2. Bundesliga: SV Elversberg – Hertha BSC

05.05.2024
32. Spieltag 2. Bundesliga
SV Elversberg - Hertha BSC
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 4:2 (1:1)
Zuschauer: 9.502 (1.600 Gäste)
Ticket: Dauerkarte
Fotoalbum

Spätestens seit dem Vortag herrschte rechnerische Gewissheit: Die SV Elversberg bleibt auch in der kommenden Saison Zweitligist, was für die Allermeisten wohl einer größeren Überraschung gleichkam als der eigentliche Aufstieg. Somit also mindestens ein weiteres Jahr in die Großstädte Deutschlands pilgern als auch die selben, ganz großen Namen des heimischen Fußballs an der Kaiserlinde empfangen. Mit der alten Damen aus Berlin gastierte auch gleich der große Hauptstadtclub zur sonntäglichen Partie im Saarland, die entsprechend vollkommen befreit von allen Abstiegssorgen angegangen werden konnte. Ein Bierchen bei gutem Wetter an der Linde, danach hinein ins wiedermal ausverkaufte Wohnzimmer, dass derzeit Woche für Woche zu begeistern weis. Und nein, nicht nur aufgrund der besten Gästeblöcke, die das eigene Stadion jemals sah.

Auch der Block C entwickelt sich weiterhin zu einer immer besseren Kurve, die mittlerweile ein quantitativ vorzeigbares Stimmungszentrum in sich vereint. So auch an diesem Sonntag, als erneut Mitmachquote im Mittelblock als auch die dadurch resultierende Lautstärke absolut passte. Zwar anfangs auch mit einigen gemächlichen Phasen durchsetzt, explodierte der Haufen spätestens in der Schlussphase und zeigte sein definitiv vorhandenes Potential. Schöne Melodien, ein paar Schlachtrufe, ein paar Pogos im Block – alles, was das Fanherz begehrt, war wiedermal geboten. Und am optischen Tifo wird sicherlich auch irgendwann mal gearbeitet, auch wenn die stete Präsenz von unzähligen Schwenkfahnen sicherlich nie das ganz große Thema in Elversberg sein wird.

Allein die Entwicklung des Blocks stimmt mich mehr als positiv auf die neue Saison und wird sicherlich eng von uns begleitet. Gleiches gilt für den Support-Stil, finden doch in letzter Zeit immer komplexere Lieder Einzug, wenn auch an diesem Sonntag mit einigen Startschwierigkeiten. Auf die Melodie von „Wouldn’t it be good“ von Nik Kershaw dichtete die Kurve „Wir sing’n für den Verein aus unsrer Heimat, schieß für uns ein Tor und hol den Sieg, und wenn der Weg auch noch so steinig sein mag, sind wir immer hier, und stehen zu dir!“. Braucht sicherlich noch ein paar Runden Übung, hat aber Potential für einen Kurvenhit, wie zuletzt auch mal aus Zwickau gehört.

Gespannt blickten wir auch auf den ausverkauften Gästeblock der Anhängerschaft von Hertha BSC, die den weiten Weg aus der Hauptstadt für den sportlich nicht mehr allzu relevanten Kick auf sich genommen haben. Aber mitunter haben genau solche Spiele eine solch befreiende Wirkung, die in manchen Momenten zu besseren Auftritten führt als mit Anspannung durchsetzten, neunzig Minuten im Auf- oder Abstiegskampf. Und zumindest auf optischer Seite präsentierten die Berliner die schönste und kreativste Choreo, die Elversberg je gesehen hat. Das aus einer Liedzeile stammende Motto „Hurra! Hurra! Berliner die sind da!“ prangte in großen, schwarzen Lettern am vorderen Zaun, während sowohl im Unter- als auch Oberrang unzählige kleine Landesflaggen hochgehalten wurden. Wenig später gesellten sich zahlreiche ebenso gestaltete, rot-weiße Schwenkfahnen dazu, ehe wenig später ein weiterer Berliner Bär, dieses Mal als Blockfahne, in der Mitte hochgezogen wurde.

