wie frischen Obatzter, große Brezen und eine ganze Schweinshaxe.

Mit gut gefülltem Bauch gings nochmal kurz durch den grünen Park zur Eisbachwelle, wo man einigen Wagemutigen beim Surfen zuschauen konnte. Die Uhr zeigte mittlerweile schon frühen Nachmittag an, weshalb man langsam wieder in Richtung Hotel fuhr, um endlich einzuchecken. Die Zimmer waren dabei um einiges größer und schöner als gedacht und lagen weit über unserem normalen Übernachtungsstandard. Da die sechs Stunden wandern ziemlich zusetzten, legte man eine kurze Verschnaufpause ein, bevor man gegen sieben Uhr wieder das Zimmer verlies.

Auf dem Flur hörte man derweilen nur noch saarländisch und selbst einige Spieler, die sonntags nicht auflaufen konnten, übernachteten an gleicher Stelle. Mit einigen anderen Kumpanen ging es anschließend in Richtung Ostbahnhof, wo man im Haidhauser Augustiner einen gemütlichen Abend bei Bier, Käsespätzle und DFB-Pokalfinale verbrachte. Nach dem sehr langen Tag fiel man völlig erschöpft kurz nach Mitternacht ins Bett. Einzig die Gedanken ans Relegationsspiel am nächsten Tag schwirrten im Kopf herum. Die Grundeinstellung diesbezüglich war aber mehr als positiv.

Überraschend gut ausgeruht verließ man Sonntagmorgens das Bett und packte seine Sachen zusammen. Nach dem schnellen Auschecken gabs noch ein ausgewogenes Frühstück in einer lokalen Bäckerei, bevor der kurze Weg zum Sportpark Unterhaching mit dem Auto zurückgelegt wurde. Ein Parkplatz in einem Wohngebiet war schnell gefunden, weshalb man die übrige Zeit bis zum Anpfiff noch für einen Spaziergang um das Gelände nutzte. Den Plan, sich im stadioneigenen Biergarten niederzulassen musste man leider verwerfen, da sich die Schlange am Bierstand schon einige Male um Selbigen wickelte. Macht nichts, dann geht’s eben früher in Richtung Gästeblock.

Vor noch verschlossenen Toren suchte man sich ein schattiges Plätzchen und beobachtete die anreisenden Gästefans. Für Elversberger Verhältnisse freute man sich schon die ganze Zeit auf einen womöglich sehr starken Auftritt im Gästeblock. Da sich ansonsten die Zahl der Auswärtsfahrer zumeist auf einen Bus und einige Autos beschränkt, konnten dieses Mal ganze vier Busse (davon ein Szenebus, der schon am Vortag anreiste) und einige Neuner begrüßt werden. Mit dem Eintreffen der größeren Masse wurden auch endlich die Stadiontore und damit der Weg zu kalten Getränken geöffnet.

Mit überwiegend guter Stimmung flaggten die mitgereisten Gäste viele Zaunfahnen an und sangen sich langsam am Bierstand ein. Auch der Heimbereich füllte sich allmählich und erste Anzeichen einer Choreo im Block der „Fanszene Haching“ wurden erkennbar.

Da noch einige Zeit auf der Uhr war, schaute man sich ein wenig im Sportpark um. Anfang der 1990er Jahre erst gebaut, gefällt das Stadion doch vor allem aufgrund der schicken Haupttribüne und der relativ großen Gegengeraden. Eher gewöhnungsbedürftig ist dabei die Südtribüne, auf der sich die supportorientierten Fans der Spielvereinigung niederlassen. Genau in deren Mitte nämlich befindet sich der Spielertunnel, dahinter das große, zweistöckige Vereinsheim der rot-blauen. Insgesamt bietet das Stadion gut 15.000 Zuschauern Platz, was für den Verein natürlich mehr als genug, in Anbetracht der Historie als langjähriger zweit- und drittklassiger Club mit einem kurzen Abstecher in die Bundesliga um 2000 aber eher klein ist.

Natürlich ist die Aufgabe der Gewinnung neuer Fans kein leichtes Unterfangen, wenn zwei Schwergewichte wie Bayern und 1860 genau vor der Haustür sind. Trotzdem kamen überraschend viele Fans an diesem Sonntag ins Stadion, deren Zahl mit genau 8.000 angegeben wurde. Im Gästeblock (und auf der Tribüne daneben) kamen in etwa 450 Gäste zusammen, mit deren Zahl man mehr als zufrieden sein kann.

Mit dem Einlaufen der Mannschaften zeigten die Heimfans eine kleine Choreo bestehend aus einer Blockfahne, auf der „Mit Vollgas zurück ins ganze Land“ geschrieben stand und die beiden Logos der Vereine abgebildet wurden. Untermalt wurde das Ganze von rotem und blauem Rauch und gab ein ganz gutes Bild ab. Leider bekam man in der Folge wenig von der Stimmung des Heimbereichs mit, vor allem aufgrund der vielen verteilten, allerorts geliebten Klatschpappen.

