On Tour 2017: Leipzig und Berlin

Abreise gen Osten

Keine Woche nach unserer Wiederankunft aus Ostasien stand auch schon die nächste Tour an, die sich jedoch dieses Mal auf Deutschland beschränken sollte. Angestoßen wurde das Ganze von einigen Gedanken, die man sich zuvor in Hongkong auf dem Sofa machte.

Hier findet ihr viele weitere Fotos der Tour

Für uns beide ging schon länger eine gewisse Faszination von Union Berlin aus, die zu Beginn der Saison schon im Besuch des Auswärtsspiels in Duisburg im Rahmen der ersten DFB-Pokalrunde mündete. Da Berlin aber von unserer Region eine ganze Ecke entfernt ist, kam es bis dato noch nie zu einem Heimspielbesuch.

Aus Interesse durchsuchte ich ein wenig die Website der Unioner und stieß beim Heimspiel gegen Kaiserslautern auf noch vorhandene Tickets. Union mit realistischen Aufstiegschancen, gegen einen großen Verein wie Lautern und dann gibt’s sogar noch Karten? Innerhalb kürzester Zeit fällten wir, komplett aus dem Nichts heraus, die Entscheidung für den Spielbesuch. Die Tickets wurden schnell bestellt, aus Angst, dass sie nach vielleicht längerer Überlegung schon weg wären.

Wenige Tage später folgte die nächste Überraschung: Bei der genauen Terminierung der Regional- und Oberligen im Nordosten des Landes ergab sich eine echte Traumkombination: Beide Leipziger Vereine, Chemie und Lok, hatten donnerstags vor dem Spiel der Unioner ein Heimspiel, während samstags noch ein Besuch bei der Viktoria aus Berlin möglich wurde. Somit war der Besuch beider Städte über das Osterwochenende beschlossene Sache.

Einen Tag, nachdem wir wieder im Saarland waren, gings auch schon an die Hotel- und Reiseplanung. Erstere waren schnell gefunden, beim zweiten entschieden wir uns für eine Autotour. Gerade aufgrund der sich knapp überschneidenden Spiele in Leipzig war eine Zugtour leider unmöglich.

Somit packten wir Dienstagmorgens nach dem Frühstück unser Gefährt und begaben uns um zehn Uhr auf den Weg gen Osten. Freie Straßen und nur eine kurze Pause machten die Strecke von Trier nach Leipzig in nur sechs Stunden schaffbar, vor allem dank der gut ausgebauten Autobahnen ab Thüringen.

Unser Hotel der Wahl für die ersten drei Nächte sollte im Leipziger Stadtteil Großzschocher liegen, welches von der Autobahn aus auch ohne Probleme und vor allem schnell erreicht wurde. Da wir uns die knapp zehn Euro Parkgebühr pro Nacht in der hoteleigenen Tiefgarage gerne sparten, suchten wir uns in einem nahegelegenen Wohngebiet einen Parkplatz und wurden schnell fündig. Keine fünfzig Meter vom Hoteleingang entfernt, und dabei völlig kostenlos.

Nach dem schnellen einchecken bezogen wir zunächst unser Zimmer, was sich als echter Glücksgriff herausstellte. Für zwanzig Euro pro Nacht gabs gut und gerne 40 Quadratmeter mit allem, was man so für die Nacht braucht. Flatscreen und großes Bad mitinbegriffen.

Nach kurzer Pause folgte eine kleine Tour durch die Nachbarschaft, bei der wir feststellten, dass sich im gleichen Gebäude mit einem Kaufland eine perfekte Einkaufsmöglichkeit für Getränke und Frühstück befand. Mit ein paar Flaschen Wasser bepackt stiefelten wir in Richtung der nicht weit entfernten Tramstation. Die Züge auf den Schienen erinnerten allgemein stark an Prag und andere Teile des Ostens: Schön, alt und mit schickem Charme vergangener Zeiten.

