Ab auf den Balkan!
Die neue Stelle und die damit verbundene Urlaubssperre im ersten Halbjahr hatte auch einen ganz netten Nebeneffekt: Ein kompletter Jahresurlaub aufgeteilt auf etwa fünf Monate. Entsprechend wenig Zeit also zwischen der Wiederankunft aus Ostasien und dem wiedermaligen Gang ans Reißbrett, an dem die bereits in fünf Wochen startende Tour im Oktober geplant werden wollte. Nur, wo soll’s hingehen?
Ursprünglich liebäugelte man mit einem Abstecher in den Süden Spaniens, wo man anfangs die Blicke gen Sevilla und Umgebung warf. Doch die bescheidenen Ansetzungen, die sich eine Woche später ergaben, verbunden mit den noch bescheideneren Flügen waren Schlussendlich das K.O. für die iberische Halbinsel, ganz gleich in welcher Region man sich umschaute. Auch andere Destinationen waren schnell vom Tisch, mal wegen unbezahlbaren Flügen, mal wegen uninteressanten Ansetzungen im bereits fest fixierten Zeitraum. So vergingen die Tage und man stand drei Wochen vor Beginn noch immer ohne Reiseziel dar.
Quasi aus dem Nichts lag der Fokus auf Bulgarien, zumal man eigentlich schon immer vom Besuch der beiden großen Sofioter Vereine träumte. Kennt man eben von damals noch, als man sich als junger Kurvenbegeisterter die damals noch Diashow-ähnlichen Videos auf Youtube reinzog und die tobenden Massen von Levski und CSKA zu Gesicht bekam. Also kurz den Spielplan gecheckt und siehe da: Noch nix terminiert. Toll. Aber immerhin sollte zumindest Levski ein Heimspiel haben, während in der näheren Umgebung noch was drin sein könnte. Und CSKA spiel zwar auswärts, aber Plovdiv ist jetzt auch nicht so weit weg. Und da fahren sogar Busse und Züge hin. Auswahl genug, nehmen wir!
So entschied man sich spontan für einen Besuch Sofias, buchte sich in WizzAir ein und schnappte sich ein AirBnB in der direkten Innenstadt. Für Flüge als auch Bleibe zahlte man für fünf Tage, also vier Nächte, zu zweit gerade mal jeweils 115€. Bei WizzAir war da sogar die Mitgliedschaft drin, mit der man bei einer eventuellen Buchung innerhalb des nächsten Jahres nochmal was sparen könnte. Kostet 40€ und gilt für zwei Leute, die dann jeweils pro Strecke einen Zehner sparen. Also 40€. Passt und eventuell fliegt man ja wirklich nochmal gen Osten im neuen Jahr. Rahmen stand also, fehlten nur noch die Spiele.
Dafür ließ sich der bulgarische Verband natürlich ordentlich Zeit, sodass wir lediglich eine Woche vorher Gewissheit hatten: Drei Mal erste Liga funktioniert! Eröffnung am Freitag in Bistritsa (Kleines Dorf im Süden Sofias), Levski Samstagabend und sonntags Lokomotiv Plovdiv gegen CSKA. Nur wie kommt man nach Plovdiv? In den Vorwochen schaute man sich bereits nach Fernbussen und Zügen um und fand tatsächlich einige kosten- und zeitgünstige Verbindungen. Doch der Verband meinte es augenscheinlich nicht gut mit uns, fand der Kick erst um kurz vor sechs Uhr statt, sprich Abpfiff nicht vor halb acht. Letzter Bus und letzter Zug: 20 Uhr. Viel zu knapp, zumal das Stadion am äußeren Stadtrand liegt und Plovdiv über keinen nennenswerten ÖPNV verfügt. Sollte das also nicht klappen, stünde zumindest ein kleines Sofia-Derby in der zweiten Liga auf dem Zettel. Aber will man das? Am Sonntag vor der Tour haderte man noch immer, fällte letztlich jedoch die richtige Entscheidung: Wir mieten einfach ein Auto. Macht vieles einfacher und komfortabler und war jetzt auch nicht so viel teurer. Zumindest für deutsche Verhältnisse. Also fix beim großen Orangenen Anbieter was gebucht und weg mit den Sorgen.
Die nächsten paar Tage vergingen, dank entsprechender Vorfreude, natürlich genauso schnell wie das Zulassungsverfahren der Elversberger Haupttribüne, ehe man endlich mit gepackten Taschen donnerstags gen Frankfurter Flughafen düste. Dank Billigairline natürlich nur mit Rucksack und Tasche unterwegs und somit schonmal die Schlange am Check-in umgangen, bremste uns die Ticketkontrolle im T2 gehörig aus. Hier bereits gut ‘ne halbe Stunde verschleudert, zehrte die spätere Taschenkontrolle unglaublich an den Nerven. Über eine Stunde stand man hier an, nur um im Schneckentempo durch eine der nur zwei offenen Kontrollen gelassen zu werden.
Zu unserem absoluten Glück entschieden wir uns etwa zwei Stunden vor Abflug bereits in den gesicherten Bereich zu gehen. Am Ende startete bereits das Boarding, als wir endlich am Gate eintrudelten. Dort machten bereits einige Gestrandeten vom vorherigen WizzAir Flug nach Kiew ihrem Ärger Luft, 20 Leute an der Zahl. Manchmal echt heftig hier, vor allem zur Mittagszeit. Für uns ging’s derweilen nicht direkt in den Flieger, sondern zunächst in den Bus. Mit dem schipperte man dann ans komplett andere Ende des Flughafens an die Baustelle, die in einigen Jahren mal das Terminal 3 werden soll. Entsprechend dürfte man die vergleichbare Strecke der Flughafenrundfahrt zurückgelegt haben.
