Planung
England. Das Mutterland des Fussballs. Ein Pflichtbesuch für alle, die sich für das runde Leder als Hobby entscheiden. Fast jeder war schonmal dort, sei es mit der Schule, mit Bekannten oder eben für Spielbesuche. Umso erstaunlicher schien daher die Tatsache, dass für mich bis dato noch kein Besuch auf der Insel raussprang. Doch im August 2017 sollte dieser weiße Fleck auf der Landkarte endlich mit Leben gefüllt werden.
Die Planungen für den Kurztrip erfolgten mit einer Vorlaufzeit von gerade einmal zwei Wochen. Günstige Flugtickets zu den gewünschten Zeiten waren daher natürlich schon alle vergriffen, weshalb man wohl oder übel etwas tiefer in die Tasche greifen musste und sich für den Flieger von British Airways entschied. Hat man eben auch eine neue Airline, wobei man da nicht wirklich einen Wert drauf legt.
Als Abflugflughafen (was ein Wort) entschied man sich aufgrund der kurzen Distanz für das benachbarte Luxembourg, was bei Wiederankunft sonntags auch die Möglichkeit für einen Doppler am DFB-Pokalwochenende bereithielt. Da die nun doch recht teuren Flugtickets schon einen Großteil des Reisebudgets aufbrauchten, buchte man sich kurzerhand für zwei Nächte bei Freunden in London ein und suchte sich lediglich für die letzte Nacht ein Hotel unweit des Flughafens.
Nach einem Tag stand somit das Grundgerüst des Wochenendtrips. Beim Feintuning, genauer gesagt bei der Suche nach potenziellen Spielen, lief es nicht wirklich so gut wie erhofft. Klar, die englische Hauptstadt lockt mit einer enormen Anzahl brauchbarer Stadien und Vereinen in allen Ligen, doch für das persönlich erste Spiel auf der Insel sollte es schon was Besonderes sein.
Leider meinte es der Verband nicht wirklich gut mit uns und terminierte fast sämtliche Begegnungen auf den Samstagnachmittag zur gleichen Uhrzeit. Die Begründung sorgte leider nur für Kopfschütteln: Die Leute sollen lieber ins Stadion gehen und keine fünf Spiele am Tag vorm Fernseher verfolgen. Daher sollen alle Partien zur gleichen Uhrzeit angepfiffen werden. Vielleicht mal dran gedacht, dass manch einer auch gerne mehr als ein Spiel sehen möchte? Anscheinend nicht.
Die wenigen Ausnahmen der beschissenen Samstag-15.00 Uhr-Regel waren ein Heimspiel von Arsenal sowie das Gastspiel der Liverpooler in Watford. Für beides stellte sich relativ schnell heraus, dass man an Tickets gar nicht erst zu denken braucht. Da ich auch kein Fan des Schwarzmarkts bin fielen beide Optionen schnell vom Tisch. Na gut, dann eben nur ein Spiel. Dann soll es aber mindestens was richtig gutes sein!
Und siehe da: Millwall spielt gegen Bolton. Als Kenner des umsichprügelnden Frodos natürlich eine Station, die wie geschaffen für ein erstes Spiel auf der Insel scheint. Bei genauerer Betrachtung erschien uns die Zweitligabegegnung sowieso als einzig interessante Option. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass selbst bei irgendwelchen Viertligabegegnungen gut und gerne mal 30 Pfund für einen Sitzer verlangt werden, waren die 28 Pfund bei Millwall sogar noch human. Da darf man sich eigentlich über die Preise in der Heimat beileibe nicht beschweren. Nach erfolgreicher Spieltagsgestaltung machte man sich noch eine kleine Liste mit Sehenswürdigkeiten, die man gerne abhaken würde, und lies das Wochenende auf sich zukommen.
Tag 1 – Los geht’s!