Vom Auftritt der Gäste war man, natürlich nicht ganz unvoreingenommen, mehr als begeistert. Der Gästeblock drehte gerade zu Beginn voll auf und trug das eher einfach gewählte Liedgut laut und geschlossen vor. Viele Klatscheinlagen und eine durchgängige Mitmachquote von 80 bis teilweise fast 100% liesen mich einfach nur Freude verspüren. Unterm Strich kann der Auftritt als einer der besten Auswärtssupports, wenn nicht sogar der Beste überhaupt, festgehalten werden.

Auf dem Platz lieferten sich die Spieler ebenfalls ein gnadenloses Duell um jeden Ball. Zunächst gleichauf, konnte Elversberg in der ersten Hälfte gefühlt mehr Chancen generieren, wobei aber nichts Zwingendes dabei war. Durch die Hitze bedingt fiel anscheinend die Konzentration auf dem Rasen schwer, was zu vielen Fehlpässen beider Mannschaften führte. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass es heiß war?

Mit einem gerechten 0:0 ging das Kampfspiel in die Halbzeitpause, die auch im Gästeblock für eine Abkühlung genutzt wurde. Und das in extrem. Die Feuerwehrleute auf der Gegentribüne holten kurzerhand einen großen Schlauch ins Stadion und duschten den Gästeblock ab. Die Aktion verhalf nicht nur der körperlichen Regeneration, sondern lies die Gästefans ein weiteres Mal durchdrehen. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an die Feuerwehr Unterhaching! Ganz starkes Ding!

Leider sollte dieser Moment der Letzte glückliche seiner Art an diesem Tag werden. Denn die Mannschaft der SVE wirkte in der zweiten Halbzeit wie ausgewechselt, allerdings nicht im Guten. Offensive Ideenlosigkeit, noch mehr Fehlpässe und ein desaströses Abwehrverhalten eröffneten den Hachingern Möglichkeiten, die diese dankend nutzten. In der 60., 64. Und 74. Minute machten die Vorstädter drei Buden, denen allesamt verheerende Abwehrfehler der Saarländer vorausgingen.

Innerhalb von nur 15 Minuten wurden so gut wie alle Hoffnungen auf den Aufstieg zunichte gemacht, die Meisterschaft vollständig entwertet. Kaum erwähnenswert ist dabei die Tatsache, dass der Gästeblock nach dem dritten Gegentor verstummte. Zu groß war die Fassungslosigkeit über die dargebotene Leistung, die absolute Hilflosigkeit der Offensive, die an diesem Tag den Namen nicht verdiente.

Der Sieg für Unterhaching ging dabei vollends in Ordnung, kein Schiedsrichter und kein unglücklich verzogener Abschluss waren schuld. Die Fehler lagen einzig und alleine bei der eigenen Mannschaft und vielleicht beim Trainer, der diese zweifelhafte Aufstellung anordnete.

Nach dem Abpfiff war der Jubel bei den Heimfans groß, der Aufstieg schon besungen. Vom Erfolg getrieben konnte die Südtribüne auch akustisch ein Ausrufezeichen setzen, wobei man diesem Fakt in jenem Moment eher geringe Aufmerksamkeit schenkte. Niedergeschlagen kamen die Spieler zum Gästeblock, kaum einer blieb länger als ein paar Handschläge. Sehr schnell leerte sich daraufhin der Block in Richtung der Busse, schweigend wurden die paar Meter bis zum Parkplatz zurückgelegt. Nach ein paar Minuten des in sich Sammelns verabschiedete man sich und lief weiter in Richtung Auto.

Hier findet ihr mehr Fotos vom Spiel!

Von ein paar Hachinger Fans bekam man noch eine gute Heimfahrt gewünscht, die man auch wohlwollend erwiderte. Und die Fahrt war lang, zog sich wie ein stundenlang durchgekauter Kaugummi. Erinnerungen an letztes Jahr wurden wach, als man zu gleicher Zeit aus Zwickau zurückkam. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an die Facebook „Hier-ist-deine-Erinnerung-von-vor-einem-jahr“ Funktion, die beim Einsteigen ins Auto aufpoppte. Mit abwechselndem Bleifuß und Stau erreichte man gegen halb elf wieder das Trierer Umland und fiel kurz darauf ins wohlig warme Bett.

Die ersten Gedanken an Mittwoch kreisten im Kopf. Was soll das alles? Es ist doch sowieso schon vorbei… aber was, wenn nicht? Vielleicht wird es einer dieser Momente, die du in deinem Leben nicht mehr vergisst. Drei-Tore-Rückstand? Kann man aufholen. Das Wunder von Elversberg? Vielleicht die Überschrift in jeder lokalen Zeitung am Donnerstag. Kann man dran glauben? Wenn man realistisch bleibt, natürlich nicht…

Aber habt ihr jemals einen realistisch denkenden Fussballfan gesehen?