25.05.2017 Finale Saarlandpokal SV Elversberg - 1.FC Saarbrücken Waldstadion Homburg Endergebnis: 2:3 (0:3) Zuschauer: 6.800 (ca. 5.000 Gäste)
Donnerstag, Vatertag, Feiertag. Was gibt’s da besseres als ein Fussballspiel, und dann auch noch ein Pokalfinale? Eigentlich nicht viel, doch dieses Jahr stieß der Verband aufgrund der Ansetzung auf herbe Kritik aller involvierten Parteien. Das Spiel sollte im Rahmen des vom DFB geplanten „Finaltag der Amateure“ stattfinden und Teile davon im TV übertragen werden. Soweit so gut, bietet der zur Verfügung gestellte Rahmen immerhin kostenlose PR für beide Vereine sowie den saarländischen Fussball. Doch was ist der Preis dafür?
Schon als der Termin festgelegt wurde, übten die Vertreter beider am Finale teilnehmender Vereine Kritik am vorgesehenen Spieltag. Denn dieser sollte nur drei Tage vor dem ersten Relegationsspiel stattfinden, was zu diesem Zeitpunkt für beide Vereine erreichbar war.
Und auch der Spielort traf auf wenig Gegenliebe, sodass sich sogar die Polizei und andere Sicherheitsorgane gegen den Termin aussprachen. Das Spiel sollte in Homburg stattfinden, in der Stadt, deren Anhänger eine Feindschaft zu beiden an diesem Tag anwesenden Fanlagern pflegen. Zudem könnte wohl der Stachel bei den Anhängern des FCH aufgrund des Abstieges tief sitzen und zu eventuellen Frustentladungen führen.
Zu guter Letzt findet an genau diesem Tag traditionell das Homburger Maifest statt, wodurch die allgemeine Lage sehr schwer zu überblicken wäre. Trotz aller Bedenken und Gegenstimmen hielt der SFV an diesem Termin fest.
Wenige Wochen nach der Festlegung konnte die SVE die Relegation erreichen, während Saarbrücken nur mit dem dritten Rang vorlieb nehmen musste. Schon ab diesem Zeitpunkt war das Spiel für mich und auch für viele andere Entschieden. Da für Elversberg sonntags das Auswärtsspiel in Unterhaching ansteht, würde wohl auf keinen Fall die gleiche Startelf donnerstags davor ein Pokalspiel bestreiten. Da das Spiel gefühlt sowieso hergeschenkt werden würde, machte sich auch im gesamten Vorfeld keinerlei Euphorie breit, was sich auch in den Tagen vor dem Spiel niederschlug.
Eher pflichtschuldig und mit wenig Motivation ging es donnerstags also gen Saarland, wo man noch einige Stunden vor der Abfahrt im Garten entspannt. Während ein großer Teil der Elversberger seit den frühen Morgenstunden auf einem lokalen Fest den Durst stillten, trudelten die ersten Nachrichten von Auseinandersetzungen in der Homburger Innenstadt ein, in der sich die Saarbrücker Anhänger trafen. Konnte wohl keiner vorrausahnen, oder?
Etwa 90 Minuten vor dem Anpfiff gings auch für uns langsam los in die Stadt im Osten des Saarlandes. Nachdem uns unsere Mitfahrgelegenheit in der Nähe des Stadions absetzte, legte man die letzten Meter bis zum Eingang zu Fuß zurück. Für überraschend günstige 5€ löste man ein Ticket zum Heimbereich, der an diesem Tag dem Elversberger Anhang zugeteilt wurde. Dementsprechend ließen sich die Hauptstädter in der Gästekurve nieder. Bei sonnigen 25° schmeckten die diversen Kaltgetränke umso besser, während man auf den Spielbeginn wartete.
Wie zu erwarten stellte sich bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellung heraus, dass Elversberg nur mit einer verbesserten B-Elf antreten würde. Manch ein Akteur bestritt sogar sein Startelfdebüt oder stand zum ersten Mal seit Monaten wieder im schwarz-weißen Dress auf dem Feld. Während sich das Stadion so langsam füllte, brachte die lokale Fallschirmjägerstaffel etwas Farbe ins Spiel und heimsten eifrigen Beifall für ihre äußerst Präzise Landungen ein. Gabs zwar so schon öfter, doch das letzte Mal ist mittlerweile auch zwei Jahre her.