In einer knappen halben Stunde legten wir den Weg zur Innenstadt per Schiene zurück, erblickten dabei unterwegs aber leider das Ungetüm, was früher den Namen Zentralstadion trug. Immerhin wurde der Eingang zu diesem mit einigen Botschaften gegen den unbeliebten Brausehersteller verschönt. Da es, abseits eines Spielbesuchs in besagter Arena drei Jahre zuvor, mein erster richtiger Aufenthalt in Leipzig war, kannte ich mich natürlich nicht wirklich aus. Stadtplan und Vorausplanungen halfen da zumindest ein wenig, doch was hat die größte Stadt Sachsens eigentlich so zu bieten?

Im Vorfeld verzichteten wir auf einen punktgenauen Plan und liesen alles auf uns zukommen, was im Endeffekt die genau richtige Entscheidung war. An der ersten Tramhaltestelle, die irgendwie nach Innenstadt aussah, stiegen wir aus und liefen auf ein sehr modern wirkendes Einkaufszentrum zu. An dessen anderem Ende begann auch tatsächlich die Altstadt mit Fußgängerzone, durch die wir eine Weile liefen.

Die Straßen sind dabei geprägt von unzähligen Restaurant und Bars, die selbst in der noch kalten Jahreszeit gut besucht waren. Die vielen alten und schön verzierten Gebäude, allen voran das alte Rathaus und diverse Bankgebäude, ergeben dabei eines der, meiner Meinung nach, schönsten Stadtbilder Deutschlands.

Auch die dazwischenliegenden modernen Bauten stachen nicht wirklich negativ hervor und einige kleine Parks färbten die Straßen in ein angenehmes grün. Leipzig machte einen auf Anhieb schicken Eindruck und lud zum Verweilen ein.

Mit anbrechender Dunkelheit wollte auch noch der Hunger gestillt werden, was überraschend fleischlos in einem Vapiano nahe der Universität gelang. Es ist immer wieder lustig, wie oft wir, gerade im Osten, an den Läden hängen bleiben. Nach dem gewohnt guten Essen gings wieder zurück durch die Innenstadt und rein in unsere Tram, mit der wir wenig später unser Hotel erreichten. Geschafft von der langen Fahrt gings dann auch zügig ins Bett um sich für den nächsten Tag auszuruhen.

Blick von Oben

Der Mittwoch stand ganz im Zeichen der einzig geplanten touristischen Attraktion, die wir uns im Vorfeld aussuchten. Ziel war eines der größten Denkmäler Europas: Das Völkerschlachtendenkmal. Bei miesem Wetter wurde die Tramstation schnellen Schrittes erreicht und mit den, zuvor in einem Kiosk erworbenen Tagestickets bestiegen. Mit elf Euro für zwei Personen durchaus bezahlbar und nicht nur für den Rest des Tages, sondern ganze 24 Stunden gültig.

Da eine gesamte Stadtdurchquerung bevorstand und sich das Wetter leider wenig gnädig mit uns zeigte, wurde kurzerhand die gesamte Strecke auf der Schiene zurückgelegt. Dadurch wurde genügend Zeit für eine Begutachtung der verschiedenen Viertel geboten, auch wenn viele Straßen schnell am Fenster vorbeiflogen. Allgemein bestätigte sich der erste Eindruck vom Tag zuvor: Abseits der sauberen Innenstadt existiert eine große kreative Szene, die sich an allen Ecken und Enden auszutoben scheint. Viele Straßenzüge verloren somit ihren eher monotonen Grauton und strahlten in verschiedensten Farben. Auch die beiden Vereine der Stadt sind schwer künstlerisch unterwegs, auch wenn sich das Meiste auf Reviermarkierungen durch Tags beschränkte.

Mit Ankunft am Ziel endete unsere kleine Stadtrundfahrt und das kurze Sightseeing begann. Leider trübte eine große Baustelle den perfekten Blick auf das gigantische Monument am Leipziger Stadtrand, was aber auch ohne vorhandenen See einen ansehnlichen Eindruck machte. Die massive Bauweise war überall verziert und überlebte die Kriege ohne größere Schäden, was bei solchen Bauwerken nicht wirklich üblich ist.

