2. Bundesliga: SV Elversberg – VfL Osnabrück

18.02.2024
22. Spieltag 2. Bundesliga
SV Elversberg - VfL Osnabrück
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 3:1 (3:0)
Zuschauer: 8.026 (ca. 500 Gäste)
Ticket: Dauerkarte
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Richtungsweisendes Heimspiel an der Linde! Jetzt oder nie lautete im Vorfeld das Motto für das Duell gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten, das in gewissem Maße eine Art Vorentscheidung über den Klassenerhalt darstellen könnte. Denn blieben Horst Steffens Mannen auch dem erstmaligen Druck der Favoritenrolle in der zweiten Liga gewachsen, dürfte die noch benötigte Punkteausbeute bis Saisonende erstmal ruhigere Fahrwasser für die kommenden Wochen bedeuten. Gelinge Osnabrück jedoch gerade in Elversberg der zweite Saisonsieg, wehe sicherlich ein anderer Wind im Saarland.

Somit wurde die übliche Vorfreude auf ein Heimspiel von einer ordentlichen Portion Nervosität begleitet, ehe das zweite Wohnzimmer zügig nach Öffnung betreten werden konnte. Bei Kaltgetränken und den üblichen Gesprächen schweifte der Blick immer wieder auf die nun verwaiste Hintertorseite, auf der bis zum letzten Heimspiel noch die Gäste provisorisch untergebracht wurden. Doch die Stahlrohrtribüne namens Block A ist bereits abgebaut und macht somit dem anstehenden Vollausbau platz. Entsprechend ein nun neuer Blick auf die Gäste, deren Block in Höhe der Mittellinie auf der Gegengerade ein vorübergehendes Zuhause findet und somit deutlich näher an die Heimkurve rückt. Gespannt waren wir somit auf den Unterschied in Sachen Lautstärke, auch wenn der Kick für die Gäste eher einem Tennis-Match ähneln dürfte.

Die Linde füllte sich in der folge durchaus ordentlich und meldete gar im Heimbereich ausverkauft, während aus der Hasestadt etwa 500 Lila-Weiße den weiten Weg auf sich nahmen. Hinter einem top Zaun gab’s zunächst ein paar Fähnchen, ehe ein Überaufgebot an Ordnern am unteren Rand Probleme signalisierten, die auch wenig später vom Stadionsprecher bestätigt wurden. Das neue Fangnetz wurde an den unteren Karabiner-Haken rausgerissen und musste erst wieder eingefriemelt werden, ehe die Akteure mit deutlicher Verspätung den Rasen betreten konnten. Doch gespielt wurde wie erwartet nicht lange, denn nach keiner Minute segelten etliche Tennisbälle auf den Platz und unterbrachen den Kick erneut für vier Minuten. Weiterhin ein wichtiges Zeichen gegen den finalen Ausverkauf des Fußballs, das von Seiten der Gäste mit den Spruchbändern „Für transparente Neuwahlen im Sinne von 50+1!“ sowie „Nein zu Investoren in der DFL!“ unterstrichen wurde.

Optisch legte der Osnabrücker Haufen davor als auch danach mit einem starken Auftritt los. „Kämpfen und siegen“ prangte als Motto vor der Meute, die mit einigen gestreiften Schwenkern ein Klasse Bild erzeugten. Machte gerade durch die neue Perspektive aus dem Heimbereich ordentlich was her. Auch in Sachen Mitmachquote überzeugte der Haufen, da sich nahezu alle der im Stehbereich situierten Mitfahrer an der Unterstützung beteiligten. Dichte Klatscheinlagen und Schalparaden, ein paar Schlachtrufe und das übliche Liedgut ergänzten den guten Auftritt, der allerdings gefühlt nicht an den der Vorsaison herankam. Ob es an der damals starken Choreo des Inferno lag, dem nun neuen Standort oder der sportlichen Talfahrt kann ich nicht so recht beantworten. Denn das Thema Tennis-Match ist hier sicherlich ein entscheidender Faktor, drehte sich doch der aktive Haufen häufig in Richtung Action auf dem Spielfeld auf der anderen Seite und huldigt seinen Farben in Richtung Autobahn.

Die Elversberger Kurve erwischte hingegen einen eher durchschnittlichen Tag, wobei der heutige Durchschnitt doch immer wieder über den Träumen der Vergangenheit liegt. Gute Mitmachquote im Mittelblock, der in guten Momenten auch andere Teile des Stadions mitziehen konnte. Schön, dass hier und da zumindest vermehrt mitgeklatscht wird, und das nicht nur in den letzten fünf Minuten. Schwenker wehten auch ein paar im mittleren Bereich, während vor allem die Liedauswahl genau ins schwarze traf. Tote Lieder wurden schneller abgelöst und stille Momente fanden eigentlich gar keinen Einzug. Auch wenn es an die Euphorie von Lautern nicht rankam, war es doch ein zufriedenstellender Auftritt. Ein Spruchband gab es noch für einen Mitstreiter aus dem jüngeren Umfeld, der zurück in seine Heimat Chile kehren musste („Wir sehen uns in 2 Jahren – JKE ein Leben lang!“).

Sportlich war es tatsächlich der erwartet harte Kampf, denn nach einer anfänglichen Drangphase der SVE übernahm der VfL immer mehr das Ruder. Doch Elversberg brauchte lediglich zehn Minuten vor der Pause, um die Partie komplett zu kippen. Manu Feil in der 36., Hugo Vandermersch in der 38. und Paul Wanner in der Nachspielzeit stellten mit unglaublicher Effektivität auf ein 3:0, während Jannik Rochelt alle drei (!) Tore direkt auflegte. Bockstarke Leistung der Mannen im weißen Dress, was selbst den Gästen derart imponierte, dass von Seiten des Anhangs sämtliche Unterstützung in der zweiten Halbzeit eingestellt wurde. Doch Elversberg wäre nicht Elversberg, wenn selbst eine 3:0-Halbzeitführung kein Garant für drei Punkte wäre.

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Denn Osna kam blitzschnell nach Wiederanpfiff zum Anschluss und setzte sich nicht nur in der Hälfte der Hausherren, sondern gar in deren 16er fest. Somit hieß es zittern und hoffen für mehr als 40 Minuten, doch sowohl die Abwehr der SVE als auch das sportliche Pech und Unvermögen des VfL verhinderte weitere Gegentore. Entsprechend war die Portion Erleichterung deutlich größer als die Freude beim Schlusspfiff. Aber drei Punkte sind drei Punkte und der Heimsieg war unterm Strich absolut verdient. Charaktertest bestanden, um die Einleitung nochmal aufzugreifen! Entsprechend befreiend war die Feier des Block C mit der eigenen Mannschaft, die nun am nächsten Wochenende im Hamburger Volkspark gänzlich ohne Druck ein weiteres Saisonhighlight mitnehmen kann.