3. Liga: SV Elversberg – TSV 1860 München

10.09.2022
8. Spieltag 3. Liga
SV Elversberg - TSV 1860 München
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 4:1 (3:0)
Zuschauer: 6.138 (1.300 Gäste)
Fotoalbum

Achter Spieltag der dritten Liga, Spitzenspiel, Erster gegen Zweiter. Viele hatten 1860 München als möglichen Beteiligten eines solchen Duells auf dem Schirm, doch mit der SVE dürfte wohl absolut niemand gerechnet haben, auch nicht in den eigenen Reihen. Was dieses Team Woche für Woche auf den Rasen zaubert ist selbst mit Superlativen nicht mehr zu beschreiben. Entsprechend redlich hat man sich diese tolle Kulisse trotz miesem Wetter verdient, die am Samstag zur besten Fußballzeit die Kaiserlinde bevölkerte. Gut 1.300 Münchner waren dabei zugegen, die das Gästekontingent nahezu komplett ausschöpften. Während der Seitenblock mit einem „Adios 3. Liga Tour“-Spruchband den eigenen Anspruch des Ligakrösus in dieser Saison untermauerte, zeigte der Hintertorblock eine der schönsten Choreos der vergangenen Jahren an dieser Stelle. „Every day and every night – in my heart deep inside“ prangte in großen Lettern am Zaun, was durch das Clublogo der 60er in der Mitte vervollständigt wurde.

Der Block dahinter zeigte in abgetrennten Bereichen vier unterschiedliche optische Elemente, angefangen bei Luftballons, einer Schalparade, unzähligen Schwenkfahnen bis hin zu Konfetti und Wurfrollen. Dem nicht genug, stieg wenig später Unmengen weißer und blauer Rauch in den grauen Himmel. Astreines Bild und top Aktion! Auch die Stimmung der Münchner Löwen, die an diesem Tag Unterstützung aus Nürnberg erhielten (Kaos Bagage), wusste zu gefallen und war in vielen Bereichen des Stadions durchweg hörbar. Geschlossener und lautstarker Auftritt, der im zweiten Durchgang immer wieder durch ein paar Fackeln und Rauch untermalt wurde. Was sich aber dieser eine Hajo dabei dachte, unmaskiert direkt vor den Toilettenhäuschen einen Rauchtopf anzureisen, entzieht sich meiner Darstellungskraft. Der Typ darf sich schon bald über ein Einschreiben im Briefkasten freuen…

Im Block C war zwar optisch tote Hose angesagt, dafür formte sich ein überaus ansprechender Mob hinter den eigenen Zaunfahnen. Verhältnismäßig astreine Mitmachquote und zahlenmäßig bockstarker Auftritt für die Farben Schwarz und Weiß! Pausenlose Unterstützung mit abwechslungsreichem Liedgut ohne große Hänger. Ein Auftritt, wie man ihn sonst nur von Pokal- oder Endspielen kannte. Da sieht man mal, wie wichtig der sportliche Erfolg noch immer für das Geschehen auf den Rängen ist, auch wenn man sich persönlich gerne davon lösen möchte. Geht dann eben auch mal gerne in die andere Richtung, wenn das Team nicht den besten Tag erwischt. Aber ja, heute war mal wieder einer dieser ganz besonderen Nachmittage.

Ein Spiel gegen 1860 bei verregnetem, grauem Himmel. Da hat man doch direkt positive Erinnerungen im Kopf! Im Juni 2013 standen sich beide Teams zuletzt gegenüber, wenn auch nur gegen Münchens Zweite. Kulisse im Gästeblock in etwa die gleiche. Damals legte die SVE mit einem furiosen 3:2 Heimsieg den Grundstein für den späteren, erstmaligen Aufstieg in die eingleisige dritte Liga. Nun ging’s gegen Münchens Erste, die nach etlichen Jahren mit aller Gewalt zurück ins Unterhaus einziehen möchte. Ohne Niederlage und als Tabellenerster kamen die Blau-Weißen ins Saarland zum überraschenden Tabellenzweiten, der in der Vorwoche trotz guter Ansätze nur einen Punkt aus Meppen entführen konnte. Vorzeichen für ein spannendes Spiel also.

Denkste! Mit einer unfassbaren Leistung nahm Elversberg die Gäste komplett aus dem Spiel und führte nach Toren von Rochelt, Pinckert und Jacobsen zur Pause bereits mit 3:0. Mehr als einmal fasste man sich währenddessen an den Kopf, ungläubig gingen die Blicke vom Spielfeld auf die Anzeigetafel. Absoluter Klassenunterschied erkennbar zu diesem Zeitpunkt. 60 dann mit etwas besserem Start in den zweiten Durchgang und direktem Anschlusstreffer, der aufgrund einer Abseitsposition jedoch zurückgenommen wurde. Die späteren Bilder zeigten, dass es ungefähr drei Meter keines war, aber seis drum, man muss auch mal Glück haben. Ob das Spiel sich mit dem Treffer anders entwickelt hätte? Vielleicht, allein aufgrund des Zeitpunktes und der sich ändernden Dynamik auf dem Platz. So verspeiste Schnellbacher nach grandiosem Zuspiel die Abwehr und netzte absolut sehenswert zum vierten Tor des Tages.

Währenddessen etwas Stress an der Seite des Gästeblocks, wo man noch immer etwas nachtragend gegenüber dem Linienrichter agierte, während der Trainer der Gäste den DFB-Sicherheitsbeauftragten Wegschubbste und somit viel für seine Beliebtheit beim Verband unternahm. Wie blöd kann man eigentlich sein? Die Szene der Münchner hatte dennoch ihren Spaß, zog blank und feierte unter sporadischem Pyro-Einsatz weiterhin die eigenen Farben. So muss dass, auch bei Niederlagen! Belohnt wurden die Gäste immerhin mit dem Anschlusstreffer zum 4:1 kurz vor Schluss, dann war das Topspiel auch schon wieder vorbei.

Meisterhafte Leistung der SVE, die den Tabellenführer entthronte und den Sechzigern die erste Saisonniederlage verpassten. Absolut verdienter Sieg und mal wieder eine unfassbare Leistung! Den Gegner nicht ins Spiel kommen zu lassen ist schon eine hohe Kunst, dann aber auch selbst sein Ding so gnadenlos durchzuziehen ist einfach fabelhaft. Entsprechend frenetisch wurde die Mannschaft von Tribüne und Block C in Empfang genommen, der seinen eigenen Auftritt zum Ende hin mit einer lautstarken Feier krönte.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Auch am Gästeblock gab’s augenscheinlich positive Worte zum noch immer guten Start der Löwen in die Spielzeit. Die 60er haben aufgrund der Qualität alle Chancen in dieser Saison, den ersehnten, nächsten Schritt zu gehen. Aber auch die Reise der SVE geht in eine erfolgreiche Richtung weiter. Wohin uns die Flügel der derzeitigen Euphorie noch tragen werden bleibt ungewiss, und das ist auch gut so. Aber eines ist sicher: Nächste Woche geht’s in Halle weiter!