Nach einer kurzen Besichtigung des Fundaments galt es, die etwa 500 Stufen bis zur Spitze zu erklimmen. Die Wendeltreppen im Inneren waren dabei so schmal, dass an ein Überholen langsam laufender nicht zu denken war. Nach dem kräftezehrenden Aufstieg wird man aber auch mit einem unglaublichen Ausblick über die gesamte Stadt und ihre Wälder belohnt. Gerade rechtzeitig verzogen sich die letzten Regenwolken und die Sonne kam zum Vorschein, wodurch wir, trotz starkem Wind, etwas länger den Blick auf die Stadt genießen konnten.

Runter geht’s wie immer schnell, sodass wir uns wenig später auch schon wieder am Fuße des Denkmals wiederfanden. Per S-Bahn legten wir den Weg in die Innenstadt zurück, wo wir uns auf dem Ostermarkt vor dem alten Rathaus mit ein paar Happen stärkten.

Der lockere Pflichttermin war somit schon abgehakt, weshalb wir den Nachmittag dem gemütlichen Schlendern durch die Innenstadt widmeten. Als die leidgeplagten Füße so langsam schmerzten, ließen wir uns in einem Café am Markt nieder und genossen das gute Wetter bei ein paar heißen Getränken. Gegen Abend gings mit der Tram wieder zurück in unsere Gegend, wo wir zum Abendessen einer lokalen Pizzeria einen Besuch abstatteten. Gesättigt und mit Vorfreude auf die Spiele am nächsten Abend endete der recht entspannte Tag schneller als gedacht.

Repräsentanten der Stadt

Auch am Donnerstagmorgen ging es zunächst wieder in Richtung Innenstadt, da der Vormittag ohne große Pläne bestritten werden sollte. Auf dem Weg dahin stoppten wir an einer kleinen, alten Bäckerei, die sich, nach eigenen Angaben, auf allerlei frisch Gebackenes aus der ehemaligen DDR spezialisierte. Mit zwei Tüten bewaffnet gings wieder in Richtung Zentrum, dieses Mal aber bis zum Hauptbahnhof. Nach einer kurzen Begehung des Selbigen hieß die gewählte Richtung wieder Ostermarkt zwecks Mittagessen.

Auf dem Weg dahin durchstreiften wir viele kleine Gassen und begehbare Innenhöfe, in denen man die bunten Fassaden der alten Häuser bewundern kann. Obwohl vieles frisch restauriert schien, schaffte man es aber größtenteils, den Charme der alten Gemäuer zu erhalten. Mit dem Erreichen des alten Rathauses und der erneuten Verköstigung frisch gebackener Leckereien endete auch schon das touristische Kapitel in Leipzig.

Für die geplanten Spielbesuche mussten wir zunächst wieder in Richtung Hotel aufbrechen, denn der Doppler konnte nur per Auto geschafft werden. In Großzschocher angelangt wurde zunächst wieder der lokale Supermarkt besucht, um sich mit Verpflegung für den nächsten Tag einzudecken, da es am Karfreitag bekanntermaßen schwierig werden würde, etwas Essbares zu finden.

Mit ein paar Flaschen Wasser im Gepäck gings auch schon über holprige Straßen in Richtung Leutzsch. Vorbei an schier endlosen Plattenbausiedlungen erahnte man schon, anhand der wechselnden Reviermarkierungen, dass man sich nun im Areal der Chemiker befand. An einer Tankstelle im Viertel wurde noch schnell das Auto betankt, bevor wir den Bahnhof in der Nähe des Stadions erreichten. Aufgrund der früh gewählten Anreise fanden wir sogar einen Parkplatz nur wenige Meter vom Alfred-Kunze-Sportpark entfernt, was unseren Plänen für die zweite Partie mehr als in die Karten spielte.

Die letzten Meter wurden zu Fuß zurückgelegt und die Karten für den Dammsitz aufgrund der besten Sicht beschafft. Schon beim Eintreten kurz nach Toröffnung wurde klar: Der Sportpark ist Oldschool vom feinsten. Bröckelnder Beton, verrostete Zäune und ein riesiger Stehplatzblock hinterm Tor. Dazu noch eine richtig gute aktive Fanszene, was will man mehr? Vielleicht ein paar Gäste, aber das war von der Zweitvertretung aus Jena auch nicht zu erwarten.