Dort dann rein in den A321, in dem man natürlich getrennte Sitze hatte. Standard, wenn man keine extra Euros für eine Sitzplatzbuchung ausgeben will. Gleiches im Übrigen für die Boardkarte, deren Ausdruck am Schalter, sollte man denn vorher nicht eingecheckt haben, mit 30€ zu Buche schlägt. Im Flieger natürlich einfach mal irgendwo hingepflanzt und gehofft, klappte aber nicht, sprich wiedermaliges umsetzen. Also zum Start am anderen Ende des Fliegers geschmort, ehe nach dem Erlischen des Anschnallzeichens die wilde Reise nach Jerusalem im halbleeren Flieger startete und sämtliche Familien wieder beisammen saßen.
Gegessen hatte man unterdessen vorher schon beim goldenen M, sodass man kein Geld beim dann doch nicht sooo teuren Futter im Flieger lassen musste. Entsprechend genoss man schlichtweg den sonnigen Ausblick auf die Alpen und die karg-braunen Berglandschaften des Balkans, ehe man nach fast genau zwei Stunden zunächst per Tiefflug die Vororte Sofias begutachten durfte, nur um nach der Landung vom alten Terminal 1 mit einem Charme bestehend aus Rost und Gammel empfangen zu werden. Willkommen in Bulgarien!
Ab jetzt ging allerdings alles sehr schnell: Bus zum Terminal, als erste durch die Passkontrolle (später Schlange bis aufs Rollfeld), vorbei an den Kofferbändern und irgendwie durch die schier endlose Zahl dubioser Taxifahrer gedrängelt, die den „cheapest way to city center“ kennen. Wir nahmen viel lieber den kostenlosen Shuttle-Bus ans neu gebaute zweite Terminal, welches gleichzeitig die Endstation einer Metrolinie beherbergt. Dort sieht auch alles deutlich moderner und schöner aus, ist aber den privilegierteren Airlines vorbehalten. Der WizzAir-Pöbel kommt hier noch in den 70ern an.
Am T2 dann erstmal etwas Landeswährung Lewa (BGN) abgehoben, welche mit Umrechnungskurs von 1€ zu 2 Lewa über den Daumen sehr einfach berechnet werden kann. Das Geld floss dann direkt in Metrotickets, wobei man sich für die 10er Karte entschied. Die kostet 12 Lewa (also etwa 6€) und gilt auch in Trams und manchen Bussen. Mit dem Zug ging es nun gen Innenstadt, wobei man sich recht schnell mit dem sehr einfachen Metrosystem anvertrauen konnte. Das besteht nämlich lediglich aus zwei Linien, wobei sich eine Linie im Verlauf selbst kreuzt und die andere im Endeffekt den gleichen Verlauf hat, nur eben nicht am Flughafen endet. Der Hauptknotenpunkt des Systems ist dabei das zentrale Serdika, was auch gleichzeitig unsere Endhaltestelle markierte. Einfacher geht’s nicht. Die Ansagen als auch die Beschriftung der Stationen gibt’s auch auf Englisch, sodass man nicht unbedingt die kyrillischen Buchstaben entziffern muss. Zumindest nicht in der Metro.
Von der Haltestelle Serdika aus legte man den Rest des Weges per Pedes zurück, wobei man bereits ein Auge auf den sehr belebten Vitosha Boulevard, der Haupteinkaufs- und Ausgehstraße der Stadt, werfen konnte. Ordentlich was los hier, vor allem in den unzähligen Bars und Restaurants. Doch zunächst wollte noch das AirBnB bezogen werden, vor dessen verstecktem Eingang zunächst eine knappe halbe Stunde Wartezeit auf den Vermieter draufging. Der kam irgendwann angehechtet und führte uns in einer knappen Minute durch die nette Bude, welche uns für die nächsten fünf Tage beherbergen sollte. Sauber und groß genug, kann man sich nicht beschweren. Mit dem Verweis auf den Park auf der anderen Straßenseite mit der „Best Cocktailbar in Town“ verabschiedete er sich auch schon wieder. Wirkte irgendwie ein wenig kommerziell das Ganze, vor allem mit Blick auf die Kompletteinrichtung als IKEA-Bunker. Aber sei’s drum, passt schon.
Den absoluten Vorteil der Behausung sah man schonmal in der Lage, war man doch nur eine Seitenstraße vom Vitosha-Boulevard entfernt. Auf selbigen ging es nun auf Futtersuche, wobei direkt die massige Anzahl an italienischen Buden, Pizzerien und Eisläden auffiel. Scheint hier wohl äußerst beliebt zu sein. So entschied man sich dann auch für ein Ristorante und orderte eine leckere Pizza samt frisch Gezapftem und genoss das ganze bei warmen Temperaturen im Freien. Am Ende noch eine kurze Runde durch die nächtlichen Straßen gedreht, endete der Ankunftstag mit der Erkenntnis, dass das Bett hätte ein paar Zentimeter länger ausfallen können.
