Ehrenpromotion: FC Swift Hesperange – FC 72 Erpeldange

11.11.2018
10. Spieltag Ehrenpromotion
FC Swift Hesperange - FC 72 Erpeldange
Stade Alphonse Theis
Endergebnis: 3:1 (0:1)
Zuschauer: 87
Fotoalbum

Wir schreiben den 22. April 2018. Mit Kev im Schlepptau gings gänzlich ohne irgendwelche Erwartungen in die zweite Liga Luxembourgs zum Duell zwischen Etzella Ettelbrück und Swift Hesperange. Damals ein Topspiel zum Aufstieg ins Oberhaus und die perfekte Möglichkeit, schonmal einen der möglichen Aufsteiger abzuhaken. Doch an diesem Tag sollte der Fokus völlig überraschend nicht auf dem Stade oder dem Spiel legen, sondern auf dem Anhang beider Vereine. Und da waren es insbesondere die Gäste, die mit neun Mann schlichtweg 90 Minuten lang eskalierten und lautstark ihre Mannschaft unterstützten, zweier Pyroshows inklusive. Von da an wurde der Entschluss gefasst: Egal ob Hesperange aufsteigt oder nicht, wir müssen dort mal hin.

Mittlerweile verstrichen doch mehr Monate als zunächst geplant. Es war der 11. November.  In anderen Regionen des Landes sicherlich einer der „buntesten“ Tage des Jahres, während tiefgraue Wolken und hässlicher Nieselregen mein ständiger Begleiter auf der Autobahn gen Luxembourg waren. Heute sollte es endlich nach Hesper gehen, aufgrund des verpassten Aufstiegs wieder in die zweite Liga. Bei dem Wetter, den eisigen Temperaturen knapp überm Gefrierpunkt und einem namenlosen Gegner definitiv wohl nicht die beste Wahl für einen Besuch, doch der baldige Umzug lies kein längeres Aufschieben mehr zu. Immerhin könnten die Hausherren mit einem Sieg gegen die Kellerkinder auf den zweiten Tabellenrang vorstoßen und so wichtige Punkte im Aufstiegskampf gutmachen, demnach sollte also zumindest was gehen.

Nach einer guten Stunde erreichte man den Parkplatz in unmittelbarer Nähe des Stadioneingangs, wo Kumpel Kev ebenfalls gerade eintrudelte. Und schon von außen machte die Bude echt was her, insbesondere deren geneigten Flutlichter, wie man sie sonst nur vom Wildpark oder dem Steigerwaldstadion kennt. Für den typischen Zehner konnte in der Folge auch das Innere der Anlage besichtigt werden. Eine große Haupttribüne mit sechs rot-gelben Sitzreihen und Rundumverglasung bot schonmal das optisch ansprechende Highlight der Anlage, während auf der Gegengerade große, nach rechts auslaufende Stehtraversen ordentlich die Kapazität erhöhen.

Gut 4.000 Zuschauer fasst das große Rund, was es zu einem der größten noch verbliebenen Brocken in der Ehrenpromotion macht. Ist nett anzusehen und hat doch einen gewissen Charme, trotz der recht neuen und gepflegten Erscheinung. Am oberen Ende der Stehränge findet man noch eine kleine Buvette, die nebst Getränken auch eine beim ersten Mal nicht gefundene Grillecke aufweist. Die weiße Thüringer war dann eher mittelmäßig, da ist man in Luxembourg doch was anderes gewohnt. Bei der Zuschauerzahl von 87 (!) konnte man indes froh sein, dass überhaupt ein Verkaufsstand geöffnet war.

Für den ersten Durchgang machten wir uns, dank freier Platzwahl, auf der Haupttribüne breit. Auch, um einen guten Blick auf die Szene rund um die „Hesper Bouwen“ zu erhaschen. Selbige positionierten sich auf den Stehrängen unweit der Buvette hinter ihrer mittelgroßen Zaunfahne und trotzten zu zehnt dem Sauwetter. Mit zwei Fahnen und einer Trommel bewaffnet, ging der kleine Haufen mit Anpfiff in den Support über… und hielt ihn wiedermal über die vollen 90 Minuten. Hier und da mit Späßen, bekannten und auch gänzlich neuen Melodien und einem allgemein stark spielbezogenen Support (vielen Spielern wurde ein eigenes Lied gewidmet) zogen die Jungs über die volle Distanz ihr Ding durch und trotzten den widrigen Umständen, die diese Liga nunmal mit sich bringt.

In der Heimat kaum vorstellbar, dass man über Jahre hinweg in einer Klasse, die höchstens die Professionalität und das Niveau einer Verbands- oder Landesliga ausstrahlt, ohne große personelle Verluste immer noch aktiv ist und weiter Woche für Woche am Rad dreht. Gut, mal sowas wie Lok, Chemie oder ähnliche Beispiele rausgenommen, doch deren Vergangenheit und Geschichte ist ja bekanntlich ein anderes Thema. Allgemein kann ich mein Gesagtes aus dem April nur noch einmal wiederholen: Wer mit so wenigen Leuten einfach sein Ding durchzieht und voller Leidenschaft alles für den Verein gibt, egal wo und in welcher Liga er spielt, dem gebührt mein höchster Respekt.

Natürlich in Gänze auch nicht schlecht für den luxembourger Fussball, dessen aktive Fanszenen man bekanntlich an einer Hand abzählen kann. Und da dürfte Hesperange aufgrund seiner kontinuierlichen Aktivität locker zu den besten zählen. Dank einer im Vorfeld ausgesprochenen Einladung kam man im zweiten Durchgang mit den Jungs bei einem Bierchen noch ein wenig ins Gespräch und erlebte damit hautnah, wie die Hausherren ein unverdientes 0:1 aus der ersten Hälfte kurz nach der Pause in ein 2:1 verwandelten und damit pure Ekstase im Block auslösten.

Bei der Chancenflut hätte der Kick locker mit acht Toren beendet werden können, doch die ständig drückenden Hausherren machten es erst kurz vor Schluss mit dem 3:1 zumindest etwas deutlicher. Somit stehen die Rot-Weißen auf dem zweiten Rang und schnuppern, wie so oft in den vergangenen Jahren, am Oberhaus. Obs tatsächlich klappt bleibt abzuwarten, zumal die Konkurrenz rund um Rodange, Käerjeng und den neureichen Mühlenbachern auch nicht gerade dünn gesät ist.

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Nach Abpfiff laberte man noch ein wenig mit den Jungs über den lokalen Fussball, bedankte sich für die Gastfreundschaft und nahm nach einiger Zeit den Rückweg in Angriff. Eines stand zu diesem Zeitpunkt schon fest: Es wird wohl nicht unser letztes Spiel mit Hesperanger Beteiligung gewesen sein.