2. Bundesliga: Karlsruher SC – SV Elversberg

17.12.2023
17. Spieltag 2. Bundesliga
Karlsruher SC - SV Elversberg
Wildparkstadion
Endergebnis: 3:2 (2:1)
Zuschauer: 23.654 (ca. 1.300 Gäste)
Ticket: 17,50€
Fotoalbum

Aus Elversberger Sicht bleibt das Jahr 2023 sicherlich das das bisher größte der Vereinsgeschichte in Erinnerung. Pokalsieg, Meisterschaft, Aufstieg in die zweite Liga sowie allerhand unfassbarer Partien im Unterhaus, von denen die ein oder andere entgegen jeder Erwartung gewonnen wurde. Das Auswärtsspiel in Karlsruhe markierte somit nicht nur das letzte Spiel des Kalenderjahres, sondern eben auch den Abschluss einer top Hinrunde, was es vor Ort selbstredend zu zelebrieren galt. Erneut wurde eine vierstellige Zahl verkaufter Karten durchgegeben, was die Vorfreude auf den auch persönlichen Jahresabschluss in die Höhe schnellen ließ.

Noch leicht gerädert vom anstrengenden Wochenende ging es daher trotzdem mit Grinsen im Gesicht auf die Autobahn gen Süden und zum altbekannten Parkplatz am KIT, wo das eigene Gefährt zwischen viel Matsch und Wildwuchs ein annähernd sauberes Plätzchen fand. Den Zehner für die extra ausgewiesenen, aber nur wenige Meter weiter liegenden Stadionparkplätze, spare ich mir natürlich gern. Per Pedes stapften wir langsam gen Wildpark, dessen neues Gewand wir am heutigen Tag zum ersten Mal zu Gesicht bekamen. Drei Mal war ich in der wundervollen alten Bude zuvor zu Gast, schaute Zweitligaduelle gegen Düsseldorf und Pauli oder auch das Pokalduell gegen den Waldhof. Schade, dass diese alten Traversen nun nicht mehr sind. Mit dem Neubau einher ging auch eine Veränderung der Heim- und Gästekurve, die quasi die Plätze tauschten. Die Gegengerade ist nun im Südosten vorzufinden, der Gästeblock in der Ecke im Norden.

Selbigen erreichten wir just mit dem Eintreffen der ersten Schar Saarländer, die mit insgesamt 7 Bussen, etlichen Autos und 9er sowie per Zug anreisten. Somit auch viel los am peniblen Einlass, ehe letztlich alle gut 1.300 Anhänger der Schwarz-Weißen die Stufen und Sitze bevölkerten. Wir stillten zunächst mit einer guten Feuerwurst die hungrigen Bäuche, ehe die erst zu dieser Saison final fertiggestellte Bude in Augenschein genommen wurde. Erster Gedanke: Hab ich so schonmal gesehen. Kein Plan wo, doch der Bau aus nahezu einem Guss wirkte an vielen Stellen recht charakterlos und beliebig. Duplizierbar und klinisch rein. Aber so ist eben die liebe neue Welt im Profifußball und irgendwie hab ich das Gefühl, das solche Kommentare im Deutschland der 50er und 60er, als die meisten ikonischen Schüsseln in eigentlich ebenso ähnlicher Bauweise überall aus dem Boden schossen, vielleicht auch durch manch Köpfe schwirrten. Denn, so ehrlich muss man auch sein, ist durch einen Neubau nicht alles schlechter, sondern vieles schlichtweg besser.

Vor allem in Karlsruhe kommt die neue, große Kurve der akustischen Schlagkraft der Szene deutlich mehr gelegen als die verstreuten Grüppchen rund um die alte Gegengerade. Eine große Kurve, die von oben bis unten, von rechts bis links voll besetzt ordentlich was hermacht. Lediglich die direkt daneben verwaisten Sitze und Blöcke wirken etwas befremdlich und lassen die Kurve etwas isoliert dreinschauen. Da hätten Stehränge bis in beide Ecken sicherlich besser ausgesehen. Dennoch das vorhandene Canvas, das es vom Karlsruher Anhang mit Leben zu füllen galt. Und das tat die Kurve zu Beginn der Partie in einer beeindruckenden Art und Weise. Zum 20. Geburtstag der Gruppe Armata Fidelis bedeckte eine gigantische Blockfahne die gesamte Kurve und stellte unter dem Motto „Wie Odysseus auf die Probe gestellt – Das treue Heer, das niemals fällt!“ den bisherigen Weg der Gruppe dar, gezeichnet von Auf- und Abstiegen, Nebenschauplätzen und gezockter Fahnen, umrahmt von zahlreicher Symbolik der griechischen Mythologie.