Im Schatten der Berge
Nach dem standesgemäßen Ausschlafen startete der Freitag mit der gemütlichen Suche nach einem guten Frühstück. Da man bereits am Vorabend auf dem Boulevard die Augen offen hatte, klapperte man die ersten drei Läden ab und entschied sich letztlich für das „Social Café“, auch wegen der vorhandenen englischen Karte in der Auslage. Hier gab’s einen guten Kaffee, Croissants sowie landestypische Omeletts und Bratkartoffeln zu mampfen, was nicht nur ganz gut mundete, sondern auch für den Vormittag sättigte. Viele der hiesigen Läden, die fast alle über eine komplett ausgebaute und verschließbare Außenterasse verfügen, haben hier übrigens 24/7 geöffnet. Falls wer also um 3 Uhr nachts noch Lust auf ne Pizza hat, wird hier definitiv fündig.
Nach einer ersten Stippvisite eines lokalen Supermarktes zwecks Wasserbeschaffung stellte man schonmal fest, dass Käse in Bulgarien nicht unbedingt zu den unbeliebtesten Lebensmitteln gehört. Direkt mal sympathisch! Am beliebtesten ist dabei Salzlakenkäse wie Feta, entsprechend dominiert hier auch die Farbe Weiß. Leider wusste man jetzt schon, dass man keinen Platz für kulinarische Mitbringsel haben wird, bzw. das Zeug eh nicht gekühlt transportieren kann. Sei’s drum, dann eben hier genießen!
Nach einem kurzen Zwischenstopp an der Bleibe schlenderte man den Vitosha Boulevard gen Süden, wobei man nicht nur ständig das namensgebende Gebirge vor Augen hatte, sondern ebenso schnell den nationalen Kulturpalast, kurz NDK, erreichte. Dieser liegt inmitten eines Parks, welcher in den frühen Sonnenstrahlen bereits von etlichen Besuchern und streunenden Hunden besetzt wurde. An sich natürlich „nur“ ein Konzert- und Kongresszentrum, allerdings mit unglaublich markanter Architektur und nebenbei das Größte seiner Art in Südosteuropa. Da sich im Inneren gerade eine Art Messe befand, konnte man sogar einen Blick hineinwerfen und die ein oder andere Runde durch das typisch sowjet-rustikale Innenleben des Gebäudes drehen. Hat was!
Ein wenig verweilte man noch im Park und sonnte sich bei angenehmen Temperaturen, dann ging es auch schon weiter. Wieder schlenderte man den Vitosha Boulevard entlang, dieses Mal gen Norden. Dabei warf man einen Blick auf den mit Marmorsäulen versehenen Justizpalast und erreichte schließlich die orthodoxe Kathedrale Sweta Nedelja, nur eines von vielen religiösen Gebäuden im zentralen Serdika. Wie bei den Meisten war auch hier eine freie Besichtigung des Inneren möglich, sodass man die Blicke durch die komplett bemalten und ebenso durch den Kerzenruß geschwärzten Mauern werfen konnte. Vor allem durch die völlige Abstinenz von jedweder Beleuchtung vor allem nachts im schummrigen Kerzenlicht zu empfehlen!
Der nächste Stopp führte uns nur eine Straße weiter ins Regierungsviertel, wo man im Hinterhof zwischen dem Luxus-Hotel „Balkan“ und dem Sitz des Präsidenten (Wachablösung inklusive) die Rotunde findet. Sie gilt als das älteste Gebäude der Stadt und als das am besten erhaltene Relikt der antiken römischen Stadt „Serdicas“, wie die heutige bulgarische Hauptstadt im frühen 7. Jahrhundert v. Chr. nach dem hier lebenden Stamm getauft wurde. Auch diesen Backsteinbau konnte man nach Herzenslust besichtigen und die Jahrhunderte alte Gemäuer und antiken Straßen bewundern. Interessant, dass trotz der zahlreichen Besetzungen, die Sofia in seiner Geschichte erlebte (u.a. Römer, Hunnen, Goten, Slawen, Osmanen und Russen) davon vor allem die Gebäude der jeweiligen Zeitalter erhalten wurden.
So auch die Banja-Baschi-Moschee und die Sofioter Synagoge, welche man im nächsten Schritt besuchte. Daneben erstrahlt das zentrale Mineralbad in seinem strahlenden Gelb, während die Zentralmarkthalle mit allerlei regionalen Köstlichkeiten zum Verweilen einlädt. Ebenfalls imposant wirkte das ehemalige Parteigebäude der Kommunistischen Partei mit seinem hohen Flaggenmast, welches gleichzeitig von gepflasterten Straßen in grellem Gelb umgeben wird. Bei Sonnenschein doch arg blendend. Zu sehen gab es also schonmal definitiv genug, was uns auch gleich den kompletten Vormittag kostete.
Alles wollte man sich an einem Tag aber auch nicht antun, sodass man zunächst einen echt leckeren Crêpe an einer Metrostation verspeiste und später durch kleinere Einkaufsstraßen schlenderte und dabei bereits auf die eine oder andere Reviermarkierung seitens Levski traf. Ja, Fussball sollte auch noch anstehen, und man verspürte bereits richtig Lust auf den abendlichen Kick. Da man das für den Tag vorgesehene Programm bereits abgespult hat, entschied man sich etwas früher gen Spielort aufzubrechen. Dieser lag nämlich nicht in Sofia selbst, sondern in Bistritsa, einem kleinen Vorort im südlichen Vitosha-Gebirge.