Der damalige Tabellenführer (und spätere Aufsteiger) Chemie brauchte weitere Punkte für das große Ziel, schaffte jedoch nur ein 1:1 Unentschieden und haderte daher ein wenig mit sich selbst und einigen Fehlentscheidungen des Schiedsrichtergespanns.

Die Fans hingegen lieferten eine unglaubliche Show ab: Eine sehr großer, geschlossener Mob unterstützte die Grün-Weißen lautstark über die vollen 90 Minuten. Dabei konnten sich Lautstärke und auch Mitmachquote mehr als sehen lassen, wobei gegen Ende sogar andere Teile des Stadions mitgenommen werden konnten. Am besten gefielen aber die gesungenen Lieder: Von brachialen Schlachtrufen bis hin zu noch nie gehörten Melodien war so gut wie alles dabei, was man sich nur wünschen kann. Das alles vor dem Hintergrund der alten Tribünen gab ein so stimmiges Bild ab, dass man irgendwie mehr davon sehen will. Den kompletten Spielbericht findet ihr im Übrigen hier

Die 90 Minuten vergingen leider wie im Flug und ehe wir uns versahen, saßen wir auch schon wieder im Auto. Schnell wurde die nächste Adresse rausgekramt und ins Navi eingegeben, behutsam den Fanströmen ausweichend ausgeparkt und auf die Hauptstraße gefahren, sich über den bisher reibungslosen Ablauf des Tages gefreut… bevor man wenige Augenblicke später im Stau stand. Ein Feuerwehreinsatz aufgrund eines Brandes am nahegelegenen Bahnhof Leutzsch kostete leider fünfzehn Minuten Wartezeit und einige Nerven.

Schon zu Beginn des Tages war es absehbar, dass beide Spielbesuche nicht überschneidungsfrei schaffbar wären. Insgeheim hoffte man aber dennoch auf das Wunder, immerhin wurde die erste Partie pünktlich abgepfiffen, wodurch für den laut Navi zwanzigminütigen Weg ein bisschen mehr als eine Viertelstunde übrig wären. Und genau diese Zeit fraß der Stau Sekunde um Sekunde auf. Das erste Hindernis hinter uns, sorgten gesperrte Straßen in der Innenstadt für weitere Probleme. Dennoch schafften wir die Nord-Süd Durchquerung von Leutzsch nach Probstheida in einer ganz passablen Zeit.

In der aufgezogenen Dunkelheit erkannten wir schon von weitem die großen Flutlichtmasten des Bruno-Plache-Stadions, die für uns als eine Art Leuchtturm zur Orientierung fungierten. Am Haupteingang angekommen sollte natürlich die Parkplatzsituation des mittlerweile angepfiffenen Spiels das nächste Problem darstellen. Nach längerem Umherkurven, mit tickender Uhr im Nacken, fanden wir dennoch recht zügig einen nahegelegenen Platz für unser Gefährt in einem Wohngebiet.

Schnellen Schrittes ging es in Richtung erkennbarem Eingang, wo ein Ordner auf uns umherirrende aufmerksam wurde und uns überraschenderweise kostenlos hereinbat. Somit betraten wir den spärlich gefüllten Gästeblock des alten Stadions, auf dessen Rasen gerade die 30. Minute der Partie Lok Leipzig – VfB Auerbach lief. Nach mehrmaligem tiefem Durchatmen wich der Stress so langsam der Freude über das gerade noch erreichte Spiel.

Auch das Bruno-Plache-Stadion glänzt an allen Ecken und Kanten mit einer fast schon nostalgischen Stadionromantik, wie man sie leider nicht mehr so oft findet. Gerade die recht große Haupttribüne mit dem überdimensionierten Vereinsnamen im Rücken macht einen richtig starken Eindruck, während auf den Tribünen eher tote Hose war. Von den Ultras der Lokschen hinterm Tor hörte man absolut nichts und die Schlachtrufe von der Haupttribüne waren ein bisschen zu sporadisch.

