EM-Qualifikation: Andorra – Belarus

09.09.2023
5. Spieltag EM-Qualifikation
Andorra - Belarus
Estadi Nacional
Endergebnis: 0:0
Zuschauer: 1.026
Ticket: 30€
Fotoalbum

Zum ersten mal in gut zwei Wochen riss uns der Wecker noch vor Sonnenaufgang aus dem Tiefschlaf und verkündete das nahende Ende des Aufenthalts auf der iberischen Halbinsel. Doch auch die Rückreise gehört zum Urlaub und wurde im Vorfeld auf volle drei Tage gestreckt, wohl wissend, dass man mehr oder weniger sowieso an Andorra vorbei kommt. Da es wohl keine bessere Gelegenheit für diesen geographisch sonst schwierig machbaren Länderpunkt gibt, wurde die EM-Quali-Runde eingetütet und somit zwar wehmütig, aber dennoch mit Vorfreude gen Norden aufgebrochen. Über die Küstenautobahn AP-7 ging es zunächst auf den altbekannten Weg vorbei an Valencia, bevor irgendwo ab Tarragona Landstraßen den Rest des Tages pflasterten. Stets in nördlicher Richtung durchquerten wir Katalonien, nutzten Tàrrega als Raststätte und erfreuten uns am Anblick der immer näher kommenden Pyrenäen. Eine wahrlich schöne Strecke, von Bergen umsäumt und mit stetem Blick auf tief blaue Seen. Gut sieben Stunden dauerte es, ehe ein großes, blaues Schild zwischen zwei Zollkontrollen „Andorra“ verkündete.

Da waren wir nun, im flächenmäßig größten aller europäischen Zwergstaaten, der trotzdem nur gut 80.000 Einwohner fasst und als einziges Land der Erde von zwei ausländischen Staatsoberhäuptern regiert wird. Vorsichtig tasteten wir uns entlang der Hauptverkehrsader, die von mindestens ebenso vielen Blitzern wie Verkehrsschildern belagert wird, in Richtung der Hauptstadt, die naturgemäß das wirtschaftliche und bevölkerungsreichste Zentrum des Landes bildet. Zudem die mit durchschnittlich 1.011 Metern höchstgelegene Hauptstadt Europas! Allerdings auch eine dermaßen mit Stau verseuchte Region, was nicht nur das Einchecken am vorab gebuchten Hotel zur Herausforderung machte, sondern auch einen saftigen finanziellen Aufwand für einen Parkplatz nach sich zog. Da waren die 26€ im Zentrum tatsächlich alternativlos günstig.

Somit musste das Gepäck ein Stück geschleppt werden, ehe das irgendwann in den 80ern hängen gebliebene Zimmer bezogen werden konnte. Passte auch zum Publikum, was sich nahezu ausschließlich aus Rentnern und Wochenendtouristen zusammensetzt, die des Shoppens wegens den Weg in die Berge auf sich genommen haben. Denn was des Saarländers Luxembourg, ist für Franzosens und Katalanen eben Andorra. Ein Steuerparadies mit großem Bankensektor, dazu billiger Sprit, Kippen und Alkohol. So auch das dominante Erscheinungsbild während unserer etwa einstündigen Stadtrunde. Ohne Moos nix los, oder auch rein gar nix zu tun außer die mitgebrachten Einkaufstaschen und -koffer vollzustopfen. Nicht wirklich unser Ding.

Immerhin die Aussicht auf die die Hauptstadt umschließenden, beiden Gebirgsketten gab der in manchen Ecken ansehnlichen Altstadt ein schönes Flair, während die bekannte Brücke Pont de París mit Andorra La Vella-Schriftzug als Hauptattraktion ebenso für ein Foto herhalten durfte. Das wars dann aber auch schon und wenn man es nicht unbedingt mit luxuriösem Wintersport hält, reicht die Zeit um alles wichtige zu sehen. Somit stapften wir weiter westwärts und machten, zwischen den Häuserschluchten der Altstadt, irgendwann die ikonischen Flutlichter des Estadi Nacional aus. Aufgrund des großen Zuschauerandrangs – hust – mussten wir noch eine Runde um die Bude drehen, um schließlich von Seiten der Hauptstraße über einen separaten Eingang auf unseren Teil der Haupttribüne zu gelangen.

Die im Vorfeld erstandenen Tickets via Smartphone vorgezeigt, freuten wir uns bereits auf das, was wir hier für 30 Tacken die Nase geboten bekommen sollten. Am Verpflegungsstand wurden wir schonmal nicht fündig, denn bis auf Popcorn, Chips und Softdrinks war leider tote Hose. Statt des erhofften Bieres mit einer Fanta Limon im Pappbecher bewaffnet ging es schließlich zum komplett für deutsche Hopper reservierten Block der Haupttribüne. Was willste am Länderspielwochenende schon machen? Bock auf Gespräche hatten wir allerdings keine, daher auf Inkognito-Modus geschaltet und unauffällig ein wenig in der Bude umgesehen.

