Regionalliga: FC Rot-Weiß Erfurt – BSG Chemie Leipzig

29.09.2019
10. Spieltag Regionalliga Nordost
FC Rot-Weiß Erfurt - BSG Chemie Leipzig
Steigerwaldstadion
Endergebnis: 0:0
Zuschauer: 4.882 (ca. 1.800 Gäste)
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Und wieder mal ging es am Wochenende in den Osten. Der neue Standort macht‘s möglich! Dieses Mal nach Erfurt, wo mit dem Duell gegen Leipzig Leutzsch ein echter Kracher und ein wahres Highlight der wiedermal gut besetzten Regionalliga Nordost anstand. Die Vorzeichen standen indes recht gut und deuteten auf einen klasse Nachmittag hin. Hieß konkret: Eine Trotzreaktion der Erfurter Kurve auf die leider ergebnislose Diskussion mit dem eigenen Verein bezüglich Materialfreiheit war zu erwarten, während Chemie im Derby in der Folgewoche gegen Lok mal wieder mit einen leeren Gästeblock leben muss.

Der Stellvertreterkrieg dann also in Erfurt. So zumindest die Überlegungen auf der Fahrt gen Osten, bei der schon kurz vor der Thüringer Landesgrenze die großen Wandgemälde der Erfordia Ultras grüßten. Mit dem Spielbesuch verband man auch glatt einen Ausflug in die Erfurter Innenstadt, die man zur eigenen Schande bisher noch nicht zu Gesicht bekam. Geparkt wurde daher für Lau auf einem P+R unweit der Messe, von wo aus es in knapp 10 Minuten per Tram in die Altstadt ging.

Vom zentralen Anger aus stiefelte man eine gute Stunde durch malerische Gassen und eine überraschend volle Altstadt. Nett hier, hätte ich niemals so erwartet. Da könnte man es ruhig ein oder zwei Tage aushalten, allein um den ganzen Kneipen und Restaurants mal einen Besuch abzustatten. Das große Oktoberfest am Dom war dann wiederum fehl am Platz, aber den Trend muss ja bekanntlich jede Stadt mitgehen. Kein Ziel für uns, stattdessen nahm man nun die nächste Tram gen Stadion.

Für mich bereits der zweite Besuch, allerdings datiert der Erste im Jahr 2013. Sprich das runderneuerte Steigerwaldstadion sah man an diesem Tag zum ersten Mal. Und es gefiel dann doch ganz gut für einen Neubau. Angefangen bei den ikonischen Flutlichtmasten, die glücklicherweise erhalten blieben, über die ebenfalls erhaltene Haupttribüne mit ihrer unverkennbaren Dachkonstruktion bis hin zum neuen Teil des Stadions in achteckiger Bauweise. Neu und renoviert, aber dennoch mit einer eigenen Note. Ganz nett, muss ich schon sagen.

Mit dem Block O erwischte man dabei auch mit die besten Sitze, die mit 18 Tacken pro Kopf um einiges günstiger zu haben waren als die recht überteuerten Plätze in der Mitte. Von hier aus bot sich uns ein perfekter Ausblick auf die Steigerwaldkurve der Heimseite sowie auf den Gästeblock. Den aufkommenden Trubel vor Spielbeginn verfolgte man dabei mit der guten Stadionverpflegung, wobei man die Currywurst und das Gulasch mit Nudeln verköstigte. Geschmacklich gut und vor allem in Sachen Portionsgröße perfekt.

Dann ging’s auch schon langsam los auf den Rängen, wobei zunächst das große Protestbanner der Heimkurve auffiel. Weiß auf Schwarz sprachen sich die Erfurter „Gegen alle Materialverbote“ aus und unterstrichen ihre Forderung mit „Freiheit statt Einschränkungen – Dank der Kurve lebt der Verein auch in schweren Zeiten!“. Und vor allem das letzte Zitat unterstrichen die Rot-Weißen ab Minute Eins. Mit einer starken Quote lieferte der komplette Block einen konstanten Dauersupport ab und konnte immer wieder Ausrufezeichen setzen. War es mal ein Schlachtruf oder ein eingängiger Gesang, der durchs Stadion fegte. Die Kurve bereitete uns an diesem Tag wirklich Freude.