Die Zeit bis zum Trip raste förmlich an uns vorbei, und ehe man sich versah, riss uns auch schon der Wecker Donnerstagmorgens um kurz nach fünf aus dem Tiefschlaf. Nach kurzem Last-Minute-Packen wurde das eigene Gefährt beladen und die kurze Strecke über die Landesgrenze zurückgelegt. Mit dem letzten Tropfen Sprit im Tank erreichten wir gerade noch den Grenzort Wasserbillig, wo für wenig Geld vollgetankt werden konnte. Keine zehn Minuten später erreichte man auch schon den Economy-Parkplatz am Flughafen Findel. Fünf Euro verlangt selbiger pro Tag. Im Vergleich zu den Parkgebühren in Frankfurt ein Witz. Mit dem kostenlosen Busshuttle hatte man nach weniger als drei Minuten auch schon das Terminal in Sichtweite.
Da die Anreise zeitlich deutlich besser klappte als zunächst vermutet, hatte man ein entsprechend großes Zeitfenster bis zum Abflug über. Leider bedeutete dies auch große Schwierigkeiten die nun knapp zwei Stunden totzuschlagen. Denn Findel bietet mal original gar nichts. Ein überteuertes Café, ein noch geschlossenes Starbucks und ein Kiosk waren die einzig verfügbaren Geschäfte weit und breit. Nach einer kurzen Runde innerhalb des Gebäudes, was immerhin zwei Minuten in Anspruch nahm, entschieden wir uns für den verfrühten Check-in.
Selbiger ging ohne jegliche Schlangen oder Wartezeit von statten, was sich auch beim Sicherheits-Check fortsetzen sollte. Lediglich die Passkontrolle dauerte etwas länger, denn die Herrn Kontrolleure waren schlicht noch nicht da. Beim nächsten Mal Findel plant man maximal eine Stunde ein, denn die reicht locker, selbst bei langen Schlangen überall. So verbrachten wir die restliche Zeit in der Wartehalle am Gate, bevor der kleine A320 von BA endlich bestiegen werden konnte.
Erfreulicherweise erwischte man beim online-Check-in Plätze ganz vorne, was wohl bei der Ankunft ein paar Minuten sparen dürfte. Extra Geld dafür bezahlen, wie es manch Airline erwartet, würd ich dafür aber niemals. Kostet ja so schon alles mehr als genug. Der unspektakuläre Flug über den Ärmelkanal verging zügig, sodass wir knapp 80 Minuten später auch schon britischen Boden unter unseren Füßen hatten. Schnell durch die unkomplizierte Passkontrolle und rein ins Vergnügen!
Endlich war man mal in England. Kaum zu glauben, doch es sollte mein Besuch Nummer Eins sein, während die Anzahl meiner besserer Hälfte an diesem Tag zweistellig wurde. Durch die Labyrinthe von Heathrow brauchten wir fast zwanzig Minuten, bis man endlich die Metro-Station erreichte. Dort verschaffte man sich zunächst die „Oystercard“, die Bezahlkarte für den öffentlichen Nahverkehr im Großraum London.
Finde ich insgesamt recht praktisch, auch wenn man als Tourist gerne mal den Überblick über seine Ausgaben verliert. Denn wer weiß schon vorher, wie viel Geld man am besten für drei Tage auflädt? Vor dem Hintergrund würde man wohl eher die in der Heimat üblichen Tageskarten bevorzugen, mit denen man unterm Strich günstiger davonkommt.
Mit der Piccadilly Line und später mit der District Line gings einmal quer durch die Stadt in die Nähe von West Ham, genauer gesagt nach Bromley-by-Bow. Vor der dortigen Tube-Station wartete auch schon unser Gastgeber fürs Wochenende mit seinem Gefährt, mit dem die letzten Meter zur Wohnung zurückgelegt wurden. Im schicken Altbau wurden zunächst die eigenen Sachen abgestellt und ein gutes Mittagessen verspeist, bevor der erste Tag voller touristischer Attraktivitäten startete.
Was hat die mit knapp 8,8 Millionen Menschen bevölkerungsreichste Stadt der (noch) EU eigentlich zu bieten? Nun, viel mehr als es in drei Tagen zu entdecken gilt, wie sich schnell herausstellen sollte. Demnach konzentrierten wir uns auf die wichtigsten Bereiche rund um die Themse und steuerten als erstes Westminster an. Per Tube gings nach Waterloo zur gleichnamigen Station, wo man im Pendlerverkehr erstmal durch die Ausgabe von kostenlosem Wasser und Eis überrascht wurde. War mir zu dem Zeitpunkt direkt mal sympathisch, das Ganze.
