2. Bundesliga: SV Sandhausen – Erzgebirge Aue

19. Spieltag 2. Bundesliga
SV Sandhausen - Erzgebirge Aue
Hardtwaldstadion
Endergebnis: 2:0 (0:0)
Zuschauer: 4.783 (etwa 500 Gäste)

Die weißen Flecken auf der Landkarte Deutschlands werden so langsam ein wenig rar, weshalb nun einige nahe Stadien an der Reihe sind, vor denen man sich aus verschiedenen Gründen drückte oder schlichtweg nie wirklich dran gedacht hatte. Sandhausen, besser gesagt das Hardtwaldstadion, war lange Zeit eines der beiden Kategorien. Der fast schon sagenumwobene kleine Dorfclub hält sich schon seit 2012 in der zweithöchsten Spielklasse und dient bekanntermaßen allen abstiegsbedrohten Erstligisten als Schreckgespenst: Mit dem Satz “Wenn ihr weiter so spielt fahrt ihr nächste Saison nach Sandhausen” erzeugt man gerne mal Schweißperlen auf den Gesichtern verschiedener Anhänger von Elbe bis Neckar. Trotzdem hält sich der auch finanziell nicht stark aufgestellt Club seit fast 5 Jahren wacker in der 2. Liga. Dennoch hält sich das Faninteresse für die schwarz-weißen stark in Grenzen. Mit großen Hausnummern in der direkten Umgebung (Waldhof, Adler, Kaiserslautern, Sinsheim) oder auch der weiteren Nachbarschaft (Stuttgart, Frankfurt) fällt es sichtlich schwer, neue Anhänger zu gewinnen. Im Endeffekt hegte man nun doch ein wenig Interesse, wie es um die Fanlandschaft in Sandhausen steht, weshalb zum Heimspiel gegen Aue ein Besuch geplant wurde.

Mit dem Auto gings auf die anderthalbstündige Fahrt in das beschauliche Dorf mit etwas über 14.000 Einwohnern. Geparkt wurde, wie solls auch anders sein, auf einem matschigen Parkplatz mitten auf dem Acker, zu dem nur ein ausgebauter Feldweg führte. In diesem Moment ging mir der Gedanke durch den Kopf, was für ein Chaos hier wohl bei einem großen Spiel herrschen würde… an diesem Tag reichte der Platz aber zu genüge. Ein Großteil der anreisenden Autobesatzungen waren jedoch Fans der Veilchen, die neben 2 Bussen auch noch ein paar Neuner mitbrachten. Per kurzem Fußmarsch durch den Wald erreichte man auch schon die Heimspielstätte des SVS. Für gute 11€ gabs einen Stehplatz im Block A2, direkt auf Höhe der Mittellinie und mit perfekter Sicht auf die beiden Fanblöcke. Das Hardtwaldstadion, zuletzt 2012 und 2014 auf 15.300 Plätze erweitert, ist eines der kleinsten Stadien des deutschen Profifussballs. Aufgrund zahlreicher Renovierungen und Umbauten stehen dort auf allen vier Seiten unterschiedliche Tribünen, vor allem mit der Eigenart, dass sich der Gästeblock auf der gleichen Tribüne hinterm Tor befindet wie der Stimmungsblock der Sandhäuser. Was sich im ersten Moment seltsam anhört, verursachte im zweiten Moment fast schon eine Migräne. Oft war eine Seite lauter, man hörte dazu aber den unpassenden Trommel-Rhythmus der Anderen. Von Beginn an also nicht so berauschend. Trotzdem versuchte man, soweit es ging, sich wenigstens ein wenig mit beiden Seiten individuell zu befassen.

