Bundesliga: Bayer Leverkusen – Hertha BSC Berlin

17. Spieltag Bundesliga
Bayer Leverkusen - Hertha BSC Berlin
BayArena
Endergebnis: 3:1 (2:1)
Zuschauer: 26.904

Im Januar ist bekanntermaßen außer Testspielen tote Hose im deutschen Fussball, weshalb man in dieser Jahreszeit gerne den Blick in fernere Länder schweifen lässt. Da alles über “darüber nachdenken” aufgrund bald anstehender Prüfungen unrealistisch scheint, blieb leider nichts anderes übrig, als auf den Beginn der neuen Spielzeit zu warten. Bei der Betrachtung des ersten Spieltages der Bundesliga im neuen Jahr war das Ziel schnell klar: Es ging auf nach Leverkusen. Jeder hat glaube ich diesen Ground oder diese Arena, die man immer wieder sieht und besuchen will, es aus verschiedensten Gründen aber doch nicht schafft. So oft blickte man durch Zug- oder Autofenster auf das weiße Rund am Rhein und plante den ersten Besuch.

Dieses Mal sollte es aber klappen, wenn auch mit deutlichen Abstrichen. Denn ein paar Tage vor dem Spiel machte eine Meldung die Runde, die eigentlich nur Kopfschütteln auslösen kann: Die beiden Capos der Ultras Leverkusen wurden mit einem Stadionverbot belegt, da sie während des DFB-Pokalspiels in Pirmasens den Zaun bestiegen hatten, um die Stimmung zu koordinieren. Neben absolutem Unverständnis kam natürlich gleich die Frage auf: Was nun? Wirds ein Geisterspiel oder gibts eine Trotzreaktion? Da das Zurückgeben der Karten absolut nicht in Frage kam, blickte man eher mit gemischten Gefühlen in Richtung Wochenende.

Am frühen Sonntagmorgen ging es also zum Bahnhof und per Wochenendticket über Koblenz in den Westen zum ersten Bundesligaspiel seit fast genau einem Jahr (damals gaben sich Frankfurt und Wolfsburg die Ehre). Nach etwa drei Stunden Fahrt ließ man die eisigen zweistelligen Minusgrade Triers hinter sich und erreichte Leverkusen bei strahlendem Sonnenschein. Ein paar Minuten Fußmarsch am Trainingszentrum der Werkself vorbei und man stand vor dem 2009 fertiggestellten modernen Rund. Nach einer kurzen Stärkung im Schnellrestaurant gegenüber betrat man auch schon das Stadion und nahm Plätze im Oberrang der Ostkurve ein.

Was jedem Stadiongänger in Leverkusen sicherlich zuerst ins Auge sticht ist das überdimensionierte und recht hässliche VIP- und Mediencenter im Süden, was überall hinpasst, nur nicht in ein Fussballstadion. Ebenso ärgerlich war das Hintertornetz, was den Blick auf den Gästeblock etwas beeinträchtigte. Den Rest der Arena und auch das Spielfeld hatte man aber gut im Blick. Mit voranschreitender Zeit wurde die anfängliche Befürchtung Gewissheit: In der Nordkurve hingen keine Fahnen und nur ein Spruchband “Keine Choreo – Keine Stimmung” zierte den Zaun hinter dem Tor. Anfängliche Bemühungen von anderen Teilen der Arena verliefen schnell im Sande, weshalb von der Heimseite wenig bis gar nichts kam. Schade für den Besuch, aber aufgrund der Umstände mehr als verständlich.

So gehörte alle Aufmerksamkeit den Gästen aus den blauen Teilen Berlins, die meiner Meinung nach einen ordentlichen Auftritt hinlegten und aus gegebenen Gründen das Spiel zu einem Heimspiel machten. Im Gästeblock positionierte sich der große Haufen hinter der großen Ultras-Fahne in der Mitte des Unterranges und beflaggte die leeren Stellen mit viel Material. Schon gut zehn Minuten vor Anpfiff sang sich der gut gefüllte Block ein und überzeugte mit bekannten Schlachtrufen (“Ha Ho He”), viel Bewegung und einigen bisher unbekannten Liedern. Besonders gefiel das Lied “Du wirst heut Sieger sein”, bei welchem eine besondere Betonung auf das “Du” gelegt wurde. Trotz des Spielverlaufs war die Mitmachquote immer gut und die Lieder wurden lange und laut gesungen. Etwas spielte wohl auch die Dankbarkeit gegenüber der eigenen Mannschaft eine Rolle, die eine klasse Hinrunde spielte und die ansonsten nicht gerade erfolgsverwöhnten Berliner Fans mit einem dritten Platz zu Weihnachten beglückte und von weiteren internationalen Auftritten träumen lies. Die Leverkusener hingegen hängen ihren eigenen Ansprüchen etwas hinterher, weshalb die Mannschaft ein wenig mehr gefordert war.

Das Spiel gestaltete sich am Anfang dementsprechend offensiv mit klaren Vorteilen für die Heimseite. Nach zwölf Minuten staubte Leverkusens Toprak einen abgewehrten Schuss ab und versenkte den Ball zur Führung. Ein paar Minuten später gab es etwas Gewusel im Hertha Strafraum, als der Unparteiische wegen vermeintlichen Handspiels auf den Punkt zeigte. Die Leverkusener bedankten sich und Calhanoglu verwandelte zum umjubelten 2:0. Kurz vor der Pause gelang Berlin der verdiente Anschlusstreffer, der die Partie spannend hielt. Nach dem Seitenwechsel spielte fast nur noch Hertha, der Ball wollte aber einfach nicht rein. Aber auch die wenigen Entlastungsangriffe von Bayer waren fast immer gefährlich. Ein paar Minuten vor dem Ende war es wieder Calhanoglu, der den am Ende etwas glücklichen Heimsieg eintütete. Trotz Niederlage feierten die Berliner ihre Mannschaft, während wir uns in der Kälte wieder in Richtung Bahnhof aufmachten. Nach kurzem Zwischenstopp in Köln gings wieder in Richtung Heimat.

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Am Ende bleibt ein gemischter Tag in Erinnerung. Zum einen das lang ersehnte Stadion mit einem mehr als ordentlichen Gästesupport, zum anderen aber ohne aktive Heimkurve. Vielleicht schaut man nochmal an selbiger Stelle vorbei, vielleicht wirds aber auch ein Auswärtsauftritt der Leverkusener. Mal sehen was dieses Jahr noch so bringt.