3. Liga: Hallescher FC – SV Elversberg

17.09.2022
9. Spieltag 3. Liga
Hallescher FC - SV Elversberg
Kurt-Wabbel-Stadion
Endergebnis: 1:3 (1:1)
Zuschauer: 5.650 (50 Gäste)
Fotoalbum

Unser Praktikant fährt den Karren an die Wand“ lautete das Spruchband zum angekündigten Abgang von Trainer Jens Kiefer, welches am 24. August 2013 von den 14 anwesenden Saarländern während der üblichen 0:2-Niederlage im Osten in die Höhe gestreckt wurde. Der damals überraschende und ungeplante Aufstieg sorgte für Spannungen im noch absolut nicht professionell aufgestellten Verein, Grüppchenbildungen in der Mannschaft und dem letztlichen Wiederabstieg nach einer Saison in der eingleisigen, dritten Liga. Das Lehrgeld musste und sollte bezahlt werden, wodurch ein langwieriger, aber auch erfolgreicher Weg hin zur besseren Aufstellung intern wie auch extern auf allen Vereinsebenen angestoßen wurde. In den Folgejahren scheiterte man regelmäßig äußerst knapp am Aufstieg, ehe es in 2022, man mag fast schon sagen endlich, wieder mit der dritten Liga klappte.

Nun allerdings als eingespieltes Team mit wenigen, aber umso sinnvolleren Verstärkungen und absoluter Konstanz auf der Position des Trainers. Das letztliche Erfolgsrezept für die dennoch überraschende Position als Spitzenreiter, mit der man den nun zweiten Auftritt im Kurt-Wabbel-Stadion in Angriff nahm. Das Auswärtsspiel sollte für uns lediglich ein Tagesausflug werden, entsprechend fiel die Wahl des Anreisemittels auf die Deutsche Bahn. Per ICE ging’s, nach gewöhnlicher Rennerei aufgrund des Gleiswechsels zwei Minuten vor Abfahrt, von Frankfurt über Erfurt bis in die Saalestadt. Selbige wurde zunächst in gut zwei Stunden zu Fuß erkundet. Vorbei an der Freakshow des Hauptbahnhofs ging’s zum Marktplatz und durch die engen Gassen der Altstadt, die mit der Tram an einigen Ecken etwas an Prag erinnert. Für den Abend spähten wir bereits ein paar Lokalitäten aus und stellten fest, dass man hier nicht unbedingt mehr als die eingeplante Zeit benötigt, um alles zu sehen. Mal von dem wild gewordenen Wahrzeichen des kommunistischen Brutalismus namens Halle-Neustadt abgesehen, denn die durchquerte man per Auto schonmal aus versehen vor neun Jahren.

Wir machten uns viel lieber etwas früher auf den Weg zur Spielstätte, die wir in einer guten halben Stunde zu Fuß erreichten. Am Gästeblock wurden 14€ für den Steher fällig, was in dieser Liga so langsam zum neuen Standard mutiert. Dafür wurde es am Verpflegungsstand etwas günstiger, zumindest beim kulinarischen Angebot. Das große Schnitzelbrötchen wurde für gut befunden, während eine in Wasser gekochte Bockwurst und Fischbrötchen ebenso zu haben waren. Die 4.50€ für einen halben Liter Köstritzer waren ebenso verschmerzbar, weshalb hier einige Male zugelangt wurde. Nur deswegen fährt man Bahn! Das Stadion war im Vergleich zum letzten Besuch noch immer das Gleiche: Ein recht steriler Neubau für gut 15.000 Zuschauer mit recht hohem Stehplatzanteil. Dennoch findet man an der Bude seinen gefallen, insbesondere aufgrund der Errichtung innerhalb der erhaltenen Mauern des alten Kurt-Wabbel-Stadions.

Und auch der Gästeblock ist für Elversberger Verhältnisse nicht allzu überdimensioniert und erzeugt, dank der engen Bauweise, sogar eine ordentliche Akustik. Somit gab’s von den etwa 50 Leuten im Gästebereich (mehr als drei Mal so viele wie beim letzten Auftritt, also deutliche Steigerung, hehe) gut hörbare Gesänge. Etwa die Hälfte der Anwesenden stieg regelmäßig in die Lieder und Schlachtrufe mit ein, wobei der eher sporadische Auftritt dennoch den eigenen Ansprüchen entsprach. Hätten zwar einige Leute mehr sein können, aber das Wachstum geht auch so langsam voran. Hängen bleibt das schöne Zaunfahnenbild sowie der kompakte Standort der Mitfahrer.