Dafür ging’s zunächst mit der Metro bis zur Endstation Business Park im Süden, wo es nun galt, per Bus die Berge zu erklimmen. Als extrem hilfreich stellte sich dabei die App „Easyway“ heraus, welche nicht nur sämtliche Trams, sondern eben auch die Buslinien Sofias genauestens abbilden kann. Entsprechend war man nicht wirklich auf die sowieso nur auf Kyrillisch angebotene Beschilderung an der Bushaltestelle angewiesen. Nehmen musste man die Linie 314, doch Tickets hatte man noch keine. Die kosten einheitlich 1,60 BGN, ganz gleich mit welchem Verkehrsmittel und wie weit man unterwegs ist. Leider funktioniert die Zehner-Karte der Metro hier nicht und die Tickets gibt’s nur beim Fahrer. Nur passend sollte man bezahlen, bzw. zumindest in Münzen, denn die Fahrer haben nur einige 10 oder 20 Cent Münzen dort rumliegen.
Klappte erstaunlicherweise nach Ankunft unseres Busses dann auch perfekt, da man keine Angabe zum Ziel der Reise, wie in der Heimat üblich, machen muss. Die zwei Tickets entgegengenommen (die muss man eigentlich in kleine, dafür vorgesehene, gelbe Metallvorrichtungen schieben und abstempeln, was wir natürlich vergessen haben), ging es auch schon die Serpentinen hinauf nach Bistritsa. Ganz schöne Gegend hier und, den Häusern nach zu urteilen, wahrscheinlich nicht die Billigste der Hauptstadt. Dank genügen Zeit auf der Uhr stieg man nicht am Stadion am Ortsausgang aus sondern fuhr gleich bis zur Endstation im Ortskern.
Hätte man sich sparen können. Bis auf ein paar metertiefe Schlaglöcher gab’s absolut nichts zu sehen, weshalb man zunächst gen Stadion stapfte, dann aber doch noch den halbstündigen Schwenk durch ein Neubaugebiet einlegte. Sollte sich lohnen, denn so ergab sich ein unverbaubarer Blick auf die recht flache, bulgarische Hauptstadt. Flüsse oder sonstige Gewässer suchen die 1,25 Millionen Einwohner hier übrigens vergebens. Dürfte eine der einzigen europäischen Hauptstädte ohne sein.
Nun aber ab zum kleinen Stadion, welches man, bepackt mit einer Packung Erdnüsse zum Knabbern (sonst gab‘s rein gar nichts!), auch schon betreten durfte. Durch den rapiden Erfolg des kleinen Clubs verändert sich die Anlage permanent und war bereits mit den wenigen Monate alten Aufnahmen im Netz nicht mehr zu vergleichen. Gut für die Handvoll Gäste von Cherno More aus Varna, die sich dann auch gleich mit besserer Sicht als gewöhnlich positionierten und ordentlich Stimmung machten. Am Ende sahen die knapp 300 Zuschauer in der eingebrochenen Dunkelheit einen recht glücklichen 2:0 Sieg der Gäste. Mehr zum Spiel findet ihr hier.
Ohne Sonne wurde es nun recht kalt, was uns letztlich zeitig zur nahen Bushaltestelle aufbrechen ließ. Dort galt es allerdings weitere 10 Minuten bibbernd und viel zu leicht bekleidet auf den Bus zu warten, der uns für den gleichen Preis wieder zurück zur Metro brachte. Selbige spuckte uns nach weiteren 20 Minuten in der Innenstadt aus, wo man sich hungrig der Essenssuche widmete. Konnte ja auch keiner ahnen, dass es im Stadion bis auf ein paar Nüsse schlichtweg nichts zu futtern gab.
Fündig wurde man unweit der Metro in Serdika, wo man der dann doch durchaus bekannten Kette Happy Grill einen Besuch abstattete. Keine Ahnung, warum der Laden in einschlägigen Portalen ständig verhöhnt wird, denn uns hats geschmeckt. Dabei mundeten ein paar Vorspeisen, die große Fleischplatte sowie ein lokaler Schokokuchen ungemein, wenn hier auch alles traditionell lauwarm serviert wird. Dazu bekam man endlich die Chance, den Länderpunkt mit wohlverdientem Gerstensaft zu begießen. Vollgefuttert stoppte man auf dem Rückweg zur Bleibe noch bei einem Kiosk und deckte sich in Form einiger Pullen des köstlichen Kaltgetränkes für den restlichen Abend ein, der entsprechend mit zischenden Dosen auf dem Sofa verbracht wurde.
Georgi-Asparuchow und andere Kathedralen
Der Samstagmorgen startete spät und stand ganz im Zeichen der erneuten Suche nach etwas Essbarem. Aufgetischt wurden letztendlich frisch gebackene Croissants, die sich, wie das am Vortag, nicht vor ihren Artgenossen aus Frankreich verstecken müssen, sowie French Toast, sprich in Eiern und Butter angebratene Brotscheiben. Dazu gabs Marmelade und feinster Kuhmilchkäse. Über die Verpflegung blieb hier echt kein Grund zu meckern. Im Anschluss schoppte man noch ein paar Souvenirs für die Heimat, wobei einige Kleinigkeiten wie die sehr verbreiteten und traditionellen Seifen mit und aus Rosenöl den Besitzer für kleines Geld wechselten. Da duftete der Rucksack den restlichen Trip schonmal angenehm.
