06.08.2023
1. Spieltag Gruppenliga Wiesbaden
SG Germania Wiesbaden - SV Wiesbaden
Sportplatz Waldstraße
Endergebnis: 1:8 (0:2)
Zuschauer: 170
Ticket: 4€
Fotoalbum
Großartige Stadien, tolle Fanszenen, volle Kurven. Ja, die zweite Liga kann so einiges und ich möchte sie keinesfalls missen, aber gleichzeitig sehnt man sich auch nach ruhigeren Fahrwassern. Nach dem kleinen, „echten“ Fussball vor einer Handvoll Interessierter, ohne VAR oder sonstigen Begleiterscheinungen. Einfach ein Sportplatz oder, im besten Fall, eine nette Bude, den wohligen Geruch des Grills in der Nase und 22 Mannen auf dem Platz, denen mehr oder weniger die gesamte Aufmerksamkeit geschenkt werden kann.
Dieses kleine Idyll fand man am Sonntag in der hessischen Landeshauptstadt zum Start der neuen Spielzeit der Gruppenliga. Hier sollte gleich das Derby zwischen der frisch aufgestiegenen SG Germania und dem SV Wiesbaden steigen. Rivalen aus einer Epoche, in der beide Clubs noch um die Vorherrschaft um die sportliche Krone der Stadt kämpften. Vor allem die Blütezeit der Hausherren in den 50er und 60er Jahren ist noch heute sichtbar, als eine Spielzeit in der damals zweitklassigen Regionalliga Süd ihre Spuren an der Waldstraße hinterließ.
Denn aus dieser Zeit stammt der Ausbau der von zahlreichen Wohnhäusern umgebenen Sportanlage auf 9.000 Schaulustige, die zu heißen Duellen gegen den großen Nachbarn in Orange-Blau die Traversen säumten. Heute ist vieles davon Geschichte, der Rasen seit dem letzten Jahr künstlichen Fasern gewichen und die überdachte Tribüne auf der Gegenseite abgerissen. Lediglich die zehn Stufen vor den Kabinentrakten, umsäumt von großen Bäumen, zeugen noch von der Zeit oberhalb von Gruppen- und Kreisoberliga. Und dennoch passt weiterhin das Umfeld. Am Kassenhäuschen gibt’s das Papierticket für vier Euro sowie einige Fanartikel, direkt dahinter brutzeln die Würstchen über der Glut. Eine fast schon gemütliche, heimische Atmosphäre umgibt das Umfeld, während gar der Dauerregen eine lange Pause einlegte. Dennoch fröstelten die gut 170 anwesenden Zuschauer bei 14 Grad vor sich hin. Anfang August wohl gemerkt…
Die Anhänger der Gäste stellten fast schon die Mehrheit unter der spärlichen Kulisse, wenngleich von Unterstützung oder sonstigen, optischen Elementen keine Rede sein kann. Vielmehr beschränkte man sich auf den Gang zum Bierstand sowie dem Highlight des Tages: Dem Kick auf dem gepflegten Grün. Zunächst ausgeglichen, ließen die Gäste den eigenen Anhang im ersten Durchgang zwei Mal jubeln und zu kurzen „SVW“-Rufen animieren, ehe das Spektakel in der zweiten Hälfte seinen Lauf nahm. Sieben weitere Buden sollten fallen, davon nur eine für die Hausherren, die ihr Pech trotz gutem Spiels nicht begreifen konnten. Den Gästen gelang aber auch einfach alles, inklusive einem Distanz-Strahl von Höhe der Mittellinie, der direkt unter der Querlatte einschlug. Somit stand am Ende ein unfassbares 1:8 auf der imaginären Anzeigetafel, was dem ohnehin gelungenen Besuch die Krone aufsetzte.
Mit einem weiteren Kreuz in der schönen Stadionlandschaft Wiesbadens im Gepäck ging’s danach wieder auf die Heimreise. Mit dabei: Vorfreude auf die kommende Woche, in der die Hymne des großen Pokals durch die Stadionlautsprecher schallen wird. Diese Art von Abwechslung ist es eben, die das beste Hobby von allen so besonders macht!