Die überdachte Haupttribüne bildet dabei das Herz des größten Stadion des Landes, während die Hintertortribüne im Süden zum heutigen Kick verschlossen blieb. Einzig die ebenso nicht überdachte und nur bis zur Hälfte des Platzes reichende Nord wurde von ein paar lokalen Kids besetzt, die eifrig mit ihren Fähnchen wedelten. Daneben war es vor allem der Ausblick auf Stadt, Natur und die außergewöhnlichen Flutlichter, der das 2014 eröffnete und 3.306 Zuschauer fassende Stadion dann doch irgendwie besonders macht. Eigentlich ganz nett und seit 2022 gar spanische Zweitligastätte!

Weniger nett war hingegen die Stimmung, denn die war schlicht nicht vorhanden. Auch sportlich war die Grütze, nennen wir es mal, ausgeglichen, allerdings auf unterem Niveau. Tore fielen keine, sodass die seit knapp einem Jahr bestehende Serie riss. Kannste nix machen, außer dich auf den Abend freuen. Den verbrachten wir, nach kurzem Fußmarsch zurück in die Innenstadt, zunächst bei überraschend guten Ramen und wenig später im Lola, einem Laden mit andorranischem Bier. Anstoßen auf die Nummer 25 muss auf jeden Fall sein! Zu späterer Stunde machte sich der lange Tag allmählich in den Knochen bemerkbar und ließ uns in unserer Utopie aus Eiche-Rustikal in die ebenso aus dieser Dekade stammenden Betten fallen.

Der nächste Kulturschock folgte am Sonntag, denn aus dem Plan eines gemütlichen Hotelfrühstücks wurde gefühlt ein Gang zum Hauptbahnhof. Ist dann eben doch alles deutlich mehr auf Masse getrimmt als es uns lieb war. Daher fix etwas von dem Fraß, denn mehr war es wirklich nicht, zur Sättigung reingeschoben und wenig später den Schlüssel an der Rezeption dankend abgeben. Am Parkhaus für das erwartete, kleine Vermögen das eigene Gefährt ausgelöst, ging es nun in nordöstliche Richtung auf die längste unserer drei Rückreiseetappen. Billigen Sprit nahmen wir selbstredend bis zur maximalen Füllgrenze des Tanks mit, denn beim Blick auf die Preise in Frankreich ist das locker ein Drittel billiger. Und verblasen sollten wir die edlen Tropfen sowieso in Windeseile, denn von der schon recht hochgelegenen Hauptstadt führten die Serpentinen immer weiter die Berge hinauf, bis wir schließlich den Port d’Envalira, den höchstgelegenen Pass der Pyrenäen, erreichten.

Über 2.400 Meter hoch, lud der höchste Punkt selbstverständlich für eine kurze Rast ein. Doch die Höhe machte sich bemerkbar. Nicht nur das im Kofferraum eine Packung Chips in die Luft ging – der Knall ließ uns ordentlich zusammenzucken – nein, auch das eigene Gefährt bekam anscheinend Schnappatmungen, schaltete den Bordcomputer aus, setzte sich in den Reset-Modus und konnte fortan nur noch Französisch. Klasse. Da brauchte es einige Neustarts, bis der Löwe sich von seiner nahenden Heimat wieder lossagen konnte und mir verständliche Wörter auf die Anzeige projizierte. Kurze Zeit später ging’s steil hinab, durch den Grenzort zu Frankreich (das Remich für halb Okzitanien) und schließlich auf die lange Abfahrt in Richtung Zivilisation. Noch gut zwei Stunden sollten wir den Landstraßen treu bleiben, bevor ab Carcassonne wieder die Kreditkarte belastet wurde.

Überraschend ruhig ging es nun bis nach Montélimar im Herzen Frankreichs, wo wir unsere nachmittägliche Rast verbringen sollten. Ein kleines Städtchen mit etwas Leben in den Gassen, zudem dem Verkaufsargument schlechthin: Nougat. Und zwar richtig guter! Hier also im Werksverkauf erfolgreich zugelangt, während die Wahl einer Verpflegungsstätte für ‘ne Mahlzeit schnell scheiterte. Denn außer Eiscafés war schlicht alles zu. Dann eben goldenes M und dafür etwas früherer Aufbruch auf die letzten drei Stunden bis nach Genf, wo nahe des französischen Teils des Flughafens erneut ein F1Hotel beehrt wurde. Gut 30 Tacken die Nacht und wenig Raum für Beschwerden. So soll’s sein.

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Am Montag wurde je ein Supermarkt in Frankreich sowie in der Schweiz für Frühstück und ein paar Snacks abgeklappert, bevor auch die letzten sechs Stunden Fahrt bis ins Frankfurter Umland unspektakulär abgerissen wurden. Fazit: Trotz oder gerade aufgrund der weiten Fahrt eine absolut geniale Tour, die uns während der 2,5 Wochen zu vielen schönen Orten und Städten führte. Andorra brauch ich wohl nicht noch einmal, doch die Costa Blanca ist definitiv immer wieder eine Reise wert!