Vielleicht lag es auch am Spiel, in dem die Hausherren eher verdient mit 1:3 gegen den damaligen Tabellennachbarn das Nachsehen hatten. Die wenigen mitgereisten Gästefans (15 an der Zahl) freuten sich nach Abpfiff immerhin mitsamt der Mannschaft über die gewonnenen Punkte. Den kompletten Bericht zum Spielbesuch findet ihr hier

Mit den letzten Schnappschüssen im Gepäck ging es wieder in Richtung Hotel, was so ziemlich die gefühlt erste entspannte Fahrt des Tages war. Mit der Bestätigung im Hinterkopf, endlich die beiden wichtigsten Vereine Leipzigs gesehen zu haben, gings wieder ans Packen, bevor wir froh und erschöpft ins Bett fielen.

Turbo-Sightseeing in der Hauptstadt

Auch dieses Mal wurde es nichts mit dem Ausschlafen, denn ein straffer Zeitplan warf uns schon früh aus den Federn. Am Morgen des Karfreitags sollte es nach Berlin zur zweiten Station unseres kurzen Trips gehen. Zeitlich genau im Soll ging es auch schnell auf die Autobahn, vorbei an Halle und immer nordwärts, wobei schon auf der A9 erste Staus ein wenig an der Uhr nagten.

Ganz dicke wurde es dann auf der A10, auf der eine etwa anderthalbstündige Verzögerung den ach so schönen Zeitplan über den Haufen warf. Warum fahren an einem Feiertag so viele Menschen über die Autobahn nach Berlin… man könnte ja fast meinen, da gäbe es etwas zu sehen.

Zum Glück plante man für den ersten Tag keinen Spielbesuch, sondern nur ein wenig Sightseeing ein, wo die eine oder andere Minute dann doch nicht so viel ausmachte. Bei der Ankunft in Karlshorst im Osten der Hauptstadt freute man sich zunächst auf das mitgebrachte Mittagessen, was sogleich im schicken Hotelzimmer verputzt wurde.

Wenig später fanden wir uns an der nahen S-Bahn Haltestelle wieder, lösten unsere Tickets und begaben uns auf die erste kleine Entdeckungstour in die Innenstadt. Mein letzter Berlin-Besuch dürfte mittlerweile auch schon ein paar Jährchen her sein, dementsprechend viel schien sich auch in der Stadt verändert zu haben. In den Bahnen hingegen blieb alles beim Alten: Viele Obdachlose als Zeitungsverkäufer, allerhand seltsame Gestalten und auch der ein oder andere Straßenmusiker, der sich durch einen kurzen Live-Song den Durchbruch erhofft.

Unser Weg führte uns am Ostkreuz vorbei gen Innenstadt, wo wir zunächst typischerweise am Alex ausstiegen. Ein paar obligatorische Fotos später packte uns die Lust zum Laufen, was wir direkt mit einem Gang zum Hackeschen Markt verbanden. Auch die dortigen Höfe wurden kurz besichtigt, jedoch waren die Meisten Shops (außer den touristischen Abzockläden) aufgrund des Feiertages geschlossen. Schade, aber kaufen wollte man sowieso nix.

An der Spree entlang gings weiter zur Museumsinsel, wo der Dom ein paar Mal abgelichtet wurde. Die Baustellen in der Umgebung hinderten dabei den weiteren Weg, was zu einem kurzen Umherirren über die vielen Brücken führte. Ja, es waren schon ein paar Jahre… Mit dem Nikolai-Viertel stand der letzte kurze Zwischenstopp an, bevor wir wieder die nahe U-Bahn enterten und nach dem Turbo-Sightseeing zu unserem letzten Ziel des Tages aufbrachen.

Als bekennende Bierliebhaber freuten wir uns im Vorfeld ungemein, dass sich mit „Stone“ eine unserer Lieblingsbrauereien in Berlin niederließ. Die Planung des Besuchs und die Reservierung wurden deshalb im gleichen Atemzug wie der Ticketkauf für das Spiel am Sonntag erledigt und war natürlich das auserkorene Highlight des Freitags.

