25.02.2024
23. Spieltag 2. Bundesliga
Hamburger SV - SV Elversberg
Volksparkstadion
Endergebnis: 1:0 (0:0)
Zuschauer: 54.190 (550 Gäste)
Ticket: 19€
Fotoalbum
Die SVE in Hamburg, auswärts im Volksparkstadion. Sicherlich eines der größten Highlights dieser grandiosen Saison, was nach einem standesgemäßen Rahmen schrie. Somit ging es für viele Anhänger der Saarländer gleich für das gesamte Wochenende hinauf in die Metropole an der Elbe und auch uns verschlug es bereits ab Freitagabend in die Hansestadt, recht tiefer Blick ins Glas am Samstag auf der Reeperbahn inklusive. Somit startete der Spieltag deutlich später als geplant, ehe hektisch die paar Habseligkeiten in der Unterkunft zusammengepackt und die S-Bahn gen Westen betreten wurde. Unterwegs noch ein fixes Frühstück reingeschoben, fanden wir uns wenig später in Othmarschen wieder und suchten den eigens ausgewiesenen Gäste-Shuttle zum Stadion in Bahrenfeld.
Selbiger wurde dann allerdings zum Großteil von Einheimischen bevölkert, die sich durch die Fahrt direkt zur Südseite des Volksparks einen längeren Fußmarsch sparten. Vor Ort war dann ebenfalls von Fantrennung keine Spur, sowohl beim geteilten Einlass als auch im späteren Umlauf, der schlicht das gesamte Stadionareal umfasste und überall geöffnet war. Lediglich am Eingang zum Block 14A, dem Steher der Gäste, waren Ordner an den Toren positioniert. Ein völlig anderes Gefühl als an den meisten anderen Spielorten, in der die Bewegungsfreiheit eher Tieren im Zirkus ähnelt. Aber auch nur dann super, wenn es friedlich bleibt, was es hier bis zum Ende aber auch blieb. Warum auch nicht, kommen der HSV und die SVE doch aus absolut gegensätzlichen Welten.
Das wurde einem Jeden im Gästeblock spätestens beim astreinen Blick auf das monumentale Volksparkstadion bewusst. 57.000 Plätze, zwei große Ränge, ikonisches Dach, dazu Austragungsort zweier Weltmeisterschaften, bald zweier EMs sowie internationale Endspiele. Eine absolut grandiose Schüssel, die auch wir an diesem Sonntag zum ersten Mal von Innen bestaunen durften. Mit Elversberg. Immer wieder geil! Die gute Laune wurde standesgemäß mit einem schmackhaften Fischbrötchen gestärkt, ehe Abschlach! mit ihrer Liebesbekundung an die Stadt den nahezu vollen Volkspark in ein Meer aus blau-weiß-schwarzen Schals verwandelte. Da bekam man selbst im Gästeblock Gänsehaut, während die ersten Wechselgesänge zwischen Nord- und Südkurve noch vor Anpfiff bereits die Marschrichtung in Sachen Lautstärke vorgeben sollten. Blieb rückblickend einer der lautesten Momente, doch dazu später mehr.
Denn das erste Ausrufezeichen des Nachmittags setzte die Kurve der Rothosen mit einer Choreo vor Anpfiff, die die abstruse Kontrolle eines Zuges auf dem Rückweg vom Auswärtsspiel in Rostock in der Vorwoche aufgriff. Dabei wurden 855 Hamburger Fans über 6 Stunden von 400 Einsatzkräften festgehalten und kontrolliert, wobei währenddessen Zugang zu Verpflegung oder einfach nur Wasser kaum ermöglicht wurde. Hintergrund sollte wohl die Identifizierung einiger an einer mit Dortmund stattgefundenen Auseinandersetzung am Bahnhof in Mannheim gewesen sein, als sich der HSV-Anhang auf dem Weg zum Hinspiel in Elversberg befand. Allerdings rechtfertigt die angebliche Identifikation von bis zu 30 an der Auseinandersetzung Beteiligter kaum das Festhalten der entsprechend über 820 Unschuldigen bis tief in die Nacht.