Dann startete auch schon das Sightseeing-Programm, was uns an diesem Tag eher in die östliche Innenstadt führte. Den Anfang machte dabei das schöne Gebäude des Nationaltheater „Iwan Wasow“ mit angrenzendem Park (City Garden). Viele Leute unterwegs, an einer Stelle werden Kürbisse und Kastanien gebraten, an einer anderen trällern ein paar Musiker ihre Lieder. Eine angenehme Atmosphäre, wie man sie, warum auch immer, nicht erwartet hatte. Ebenso hinterließen die Architekturen der verschiedenen Gebäude einen bleibenden Eindruck, wie auch die nationale Kunstgalerie und die Russische Kirche “Sveti Nikolay Mirlikiiski” mit ihrem Dach in verschiedenen Grüntönen.
Aber auch ein paar Eigenheiten stachen ins Auge und erinnerten an die nicht allzu ferne Vergangenheit. So existieren an größeren Kreuzungen noch immer eine Art Hochsitz, von dem aus die Ampelsteuerung geregelt wurde und wird. Inwiefern diese nur Überbleibsel darstellen oder an manchen Stellen noch aktiv genutzt werden, konnte man dabei nicht feststellen. Auf dem weiteren Weg zum Highlight des Tages und Wahrzeichen Sofias blendeten bereits die goldenen Dächer eben jenes Gebäudes von weitem. Die Rede ist natürlich von der Kathedrale Saint Aleksandar Nevski, die auf einem gigantischen Platz in aller Ruhe thront. Auch diese konnte besichtigt werden, wobei die schiere Ausmaße und Größe der Kuppel selbst im Inneren nicht greifbar schien. Auf eine Tour oder sonstiges verzichtete man unterdessen bewusst, sondern erfreute sich einfach am Anblick der alten Gemäuer von Innen und Außen. Ein schlichtweg eindrucksvolles Gebäude und absolutes Wahrzeichen der Stadt.
Nach einer guten Runde stapfte man weiter gen Osten, wo die ebenfalls im griechischen Baustil errichtete Universität am Rande des Knyazheska Garden thront. Durch selbigen Schritt man nun und warf einen Blick auf das Monument für die sowjetische Armee und andere Überbleibsel des Kommunismus. Unglaublich, mit welchem Pathos die hier dargestellten Figuren beim Anblick des Soldaten mit in die Höhe gestrecktem MG dargestellt wurden. Errichtet wurde das Ganze im Jahre 1954 zum zehnten Jubiläum der Befreiung Bulgariens durch die Sowjetarmee. Dennoch immer wieder: Schön, dass jeder Teil der hiesigen Geschichte irgendwo erhalten blieb.
Direkt hinter der Statue erblickt man bereits ein Meer aus Flutlichtern, welche zum Wassil-Lewski-Nationalstadion sowie zur Heimspielstätte von CSKA Sofia, dem Balgarska-Armija-Stadion, gehören. Leider blieben sämtliche Türen verschlossen und uns somit ein Blick ins jeweilige Innere verwehrt, doch auch so nutzte man die Gelegenheit und umrundete den ausufernden Park, in dem beide Stadien liegen. Beim nächsten Mal dann mit einem Kick in einem der Beiden!
Von der nahegelegenen Metrostation ging es nun per Zug das Stück zurück nach Serdika, wo die Besichtigung des Zhenski Pazar (Women’s Market) anstand. Bei diesem handelt es sich um den ältesten Markt Sofias, auf dem bereits vor mehr als 140 Jahren allerhand Lebensmittel, Kleidung und sonstiges gehandelt wurde. Auch heute ist der Markt bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt und besticht durch seine schier grenzenlose Auswahl an regionalen Früchten und Gemüsesorten. Würde man hier etwas mehr Zeit verbringen, hätte ich nur allzu gerne an den verschiedenen Ständen zugelangt. Aber auch so war das rege Treiben nett anzusehen, welches sich nahezu von Serdika bis ans andere Ende, der Löwenbrücke, wie eine Schlange durch die Stadt zieht.
Die absoluten Highlights in Sachen Sightseeing fanden somit ihr Ende und waren alle abgehakt, was sich folglich in unter zwei Tagen entspannt bewältigen lässt. Sogar zu entspannt, denn bis zum abendlichen Kick war noch einiges an Zeit. Nutzte man dann und schnappte sich einen Tisch auf dem Balkon einer Kneipe inmitten des Marktes, um bei günstigem Bier (etwa 1€ für den halben Liter) die vollen Straßen zu beobachten und sich auf den Abend einzutrinken. Auch heute blieb vor allem eines im Gedächtnis: Die Leute sind viel im Freien und genossen das geile Wetter in Parks oder in den Kneipen und Bars. Eine Lebenseinstellung, die nicht nur die Grünflächen und tristen Steinplätze mit Leben füllt, sondern mir einfach generell sympathisch ist. Strahlender Sonnenschein, ein paar Liter Bier und die Aussicht auf ein geiles Spiel am Abend. Ist das die Definition von Glückseligkeit? Ich konnte mir auf jeden Fall mal nichts Besseres ausmalen.
Nach gut zwei Stunden machte man sich schließlich auf gen Georgi-Asparuchow-Stadion, Heimspielstätte von Levski. Die Anfahrt startete dabei direkt vom Markt aus per Tram, frisch importiert aus Prag. Sprich: Keine Ticketautomaten und somit keine Möglichkeit nicht schwarz zu fahren. Hier sollte eigentlich die Zehner-Karte gelten, was allerdings ohne einen Automaten nichts brachte. Auskunft des Fahrers: „No machine, no problem“. Na gut, der muss es ja wissen. Fix auf die aushängenden Karten gelinst und ebenfalls festgestellt, dass diese nicht das Sofioter Netz abbilden, sondern die Tramstrecken der tschechischen Hauptstadt. Dann eben auf Google Maps zurückgegriffen, um die Haltestelle irgendwo inmitten von trostlosen Wohnblocks nicht zu verpassen.