Hinter den großen Gruppenfahnen der Heimszene (inklusive einer kleinen Freundschaftsfahne zu Aalen) formierte sich ein kleiner, etwa 50 Mann starker Mob, welcher über Lautsprecher von einem Capo eingeheizt wurde. Vor allem in der ersten Hälfte war es nur selten mehr als der Kern des Blocks, der das durchaus abwechslungsreiche Liedgut vortrug, bei Eckbällen aber auch mal vom Stadionsprecher unterstützt wurde (nicht jeder weiß, wann man klatschen sollte…). Später konnte aber auch fast der ganze Block animiert werden. Neben schon oft gehörten Liedern gabs auch die üblichen Klatsch- und Hüpfeinlagen, wobei eine besonders herausstach: Der von Werder Bremen adaptierte Hüpfgesang “Bewegt eure Hüften und tanzt den Andree Wiedener” wurde fast vom ganzen Block mitgesungen (und gehüpft) und war das Highlight des Heimsupports. Für die Anzahl der aktiven Fans war der Support recht ansehnlich, jedoch findet man eine ähnliche Stimmung des Öfteren in den Regionalligen des Landes. Schade eigentlich, dass ein hart arbeitender kleiner Club so viel weniger Zulauf hat als das blau-weiße Etwas aus Sinsheim. Aber naja, Erfolg in der ersten Liga zieht eben mehr.

Die etwa 500 Gäste hingegen positionierten sich geschlossen in der Mitte des Blocks hinter der großen BSG Wismut Aue Fahne. Am Zaun hingen eine Vielzahl kleiner Gruppenfahnen und Banner von Umlandfans, was ein wirklich gutes Bild abgab. Zu Beginn zeigte der Block eine schöne Choreo bestehend aus einem mittig übergezogenem Vereinslogo sowie eine Vielzahl Lila-Weißer Schwenkfahnen. Danach gabs die bekannten Lieder der Veilchen, mal mit guter Lautstärke und ganzem Block, dann phasenweise aber auch nur vom Kern. Am Anfang wurden die Lieder noch lange gehalten, später flachte Lautstärke und Dauer mit dem Spielverlauf immer weiter ab. Gegenüber den letzten beiden besuchten Auftritten von Wismut (Auswärts in Dresden und Magdeburg) natürlich ein wenig schlechter, trotzdem war man über die doch hohe Anzahl trotz der sportlichen Situation positiv überrascht.

Auf dem Papier war Aue klarer Außenseiter. Ein enttäuschender 16. Platz stand einem soliden 8. Rang der Hausherren gegenüber, die zuvor einen klaren 3:0 Auswärtserfolg bei Düsseldorf verbuchen konnten. In der ersten Hälfte war davon aber nicht so viel zu spüren, vielmehr versuchten beide Teams über die Zweikämpfe Boden gut zu machen. So gab es wenige echte Torchancen, dafür aber eine Vielzahl gelber Karten und Diskussionen. Nach einer torlosen ersten Hälfte netzte Sandhausen kurz nach Wiederanpfiff zum 1:0. Nach einem Eckball gab es einen Schuss aus dem Gewusel heraus, den Männel im Tor von Aue nicht mehr halten konnte. Den Rückschlag verdauten die Gäste zu diesem Zeitpunkt ganz gut und antworteten mit einer offensiveren Einstellung, neben ein paar Distanzschüssen kam aber nicht viel dabei raus. Folgerichtig hatte Sandhausen viel Platz zum Kontern und vollendete einen schönen Spielzug zum 2:0. Bezeichnend für das Pech der Gäste war ein Freistoss aus guter Position kurz vor Schluss, bei dem der Schütze jedoch auf nassem Rasen beim Schuss ausrutschte und der Ball zum Gegenspieler kullerte. Trotzdem gab es zu keinem Zeitpunkt Pfiffe der Gästefans, vielmehr versuchte man die Mannschaft für die nächsten Spiele zu motivieren. Am Ende stand ein verdienter Sieg der Gastgeber zu Buche, die aufgrund vergebener Chancen durchaus hätten höher gewinnen konnten.

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Kurz nach Abpfiff gab es noch ein paar Provokationen seitens der Sandhäuser, die von Wismut aber größtenteils unbeantwortet blieben.  Nach kurzem Fußmarsch war man auch wieder auf dem Parkplatz-Matschfeld angekommen und konnte ohne größere Staus die Heimreise antreten. Am Ende blickte man auf einen stimmungstechnisch durchwachsenen Nachmittag zurück. Vor allem durch die Eigenart der Positionierung von Heim- und Gästefans kam nie wirklich eine gute Atmosphäre auf. Aber vielleicht wird sich dies nach erneutem Umbau irgendwann nochmal ändern. Auf jeden Fall konnte das Kapitel Sandhausen fürs Erste einmal abgehakt werden.