27.04.2024
31. Spieltag 2. Bundesliga
SC Paderborn - SV Elversberg
Stadion Paderborn
Endergebnis: 3:1 (0:0)
Zuschauer: 12.004 (200 Gäste)
Ticket: 15,50€
Fotoalbum
Junge, wie die Zeit vergeht. Zum bereits vorletzten Mal in dieser Saison begleiteten wir die SVE zu einem Gastspiel in die Ferne, welches uns an diesem Samstag ins beschauliche Paderborn führte. Das ausgerufene Ziel war das Festzurren des Klassenerhalts, der mit einem Auswärtssieg auf alle Fälle auch rechnerisch dingfest gemacht worden wäre, während es für den SCP zumindest mit Blick auf die Tabelle um nichts mehr ging. Somit reisten wir gespannt die drei Stunden über nordhessische Landstraßen bis nach Ostwestfalen, parkten das Gefährt deutlich zu früh auf dem kostenlosen Parkplatz und enterten die graue Bude mit Toröffnung.
Im Vergleich zum letztjährigen, ersten Auswärtsauftritt hier (damals noch gegen Verl) zeigt sich die Bude dank des Oberrangs aus drei Reihen gleich in einem anderen Gewandt. Schaut auf alle Fälle deutlich mehr nach einem Fußballstadion aus als vorher, als die meterhohen Wände hinter den Rängen den gleichen Charme wie die Lärmschutzwände an der A8 vor München versprühten. Wertet die Bude immerhin etwas auf, allerdings bleibt das Stadion in meinen Augen einfach kein optischer Leckerbissen. Dafür stören die Aufgänge an vorderster Front viel zu sehr, die ein einheitliches Zaunfahnenbild unmöglich machen. Und gerade darauf waren wir beim immerhin ersten besuchten Heimspiel des SCP gespannt, lieferten die Schwarz-Blauen doch im Hinspiel einen guten Auftritt ab.
Doch im eigenen Wohnzimmer fehlt es nicht nur baulich am Platz für eine dichtere Zaunbeflaggung, denn selbst vor der Kurve als auch am kompletten Oberrang nehmen überall LED-Werbebanden den kompletten Platz ein. Somit beschränkt sich die Optik auf den großen Sportclub Paderborn – Banner samt kleiner Fetzen der Gruppen Supporters, Striving Youth, Passione und Black Blue Fighters. Daneben und außerhalb der TV-Kameras prangt noch ein „Das Herz des Vereins – schlägt in der Kurve weiter“. Schade, dass der Vermarktungswahn hier so dermaßen im Vordergrund steht. Denn kreativ zeigte sich die Szene allemal, insbesondere durch die Jubiläums-Choreo der Supporters Paderborn unter dem Motto „20 Jahre Irrfahrt ohne Ende“.
Hierzu erblickte eine große Blockfahne im Mittelblock das graue Tageslicht, auf der vier Anhänger der Schwarz-Blauen in einem Auto auf einer Auswärtsfahrt abgebildet wurden. Durch Zettel wurde im Oberrang der Himmel und an den Seiten die grüne Landschaft dargestellt, während eine braune Tafel das Motto und eine besprühte Rückseite eines Autobahnschildes den Gruppennamen abbildete. Das Gruppenlogo prangte derweilen auf der Motorhaube, während insbesondere die vier Fanatiker detailreich abgebildet wurden. Schal und Fackel aus dem Fenster der Vorderleute, Kippen und „Paderborner Ultras“-Bier auf der Rückbank, Wimpel samt „1312“-Würfel um den Rückspiegel. Sehr starkes Bild, dicker Daumen hoch für die Aktion!
Der folgende Spielsupport war danach insgesamt recht in Ordnung, wobei sich eigentlich nur zwei Drittel eines Blocks wirklich durchgängig an den Gesängen und Klatscheinlagen beteiligte. Dort war auch in Sachen Tifo einiges geboten, was zumindest diesen Teil rund um die aktive Szene vom restlichen, äußerst passiven Publikum positiv abhob. Sonst ließen sich die anderen Kurvengänger mal von einer Spielszene mitreisen, beschränkten sich aber sonst auf die Rolle der stillen Beobachter. Somit kam auch von den Gesängen der Kurve nicht wirklich viel auf der Gegenseite an. Insgesamt etwas unter den subjektiven Erwartungen hier, aber da scheint auch einfach die Luft aus der Saison raus zu sein.
Bäume rissen auch die knapp 200 Gäste aus dem Saarland nicht aus, auch wenn in Sachen Beteiligung die Quote konstant über 50% lag. Entsprechend hatte der Haufen ähnlich viel Spaß wie in Fürth, auch wenn man an den Auftritt an sich in Franken nicht rankam. Die Gesänge hallten lange, die Lautstärke war durchgängig in Ordnung, aber auch hier merkte man das nahende Ende der Saison in vielen Phasen. Ordentlicher Auftritt unterm Strich, der aber nicht wirklich in Erinnerung bleiben wird. Lobend will ich noch die Verpflegung erwähnen, die in Sachen Preis-Leistung als auch Schnelligkeit definitiv einen der Spitzenplätze der Liga einräumt. Insbesondere die scharfe Spezialwurst samt Röstzwiebeln hatte es uns angetan, während das bezahlbare Paderborner ohne Becherpfand im aufkommenden Sonnenschein hervorragend mundete und in Strömen lief.
Irgendwann musste man sich die Geschichte auch schöntrinken, machte Elversberg auf dem Rasen doch wieder Elversberg-Dinge, wie viel zu oft in dieser Saison. Nach neutraler erster Hälfte ohne herausgespielte, aber auch ohne zugelassene Großchancen, netzte zunächst Sickinger per Foulelfmeter zur Führung. Auf die Freude folgte pure Ernüchterung, da die Saarländer die eigentlich komfortable Situation samt Chancenplus im zweiten Durchgang im üblichen Stil in ein 3:1 für Paderborn verwandelten. Absolut unnötige Ballverluste und dilettantisches Abwehrverhalten lud die Hausherren zum Toreschießen ein, wo eigentlich gar keine Chance hätte entstehen müssen. Also quasi Business as usal, klammert man die dann wiederum unglaublichen Spitzenauftritte gegen Pauli und Schalke mal aus. Aber was macht man nicht alles an einem Samstag für so ein lustloses Gegurke…
Dennoch bekam die Mannschaft ihren Applaus, stellvertretend für die Leistung über die gesamte Saison. Dann wird der rechnerische Klassenerhalt eben in der nächsten Woche dingfest gemacht, wenn die Hauptstädter sich die Ehre an der Linde geben. Die Hoffnung ist auf alle Fälle da, auch wenn die Punkteausbeute in der Hinrunde gegen die letzten drei Gegner (Hertha, Nürnberg, Karlsruhe) nicht unbedingt Grund für sicher geglaubte Siege bietet. Aber vielleicht klappts auch schon auf dem Sofa, müssen doch recht viele Clubs hinter uns mit maximaler Punktzahl aus den eben gleichen Spielen gehen. Die etwas durchwachsene Gefühlslage wurde auf dem Rückweg durch einen Zwischenstopp an der Edertalsperre bei bestem Wetter nochmal aufgehellt, ehe es zurück in Richtung Rhein-Main-Gebiet ging.