Harte Gegend hier im Nordosten Sofias, die bei bereits stockfinsterer Nacht nicht wirklich einen einladenden Eindruck erweckte. Hier und da lungerten kleine Grüppchen und tranken sich aufs Spiel ein, während der ans Stadion angrenzende Park wiederum als Hauptanlaufpunkt der Levski Anhänger aller Couleur diente. Vom nicht wirklich hilfsbereiten Kartenverkäufer noch fix zwei Tickets gezogen, zwei (!) Perso-Kontrollen und drei Körperkontrollen hinter sich gelassen, stand man endlich in der großen, blau-gelben Schüssel. Was für ein Teil! Und auch das Panorama der von den Flutlichtern angestrahlten Ostblock-Wohnbauten passte einfach nur ins Bild.
An den ertönenden ersten Gesängen des etwas dezimierten Ultra-Haufens von Levski erfreute man sich dennoch wie vor zehn oder zwölf Jahren, als man als junger Fußballbegeisterter auf Youtube das erste Mal auf Diashows und Stimmungsvideos aus Osteuropa stieß. Damals noch unvorstellbar, dass außerhalb Deutschlands überhaupt wer ins Stadion ging. Heute stand man also hier und saugte die ganze Atmosphäre einfach nur auf. Mit etwas Abstand und Kontrast fällt das Urteil allerdings mäßiger aus: Durch den internen Beef formten sich zwei unabhängige Stimmungszentren bei den Hausherren, was in die Kurve ein entsprechend großes Loch riss. Stimmung also eher so lala, mit einigen Ausreißern nach oben im späteren Verlauf.
Im Gästeblock immerhin 50 Mann mit ein paar Schlachtrufen sowie ein Gehacke auf dem Rasen, was mit Fussball wenig zu tun hatte. Dennoch war man mit dem Gesehenen zufrieden, schraubte allerdings die hochgesteckten Erwartungen an den Kick des kommenden Tages etwas zurück. Knapp über 2.000 Zuschauer, und das bei Levski. Soll das nicht der größte und beliebteste Verein des Landes sein? Haben wohl auch schonmal bessere Zeiten erlebt. Mehr zum Spiel findet ihr hier.
So ging es wieder zurück zur Tram, wobei man um kurz vor Zehn die Vorletzte (!) des Abends erwischte. Wüsste nicht, wie man von hier aus sonst wieder in die Stadt kommen soll. Auch diese Tram kam frisch aus Prag und war vielleicht sogar die Gleiche wie am Nachmittag, weshalb man sich die Frage nach Fahrkarten gleich sparte und kostenlos gen Serdika düste. Rückblickend erwies sich die Zehner-Karte als Geldverschwendung, benutzte man doch während des gesamten Aufenthalts gerade mal sechs Fahrten. Am Ende noch fix ein Stück Pizza auf die Hand und ab gen Bleibe, die entsprechend früh erreicht wurde. Nach fixer Katzenwäsche ging es auch schon in die Kiste, denn der nächste Tag sollte früh starten und mit einem mehr als straffen Programm aufwarten.
Die Stadt auf sieben Hügeln
So schälte man sich bereits um sechs Uhr aus der Kiste, warf sich in Schale und schob sich zum Frühstück ein am Vortag gekauftes Brötchen zwischen die Zähne. Wenig später fand man sich bereits am zentralen „Hotel Balkan“ in Serdika wieder. Dort nahm man den bereits im Vorfeld über Sixt gebuchten Mietwagen entgegen, wobei man uns in Sachen Wagenklasse „entgegenkam“, sprich den Opel Astra als Limousine hinstellte. Warum auch nicht, hat als Turbo immerhin deutlich mehr unter der Haube als die eigene Karre. Das Ganze schlug, mit höchstem Versicherungsschutz (bei den Straßen kann man ja nie wissen) und mit unbegrenzten Kilometern, mit 40€ zu Buche, was selbst ohne Spritkosten völlig in Ordnung ging.
So ging es nun einmal quer durch Sofia auf die Autobahn, wobei die einheimische Fahrweiße erstaunlich gesittet rüberkam. Und auch die Autobahn, auf der ein Tempolimit von 140 gilt, machte einen schönen und neuen Eindruck. So ließen sich die etwa 150 Kilometer entlang einer zunächst bergigen, später sehr flachen, karg-braunen, fast schon wüstenartigen Landschaft sehr gut bewältigen. Verfahren könnte man sich dabei wahrscheinlich sowieso nicht, bei gerade einmal einer Handvoll Ausfahrten auf der gesamten Strecke. Ungewöhnlich schien nur die extrem hohe Anzahl Polizeistreifen, die überall auf den Seitenstreifen oder an Ausfahrten lauerten. Licht also an und Tempomat auf 140, denn Stress wollte man sich hier im bulgarischen Hinterland beileibe nicht einhandeln.
So erreichte man in unter zwei Stunden schließlich Plovdiv, Ziel des heutigen Tages. Nach einigem Gegurke durch verschiedene Straßen fand man sogar einen kostenlosen Parkplatz am Straßenrand und hoffte innig, dass man die Schilder auch richtig interpretierte und der Wagen am Nachmittag noch hier steht. Der Anblick eines gerade abgeschleppten Fahrzeugs im Halteverbot nur eine Straße weiter beruhigte dabei nur wenig, aber sonntags, so ließen es die Schilder vermuten, sollte das Parken in den jeweiligen Bereichen für lau möglich sein. So stapfte man nun die Straßen entlang und erreichte nach wenigen Metern einen großen Park mit den „Singing Fountains“, einer Art Wassershow auf einem großen, künstlichen Teich im Vegas-Stil. Bei Nacht mit Sicherheit schön und auch so könnte man es hier gut aushalten, doch für uns ging es direkt weiter gen Innenstadt.
