Bundesliga: Fortuna Düsseldorf – SV Werder Bremen

18.01.2020
18. Spieltag Bundesliga
Fortuna Düsseldorf - SV Werder Bremen
Düsseldorf Arena
Endergebnis: 0:1 (0:0)
Zuschauer: 46.000 (ca. 6.000 Gäste)
Fotoalbum

Den Jahresauftakt bildete mal wieder eine Zugtour in die Bundesliga, mittlerweile fast schon typisch für den Jahresstart. Dieses Mal stand die Fortuna aus Düsseldorf auf dem Zettel, die mit Werder Bremen einen ansprechenden Gegner im Kellerduell empfing. Das Stadion selbst bekam man zwar bereits vor fünf Jahren zu Zweitligazeiten zu Gesicht, hatte damals aber nicht wirklich die besten Plätze und bekam von den damals noch im Eckblock positionierten Ultras Düsseldorf wenig bis gar nichts mit.

Da auch meine bessere Hälfte das hiesige Häkchen noch nicht setzen konnte, tütete man zum Jahreswechsel die Tickets ein und entschied sich, Bahnaktion und angesammelte Bonuspunkte sei Dank, für die Anreise per ICE. Das Ganze dann zu lachhaft billigen 30 Talern für die zweiköpfige Hin- und Rückreise. Würden die Preise immer so ausfallen, könnte das eigene Gefährt tatsächlich öfter stehen gelassen werden, aber ja, anderes Thema.

So ließen wir eine Woche Vorfreude hinter uns und rafften uns, am frühen Samstagmorgen, mit dem schrillen Klang des Weckers aus den Federn. Fix irgendwas zwischen die Zähne geschoben und schon fand man sich in der S-Bahn wieder, die uns zum Frankfurter Hauptbahnhof brachte. Dort noch einen Kaffee gezogen und nach wenigen Minuten den Zug mit Endstation Dortmund bestiegen. Plätze fand man direkt, sodass man die gut eineinhalbstündige Fahrt über Limburg und Deutz entspannt verfolgen konnte. Die obligatorische Verspätung erwischte uns unterdessen in Limburg, wo zunächst die Weiterfahrt dank Defekt an einem anderen Zug „auf unbestimmte Zeit“ verschoben werden musste, wobei der Zugbegleiter die Fahrgäste zumindest nach fünf Minuten darüber informierte, dass er keine Informationen hat. Läuft!

Glücklicherweise schipperte man nach zehn Minuten wieder los und erreichte Düsseldorf sogar annähernd pünktlich. Dort angekommen, wurde man wenig später von zwei Bekannten eingesammelt, bei denen man sich vorher anmeldete und die auch tatsächlich Interesse am Spielbesuch bekundeten. So verbrachte man die Stunden bis zum Spiel mit dem Austausch der Storys des letzten Jahres und mit bestem selbstgebratenem Steak, ehe es per Auto in die Innenstadt und wenig später in der übervollen Stadtbahn gen Stadion ging. Am gleichen Wochenende startet übrigens auch die Messe „Boot“ direkt am Stadion, was den Anfahrtsweg natürlich nochmal um einiges verlängerte.

An der Endhaltestelle angekommen, ließ man dennoch die Kontrollen und Ticketchecks recht schnell hinter sich, sodass man eine gute halbe Stunde vor Anpfiff mit einem leckeren Becher Altbier das sich langsam füllende Stadion beobachten konnte. Die Plätze im Block 111 auf Seiten der Haupttribüne gefielen dabei schonmal gut und offenbarten einen perfekten Blick auf Heimkurve, Gästeblock sowie das Spielgeschehen auf dem Rasen. Mit 28€ pro Nase auch noch bezahlbar. Zum Stadion gibt’s an sich jetzt nicht so viel zu sagen, ist ja denke ich jedem aus BuLi oder eben dritter Liga bekannt. Alles aus einem Guss und ohne Schnörkel. Lediglich die bunten Sitze sind ein kleines Alleinstellungsmerkmal. Nicht wirklich hässlich, eher im Gegenteil. Ich kann auch mit den neueren Dingern was anfangen, die sich vor allem förderlich in Sachen Stimmung und Aussicht zeigen. Aber klar, das alte Rheinstadion hätte ich natürlich liebend gerne noch erlebt.

Mit der schicken Aussicht und dem kalten Bier in der Hand vergingen auch die letzten Minuten wie im Flug, bevor unser erster Anpfiff des Jahres ertönte. Die Düsseldorfer Kurve eröffnete dabei das Spiel mit einer Nachricht an die abstiegsbedrohte Mannschaft durch ein großes Spruchband mit Fortuna-Logo in der Mitte: „Unser Wille ist unbesiegbar – Zeigt, dass euer es auch ist!“. Dahinter erblickten ein ordentliches Tifo und einige Schals das Tageslicht, wobei auch im weiteren Spielverlauf eine konstant ansehnliche Zahl an großen und kleinen Schwenkern sowie Doppelhalter für ein nettes Bild sorgten. Zusätzlich zu den üblichen Zaunfahnen flaggte ebenso die „Vereint gegen Betretungsverbote“ über dem Haufen.