Leider hielt das Gefühl nicht lange, denn die gesamte Stadt war eine einzige überfüllte Baustelle. Alle Wege waren irgendwo und irgendwie gesperrt, was alleine schon das Finden eines Ausganges aus der Station zur Herausforderung machte. Endlich draußen gings zum Sightseeing. Hier die Themse, da das London Eye… und natürlich überall Baukräne der vielen neuen Hochhäuser, die sich auf so ziemlich jedes Bild quetschten. Passenderweise sollte auch an Big Ben gebaut werden, doch der Beginn der Restaurationsarbeiten verzögerte sich. Glück gehabt!
Mit einigen Schnappschüssen des wohl bekanntesten Wahrzeichens der Stadt vor einem strahlend blauem Himmel gings weiter. Erfreulicherweise sollte während unserem gesamten Aufenthalt das Wetter in ähnlicher Weise mitspielen. Etwaige Stereotype über ein immer trübes London kann ich also nicht bestätigen, zumindest nicht im August.
Die nächste Station war der Buckingham Palace, wo natürlich einige der Wachen mit ihren flauschigen Helmen abgelichtet wurden. Mann, auf den Job hätte ich mal so gar keinen Bock. Den ganzen Tag stehst du in der Sonne, während sich eisschleckende Kids für Fotos neben dich stellen und jeder deine verdammte Mütze, oder was auch immer das ist, anfassen will. Zeit für eine nähere Betrachtung des Anwesens ihrer Majestät hatte man aber nicht, denn es standen noch viele weitere Stationen auf dem Programm. Sightseeing nach Art chinesischer Reisegruppen!
Zu Fuß gings zur Nationalgalerie, die man aber lediglich zum Besuch des stillen Örtchens aufsuchte, bevor man den Trafalgar Square ablichtete. Danach gings zum Leicester Square, ein Gebiet, in das sich wohl nur Touristen verirren. Aber auch das dortige Chinatown wollte besichtigt werden, auch wenn es deutlich kleiner daherkam, als alles, was man sich vorher vorstellte. Hier noch kurz in ein Souvenirgeschäft, da noch in die M&M World (Eine Frage: Warum?) und schon war man am Ende der Nerven und Kräfte.
Nach über zehn Stunden auf den Beinen waren sämtliche Reserven schlicht aufgebraucht. Ein kurzer Fußweg zum Piccadilly Circus war noch drin, doch selbiger enttäuschte aufgrund Bauarbeiten an den Reklametafeln auf ganzer Linie. Somit gings mit einer Vielzahl neuer Eindrücke zurück nach Bromley, wo schon ein frisch gekochtes Abendessen auf uns wartete. Hat was! Mit gut gefülltem Magen gings der Müdigkeit bedingt sehr zeitig in die Kiste. Denn auch der nächste Tag sollte ein hartes Programm haben.
Tag 2 – Themse, Themse, Themse…
Freitagmorgen. Alles schmerzt. Das Luftbett, worauf wir im Wohnzimmer die Nacht verbrachten, war im wahrsten Sinne des Wortes nicht ganz dicht, weshalb man zusammengefaltet auf dem harten Boden aufwachte. Zum Frühstück gabs Nudelsalat, den man sich am Vortag in einem Marks & Spencer besorgte. Dazu heißer Kaffee ohne Geschmack. Läuft.
Luxus gönnt man sich auf seinen Reisen im Allgemeinen nicht, dafür fehlts schlicht an Geld oder am puren Willen, dafür was auszugeben. Man ist ja immerhin noch jung und belastbar, hehe. Der Plan für Freitag war ähnlich vollgepackt wie am Tag davor. Hardcore-Sightseeing vom Feinsten. Daher gings fix raus aus der Wohnung und auf in Richtung Innenstadt. An einem seltsamen grünen Kanal vorbei gelangten wir zur Tube, die uns wieder zur Themse brachte.
Erstes Ziel sollte der Tower of London sein, den man sich dann aber auch nur von außen gab. Die schon mehrere hundert Meter lange Schlange und sowieso horrende Eintrittspreise liesen wenig Lust auf eine genauere Betrachtung aufkommen. Von außen sah man immerhin schon genug und andere Infos kann man sich aus dem Internet besorgen. Bin eh nicht so der Museumsgänger, es sei denn es ist was wirklich Interessantes oder Besonderes.