Früh erspähte man bereits die großen Fahnen und Plakate, die Plovdiv als diesjährige Kulturhauptstadt Europas verkündeten. Da stieg natürlich die Spannung, was die Stadt im Zentrum des Landes so zu bieten hat. Und tatsächlich machten bereits die ersten Meter der Innenstadt mit ihrer langgezogenen Einkaufsstraße einen netten und herausgeputzten Eindruck. Vor allem die Parkanlagen und augenscheinlich renovierten Altbauten stachen ins Auge, während man sich durch die Masse an Menschen und gleichzeitigen Wahlkampfhelfer einer anstehenden Kommunalwahl kämpfte. Deutlich mehr los als in Sofia, insbesondere was den Tourismus angeht.
Etwas ruhiger wurde es erst in den ebenfalls sehenswerten Seitenstraßen sowie im Szeneviertel Kapana, welches gleichermaßen durch die hohe Zahl an Restaurants, Bars und meterhohen Graffitis an den Häuserwänden glänzt. Schöne Gegend, in der man sich nun auf die Suche nach einem Mittagstisch machte. Nach Minuten des Umherirrens allerdings erfolglos. Es war schlichtweg alles voll. Hätte ich nicht gedacht. So blieb uns nichts anderes übrig als der steile Aufstieg hinauf in die Altstadt, gelegen auf einem der höchsten von sieben Hügeln, auf denen Plovdiv erbaut ist. Dort fand man dann glücklicherweise recht fix ein annehmbares Etablissement zum Einkehren. Im abgelegenen „Citizen Club“ schlemmte man feinste bulgarische Spezialitäten in Pfannen, wobei man von einigen der überall umherstreunenden Katzen ständig fixiert wurde. Die bekamen natürlich auch was ab, wodurch sie etwas zu anhänglich wurden. Das kühle Blonde schmeckte am recht warmen Nachmittag auch ganz gut.
Gestärkt wanderte man nun weiter auf den mit tiefen Kratern versehenen Kopfsteinstraßen umher welche stets von eindrucksvollen, renovierten Altbauten eingerahmt wurden. Am Ende der Straße erreichte man schließlich die Ausgrabungsstätte des Hügels Nebet Tepe, von welcher aus sich ein gigantischer Blick auf die Stadt samt ihrer Hügel auftat. Perfekt um in den Sonnenstrahlen ein wenig zu verweilen und die mit einer halben Million Einwohner zweitgrößte Stadt des Landes auf sich wirken zu lassen. Nicht wirklich hässlich und mitunter sogar mit schöneren Ecken versehen als Sofia.
Schließlich ging es noch zum römischen Stadion, dem Wahrzeichen der Stadt. Das zwischen zwei Bergen errichtete Hufeisen bietet dabei nicht nur einen ebenso schönen Blick über die Stadt, sondern in der Antike sage und schreibe 30.000 Zuschauern Platz. Beeindruckend, was mit damaligen Mitteln alles möglich gemacht wurde und auch heute noch durch die strahlend weiße Farbgebung eindrucksvoll mitanzuschauen. Den Fünfer als Eintritt bezahlte man da entsprechend gerne, dient auch zur Unterhaltung der Anlage. Und augenscheinlich auch dem Katzenfutter, sah man alleine hier doch gut zwanzig in allen Formen und Farben. In Sofia sind’s die Hunde, hier eben die Katzen.
Im Anschluss ging’s wieder den steilen Berg hinab in die Stadt, wo man sich noch kurz mit einem feinen Eis abkühlte. Interessant hierbei ist, dass in Bulgarien nicht nur auf sämtlichen Menüs die genaue Grammzahl der Gerichte abgedruckt ist (Wie bei Pasta, Pizzen, Fleisch), sondern sogar beim Eisverkäufer die Waffel vor der Herausgabe abgewogen wird. Alles grammgenau und vor den Augen der Kunden. Das Abzocker-Image versucht man zumindest hier wohl mit allen Mitteln zu bekämpfen. Das Gelato verspeiste man dann auf dem Rückweg durch den großen „Garden of Tsar Simeon“, ehe das gemietete Fahrzeug wohlbehalten wieder aufgefunden wurde.
Mit diesem legte man nun das gute Stück in den Südosten Plovdivs zurück, in dem eine erhöhte Polizeipräsenz bereits die Vorfreude beflügelte. Fix noch auf einer Baustelle geparkt und die letzten Meter per Pedes zurückgelegt, erstrahlte es auch schon vor uns: Das wundervolle Stadion von Lokomotiv Plovdiv. Tickets zog man für die Haupttribüne, hatte dabei aber noch Glück dass man eine gute Stunde vor Anpfiff eintrudelte, denn das Ding sollte später ausverkauft sein. Hätte ich, nach dem Erlebten der vergangenen zwei Tage in Sachen Zuschaueraufkommen, niemals erwartet. Doch schon im Stadionumfeld wurde deutlich, dass hier und heute ein anderes Kaliber am Start sein sollte.