Akustisch legte die Kurve ansprechend los, wusste dieses Niveau aber nur kurz zu halten. Die meiste Zeit war es fast nur der zentrale Mob zwischen den Treppenaufgängen, der sich an Klatsch- und Hüpfeinlagen beteiligte. Gassenhauer zogen auch mal den Oberrang mit, aber das passierte dann doch zu selten. So hinterließ die Heimkurve bei uns, trotz optisch ansprechendem Auftritt von UD, einen akustisch eher mäßigen Eindruck. Lag vielleicht aber auch an der sportlichen Situation, wer weiß.

Der Gästeblock zeigte sich dahingehend deutlich besser. Gut 6.000 Grün-Weiße Gäste von der Weser waren sowohl im Gästeblock als auch in vielen anderen Teilen des Stadions zugegen und verschafften sich schon vor Anpfiff Gehör. Dabei positionierten sich die unzähligen Ultragruppen über die volle breite des unteren Bereichs des Gästeblocks und flaggten ordentlich an, darunter auch ein Geburtstagsbanner zu „20 Jahre Ultra‘ Boys!“ zwischen Ober- und Unterrang sowie ein kleiner brauner Lappen von Ultra‘ Sankt Pauli.

Auch hier ständiger Fahneneinsatz während des gesamten Spiels sowie Hüpf- und Klatscheinlagen, bei denen sich meist ein Großteil des Unterrangs beteiligte. Bei Wechselgesängen oder Gassenhauern, bei denen auch der Oberrang und die Bremer Fans in angrenzenden Sektoren miteinstiegen, wurde es dann richtig laut. Das optische Geburtstags-Highlight der Ultra‘ Boys folgte dann zu Beginn des zweiten Durchgangs. Sowohl am rechten als auch am linken unteren Ende des Blocks erhellten etliche rote Fackeln, Blinker sowie grüner und weißer Rauch den Nachmittagshimmel und tauchte das Stadion in ein milchiges Weiß. Geile Aktion! Beflügelt von der Pyroshow wurde auch in Sachen Support nochmal eine Schippe draufgepackt, wodurch Werder dann doch das ein ums andere Mal die Stimmungshoheit auf seiner Seite hatte. Auch im Nachhinein ein starker Auftritt!

Auf den Rängen hui, auf dem Rasen… Es spielte der 16. gegen den 17., und so schaute es auch aus. Kampfbetonter Start mit einigen Chancen auf beiden Seiten, ehe der Kick in ein langweiliges und unansehnliches Geplänkel ohne Torabschlüsse abdriftete. Entsprechend wäre ein torloses Remis das verdiente Ergebnis, wäre da nicht Düsseldorfs Keeper Kastenmeier, der einen eigentlich haltbaren Kopfball unglücklich an die Schulter bekam und ins eigene Tor bugsierte. Laut umjubelte Führung für die Gäste, welche die drei Punkte, trotz turbulenter Schlussphase mit verletztem Bremer und zusätzlicher gelb-roter Karte für Grün-Weiß, zu Neunt über die Zeit brachten. Entsprechend groß fiel die erste Siegesfeier in Düsseldorf seit 1991 im Gästeblock auch aus, während sich an anderen Stellen das Stadion bereits leerte.

Ein bisschen schaute man dem Treiben noch zu, ehe man ebenfalls den Weg zurück antrat. Soweit zumindest der Plan, doch die Abreise sollte sich ein gutes Stück ziehen. Sämtliche mit der Stadtbahn abreisende Spielbesucher teilten sich nämlich den gleichen Bahnsteig mit der ebenfalls endenden Messe, was zu einem noch nie erlebten Chaos bei der Abreise führte. Selbst eine Stunde nach Verlassen des Stadions war man noch nicht im Zug. Katastrophe hier. Glücklicherweise startete die Rückreise nach FFM erst um 10, sodass man dem unorganisierten Trubel genervt, aber dann doch ohne Sorgen gegenüberstand.

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Einige weitere Bahnen später kam man dann endlich hinein und reiste zurück gen Düsseldorfer Innenstadt. Dort verbrachte man den Abend entspannt bei gutem Speis und Trank mit den Bekannten. Pünktlich um 10 Uhr bestieg man dann den ICE gen Heimat, der es bis zum Frankfurter Flughafen sogar schaffte, planmäßig unterwegs zu sein. Dort machte es eine zehnminütige Zwangspause mal wieder spannend, aber letztlich erwischte man die richtige S-Bahn gen Heimat. Um kurz vor zwei sackte man schließlich zufrieden in die Kiste. Endlich wieder Fussball!