16. Spieltag 2. Bundesliga VfL Bochum - TSV 1860 München Ruhrstadion Endergebnis: 1:0 (0:0) Zuschauer: 15.239
Als Auftakt zum voraussichtlich letzten Fussball-Wochenende des Jahres wurde mal wieder ein Trip in den Ruhrpott geplant. Da am Samstag eher wenig interessante Spiele stattfanden, fiel die Wahl schnell auf die Zweitliga-Begegnung zwischen dem VfL Bochum und den Münchner Löwen. Der Anstoss war also um 13 Uhr, als Anreise wurde sich dank Wochenendticket für die Bahn entschieden (was bei der Entfernung deutlich günstiger als mit dem Auto und flexibler als mit dem Fernbus ist). Das bedeutete aber auch, dass der Wecker um kurz nach 5 klingelte. Nach kurzem Frühstück wurden Kamera und Verpflegung eingepackt und das kurze Stück zum Bahnhof zurückgelegt. Um kurz nach Sieben setzte sich der Zug in Richtung Köln in Bewegung. Trotz Müdigkeit verging die erste Fahrt wie im Flug und man konnte den Sonnenaufgang in der Eifel bewundern. In Köln angekommen war man erstmal positiv überrascht, da ein schnellerer Direktzug verspätet war und somit doch erreichbar wurde. Über Düsseldorf, Duisburg, Essen und Mühlheim erreichte man nach knapp fünf Stunden Fahrt den Bahnhof von Bochum. Weitere zwei Stationen mit der U-Bahn später stand man auch schon vor dem Ruhrstadion, der Heimspielstätte des VfL.
Das Stadion zählt meiner Meinung nach zu den schöneren Deutschlands. Als reines Fussballstadion gebaut, wurde es an selbiger Stelle 1911 eröffnet und durch zahlreiche Aus- und Umbaumaßnahmen bis zur heutigen Kapazität von 29.299 verändert. An der Castroper Straße gelegen, liegt es direkt an der Innenstadt und für die meisten Fans zu Fuß zu erreichen. Auf dem Weg zur Arena sieht man deshalb viele kleine Fankneipen und Treffpunkte der Anhänger des VfL.
Bochum gehört ebenfalls zu den Aushängeschildern des Fussballs im Westen. Seit der Gründung des jetzigen Vereins 1938 spielten die Bochumer nie tiefer als in der dritten Liga, gehörten für Jahrzehnte zum festen Bestandteil der Bundesliga und spielten international. Große Titel blieben den blau-weißen aber verweht. Noch nie konnte die Meisterschaft oder ein Pokalsieg bejubelt werden, nur zwei Mal war man im Finale vertreten. Seit der Saison 2010/11 spielt der VfL in der zweiten Liga, wobei der Club, bis auf wenige Ausnahmen, im Mittelfeld vertreten war.
So auch vor dem 16. Spieltag an diesem Wochenende: Der VfL belegte mit 18 Punkten den 13. Tabellenplatz, der Gegner des Spieltags den 14. Platz. Spannung war somit geboten, da für beide Teams ein Sieg kurz vor dem Ende der Hinrunde ein wenig mehr Ruhe zu Weihnachten bringen würde. Die Ausgangslage gestaltete sich für die Gäste aus München ein wenig besser, da am Wochenende zuvor das Heim-Auswärtsspiel gegen Dresden knapp gewonnen werden konnte, während die Bochumer beim Abstiegskandidaten Bielefeld unterlagen. Auf hochklassigen Fussball musste man also nicht hoffen, dafür auf ein kampfbetontes Aufeinandertreffen zweier gleichstarker Mannschaften.
Ebenfalls interessant war die Situation auf den Rängen: Die Anhänger des VfL pflegen seit vielen Jahren eine tiefe Freundschaft zu den Fans des FC Bayern, dem Todfeind des TSV. Entsprechende wurden bei der Anreise der Gäste diverse Freundlichkeiten zwischen beiden Fanlagern ausgetauscht.