Die Nordkurve fand daraufhin die Antwort mit einem großen Polizeiwappen samt ACAB-Schriftzug auf durch Zetteln gefärbtem, blauem Hintergrund. Dazu die Eindeutige Botschaft „Niemals Freund Niemals Helfer – Ganz Hamburg hasst die Polizei“. Auch im weiteren Verlauf wurde die Aktion erneut durch ein Spruchband der Gruppe Forza thematisiert: „„Wir haben nur unseren Job gemacht“ – Euer Job: Freiheitsberaubung im Amt und billige PR-Stunts! ACAB“ – was ebenso die Anwesenheit zahlreicher Pressevertreter zu Beginn der Kontrolle in Hamburg-Bergedorf beleuchtete. Danach legte die Nordkurve rund um die führenden Gruppen Castaways und Clique du Nord mit zahlreichen Fahnen und steten Schalparaden einen optisch hoch anschaulichen Auftritt hin, der auch in Sachen Lautstärke einige Höhepunkte verbuchen konnte.
Die Klassiker scherbelten laut, während vor allem die Klatscheinlagen gut dreiviertel der Kurve einbanden. Lediglich mein Lieblings-Chant der Hamburger „Scheiß auf Schule und Arbeit“ vermisste ich. Die generelle Einordnung des gesamten Supports fällt mir aber weiterhin schwer, denn aus dem Gästeblock und mit dem eigenen Verein auf dem Rasen nimmt man die gegenüberliegende Kurve deutlich anders war als als neutraler Beobachter. Denn so gut wie es auch aussah, so mäßig war die akustische Wahrnehmung des restlichen Supports abseits der Höhen. Denn außerhalb des Zentrums der Nordkurve, den Block 22C im Eck des Oberrangs mal ausgenommen, beteiligte sich so gut wie niemand an den Gesängen. Wirklich überraschend passiv, das Publikum hier, wobei die Leute links und rechts des Gästeblocks sowieso nur aufgrund der in Relation geringen Mitfahrerzahl aus Elversberg das Spiel aus dem Stadion verfolgten. Lediglich in den letzten beiden Minuten der Nachspielzeit drehte das komplette Stadion frei und zeigte, was hier wohl geht, wenn alle Anwesenden so richtigen Elan mitbringen.
Katerstimmung aber auch im Gästeblock, in dem sich respektable 550 Elversberger versammelten, darunter gut die Hälfte im Steher. Angeflaggt wurde im unteren Drittel, zwei Schwenker und ein Doppelalter bemüht und versucht, durch die dunklen Augenringe den Kick zu verfolgen. Abseits der Ausfallerscheinungen durch die nächtliche Stippvisite auf der Reeperbahn war die restliche Anhängerschaft eher geprägt durch Stadttouristen, die nur mäßiges Interesse an der gesanglichen Unterstützung der Schwarz-Weißen in sich trugen. Somit konnte der Gästeblock die sowieso recht aussichtslose Mission, sich im weiten Rund irgendwie Gehör zu verschaffen, gleich ad acta legen. Da ging wahrlich nicht viel zusammen, so ehrlich muss man mit sich selbst sein.
Auch auf dem Rasen schien die SVE schnell überfordert, denn die Raute rannte ab Beginn mit viel Tempo in Richtung Abwehr. Lange hielt das Bollwerk und auch Vorne ging gegen Ende des ersten Durchgangs so einiges, doch mit Beginn der zweiten Hälfte entschied ein einziger Treffer das Steffen-Duell in Richtung Baumgart. Bitter, doch schien selbst ein Punkt der letztlichen Leistung nicht gerecht, denn Hamburg hätte durch das Chancenplus sicherlich ein bis zwei Dinger mehr erzielen können. Unterm Strich schlug sich Elversberg gegen den gefühlten Bundesligisten aber mehr als ordentlich, was der mitgereiste Anhang auch zu honorieren wusste. Schön auch, dass sich Horst am Ende nochmal die Zeit nahm und selbst zum Gästeblock kam, ehe für den Großteil der Gäste die weite Heimreise anstand.
Für uns ging es wieder in den Shuttle, der sich nur Mühsam den Weg in Richtung S-Bahn bahnte und dabei bedrohlich am unteren Ende der Sauerstoffversorgung im Innenraum kratzte. Die Bahn war dafür deutlich leerer, sodass wir gut im Zeitplan liegend das Gepäck im Hotel wieder einsammelten und wenig später den Flughafen in Fuhlsbüttel erreichten. Auch dort klappte überraschend alles schnell und ohne Probleme, inklusive überpünktlicher Landung des Kranichs in Frankfurt. Wenn schon keine Punkte, dann wenigstens keine Verspätung. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt war die natürliche Enttäuschung über die Niederlage komplett verflogen. Ein top Erlebnis wars ja trotzdem!