Entsprechend breit wurde das Grinsen bei der Einnahme der Plätze und dem erstmaligen Blick auf die Ränge. Auf der einen Seite ein voller Gästeblock von CSKA Sofia, welcher ab Minute Eins an einem Strang zog und eine geile Melodie nach der anderen raushaute. Und auf der anderen Seite die Tribünen, ach was, das Stadion von Loko. Gegentribüne, Hintertor und Haupt, alle sangen zusammen und schmetterten ihre Schlachtrufe aufs Feld. Brachial und abartig heftig. Dazu auch noch ein spannendes und vor allem gutes Spiel, in dem Plovdiv am Ende als verdienter Sieger hervor ging und das weite Rund vollends zum Explodieren brachte. Junge Junge, wir waren einfach nur Baff. Mehr zum Spiel findet ihr hier.
Fast schon taub wurden wir als Letzte von der Tribüne gekehrt, ständig lechzend nach einem kurzen, letzten Blick auf den noch immer glimmenden Gästeblock. Doch alles fand so langsam ein Ende, sodass man dann doch schnellen Schrittes durch die Dunkelheit und aufziehende Kälte gen Auto gelangte. Nun also noch der zweistündige Rückweg, der sich auf der leeren Autobahn aber ohne Probleme bewältigen ließ. In Sofia angekommen musste natürlich nochmal vollgetankt werden, was hier allerdings nicht ganz so einfach ist. Nix mit Selbstbedienung, das macht natürlich der Tankwart. Gegen Trinkgeld, versteht sich. So wurde man dann doch ein paar Lewa mehr als geplant los, lieferte den Turbo-Opel aber pünktlich am ausgemachten Abgabepunkt am Flughafen ab.
Zwar deutlich weiter außerhalb als das zentrale Hotel am Morgen, doch am Airport sollte die Abgabe auch noch um elf Uhr möglich sein, was das Bezahlen eines weiteren Tages überflüssig machte. Und die Metro ist ja auch direkt hier, welche uns in gut zwanzig Minuten wieder nach Serdika brachte. Wieder in der Bleibe angekommen, widmete man sich um kurz nach Mitternacht bereits dem Packen, ehe die Müdigkeit dann doch siegte und man den großen Rest auf die paar Minuten des nächsten Morgen verschob.
Heimwärts
Entsprechend startete der Montag mit einer unausgeschlafenen Hau-Ruck Packaktion, bevor man sich bereits von der netten Unterkunft verabschiedete und gen Serdika lief. Dort verballerte man die letzten Lewa noch für ein teures Frühstück in einer Art Hipster-Café („2 Giraffen“). Sah von außen nicht ganz so nach Nobelladen aus, doch die Preise waren, im Gegensatz zum servierten Schinken, ordentlich gesalzen. Immerhin mundeten das frische Croissant, der exotische Kaffee und die selbstgemachte Marmelade ausgezeichnet und verkleinerten das nicht ganz gestopfte Loch im Magen. Sei’s drum, ist sowieso der Abreisetag.
Danach fix mit der Metro zum Flughafen und hinein in den Bus zum Terminal 1. Selbiges hat in etwa die Größe eines kleinstädtischen Bahnhofs, sprich es gab hier so wenig zu tun, dass man gerade schnurstracks durch die Kontrollen zum Gate gelangte. Unterdessen drängelte sich noch unsere Crew vor, die aus den exakt gleichen Nasen bestand wie am Anreisetag. Die kennen also schonmal den Weg. Und auch am Gate selbst war tote Hose, sodass man sich mit schläfrigen Augen auf eine Sitzgelegenheit drapierte und dösend durch die geschossenen Bilder der letzten Tage scrollte.
So konnte auch die übrige und viel zu große Stunde Puffer totgeschlagen werden, ehe uns die Abfolge Bus – Flieger – Bus wieder nach Frankfurt brachte. Wie schon beim Hinflug musste man sich wieder um die besten Sitze kloppen, klappte aber und man konnte gut zwei Stunden entspannt die nette Aussicht betrachten. In Frankfurt dockte man schließlich wieder mitten im Nirgendwo an, was wiederum eine 20 Minuten Flughafenrundfahrt zur Folge hatte. An deren Ende musste noch die Passkontrolle passiert werden, ehe uns die S-Bahn wieder in heimischen Gefilden ausspuckte.
Was bleibt hängen? So einiges! Tatsächlich startete man die Tour einfach mal ins Blaue und informierte sich nur wenig über Stadt, Land und Leute. Das erste Mal ging es für uns in ein Land, in dem keiner von uns die dortige Sprache versteht. Und irgendwie kam man trotzdem ohne Probleme an sein Ziel. Man besuchte zwei tolle Städte, die vor allem aufgrund ihrer geschichtlichen Einflüsse, schönen Stadtzentren und kulinarischen Leckereien überzeugten und die ich jedem Interessierten ans Herz legen kann. Selbst mit kleinem Reisebudget, denn günstig ist das Ganze noch obendrein.
Am Ende sollte uns Plovdiv noch eine Ecke besser als Sofia gefallen, doch froh über den Besuch der bulgarischen Hauptstadt war man allemal. Zudem konnten erste Berührungspunkte mit Fussball auf dem Balkan gesammelt werden, was hoffentlich in den nächsten Jahren noch deutlich ausgebaut werden wird. Am Ende war sogar das Wetter besser als auf der ursprünglich eingeplanten iberischen Halbinsel. Also alles richtig gemacht und vor allem eine runde Tour, bei der ausnahmslos alles klappte. Auf das es immer so sein wird!