Der äußerst hohe Detailgrad machte das sowieso grandiose Bild nochmal gewaltiger. Eine ganze Zeit hielt die bildgewaltige Choreographie, ehe die Blockfahne wieder nach unten Verschwand und einem Blau-Weißen Balkenmuster aus großen Zetteln Platz machte. Wiederum kurze Zeit später erhob sich eine weitere Blockfahne, dieses Mal aus dem Zentrum, die Club- und Gruppenlogo vereint präsentierte. Sehr starkes Bild zu zwei Jahrzehnten Gruppengeschichte! Diese lange geplante Aktion war auch einer der Gründe, weshalb der spieltagsübergreifende Protest gegen die DFL erst zum zweiten Durchgang durchgezogen wurde. Daher Stimmung satt in Halbzeit eins, in der vor allem im unteren Drittel der Kurve über die gesamte Breite zahlreiche Schwenker über die nahezu volle Distanz kreisten. Bei Klatscheinlagen zog fast die gesamte Tribüne mit, bei Sprungeinlagen immerhin die Hälfte. Dazu eine top Lautstärke, die alle vorherigen besuchten Heimspiele des KSC in den Schatten stellte. Da wären wir wieder bei den neuen Stadien, denn in Sachen Akustik ging in der neuen Bude einiges!

So auch im top besetzten Gästeblock, wo sich die Szene aus Elversberg im Mittelbereich des Stehers formierte. Neben einigen Schwenkern und Doppelhaltern zu Beginn war es hier vor allem die bockstarke Lautstärke, die trotz des Spielverlaufs über den gesamten Nachmittag überzeugte. Seien es die neuen als auch älteren Gassenhauer, die Klatscheinlagen oder auch die Schalparade am Ende: Top Mitmachquote, die in manchen Momenten fast den gesamten Block umfasste. Insbesondere der Wechselgesang im ersten Durchgang erreichte eine brachiale und so von Elversberg noch nie gehörte Lautstärke. Bester Auswärtsauftritt aller Zeiten. Punkt.

Nur zu Feiern gab es für die Saarländer wenig, netzten die Karlsruher doch binnen der ersten Viertelstunde nach eklatanten Abwehrfehlern zwei Mal. Die SVE berappelte sich nur langsam, schaffte durch Wanner aber noch vor der Pause den Anschluss, ehe mit Wiederanpfiff totale stille in den Wildpark Einzug erhielt. Vor der Gegengerade prangte das ausgerufene Motto des Protestes: „Wir werden kein Teil eures Deals sein – Scheiss DFL!“. Der Gästeblock dazu: „Kleine Vereine haben keine Wahl – Pro Investor oder finanzielles Tal – Es lockt die Rendite, es bleibt das Risiko, es scheitert der Volkssport“. Somit übten sich beide Seiten für die vereinbarten 12 Minuten in Schweigen. Auf dem Rasen netzte Karlsruhe unterdessen zum 3:1, doch so richtig zelebriert wurde der Treffer in dieser Zeit nicht.

Nach Ablauf der 12 Minuten, die den bröckelnden Rückhalt des zwölften Mannes symbolisieren, sorgte die Karlsruher Gegengerade durch das Werfen einiger Gegenstände auf den Rasen für eine kurze Unterbrechung, garniert mit dem Motto „Unser Verein soll „Heimat“ leben – nicht nach ausländischen Märkten streben – schämt euch!“ als Reaktion auf das „Ja“ des eigenen Vereins bei der umstrittenen Abstimmung. Sowohl Heimkurve als auch Gästeblock taten in der Folge ihrem Unmut gegen die Liga kund, ehe die Normalität so langsam in den Stimmungszentren wieder einsetzte. Elversberg kam in der Folge durch Schnellbacher erneut zum Anschluss und ließ den eigenen Anhang hoffen, doch das letzte Aufbäumen brachte keinen weiteren Torerfolg. 3:2 stand am Ende auf der Anzeigetafel, was die nunmehr dritte Niederlage im dritten Spiel bedeutete.

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Ein kleiner Dämpfer zum Jahresende, der allerdings keineswegs über das Geleistete als auch die weiterhin komfortable Ausgangssituation hinwegtäuschen kann. 24 Punkte und Platz 9 zur Winterpause – das hätte vor Saisonbeginn so ziemlich jeder in Elversberg direkt unterschrieben. Die Pause kommt für das etwas ausgelaugt wirkende Team dennoch gerade recht, um in den nächsten Wochen wieder frische Kraft für die harte Rückrunde zu sammeln. Somit flogen nach Spielende durchweg aufmunternde Worte gen Mannschaft, deren unfassbare Leistung im Jahr 2023 allen Fans und Weggefährten der SVE womöglich ein Leben lang in Erinnerung bleiben wird!