14.03.2018 Viertelfinale Saarlandpokal TuS Herrensohr - SV Elversberg TuS-Anlage Herrensohr Endergebnis: 1:3 (1:2) Zuschauer: ca. 500 (ca. 250 Gäste) Fotoalbum
Viertelfinale im Saarlandpokal. Eigentlich ein Grund zur Freude, wären da nicht zwei Probleme: Der Termin und der Gegner. In der Auslosung erwischte man mit dem TuS Herrensohr das persönlich unattraktivste Los. Der Grund dafür ist eigentlich ganz einfach: Man besuchte den Club schon vor einigen Monaten in der Saarlandliga und wusste somit über die unschöne Anlage Bescheid.
Zudem erfolgte die Ansetzung des Spiels auf den denkbar ungünstigsten Termin: Wenige Stunden vor Abflug nach Asien. Daher sitz ich auch gerade hier um kurz vor Mitternacht am dunklen Schreibtisch und haue ein paar Zeilen in die Tasten. Denn wer will schon erst in einem Monat etwas über dieses Spiel lesen?
Nach einem durch das Packen schon stressigen Morgen gings am heutigen Mittwochnachmittag mit dem Auto hinunter ins Saarland. Durch den Besuch beim letzten Mal wusste man immerhin über die verschiedenen Parkplätze und damit auch unterschiedlichen Stadioneingänge Bescheid, weshalb man dieses Mal direkt den Haupteingang ansteuerte. Leider wurde daraus nichts und man endete dann doch wieder auf dem gleichen Matschparkplatz wie beim letzten Mal. Ein bisschen Laufen schadet zwar nicht, doch man müsste nach dem Spiel eigentlich zügig los. Passt aber schon, Schlaf wird ja bekanntlich überbewertet.
Mit einem erhöhten Zuschauerandrang rechnete man schonmal nicht, und das aus zwei Gründen: Erstens ist der Schnitt bei Herrensohr für eine Spitzenmannschaft der Saarlandliga vergleichsweise niedrig, weshalb wohl nicht so viele Schaulustige die Anlage bevölkern dürften. Der zweite Grund war dafür aber wahrscheinlich ausschlaggebender: Parallel fand mit dem Spiel Homburg gegen Saarbrücken das große Saarderby statt, zu dem sämtliche saarländische Fussballinteressierte aufbrachen.
Da Herrensohr mehr oder weniger ein Stadtteil von Saarbrücken ist, herrscht wohl auch hier tote Hose. Somit fanden sich etwa 500 Zuschauer in der kleinen Anlage ein. Immerhin die Eintrittspreise blieben mit sechs respektive ermäßigten vier Euro human. Manch anderer unterklassiger Club neigt bei solchen Spielen ja gerne dazu, mal so richtig abzukassieren.
Wie schon erwähnt hielt sich meine Begeisterung für die Anlage stark in Grenzen. Ein hoch umzäunter Kunstrasen, der lediglich zwei langgezogene Stufen als Ausbau hat. Und das auch nur auf einer Seite, denn alle anderen sind für Zuschauer nicht zugänglich. Die angrenzende Sulzbach stellt immerhin eine Alternative für die Augen dar, falls das Spiel nicht schnell genug plätschern sollte. Aber immerhin Fussball, wie man so schön sagt.
Auf den Rängen wurde indes ebenfalls nicht viel geboten. Support suchte man, wie zu erwarten war, vergebens. Von Seiten eines Elversberger Fanclubs gabs indes eine Protestaktion gegen die jüngste Vereinsentwicklung. Kurzer Einschub für alle Unwissenden: Die SVE entließ nach der Niederlage in Ulm ihren Cheftrainer Karsten Neitzel aufgrund anhaltender Erfolglosigkeit und anderer Interna. Den Posten soll nun interimsweiße Sportdirektor Roland Seitz übernehmen, der eigentlich schon seit Tag eins seiner Tätigkeiten im Verein nicht wirklich den Beleibtheitspreis gewinnen konnte.
Der größte Teil der Fans macht ihn und seine Fehleinkäufe für das sportliche Scheitern der vergangenen Jahre verantwortlich, während er sich selbst öffentlich immer wieder auf die eigenen Schultern klopft. Zeitgleich zur Entlassung des alten Trainers soll Seitz nun mit einem neuen Dreijahresvertrag ausgestattet werden, woraufhin in sozialen Netzwerken die Rufe nach seiner Entlassung immer lauter wurden. Ich persönlich will jedoch keiner Person explizit die Schuld an der aktuellen Misere zuschieben. Ein Bauernopfer ist immer schnell gefunden, ohne dass man sich so wirklich mit der Gesamtsituation auskennt. Dass es so aber nicht weitergehen kann, steht außer Frage.
Doch zurück zum aktuellen Spiel. Einige Anhänger der SVE befestigten zur angesprochenen Thematik das Spruchband „Klares Ab-seit(z) SVE“ unweit der Trainerbank, um ihrem Unmut Luft zu machen. Weitere Protestaktionen gabs jedoch keine, weshalb der restliche Fokus auf dem Geschehen auf dem Rasen lag. Und auf dem Handy, ab und an. Während dem Einlaufen der Mannschaften blickte man etwas neidisch auf eingehende Choreo- und Pyrofotos des parallel stattfindenden Derbys, welches man heute leider verpasste. Aber was solls, ist ja immerhin nicht das letzte Aufeinandertreffen der beiden Clubs.
Während im Homburger Waldstadion nach abgefeuerten Leuchtraketen erstmal eine Spielunterbrechung anstand, gings in Herrensohr pünktlich los. Sportlich kämpfte ein Regionalligist außer Form gegen einen Saarlandligisten der Spitzengruppe um den Einzug ins Pokalhalbfinale. Da ist doch sicherlich Spannung garantiert, oder?
Und tatsächlich: Nach vier gespielten Minuten gelang Herrensohr mit der ersten Torannäherung direkte der Führungstreffer. Während von den Rängen schon die ersten selbstironischen Rufe ertönten, erzielte Elversberg praktisch im Gegenzug den Ausgleich. Wenig später drehten die Gäste die Partie und nahmen die dünne Führung mit in die Pause. Das Spiel konnte bis dahin als ausgeglichen beschrieben werden, wobei das wohl eher nicht der Anspruch eines zwei Klassen höher spielenden Teams sein sollte.
Nach der Pause markierte die SVE schnell das 3:1, was jedoch noch lange nicht das Ende der ganz spannenden Partie bedeutete. Denn die Hausherren gaben sich nicht auf und kämpften sich mit ihren beschränkten Mitteln immer wieder nach vorne. Hier und da erspielte sich die TuS Chancen und verfehlte den Kasten teils nur knapp. Bei der SVE konzentrierte man sich derweilen auf das Verteidigen des Vorsprungs, was das Ganze recht mühselig machte. Das Spiel plätscherte dadurch derart langweilig dem Ende entgegen, dass man mal wieder über den Schlusspfiff mehr als froh war. Pflichtaufgabe erfüllt, Halbfinale erreicht. Nicht mehr und nicht weniger.
Dort erwartet die SVE nun entweder Jägersburg, Saarbrücken oder den Sieger der abgebrochenen Partie zwischen Noswendel und Köllerbach, der wohl am grünen Tisch entschieden wird. Mal schauen, ob nach der abgehakten Liga etwas im Pokal zu holen ist…