Als die Akteure den Platz betraten, machte man sich ein kurzes Bild im Stadion. Der Gästeblock war sehr gut besucht und wussten vor allem aufgrund seiner Geschlossenheit zu überzeugen. Im Heimbereich stand der Elversberger Anhang gewohnt verstreut, doch der verhältnismäßig große Kern stand dicht beisammen und besang seine SVE. Die Stimmung der Schwarz-Weißen war vor allem zu Beginn eine der Besseren der Saison. Die neuen Lieder, eine gute Mitmachquote und auch die Lautstärke überzeugten an diesem Tag, auch wenn man außerhalb des Blocks wahrscheinlich wenig davon zu hören bekam.
Denn gegen die Blau-Schwarzen war an diesem Tag kein rankommen. Erkennbar durch Austria Salzburg unterstützt legte der Block schon vor dem Spiel gut los und zeigte mit dem Anpfiff eine schicke Pyroshow. Neben roten Bengalos gabs viel Rauch in den Vereinsfarben sowie einige Doppelhalter, die den Spruch „Leuchtturm der Saar“ abbildeten. Auch danach, vor allem beflügelt vom Spielverlauf, lies weder die Lautstärke noch die Quote bedeutend nach, wodurch man den melodisch kreativen Liedern bei jeder kurzen Pause im Elversberger Block lauschen konnte.
Der Spielverlauf zeichnete das gleiche Bild, was aber nicht anders zu erwarten war. In den ersten 30 Minuten konnte der FCS schon einen drei-Tore-Vorsprung gegen mehr als überforderte Elversberger herausspielen. Dementsprechend schnell kehrte im Block der Elversberger Fans Stille ein. Lediglich in einige Gesänge der Gästefans gegen Homburg oder gegen den DFB stimmten die Schwarz-Weißen mit ein.
Obwohl man allgemein mit dem Herschenken einverstanden war (lieber dritte Liga als im schlimmsten Fall ein Spiel gegen einen unattraktiven Gegner im Pokal), ärgerte man sich doch über die miserable Leistung der Spieler. Erst in der zweiten Hälfte sollte sich dies nochmal ändern. Die SVE spielte stark auf und kam schnell zum verdienten Anschlusstreffer, der nochmal Mut machte. Kurze Zeit später folgte sogar das 2:3, woraufhin der Heimblock plötzlich wieder aufdrehte. Beide Tore schoss übrigens Steffen Bohl, der in der laufenden Saison eher selten zum Einsatz in der Liga kam.
Bis zum Schluss waren nun die Elversberger Anhänger gut aufgelegt und besangen lautstark ihr Team. Im Gästeblock hemmte die aufkommende Nervosität (oder auch die sengende Hitze unter der prallen Sonne) etwas die Stimmung, die erst kurz vor Schluss wieder voll aufflammte. In der zweiten Hälfte solidarisierten sich die Gäste noch mit der Aktion der Dresdner in Karlsruhe und zeigten ebenfalls ein „Krieg dem DFB“ Spruchband.
In der Schlussphase war das Spiel unglaublich spannend, doch der Spielstand sollte sich nicht mehr ändern. Auch ein nicht gegebener Handelfmeter für Elversberg in der Nachspielzeit hatte darauf einen Einfluss, auch wenn das Lamentieren darüber die komplette erste Halbzeit ausblenden würde. Denn unterm Strich fand das Spiel mit dem FCS einen verdienten Sieger, was die Anhänger mit einem Platzsturm und dem selbstironischen „Paris, Paris, wir fahren nach Paris“-Spruchband feierten.
Trotz der Niederlage verfolgte man mit neutralen Gefühlen die Feierlichkeiten der Blau-Schwarzen auf dem Feld. Denn die viel wichtigeren Spiele stehen erst noch bevor, schon am Sonntag könnte im Hinspiel in Unterhaching eine Vorentscheidung in Sachen Aufstieg oder Verbleib in der Viertklassigkeit folgen.
Hier findet ihr mehr Fotos vom Spiel!
Der FCS kann sich nach Jahren der Abstinenz wieder über den Einzug in den DFB-Pokal freuen, auch wenn dieser noch mit einigen Fragezeichen versehen ist. Denn das jetzige Stadion in Völklingen als Austragungsort ist sicherlich nicht das Glücklichste. Gegen einen Gegner der Kategorie „Rotspiel“ müsste eventuell ein anderer Spielort angepeilt werden, und dieser muss erstmal auf die Schnelle nach der Auslosung gefunden werden.
Trotzdem gratulieren wir an dieser Stelle dem FCS nochmals zum verdienten Pokalsieg und wünschen ihm einen attraktiven Gegner in der Auslosung.