3. Liga: Eintracht Braunschweig – 1.FC Kaiserslautern

15.02.2020
24. Spieltag 3. Liga
Eintracht Braunschweig - 1.FC Kaiserslautern
Stadion an der Hamburger Straße
Endergebnis: 2:0 (2:0)
Zuschauer: 17.842 (ca. 1.500 Gäste)
Fotoalbum

Nachdem unser Jahresstart vor allem in Sachen Testspiele der Witterung zum Opfer fiel, stand zumindest der nächsten großen Tour nichts im Wege. Nach Niedersachsen sollte es gehen, genauer gesagt nach Braunschweig. Der BTSV empfing dabei den 1.FC Kaiserslautern, was sich nach einer flotten Begegnung im Unterhaus anhört. Derzeit allerdings nur noch dritte Liga. Da musste ich mich selbst nochmal kneifen. Dennoch kein schlechtes Duell, was durch die freundschaftlichen Beziehungen der Braunschweiger nach Mannheim auch eine gewisse Würze verliehen bekommt.

Kick also festgemacht und Tickets bestellt, fehlte nur noch die Anreise. Da entschied man sich letztlich wieder für eine ICE-Tour, die durch die Bahnaktion Anfang des Jahres auch günstig geschossen werden konnte. So raffte man sich am frühen Samstagmorgen auf, packte Kamera und was zu Futtern ein und tourte zunächst per S-Bahn nach Frankfurt, wo die Direktverbindung gen Braunschweig bestiegen wurde. Die nächsten zweieinhalb Stunden entspannte Bahnfahrt nutzte man einfach mal, um gar nichts zu tun. Muss nach einer stressigen Woche auch mal sein. Sprich mal nicht in irgendwelchen Heftchen blättern, sondern einfach die sonnige Aussicht auf die immer flacher werdende Landschaft genießen, ehe man schließlich am Zielort eintraf.

Dort grölten bereits die ersten, ebenfalls mit dem Zug angereisten Lautrer durch die Vorhalle und machten lautstark ihre Abneigung gegen die hiesige Stadt Luft. Dürften die Gleichen sein, die sich am Ende beschweren, wenn sie als vermeintlich unbeteiligte „Nicht-Ultras“ unterwegs durch die Einheimischen herzlichst begrüßt werden. Für uns ging’s derweilen mit der ersten Tram in die Innenstadt, der man vor dem Spiel noch etwa zwei Stunden zur Besichtigung einräumte. So schlenderte man durch die schicken Gassen der Altstadt, besuchte die unglaublich große Zahl an alten Kirchen, den Dom, das Schloss sowie den Altstadtmarkt und schlemmte auf einem Wochenmarkt noch eine handgemachte Thüringer Bratwurst. Da hat die Stadt schonmal einen überraschend positiven Eindruck hinterlassen.

Gleiches galt fürs Stadion, welches man wiederum per Tram in etwa 15 Minuten erreichte. Dank Tickets für die Osttribüne musste man, vom Haupteingang gesehen, einmal um die Bude herum, was allerdings durch den geöffneten Umlauf problemlos möglich war. Aufgrund der dann doch frühen Ankunftszeit verbrachte man die kommende halbe Stunde mit dem Testen der kulinarischen Verpflegung. Und da lag die Messlatte nach der richtig feinen Wurst in der Innenstadt schonmal hoch. Bestellt wurden eine Manta-Platte sowie ein Schnitzelbrötchen, wobei Letzteres nur mäßig überzeugte. Dafür mundete die Currywurst umso besser. Gute Wurst, eine himmlische Sauce und knusprige Pommes sorgten in diesem Moment für Bestnoten. Dazu noch ein heimisches Bier, womit man letztlich 13€ loswurde. Annehmbare Preise, bei guter Qualität.

Dann ging’s auch schon rein in die gute Stube, wobei man sich im Vorfeld für den Block 12L entschied. Mit 31 Talern nicht wirklich günstig, in der dritten Reihe saß man gefühlt aber fast auf dem Rasen. Dazu noch perfekte Sicht auf Südkurve und Gästeblock, welche sich so langsam füllten. So weit so gut, nur die tiefstehende Sonne hatte man da nicht einkalkuliert. Die stand quasi direkt über der Süd und stach jedes Mal ins Auge, sobald man den blau-gelben Anhang beobachtete. Der anfängliche Sitzplatzwechsel brachte da keinen Erfolg, zu voll war der Block. Egal, musste man mit leben. Das Stadion an sich gefiel ebenfalls und besticht durch seine weite Kurven und extrem flachen Tribünen. Mit 23.325 Plätzen jetzt nicht der monumentalste Bau, aber den brauch es in Braunschweig auch nicht. Lieber klein und voll, wie auch an diesem Tag.

Die knapp 18.000 Schaulustigen waren wiedermal ein Zeichen dafür, dass dieses Duell einfach nicht in diese Liga gehört. Ähnliches auch für die Braunschweiger Südkurve, welche sich bis Spielbeginn wirklich ansehnlich füllte. Nur auf Zaunfahnen wurde weitestgehend verzichtet, respektive die wichtigsten Lappen am hinteren Ende unterm Dach oder an den Wellenbrechern innerhalb des Blocks befestigt. Vorne am Zaun prangten lediglich die große „Ultras“ sowie die kleinere „Hooligans“-Fahne (daneben noch einige kleinere Fetzen), hinter der sich alle supportorientierte Gruppen am linken Rand im Block 9 versammelten. Lediglich eine kleinere Gruppe Abtrünniger („Les Autres“; dt. Die Anderen) nahm ihren Platz in der Mitte der Kurve ein.