Bei wieder bestem Wetter gings längere Zeit an der Themse entlang zur wohl bekanntesten Brücke Europas: Der Tower Bridge. Beeindruckt vom Baustil überquerte man selbige und lichtete sie in unzähligen Aufnahmen ab. Wahnsinn, was da architektonisch zu der damaligen Zeit schon machbar war!
Auf der anderen Seite des Flusses gings als nächstes wieder zurück, da die London Bridge als nächstes Ziel auserkoren wurde. Bei dieser handelt es sich aber um absolut nichts Besonderes, bis auf den Namen fällt auch nichts Außergewöhnliches auf. Da könnte man auch an jede x-beliebige Autobahnbrücke über den Rhein ein Schild hängen, käme aufs Gleiche raus. Immerhin sprangen noch ein paar Distanzaufnahmen des Towers raus, der sich aus der Entfernung ebenfalls als recht unspektakulär zeigte.
Das sollte es aber erstmal mit Sehenswürdigkeiten am Fluss gewesen sein, denn als nächstes widmeten wir uns dem kulinarischen Angebot der englischen Hauptstadt. Direkt hinter der London Bridge beginnt der „Borough Market“, ein kulinarisches Allerlei der Marke Streetfood. Dort gabs dann auch wirklich alles, was das Herz begehrt. Englische Backwaren, die bekannten Puddings, Pies… und natürlich Fish and Chips. Letztere probierte man für stolze elf Euro, und war maßlos enttäuscht. Das ganze bestand aus einer großen Portion Pommes und einem Stück Backfisch, an dem jeglicher Geschmack vorbeilief. Mit viel Ketchup und Mayo erträglicher, aber mit Sicherheit nicht das Geld dafür wert. Wird auch an gleicher Stelle nicht mehr probiert, so viel steht schonmal fest.
Dennoch waren die Bäuche danach voll, weshalb wir auf die Fahrt mit der Tube verzichteten und die recht lange Distanz zum nächsten Ziel zu Fuß zurücklegten. Durch das alte Bankenviertel, was wohl als Vorlage für diverse Szenerien der Harry Potter-Reihe diente, gings nach Islington. Den dortigen „Old Street Underground“ steuerte man aufgrund eines Tipps im Vorfeld der Tour an. Denn das Geschäft „Naked Dough“ spezialisiert sich auf den Verkauf von rohem Kuchenteig, ähnlich wie bei Eisverkäufern. Hört sich im ersten Moment vielleicht seltsam an, wusste aber unglaublich gut zu schmecken. Hätt ich so niemals erwartet, würde ich aber mal so als Geheimtipp für alle Interessierten ausrufen.
Nach dem überraschenden Geschmackserlebnis gings per rotem Doppeldeckerbus in Richtung Saint Pancras. Die Busse werden übrigens in großem Maße von der deutschen Bahn betrieben. So als Begründung, falls man mal wieder länger warten muss. Unser Bus erreichte die Zwillingsbahnhöfe aber in der vorgegebenen Zeit.
Zunächst gings in die Saint Pancras Station, der als Endbahnhof für den Eurostar dient. Danach gings zum benachbarten Gebäude, dessen Name wohl der viel bekanntere sein dürfte: King’s Cross. Leider durch Modernisierungen etwas verunstaltet und natürlich durch Touristen vollkommen überfüllt. Aber ein Foto von Gleis 9 ¾ gehört zum absoluten Pflichtprogramm. Danach gings wieder per Bus in die Innenstadt. Über die Oxford Street und den Piccadilly Circus wurde Soho erkundet und später Covent Garden erreicht, wo einige alte Gebäude und eine echt schicke Mall besucht wurden.
Die Innenstadt von London gefällt mir architektonisch sehr, ist allerdings in gleichem Maße komplett mit Menschen überfüllt. Ist eben ne Großstadt. Zu Fuß gings ins West End, wo wir uns für das Ende des Tages einen Pub suchten. Eine kurze Nachfrage bei ein paar Kumpels später trudelte auch schon ein Name ein: The Ship in Soho. Erfreulicherweise sollte sich das Etablissement nur wenige Minuten Fußweg von uns entfernt befinden. Die alte Kneipe war schon um kurz nach fünf gut mit Büroangestellten gefüllt.