Tifo derweilen beschränkt auf acht Schwenker am unteren Ende, während das Hauptaugenmerk auf der Stimmung lag. Da hat sich der Stadionumbau auf jeden Fall gelohnt, wenn man mal die schiere Masse vergleicht, die sich aktuell an den Gesängen beteiligt, gegenüber dem alten Standort. Man merkt, ich war von der Leistung recht angetan, immer vor dem Hintergrund der aktuellen Ligazugehörigkeit samt Tabellensituation.

Und auch der Gästeblock machte optisch was her und zeigte sich gut gefüllt. Verschiedene Quellen nennen da etwa 1.800 Leutzscher, die den Weg in die Landeshauptstadt Thüringens fanden. Kann hinkommen, wie ich finde. Im Gegensatz zur Heimkurve startete der Gästeblock auch gleich mit einer großen optischen Aktion ins Spiel. Unter dem Motto „Wir sind lässig“ zeigten die Grün-Weißen eine Schalparade mit den zugehörigen Mottoschals sowie eine Pyroshow aus wild verteilten, bunten Rauchdosen.

Leider blies der Wind an dem Tag dann doch recht stark und verwehte die Schwaden zu schnell, aber auch so ein starkes Bild. Zum anschließenden Support kann man leider aufgrund der gewählten Plätze nicht allzu viel sagen. Ab und an drangen vereinzelte Gesänge und Schlachtrufe durch und vor allem in der zweiten Hälfte wurde es mal so richtig laut. Zumindest optisch blieb beim Blick auf den konstant durchdrehenden Block was hängen, zumal sich augenscheinlich auch das absolute Groß der Schlachtenbummler am Support beteiligte. Auch die Mottoschals fanden immer wieder Verwendung, während die großen Schwenkfahnen zugleich als Vermummungsschutz dienten.

Zur zweiten Hälfte dann auch endlich freie Sicht auf die grandiose Zaunbeflaggung der Heimseite, während man kurz vor Anpfiff bereits einige Sturmhauben im bekannten Karo-Muster erspähen konnte. Was folgte war eigentlich das, womit im Vorfeld zu rechnen war. Dank der Materialverbote setzte man eben auf eine klasse Pyroshow bestehend aus rotem, weißem und bordeauxfarbenen Rauch, was wiederum das komplette Stadion einnebelte. Geil!

Beide Kurven nun weiter stark, ehe es zum vielleicht größten Aufreger kam. Im Gästeblock wurde die gezockte „Erfurt auf Achse“ Fahne präsentiert und unter „Sachsen Schweine“-Rufen der Heimseite (selbst die Opas hinter uns hielt es nicht mehr auf den Plätzen) per Fackel dem Feuertod übergeben. Da es sich bei dem Lappen um keine Kurvenfahne handelt, schwierig. Muss man nicht unbedingt für eine Glanzleistung halten, meine Meinung.

Unterm Strich wurde aber genug Abwechslung vom faden Kick auf dem Rasen geboten. Das war so gar nichts. Erfurt klar besser, allerdings mit einer ausgelebten Inkonsequenz vorm Kasten, die in gut zehn Minuten bildlich belegte, warum der Verein seit Saisonbeginn seinen Ansprüchen so sehr hinterhertorkelt. Und auch die BSG bekleckerte sich nicht mit Ruhm, hielt hinten zumindest dich, brachte in Halbzeit eins aber keinen einzigen Ball auf des Gegners Kasten.

Am Ende wurde es doch nochmal kurz spannend, aber abgefunden hatte man sich innerlich mit dem 0:0 schon zur Pause. Wer mit dem Spiel eher zufrieden war zeigte sich schnell. Der Gästeblock feierte Lautstark sein Team und den Punktgewinn zum Klassenerhalt, während es vor der Heimkurve zur Aussprache kam. Es ist und bleibt ein persönliches Seuchenjahr was die Qualität der besuchten Spiele anbelangt. Aber was solls, heute wurde immerhin genug abseits des Platzes geboten.

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Mit der Vielzahl an Eindrücken ging’s nach Spielschluss wieder in die Innenstadt, wo ein erneuter Rundgang dank des einsetzenden Regens ein jähes Ende fand. Am Ende tourte man früher als geplant zurück nach Hessen und erreichte die Heimat zur besten Sofazeit. Doch, war ein geiler Tag!