Auf der Gegenseite insgesamt weniger Leute im Stadion als erwartet, allerdings dümpelt Halle auch seit Jahren irgendwo im unteren Bereich der Tabelle umher. Immerhin der aktive Kern rund um die Saalefront wirkte geschlossen und der Mittelblock einigermaßen voll. Schönes Zaunfahnenbild derweilen im gesamten Stadion, woran die Anwesenheit der Freunde aus Leipzig und Erfurt erkennbar wurde. Zu Spielbeginn gab’s eine dichte Schalparade, ehe der durch hohen Armeinsatz geprägte Spielsupport ganz ordentlich durch die Bude schepperte. Stets hörbar, dazu ein paar in deutschen Stadien seltener wahrgenommene Melodien sowie eine starke Quote, auch wenn sich die restlichen Zuschauer wenig bis gar nicht beteiligten. Gegen Ende gab’s noch ein Spruchband für die Freunde aus Erfurt, welche am Folgetag das Thüringen-Derby gegen Jena bestreiten („Thüringer Farben sind Rot-Weiss – Holt euch den Derbysieg! Erfurt Halle!“).

Auf dem Rasen hatte zu Beginn mal wieder die SVE die Nase vorn. Während nach zwei Minuten bereits eine Hundertprozentige gehalten wurde, netzte Schnellbacher in der vierten Spielminute zum 0:1. Halle kämpfte sich in der Folge aber ran und erzielte in der 14. den Ausgleich, was die schwächste Phase der Elversberger in dieser Saison einläutete. Plötzlich ging gar nichts mehr nach vorne, während sich selbst im Aufbau eklatante Fehler einschlichen. Es blieb im ersten Durchgang beim Unentschieden und dem zusätzlichen Bangen um Schnellbacher, der nach einem Zusammenstoß angeschlagen ausgewechselt werden musste. Auch Halbzeit zwei zeichnete das Bild von besseren Hallensern, die einzig im Abschluss ihre Schwierigkeiten hatten, dennoch zu Chancen am laufenden Band eingeladen wurden.

Mitten in diese Drangphase kam jedoch ein guter Angriff der Gäste und Jannik Rochelt, der einen zunächst gehaltenen Ball vor die Füße bekam und diesen mit ordentlich Wums unter die Latte bugsierte. Nun brach Halle mehr oder weniger zusammen, Elversberg zog sein bekanntes Spiel wieder auf und kam durch Feil in der 71. Minute zum 1:3, was die gefühlte Entscheidung markierte. Koffi verstolperte frei vorm Tor zwei weitere Chancen, doch ein höherer Sieg wäre in dem im Vergleich zu den Vorwochen eher schwachen Spiel auch zu viel des Guten. Dennoch stand nach Schlusspfiff ein verdientes Ergebnis auf der Anzeigetafel und somit weitere drei Punkte für das große Ziel Klassenerhalt auf dem Konto. Selbstredend wurde die Mannschaft frenetisch in Empfang genommen, grüßt man somit weiterhin von Platz eins der Tabelle.

So nüchtern man es auch angehen möchte, so ungläubig verfolgt man die Spiele derzeit Woche für Woche. Immer wieder steht man auf den Traversen und denkt sich, dass dieser Lauf heute ein Ende hat. Aber es geht einfach immer weiter. Die Euphorie hat nach all den Jahren aber auch jeder, der diesem Verein folgt, redlich verdient. Jetzt heißt es genießen, denn man weis nicht wie lange dieser Triumphzug anhalten wird. Für uns ging der Tag derweil noch weiter, entsprechend fix die Busfahrer verabschiedet und im Anschluss per Tram zurück in die Innenstadt.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Im Hallesches Brauhaus wurde der Auswärtssieg letztlich begossen und ebenso fein gespeist. Gesättigt stand am Ende die Rückreise an, die dank strömendem Regen per Tram bis zum Hauptbahnhof angetreten wurde. Nach kurzer Wartezeit brachte uns der gebuchte ICE über Erfurt zurück nach Frankfurt. Klappte mit der Bahn heute alles richtig gut, sodass wir sogar pünktlich in der Mainmetropole ankamen und unsere erst mögliche S-Bahn nach Hause erwischten. Erlebt man auch nur einmal alle paar Jahre. Alles in allem ein netter Ausflug nach Sachsen-Anhalt!

2 thoughts on “3. Liga: Hallescher FC – SV Elversberg

  1. Ich finde deine Groundhopping Berichte immer Sehr Interessant und lese schon länger auf deiner Seite Alla Wormatia

    1. Vielen Dank, das liest man natürlich gerne!

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