Die lokale Pubkultur ist wohl eines der Aushängeschilder der britischen Gesellschaft. Da gehst du selbst zur Mittagspause mit deinem Chef oder deinen Kollegen hinunter in die Kneipe und kippst dir ein Bier rein. Und nach dem Feierabend nochmal. Würd ich direkt so machen. Das Pint London Pride schmeckte übrigens erstaunlich gut, auch wenn man sich nach zwei weiteren wohl die Heimfahrt nicht mehr leisten könnte. Billig ist der Spaß nämlich ganz und gar nicht.
Nach einer Stunde trudelte dann auch noch ein weiterer lokaler Bekannter zu uns ein, mit dem wir kurzerhand den Abend verbrachten. Als sich die Mägen bemerkbar machten, gings ins benachbarte Chinatown, wo man sich eine gute Portion Hähnchen süß-sauer einverleibte. Nach dem Mittagessen traute man der englischen Küche nicht mehr so wirklich. Zu Fuß gings zur Station am Piccadilly Circus, dessen Lichter immer noch ausblieben, bevor uns die Tube wieder nach Canary Wharf brachte. Von dort aus gings per DLR, einer Art autonome Tram, wieder zurück nach Bromley. Glücklicherweise stand bei unserer Ankunft ein neues Luftbett im Wohnzimmer, was dieses Mal auch halten sollte.
Tag 3 – Samstag = Spieltag!
Endlich sollte das lang ersehnte erste Spiel auf der Insel anstehen. Doch auch die Zeit vor Anpfiff sollte genutzt werden, weshalb man dann doch wieder recht früh aus den Federn steigen musste. Mit der DLR gings zunächst nach Canary Wharf, von wo aus uns die Tube nach Aldgate brachte.
Dieses Viertel bietet nix besonderes in Sachen Sehenswürdigkeiten, doch im Internet stieß man hier auf das designierte beste Café, das sich auf das originale englische Frühstück spezialisierte. Wenn England, dann Hardcore! Somit schob man sich am warmen und sonnigen Vormittag einen Teller warmer Bohnen, Speck, Rührei, Würstchen, Tomaten und Kartoffelrösti in den Magen. Schmeckte überraschend gut und wusste auch für längere Zeit zu sättigen. Bräuchte ich zwar nicht jeden Tag, ab und an kann man aber auch mit warmem Frühstück leben.
Im Anschluss gings per Pedes in Richtung Innenstadt, wo der Pflichtbesuch bei Harrods folgte. Bis auf die typisch britischen Souvenirs aber absolut nichts Besonderes und mit dem KaDeWe in Berlin vergleichbar. Natürlich auch genauso vollgepackt mit der hochnäsigen High Society, die am Tresen Austern für knapp 100 Pfund schlürften. Brauchen wir nicht wirklich, weshalb man sich lediglich eine kleine Dose englischer Toffees als Mitbringsel schnappte und danach den Gang zur nächsten Station antritt. Dies sollte der große Hyde Park werden, am sonnigen Samstag natürlich ebenfalls gut gefüllt.
Eine kurze Runde um einen See sollte drin sein, bevor wir uns mit der Tube zum Spiel in Richtung Bermondsey aufmachten. An der dortigen Zampa Road steht das wundervolle Stadion von Millwall, was auf den Namen „The Den“ hört. Durch viele Straßen mit typischen Backsteinhäusern und unter einigen Bahnunterführungen hindurch, die wohl als Vorlage für diverse sportlich orientierte Fussballfilme dienten, erreichten wir die Spielstädte im Süden Londons.
Schon bei der Anreise merkte man, dass nicht unbedingt die High-Class der Stadt die Spiele der Lions schaute. Im heutigen vom Geld zerfressenen englischen Fussball eine Seltenheit, jedoch durchaus positiv hervorzuheben. Für verhältnismäßig „günstige“ 29 Pfund pro Nase gabs die Tickets ins Glück. Und man bekam definitiv, was man erwartete! Eine klasse Stimmung, viel Gepöbel und ein richtig gutes Spiel. Wer mehr über den Spielbesuch an sich erfahren müsste, findet den Bericht dazu hier.