Block 9 startete noch vor Spielbeginn mit einer Überziehfahne im Karomuster, die den harten Kern für Minuten abdeckte. Dabei kam eine lange Teleskopstange zum Einsatz, mit deren Hilfe eine augenscheinlich frisch über dem Block befestigte Überwachsungskamera abgeklebt wurde, ganz unter tosendem Beifall der nahestehenden Zuschauer. Danach startete der Haufen mit vielen Schwenkfahnen, Doppelhaltern und Schalparaden optisch ansprechend in die Partie. Die Gesänge wurden dabei größtenteils vom harten Kern, oftmals aber auch von anderen Teilen der Kurve getragen und erreichten eine gute Lautstärke. Mit weitestgehend positivem Spielverlauf stieg auch mal das restliche Stadion mit ein. In den Momenten natürlich mitreisende Stimmung im weiten Rund.

Und auch die Liedwahl selbst wusste zu gefallen. Viel Bekanntes, aber dennoch mit kleineren Abwandlungen oder einer eigenen Note. Daneben auch mal eine nur selten gehörte Melodie und allgemein viel Bewegung durch Hüpf- und Klatscheinlagen. Auch da einige Neuinterpretationen, wie das Klatschen zu einer Seite hin oder auf den Takt abgestimmte Hüpfpausen. Zur 67. Minute folgte dann noch die Erinnerung ans Meisterstück, was voller Inbrunst in den blauen Nachmittagshimmel schallte. Ein überzeugender Auftritt des Braunschweiger Anhangs, der schlichtweg gut gefiel. Man merkte allerdings auch, wie viel Potenzial da noch in der Kurve steckt, wenn es mal wieder ein oder zwei Ligen höher geht.

Auch auf Seiten der Lautrer war gut was los. 1.500 machten sich auf die weite Anreise, welche augenscheinlich im Groß mit Bussen zurückgelegt wurde. Zaunbeflaggung dann gewohnt schick mit allen wichtigen Stoffen von GL, FY, PI und co. Auch hier ein starkes Tifo mit vielen großen und kleinen Schwenkern sowie einer anfangs starke Mitmachquote mit lauten Gesängen. Kompakter Block, machte was her. Leider hielt das gute Anfangsniveau nicht wirklich lange und flachte mit zunehmender Spieldauer immer weiter ab. Gegen Ende kamen fast ausschließlich die gegenseitigen Hassbekundungen bei uns an. Im zweiten Durchgang präsentierte der Gästeblock noch ein Doppelhalterintro zusammen mit der bekannten „1.FC Kaiserslautern – Unzerstörbar“ Fahne, welche auch schon im Abstiegskampf in der 2. Bundesliga 2016/17 zum Einsatz kam.

Geholfen hat’s wenig, denn das, was der FCK auf dem Rasen fabrizierte, war schlichtweg schlecht. Braunschweig zwar zu Beginn mit dem besseren Start und dem frühen Tor durch Ex-Elversberger Biankadi, doch danach waren fast ausschließlich die Gäste am Drücker – und wollten sich einfach keine Chancen erspielen. Kurz vor der Pause traf die Eintracht dann noch gekonnt durch einen Konter zum 2:0, was die Motivation der Gästeakteure komplett eliminierte. Denn in der zweiten Hälfte herrschte Flaute im Sturm. Gefühlt 90% Ballbesitz für Kaiserslautern, aber es kamen noch nicht mal Chancen dabei rum. So wird das schwierig mit dem Klassenerhalt. Die Abwehr des BTSV hielt entsprechend locker stand und sicherte sich die drei Punkte, welche nicht nur lautstark mit der Südkurve gefeiert wurden, sondern die Eintracht auch wieder in Schlagdistanz zu den Aufstiegsrängen führte. Es ist noch ein langer Weg, mal schauen wo er die beiden Vereine hinführen wird.

Wir genossen noch die letzten Momente des stimmungsreichen Kicks und schlenderten letztlich wieder nach draußen. Zu unserer absoluten Überraschung war an der Tramhaltestelle nichts los. Gar nichts. Man nahm die erste Bahn, welche sogar für einige Minuten verweilte, damit überhaupt jemand mitfährt. Im Vergleich zu den verheerenden Situationen in Düsseldorf, Köln und co. nach Spielschluss fast schon paradiesische Zustände hier. Entsprechend erreichte man die Innenstadt und wenig später den Bahnhof deutlich schneller als gedacht, wodurch noch genug Zeit zum Eindecken mit Verpflegung für die Rückreise blieb.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Fix etwas zu Beißen und ein paar Wolters-Bierdosen geschnappt, die nicht nur im Eintracht-Look daherkamen, sondern sogar mit Gruppenlogos, darunter auch dem der Cattiva BS, versehen waren. Auch nicht schlecht, so ein „Ultra“-Bier auf der Auswärtsfahrt. Mit dem ICE erreichte man schließlich wieder die Mainstadt. Am Ende sogar auf Hin- und Rückweg ohne Verspätung. Soll’s auch mal geben.