Ab der Endhaltestelle in Alt-Mariendorf musste noch ein kurzer Weg zu Fuß zurückgelegt werden, während dem man auch schon die Bushaltestellen für den Rückweg auslotete. In einem ehemaligen Industriegebiet gelegen, liegt das frisch renovierte Bachsteingebäude, in dem sich, neben einer mittelgroßen Brauerei, auch ein großes Restaurant befindet. Neben einer Vielzahl bekannter sowie einiger neuer Craftbiere wusste auch das Essen zu überzeugen, was dem folgenden Biermarathon eine gute Grundlage bot.

Mehrere Stunden später wurde, mehr als gesättigt und zufrieden, die Heimreise angetreten. Zunächst per Bus, später dann mit U- und S-Bahn, bis wir um kurz nach Mitternacht wieder in Karlshorst in unserer Unterkunft aufschlugen. Nach einem kurzen Sortieren der Bilder machten wir die Augen zu, während sich die Gedanken schon um das Spiel am nächsten Tag drehten.

Regen, Bier, Viktoria

Den Morgen des Samstages nutzten wir zunächst einmal fürs Ausschlafen, bevor es wieder in Richtung Innenstadt ging. Den einzigen Tag, an dem die Geschäfte der Hauptstadt geöffnet hatten, wollte mit dem fast schon Pflichtbesuch des KaDeWes auch gebührend ausgenutzt werden. Gekauft wurde wie zu erwarten nichts, man fühlte sich nach einiger Zeit viel eher angekotzt von der gelebten Dekadenz der umherlaufenden, hochnäsigen Kundschaft.

Da es Draußen wie aus Eimern schüttete, lief man zwangsläufig fast eine Stunde durch die verschiedenen Etagen, bevor man eine kurze Regenpause zum Verlassen des Gebäudes ausnutzte. Da sich die dunklen Wolken allmählich verzogen und wir zudem noch ein wenig Zeit auf der Uhr hatten, liefen wir den Kudamm entlang bis zum Breitscheidplatz, wo wir wieder die U-Bahn bestiegen.

Unseren Zielbahnhof in Lichterfelde erreichten wir nach einem kurzen Umstieg, bevor wir auch schon an den Bushaltestellen nach der richtigen Linie zum Stadion suchten. Zum Regionalliga Duell in der Nordost-Staffel gab sich die ortsansässige Viktoria die Ehre und empfing den SV Babelsberg aus der Vorstadt. Die gerade ankommenden Gäste erleichterten unsere Busliniensuche ungemein, sodass wir uns einfach hinter den Mob hängten und den gleichen Bus in Richtung Stadion nahmen.

Wenige Stationen später trennten wir uns wieder von den Gästefans, die direkt nach dem Aussteigen polizeiliche Begleitung zum Gästeblock erhielten. Wir hingegen wollten zum Eingang des Heimbereiches, der eine Haltestelle weiter lag. Da man natürlich nicht ortskundig war, musste dieser Weg letztendlich zu Fuß zurückgelegt werden.

Das kalte und nasse Wetter machte im ersten Moment eher wenig Lust auf einen Stadionbesuch, was sich nach einem warmen Kakao aber schnell wieder änderte. Aufgrund der Besten Sicht auf Heim- und Gästebereich positionierten wir uns für die Dauer der ersten Halbzeit auf der nicht ausgebauten Gegengerade und verfolgten das Geschehen auf dem Platz.

Die Gästefans, die insgesamt etwa die Hälfte der knapp unter 500 Zuschauer stellten, wussten trotz eher kleinem Mob gesanglich zu gefallen. Das Liedgut war allgemein abwechslungsreich, auch wenn sich die Vielfalt etwas in Grenzen hielt. Auch die Lautstärke ging ok, mehr war aber von der Anzahl auch nicht zu erwarten. Auf der Heimseite präsentierten sich immerhin vier etwas betagtere Gestalten hinter einer Fahne, die ihre Viktoria ab und an mit einem Schlachtruf oder anderweitiger schiefer Gesänge unterstützten.