Nach Abpfiff verweilten wir zunächst noch ein wenig im großen Rund, bevor es langsam wieder nach draußen ging. Vorbei an Bahngleisen und Unterführungen erreichten wir die nächstgelegene Overground-Station, von wo aus ein paar Stationen nach Canary Wharf zurückgelegt wurden. Im nächsten Marks & Spencer beschafften wir uns Abendessen und Frühstück für den nächsten Morgen. Den Laden kann ich eigentlich auch nur empfehlen, denn das angebotene Futter ist immer frisch und gar nicht mal so schlecht.
Mit vollen Taschen gings zurück nach Bromley, wo als nächstes die Koffer gepackt werden mussten. Da unser Flug am nächsten Morgen doch recht früh starten sollte, entschieden wir uns für ein Hotel unweit des Flughafens für die letzte Nacht. Das Abendessen war immerhin noch bei unseren Bekannten drin, bevor wir uns für die Gastfreundlichkeit bedankten und wieder gen Tube aufbrachen. Mit selbiger gings einmal quer durch die Stadt nach Hounslow, unweit von Heathrow.
Von der dortigen Station aus sei der Weg zum Hotel nicht so lange, so die Auskunft auf der Website. Somit entschieden wir uns für den Fußweg, der sich nun in Anbetracht der Dunkelheit und niedriger Temperaturen nahezu unendlich zog. Für den „kurzen“ Weg brauchte man am Ende dann eine dreiviertel Stunde… also alles andere als der umworbene Katzensprung. Immerhin erfreute ein kostenloses Upgrade am Check-in Schalter unsere Gemüter. Der schicke Raum gefiel dann auch recht gut, obwohl man wusste, dass man hier nicht wirklich lange verweilen sollte. Nach einem weiteren recht anstrengenden Tag gings früh in die Federn, denn auch der nächste Tag hielt ein strammes Programm für uns bereit.
Tag 4 – Der frühe Vogel fängt den Doppler
Sonntagmorgen, vier Uhr. Der Wecker klingelte und riss uns unsanft aus dem komfortablen Bett. Ehrlich, nach zwei Nächten auf einer besseren Luftmatratze fühlte sich ein normales Bett einfach himmlisch an. Viel Zeit blieb leider nicht auf der Uhr, da wir schon wenig später aufbrechen mussten. In solchen Momenten verfluche ich regelmäßig die Flüge am Morgen. Die sind zwar für den Rest des Tages verdammt praktisch, aber auch einfach viel zu früh…
Mit dem Bus gings auf den kurzen Weg zum Terminal, welches man nach nur wenigen Minuten erreichte. Der Check-in bei BA ging erstaunlich unkompliziert an einem Computer-Terminal von statten, bevor der penible Sicherheitscheck mehr Zeit als jemals erlebt kostete. Meinen Rucksack auspacken musste ich zwar schon häufiger, doch dass Polizisten von jedem Gepäckstück Abstriche zur Sprengstoffuntersuchung machten, hab ich auch noch nicht erlebt. Die restliche Zeit bis zum Abflug verbrachte man noch mit einem kurzen Shopping für Mitbringsel für die Daheimgebliebenen, ehe uns der kleine Flieger wieder nach Luxembourg brachte.
In Findel angelangt, hieß es zunächst Abschied nehmen von meiner besseren Hälfte, da sie im Anschluss direkt in Richtung Asien aufbrach, bevor für mich noch ein Doppler im Großherzogtum anstand. Nach dem Spielen in Hamm und Esch erreichte man absolut müde die heimischen Gefilde um kurz vor Mitternacht. Harter Tag, doch der Trip war es wert.
Allgemein hat mir London sehr gut gefallen. Die Innenstadt lockt mit einer Vielzahl an schönen Gebäuden und anderen Dingen, die es zu entdecken gilt. Und natürlich der englische Fussball, der nun auch endlich mal live begutachtet werden konnte. Einzig die unerwartet hohen Ausgaben für öffentliche Transportmittel und Lebensmittel überraschten eher negativ. Das Geld war quasi weg, ohne dass man wirklich etwas kaufte. Aber dennoch war es sicherlich nicht der letzte Besuch auf der Insel, so viel steht fest!