3.Liga: FC Würzburger Kickers – FSV Zwickau

09.11.2018
15. Spieltag 3. Liga
FC Würzburger Kickers - FSV Zwickau
Stadion am Dallenberg
Endergebnis: 0:2 (0:2)
Zuschauer: 5.035 (ca. 450 Gäste)
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Da man aus beruflichen Gründen sowieso den Donnerstag und Freitag in München verbrachte, schaute man sich für den Rückweg noch nach etwas Brauchbarem in Sachen Fussball um. Man ist ja leider nicht immer in der südöstlichen Ecke des Landes unterwegs, weshalb sich ein Spielbesuch quasi aufdrängte. Doch recht schnell sollte man merken, dass es mit einem der großen Münchner Vereine nix wird, ebenso wenig mit irgendetwas Interessantem in der unmittelbaren Umgebung. Da man sich für einen Kreisligakick dann aber auch nicht die halbe Nacht um die Ohren schlagen wollte (samstags stand schon die nächste Station im Saarland an), wählte man den Kick in Würzburg. Gut, liegt jetzt zwar nicht unbedingt auf dem direkten Rückweg von München in die Heimat, aber was solls.

Nachdem man Donnerstagabends standesgemäß bei Haxe und Knödel in der bayrischen Hauptstadt schlemmte und auch den arbeitsreichen Freitagmorgen hinter sich brachte, gings über die Autobahn über Nürnberg nach Würzburg. Dabei flutschte der Verkehr überraschenderweise einwandfrei, was eine Ankunftszeit von zwei Stunden vor Anstoß zur Folge hatte. Immerhin fand dadurch das eigene Gefährt einen kostenfreien Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Stadions, der lediglich durch eine dubios anmutende Wohnwagensiedlung vielleicht das nächste Mal nicht mehr gewählt wird.

In der nun schon früh einsetzenden Finsternis gings zunächst per Pedes zum Dallenberg zwecks Ticketbeschaffung. Ja, es ist „nur“ Würzburg, aber dennoch wollten wir die Karten so früh wie möglich in Händen halten. Man weiß ja nie, zumal der Verein im Vorfeld mit einer Aktion für Dauerkarteninhaber warb. Am Ende waren es auch über 5.000 Nasen, für die hiesigen Verhältnisse also alles andere als schlecht. Dabei hatte man die Rechnung jedoch ohne die Öffnungszeiten der Kassen gemacht, die erst 90 Minuten vor Anpfiff ihre Pforten öffneten. Daher stand man sich bei gar nicht mal so kaltem Wetter auf dem nur durch Behelfsstrahler ausgeleuchteten Stadionparkplatz die Füße in den Bauch, ehe man nach einigen Minuten die Stehtickets für die Gegentribüne für ermäßigte elf Taler pro Nase erwarb.

Mangels alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten und dem Wissen, dass man die Stadt eh bald mal besichtigen will, dann aber tagsüber, schlenderten wir ein wenig durch ein nahes Möbelhaus und holten uns Ideen für die neue bald einzurichtende Bude, bevor es wieder hoch zum Dalle ging. Dort betrat man in der Folge die Anlage und testete mit grummelnden Mägen direkt die angebotene Verpflegung. Der Schweinebraten (nicht gegrillt) mit Weißkraut und Zwiebeln im Brötchen mundete ganz gut und lag mit vier Euro im erwartenden Rahmen, während die 3,50 für einen halben Liter Cola dann fast schon billig waren. Kann man nicht meckern, es sei denn man macht den Fehler und bestellt sich ein Spezi. Das können („dürfen“) die Damen und Herren hinterm Tresen nämlich nicht zusammenmischen.

Nach erfolgreicher Nahrungsaufnahme gings nun hinein in den Block 3b nahe der Mittellinie. Feinstes Stahlrohr- und Baustellenfeeling machte sich unter unseren Füßen breit, während man die ersten Blicke durch die noch recht leere Anlage schweifen ließ. Die Haupttribüne gefiel dabei noch ganz gut und stellt die einzige überdachte Seite dar, während sich das restliche Stadion aus Stehtribünen zusammensetzt. An sich ja keine schlechte Sache, doch fallen die beiden Hintertorseiten, auf der sich der Heimblock respektive der Gästemob breit machen, recht klein und langezogen aus.

Während man sich allein durch die baulichen Begebenheiten von einem akustischen Sahneauftritt innerlich schonmal verabschiedete, stach ebenso das große VIP-Gebäude im Heimbereich ins Auge. Mit seiner roten Innenbeleuchtung könnte das Ding auch irgendwo auf der Hamburger Reeperbahn stehen. Insgesamt ist der aktuelle Dallenberg sicherlich keine Schönheit und versprüht eher das Gefühl eines Provisoriums. Dennoch muss man einfach die große Zahl an Stehplätzen hoch anrechnen. Findet man so einfach nicht mehr oft im deutschen Profifussball.