Die darauf folgende Pyroshow aus weit über einhundert roten und weißen Fackeln, die in Reihen aufgestellt ebenso die Berliner Flagge bildeten, war schlichtweg meisterhaft. Ehrlich, so eine geile Aktion hab ich noch nirgendwo live im Stadion gesehen – Astreiner Anblick aus sämtlichen Perspektiven! Und auch nach diesem großen Highlight passte die Optik des Gästeblocks absolut. Schickes Zaunfahnenbild an vorderster Front samt Überhänger aus Karlsruhe (PS99 und Psychos erkennbar) und Strasbourg (nur Clublogo, seitdem die Gruppenfreundschaft aufgelöst wurde), dazu an einer Leine aufgehängte Stadtteilfahnen unterm Dach sowie eine hohe Dichte an Schwenkern während des gesamten Spiels.

Und auch akustisch ließen sich einige Gesänge der Herthaner erhaschen, während die gute Mitmachquote auch auf den Sitzen über nahezu die volle Distanz anhielt. Wirklich guter Auftritt der Hauptstädter! Ebenso großen Respekt an den Gästeanhang, dass auf zwei Notarzteinsätze im Elversberger Block direkt mit Stille reagiert wurde. Kann sich auch mal die Tribüne ein Beispiel dran nehmen und nicht ihre Chance wittern, gerade dann einmal Gas zu geben…

Auf dem Rasen entwickelte sich recht früh ein auf beiden Seiten befreiter Kick, in den Elversberg zunächst besser rein fand. Dass der Führungstreffer durch Schnellbacher aber ausgerechnet nach einer – mehr noch – durch eine Ecke fiel, ist nach den vergangenen Wochen eigentlich kaum zu glauben. Dass der Ausgleich der Herthaner aber genauso fiel, selbstverständlich umso mehr. Im gleichen Takt startete auch der zweite Durchgang, ehe wiedermal Schnellbacher mit einem seiner bekannten Schüsse aus spitzem Winkel die erneute Führung besorgte, die von einem der Dardais aber wieder ausgeglichen wurde. Doch nun setzte die SVE voll auf Offensivaktionen und netzte nur wenige Momente später durch Wanner zur erneuten Führung, die bis zum Ende gefühltes Oberwasser in den Spielanteilen bedeutete.

Die letzte Aktion des Nachmittags glich dennoch einem viel beschworenen Märchen, dass dennoch keiner für möglich hielt. In der 84. Minute verabschiedete sich Paul Wanner in den verdienten Feierabend und machte Platz für Kevin Koffis 176. Einsatz im Dress der SVE. Zwar erst der neunte für den bald 38-jährigen in dieser Spielzeit, aber man gönnt dem noch immer umjubelten Altstar jede Minute auf dem Spielfeld der zweiten Liga. Die Elversberger Kurve feierte einen der verdientesten Akteuren der SVE bereits, ehe das schier unglaubliche passierte – nach tollem Solo von Martinovic, der ehrlicherweise 95% der Anteile am Treffer besaß, staubte Koffi frei vorm Tor ab und ließ die direkt dahinter beginnende Kurve mit dem 4:2 vollends eskalieren. Ekstase pur und eine Feier, als hätte man durch die Bude gerade die Aufstiegsrelegation klar gemacht.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Unterm Strich Schlusspunkt einer klasse Partie, die die ohnehin starke Saison der SVE vergoldete. 43 Punkte, gesichert im Mittelfeld, dazu Namen wie Kaiserslautern, Hamburg, St. Pauli, Schalke und eben jetzt die Hertha geschlagen. Ungläubig, stolz, glücklich. Wie fast jede Woche zur Zeit. Lautstark feierte die Kurve die Mannschaft als auch das Idol namens Koffi, trällerte dem Geburtstagskind Hugo Vandermersch ein Ständchen auf Französisch und schloss den Tag mit ein paar letzten Gesängen ab. Hach, da werd ich jetzt schon wehmütig, wenn ich an die viel zu lange Sommerpause denke. Aber zwei Spiele sind ja noch zu gehen, in denen das Motto nur Folgendes sein kann: Genießen! Einfach nur den Moment genießen…

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