Oberliga: FC Arminia Ludwigshafen – SV Eintracht Trier

05.11.2023
20. Spieltag Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar
FC Arminia Ludwigshafen - SV Eintracht Trier
Südweststadion
Endergebnis: 3:4 (1:2)
Zuschauer: 346 (ca. 120 Gäste)
Ticket: 10€
Fotoalbum

Das Südweststadion ist auch so eine Geschichte, die sich über etliche Jahre zog. Mal hoch oben auf der Liste, Arminia aber nur auf der eigentlichen Heimstätte in Rheingönheim unterwegs, dann wiederum lange vernachlässigt, weil liegt ja um die Ecke. Als mir ein paar Wochen vor dem letztlichen Besuch aber ein paar Bilder der überwucherten Kurven unterkamen und gleichzeitig eine Lokalzeitung etwas vom Bau einer Solaranlage an gleicher Stelle sinnierte, fasste ich den Entschluss, eines der größten Stadien des Südwestens so zeitnah wie möglich zu beehren. Klappte dann trotzdem schneller als gedacht, denn die spontane Suche für einen Kick mit Dach für den Sonntag nach Pauli daheim ließ plötzlich die Partie gegen Trier aufflammen. Besser kann man die Bude in dieser Saison nicht machen!

Anstoß um 13.30, also gut neunzig Minuten vorher aus dem Frankfurter Umland aufgebrochen und die übliche, kerzengerade Autobahn gen Rhein-Neckar-Gebiet gepilgert. Den Anreiseverkehr der gleichzeitig stattfindenden Waldhof- und Adler-Partien ausgewichen, erreichten wir eine Brückenüberquerung später auch schon Ludwigshafen, auch bekannt als so ziemlich unschönste Stadt von Rheinland-Pfalz. Trotz über 170.000 Einwohnern schaffte es die größte Stadt der Pfalz (und zweitgrößte des gesamten Bundeslandes) irgendwie nie, mich so richtig in ihren Bann zu ziehen, sofern sie denn einen besitzt. Entsprechend fix die Innenstadt durchquert und schließlich das Ziel des Tages erreicht: Das wundervolle Südweststadion im Süden der Stadt. Die Flutlichter wiesen den Weg zum Parkplatz direkt vor den Toren, ehe wenig später am Eingang der Haupttribüne je ein 10er pro Nase gegen ein schickes Ticket eingelöst wurden.

Die knurrenden Mägen trieb es direkt im Anschluss an den im Inneren der Tribüne befindlichen Verpflegungsstand, wo eine leckere Currywurst samt original Pfälzer Weinschorle für kulinarischen Hochgenuss sorgte. Wer lediglich Amateurfußball in und um Frankfurt gewohnt ist, vergisst eben ab und ab die guten Beispiele der mittäglichen Verpflegung im Stadion. Gesättigt durchschritten wir die Pforten zur Haupttribüne, wanderten die Stufen hinauf und ließen uns auf den oberen Reihen unter dem alten Holzdach nieder. Was für eine Sicht, was für ein Stadion! Und just zu unserem Besuch frisch herausgeputzt und von jeglichem Unkraut und Gestrüpp in den Kurven befreit. Da lagen sie nun vor uns, diese massiven Kurven mit ihren unzähligen Stufen, frei von jeglichen Wellenbrechern oder sonstigen Utensilien, die eine heutige Öffnung für Zuschauer auch nur ansatzweise ermöglichen würden.

Unvorstellbar, was hier in früheren Jahren einmal los war. Endspiele um die deutsche Meisterschaft, wie 1952 zwischen Stuttgart und Saarbrücken vor bis zu 100.000 Zuschauer, oder auch zwei Finale des DFB-Pokals, wie 1954 zwischen Stuttgart und Köln und 1968 zwischen Köln und Bochum vor über 60.000. Spiele der Nationalmannschaft, Konzerte internationaler Künstler, Heimspielstätte von Waldhof Mannheim und dem 1.FC Kaiserslautern in der Bundesliga. Und eben auch von Arminia Ludwigshafen, die die Spielstätte von 1952 bis 1979 ihr Eigen nannten und währenddessen in der höchsten Amateurklasse des Südwestens kickten. Heute erzählen nur noch die beiden Kurven die Geschichte und zeugen von der noch auffindbaren Kapazität von 41.383 Plätzen, die das weite Rund zum zweitgrößten des Bundeslandes macht.