Auf dem Platz entwickelte sich schon zu Beginn ein mehr als ansehnliches Spiel, in dem Viktoria zunächst zur Führung traf, Babelsberg aber wiederum ausgleichen konnte. In der zweiten Hälfte, in der wir uns vor dem wieder aufgezogenen Starkregen auf die Haupttribüne retteten, konnte Viktoria mit einem Treffer zum 2:1 alles klar machen und das Spiel verdient gewinnen, auch wenn beide Teams gegen Ende mehrere Großchancen versiebten. Den kompletten Spielbericht findet ihr übrigens hier

Zufrieden über das dann doch ansehnliche Spiel mit ganz ordentlicher Stimmung gings wieder zur Bushaltestelle. Den Bus auf der Rückfahrt zum Bahnhof teilten wir uns zufälligerweise wieder mit den Gästefans, die überraschend schweigend durch die Gegend zogen.

Das weitere Tagesprogramm sah zunächst einen Besuch einer ebenfalls neueröffneten Bar in der Nähe des Pariser Platzes vor. Eine Stadtdurchquerung später waren wir auch entsprechend durstig und probierten uns durch die verschiedenen Sorten der angebotenen Biere der Marke Mikkeller. Für Liebhaber des wohlschmeckenden Gerstensaftes eine absolute Empfehlung, auch wenn man besser einen dickeren Geldbeutel mitbringen sollte. Mit knapp sechs Euro pro Glas ist der Spaß nämlich alles andere als billig, für uns aber definitiv jeden Cent wert.

Da man nach dem langen Nachmittag schon einen größeren Hunger vor sich herschob und wir keine Lokalität für das Abendessen vorher planten, musste mal wieder ein Vapiano auf dem Weg zum nächsten Ziel herhalten. Die große Portion Pasta kümmerte sich dabei auch ein wenig um das eher einsame Bier im Magen und leistete diesem Gesellschaft.

Vom Restaurant im Hauptbahnhof waren es nur noch wenige hundert Meter bis zum Bundestag, wo wir uns einige Wochen zuvor für die Besichtigung der Kuppel bei Nacht anmeldeten. Der unverbaubare Blick auf die leuchtenden Gebäude der Stadt lud zum Verweilen ein, sodass wir gut eine Stunde auf den verschiedenen Ebenen der Glaskuppel verbrachten. Beim Verlassen des Geländes konnten noch ein paar Schnappschüsse der illuminierten alten Gebäude gemacht werden, bevor es langsam wieder Richtung Hotel ging.

Müde vom anstrengenden Tag und wie immer mit viel Vorfreude auf den Nächsten ging es so ziemlich ohne Umwege in die Federn.

Ostersonntag in der Alten Försterei

Am Ostersonntag wurden wir das erste Mal von der Sonne geweckt. Entgegen der Befürchtungen der letzten Woche stellte sich das Wetter am letzten echten Tag des Trips als überraschend gut heraus, wodurch wir unseren Tagesplan etwas abänderten. Zunächst war nur eine kleine Besichtigung der Gegend um Karlshorst geplant um stets in der Nähe der trockenen Unterkunft zu bleiben.

Nun hatten wir dann doch die Möglichkeit, ein paar Sehenswürdigkeiten mehr in der Innenstadt abzuhaken. Somit gings in Richtung des Brandenburger Tors, wo sich schon am frühen Morgen viele Touristengruppen aus allen möglichen Ländern tummelten. Auch am Bundestag hielten wir auf unserem Rundgang nochmals an, um ihn auch im hellen abzulichten.

Alles in allem ein eher ereignisloser Vormittag, der lediglich durch die Suche nach einem passenden Geldautomaten etwas spannender wurde. Aber auch nicht weiter schlimm, denn der eigentliche Höhepunkt der gesamten Tour stand noch bevor: Der Spielbesuch in der Alten Försterei.