Natürlich schwangen mit dem Spielbesuch auch einige Erwartungen an die jeweiligen Fanszenen mit. Zum einen lag das Hauptaugenmerk auf dem Anhang des FSV Zwickau, den man zuletzt in den beiden Relegationsspielen zur 3. Liga im Sommer 2016 zu Gesicht bekam. Auf der anderen Seite wäre da aber auch die Szene der Würzburger Kickers, mit der man bis dato erst einmal in Kontakt kam (Relegationsspiel in Saarbrücken 2015) und daher mit gemischten Erwartungen gegenüberstand.

Doch die vergleichsweise kleine Szene wusste von Beginn an zu überzeugen. Ein mehr als ansehnliches Zaunfahnenbild mit vielen bekannten als auch unbekannten Lappen („Stoned Island“, Grüße gehen raus an die Kraut-Fraktion) bildete den Rahmen für einen optisch einwandfreien Auftritt der Heimkurve. Gerade der Einsatz von unzähligen Schwenkfahnen, Schals und Doppelhalter und insbesondere der drei großen Fahnen (F, W und K) tauchte den B-Block in ein einheitliches Rot-Weiß, das echt was her machte.

Auch akustisch gefiel der Haufen, der an diesem Abend durch eine Abordnung aus Augsburg unterstützt wurde, gerade in der Anfangsviertelstunde. Dabei setzte man auf Würzburger Seite auf bekanntes und altbewährtes Liedgut (Stichwort viel Schalala), mit dem dann auch mal Teile abseits des Stimmungskerns mitgenommen werden konnten. Mit dem Spielverlauf gingen Mitmachquote als auch Lautstärke verständlicherweise deutlich zurück, doch auch so holten die Jungs über die vollen 90 Minuten alles Mögliche aus ihrem Haufen heraus.

Das Kontrastprogramm zum Heimbereich fanden wir zu unserer Linken vor. Für einen Freitagabend respektable 450 sächsische Schlachtenbummler fanden sich im Gästeblock hinter einer dichten Zaunbeflaggung ein, die auch die Anwesenheit einiger Dresdner offenbarte. Der mehr als ordentliche Hauptmob, dessen Anzahl deutlich den der Würzburger übersteig, machte recht schnell deutlich, auf was es ihm ankommt. Lediglich eine Schwenkfahne mit Gruppenlogo von RK bildete das Tifo, das Hauptaugenmerk lag ganz klar auf der akustischen Unterstützung der Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt.

Und die schepperte mal so richtig. Ohne Dach oder sonstige der Lautstärke dienliche Instrumente machten die Zwickauer den Kick zu einem Heimspiel. Dabei überzeugten insbesondere die Geschlossenheit sowie die hohe Mitmachquote der gesamten mitgereisten Gäste. Die melodischen Gesänge mit zum Teil noch nie gehörten Melodien wurden dadurch ohne irgendwelche Schwächephasen sehr lange gehalten und sorgten für mehr als einen Ohrwurm. Vom Spielverlauf getragen explodierte der Gästeblock noch in der ersten Hälfte und sang sich in einen Rausch, der im kompletten Durchsingen der Halbzeitpause und noch weit nach Spielende hinaus gipfelte. Aller erste Sahne, allein dafür hat sich die Anreise schon gelohnt.

Sportlich gabs dann ein eher dürftiges Spiel, in dem die Hausherren deutlich mehr Chancen und Spielanteile innehatten. Dennoch setzte sich Zwickau durch zwei Traumtore, eines davon aus gut über 30 Metern, und durch eine engmaschige Abwehrleistung am Ende durch. Dabei war die Geschichte durch den geparkten Bus der Gäste, gepaart mit der dürftigen Offensive der Gastgeber alles andere als ansehnlich. Aber egal, denn die Blicke schweiften sowieso die ganze Zeit von Kurve zu Kurve.

Der Gästeblock feierte am Ende euphorisch seine Mannschaft und hörte quasi gar nicht mehr mit dem Singen auf, während auf der Heimseite der Frust über den Punktverlust dominierte. Was auch irgendwie verständlich war, denn Zwickau nutzte seine einzigen zwei Chancen im gesamten Spiel einfach eiskalt. Für uns gings aufgrund der noch anstehenden Heimfahrt eine gute Viertelstunde nach Abpfiff raus und ab zum Auto. Und noch auf dem Fußweg hörte man den Zwickauer Mob, der den nächtlichen und mittlerweile gänzlich verwaisten Dallenberg beschallte. Wahnsinn und schlichtweg begeisternd.

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Über Frankfurt gings anschließend in gut drei Stunden ereignislos zurück ins Saarland, wo man kurz nach Mitternacht wieder eintrudeln sollte. Mit im Gepäck: Hunderte Ohrwürmer der Zwickauer Kurve.