Um die beste Sicht auf beide Lager zu haben, beschafften wir uns vor Ort Tickets für die Westkurve ziemlich mittig hinterm Tor. Die Blöcke füllten sich langsam und die ersten Gesänge Grönemeyer’s “Bochum” erfüllten das sonnengeflutete Stadion.
Im Gästeblock fanden sich bis kurz vor Anpfiff noch nicht viele Fans ein, was sich aber schnell ändern sollte: Ein lauter Knall ertönte und markierte den Start eines Blocksturms eines schwarzen Löwenmobs. Schnell war der Block voll und die ersten Schmähgesänge gegen die Heimkurve machten die Runde. Allgemein hielten sich die Gäste mit Pöbeln nicht zurück, es blieb aber bei ein paar Zaunkletterern. Gegen meine eigenen Befürchtungen brachten die Gäste neben einer Trommel auch wieder Capos mit, die die Masse gut einheizten. Zaunfahnen hingen aber keine vorm Block, lediglich eine kleine gelb-schwarze Stadtfahne von München. Die Stimmung der Münchner hat mir persönlich sehr gut gefallen: Geschlossene Hüpfeinlagen auf “Einmal Löwe immer Löwe” mit fast hundertprozentiger Mitmachquote wechselten sich mit lauten Schlachtrufen und melodischen Gesängen ab. So gabs auch einen eingängigen Gesang auf Nena’s “Bis ans Ende dieser Welt”, der lange durchs Stadion schallte. Toller, geschlossener Auftritt der Gäste ohne wirkliche Abstriche.
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Aber auch die Ostkurve wusste zu gefallen. Da es mein erstes Mal im Ruhrstadion war, wusste ich nicht wirklich, was mich von der Stimmung her erwarten würde. Obwohl wir auf der gegenüberliegenden Stadionseite saßen, war die Heimkurve immer und deutlich hörbar und konnte in manchen Momenten eine sehr gute Lautstärke erzeugen. Da zahlt sich eine geschlossene Bauweise des Stadions aus. Ohrwurmcharakter hatte der Song “Vorwärts Super VfL” auf die Melodie von “Go West”. Aber auch viele andere Lieder wussten zu gefallen und wurden lange gehalten. Manchmal wurden auch aus anderen Blöcken Gesänge angestimmt, welche von den Ultras Bochum und Melting Pott auch aufgegriffen wurden. Die Atmosphäre wusste auf jeden Fall positiv zu überraschen.
Das Spiel hielt, was es im Vorhinein versprach: Ausgeglichen und zweikampfbetont mit einigen Chancen auf beiden Seiten. Oft scheiterten gut aufgebaute Spielzüge am letzten Pass oder anderen Ungenauigkeiten, was aber vor allem zum Ausdruck brachte, dass keines der beiden Teams auch nur irgendetwas mit den oberen Plätzen in der Tabelle zu tun hat. Das Spiel war in großen Teilen von den unglaublich guten Paraden der beiden Torhüter geprägt, ohne die es wahrscheinlich ein Schützenfest gegeben hätte (über das man sich mit Sicherheit mehr gefreut hätte als über ein taktisch geprägtes Mauern um den eigenen Strafraum). Ebenfalls geprägt war die Partie von der schrecklichen Leistung des Schiedsrichtergespanns. Gefühlt verging keine Minute ohne eine mehr als zweifelhafte Entscheidung des Mannes in Pink, der eine Woche zuvor noch in der Regionalliga tätig war.
Als man sich schon fast mit einem spannenden aber torlosen Remis abgefunden hatte, bugsierten die Bochumer nach einer Ecke die Kugel über die Linie und liesen das Ruhrstadion beben. Kurze Zeit später war Schluss und die Ostkurve feierte minutenlang mit der Mannschaft die wichtigen drei Punkte. Im Gästeblock war die Stimmung dementsprechend ein wenig getrübt, trotzdem wurde die Mannschaft und sich selbt gefeiert.
Nach ein paar Minuten verliesen auch wir die Arena und begaben uns zu Fuß durch die Innenstadt zurück zum Bahnhof. In Köln gabs noch einen kurzen Zwischenstopp zwecks Stärkung, danach war man auch schon im Zug nach Trier und nach insgesamt sechs Stunden Rückfahrt wieder im Auto.