Per S-Bahn gings somit nach Köpenick, wo wir uns einfach den roten Fanströmen in Richtung Wald anschlossen. Über Stock und Stein erreichten wir das Stadion, aus dem schon einige Gesänge nach Außen drangen. Da die Kontrollen etwas mehr Zeit als üblich in Anspruch nahmen, erreichten wir unsere Stehplätze unweit der Mittellinie erst wenige Minuten vor Anpfiff.

Beim Ertönen der Vereinshymne wich ein breites Grinsen über unsere Gesichter, war es doch ein schon etwas länger geplantes Vorhaben, den Club aus dem Osten Berlins zu sehen. Eine aufwendige Doppelchoreo auf der Waldseite gab den Startschuss in einen wirklich großartigen Support, der über die meiste Zeit vom gesamten Stadion getragen wurde.

Dabei hörte man viele neue Lieder, die übrigens, wie alle anderen Gesänge, jeweils nur einmal während der Partie gesungen wurden. Die Tatsache, dass trotzdem etwa alle fünf Minuten zu einem anderen Gesang gewechselt wurde, zeugt von einer wirklich großen Vielfalt der Lieder. Die Lautstärke schwankte dabei je nach Gesang, wusste aber gerade in der zweiten Hälfte mitunter Gänsehaut zu erzeugen.

Auch die Gäste aus Kaiserslautern lieferten einen guten Auftritt ab, auch wenn gegen die Stimmgewalt der Heimseite an diesem Tag kein Gras gewachsen war. Dabei spielte auch der Spielverlauf den Unionern in die Karten, denn die damals aufstiegsambitionierten Rot-Weißen dominierten nach Belieben und gewannen absolut verdient mit 3:1. Einen ausführlicheren Spielbericht findet ihr hier

Nach Abpfiff fanden wir endlich Zeit für ein gutes Steak im Stadion, bevor noch etwas Geld für Souvenirs im Fanshop gelassen wurde. Aufgrund des mal wieder aufgezogenen Regens verweilten wir noch ein wenig länger auf dem Gelände, bevor wir per Tram den Rückweg zum Hotel antraten. Dort angekommen legten wir unsere erworbenen Andenken ab und ruhten uns ein wenig aus, bevor wir am Abend zum letzten Mal in Richtung Innenstadt aufbrachen.

Auf der Suche nach einem „typisch Berliner“ Restaurant wurden wir während unserer Pause im Internet fündig, wo wir auch kurzerhand einen Tisch reservierten. Am Savignyplatz in Charlottenburg gelegen, fanden wir uns im Kneipen-Restaurant „Zur dicken Wirtin“ wieder, wo eine ganze Platte fleischlastiger Köstlichkeiten verputzt wurde. Von frischer Rinderleber über saftiger Hähnchenbrust bis hin zur typischen Berliner Weiße war alles dabei, was man sich zu essen wünschte.

Mehr als gesättigt traten wir danach wieder den Rückweg an, auf dem wir über den kurzen Spaziergang hin zur U-Bahnstation mehr als froh waren. Wieder im Hotelzimmer angekommen gings noch kurz ans packen, bevor noch einige Details für den Rückweg geklärt werden sollten.

Ursprünglich planten wir für diesen noch einen Spielbesuch ein, doch das angestrebte Spiel der Erfurter in Weimar fiel aufgrund horrender Ticketpreise wieder vom Tisch. Andere ausgelotete Optionen hätten eine viel frühere Abreise zur Folge gehabt, weshalb wir uns am Ende auf eine ruhige Rückfahrt einigten. Nach kurzem Tanken erfolgte diese am Ostermontag auch, bis auf ein paar Staus um Berlin und in Hessen ohne großartige Probleme. Gegen Nachmittag erreichten wir, geschafft von der knapp neunstündigen Fahrt wieder die Heimat.

Hier findet ihr viele weitere Fotos der Tour

Insgesamt war es eine schöne Woche in zwei schönen Städten, wobei gerade in Berlin bei Weitem noch nicht alles gesehen wurde. Auch aus fußballerischem Interesse ist, früher oder später, ein erneuter Besuch der Hauptstadt mehr als wahrscheinlich.