Seit der letzten Renovierung im Jahr 2007, als die Anlage im Zuge des Aufstiegs von Ludwigshafen-Oggersheim in die damals drittklassige Regionalliga Süd fit gemacht wurde, erstrahlt die große Haupttribüne mit ihren beiden Nebenblöcken sowie ein recht isolierter Gästeblock auf der Gegengerade in neuem Gewand. 6.000 Zuschauer lautet die nun gültige Kapazität – aber auch diese wird für den Fussball nur noch selten ausgereizt. Arminia spielt nur noch Risikopartien auf dem geschichtsträchtigen Rasen und wäre ohne Umbau wohl nur in Rheingönheim anzutreffen, während kein anderer Verein aus Ludwigshafen derzeit eine solch monumentale Bude benötigt. Selbst die heutige Zuschauerzahl gegen den hochattraktiven Gast aus Trier spricht da Bände. Keine 350 Zuschauer, davon alleine 120 Gäste und 50 Logs in der App. Großes Interesse vor Ort scheint leider nicht zu bestehen.

Immerhin wir hatten somit unseren Spaß und freuten uns nicht nur auf die zahlreichen Kommentare der Rentnerschar, sondern über eine aktive Fanszene gegenüber, deren Verein nach dem jüngsten Abstieg aus der Regionalliga die Oberliga RPS nach allen Regeln der Kunst auseinandernimmt. Mehr als 120 hätten es für meinen Geschmack dafür schon sein können (vor allem bei durchschnittlich über 2.000 zu Hause), aber Wetter und Distanz spielten da sicherlich auch eine Rolle. Bestimmt auch die Erwartung, sowieso siegreich vom Feld zu gehen. Dennoch machte der am oberen Ende des Blocks positionierte Haufen einen ordentlichen Eindruck, schmückte Zaun und Wellenbrecher mit über 20 Lappen und ließ fünf große Schwenker recht konstant in der Luft kreisen.

Gut die Hälfte der Anwesenden beteiligte sich am vorgetragenen Liedgut und sorgte für einen stimmungsvollen Nachmittag, jedoch ohne irgendwelche Bäume auszureisen. Gerade aus der eigenen Vergangenheit, als man selbst noch an der Mittelmosel lebte und den SVE ein ums andere Mal beehrte, kennt man doch deutlich bessere Auftritte von nah und fern, aber beim tristen Oberliga-Alltag kann das kein Vorwurf sein. Die Farben wurden trotz heftigem Regen und Wind besungen und optisch repräsentiert, Erfolge gefeiert und die Mannschaft auch bei Rückschlägen supportet. So muss das und so ist das richtig. Zwei relativ selbsterklärende Spruchbänder erblickten ebenso das graue Tageslicht: „Fick die Polizei & ihre Spielverlegerei!“ und „DFL & Investoren: Wir haben euch im Blick!“.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Sportlich war das Geschehen deutlich enger als es den Gästen lieb gewesen wäre. Die gut herausgespielte 0:2-Führung wurde durch die Hausherren noch vor der Pause verkürzt, ehe sich die Gäste nur schwerlich absetzen konnten. Auf das 1:3 folgte im direkten Gegenzug das 2:3, auf die vermeintliche Vorentscheidung zum 2:4 das 3:4 fünf Minuten vor Ende. Somit ordentlich Spannung in der Bude, doch die eher wackelig wirkende Verteidigung der Gäste hielt der Ludwigshafener Dauerbelagerung stand. Entsprechend hallte ein lauter Jubelschrei der Moselaner über den Rasen, während wir wieder gen Vehikel stapften. Haken somit ans Südweststadion. Auf das es noch lange erhalten bleibt!