20.01.2024
18. Spieltag 2. Bundesliga
SV Elversberg - Hannover 96
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 2:2 (0:1)
Zuschauer: 8.150 (2.100 Gäste)
Ticket: Dauerkarte
Fotoalbum
Eigentlich kennt die Vorfreude auf die Rückrunde im kalten Januar kaum Grenzen, doch in diesem Jahr stand der Auftakt ganz im Zeichen der Trauer um den Elversberger Kultfan Steffen, der an Weihnachten viel zu früh von uns gegangen ist. Eine halbe Ewigkeit war er fester Bestandteil der Kurve, zu Hause als auch auswärts, wohin es seine Schwarz-Weißen auch führen sollte. Hoch quollen sofort die Erinnerungen an die Regionalliga-Zeiten, als Steffen mit seiner unnachahmlichen Art den gesamten Bus alleine unterhielt. Als Dirigent der Mannschaft in den Gästeblöcken des Südwestens genauso hörbar wie an der Linde. Ein wirklich großartiger Mensch, dessen Tod ein nicht zu schließendes Loch in der Mitte der Elversberger Szene hinterlässt. In seinem Gedenken färbte sich der komplette Block C in ein tiefes Schwarz, lediglich das Konterfei unseres Kultfans prangte in vorderster Front. Die Kurve schwieg in bedrückender Stille und reckte die Schals in die Höhe, während eine einzelne Fackel eben das Leuchten signalisierte, was fortan fehlen wird. Ruhe in Frieden, Steffen!
Bedrückende Umstände, die eine Rückkehr zur Normalität nicht unbedingt einfach gestalteten. Auch wenn es etwas zynisch klingt: Der erneute, zwölfminütige Boykott gegen den Investorendeal der DFL kam somit sehr gelegen. „Der deutsche Fußball bleibt Risikokapital“ prangte dazu am Gästeblock, der die Anfangsphase genauso still verfolgte wie der Heimbereich. Lediglich die Rufe der Spieler schallten über den Platz, während die klirrende Kälte in Mark und Knochen zog. Immerhin die Sonne strahlte, auch auf die Baustelle des neuen B-Block, der ab dem nächsten Heimspiel und für etwa ein Jahr sowohl den Gästeblock als auch eine gute Zahl Heimfans beherbergen wird. Macht auf alle fälle einen stabilen Eindruck und könnte rein optisch auch dauerhaft so stehen bleiben.
Das Schweigen beider Seiten endete irgendwann, der Gästeblock ließ die mittlerweile bekannten Schoko-Taler regnen und die ersten Gesänge erhielten langsam Einzug. Elversberg dabei mit einem insgesamt guten Auftritt, der sich vor allem im zweiten Durchgang nochmal steigerte. Gut Bewegung in der Mitte, dazu zogen die Außenbereichen ab und an mit und sorgten für einige starke Momente. Sicherlich kein Podiumsplatz in Sachen Heimspielstimmung, doch gerade mit Blick auf das Spiel gegen Ingolstadt fast genau ein Jahr zuvor eine grandiose Entwicklung, die hier in Elversberg hingelegt wurde. Mit dem „Jugend Kollektiv“ trat zudem eine neue Gruppe zum ersten Mal in Erscheinung, die als Sammelbecken der jüngeren, stimmungsinteressierten Anhänger gilt. Auch hier sind wir gespannt, welchen Weg die Jungs in Zukunft gehen werden!
Der ausverkaufte Gästeblock machte nach Beendigung des Boykotts einen durchaus starken Eindruck. Angefangen beim dichten Zaunfahnenbild bis hin zur großartigen Beteiligung an den Gesängen, die es oftmals auf die Gegenseite schafften. Dazu überzeugte der Tifo mit einer hohen Zahl Schwenker der zentralen Gruppen, die zudem auf Unterstützung aus Stockholm (AIK) zählen konnten. Top Auftritt, der zu Beginn des zweiten Durchgangs mit einer Choreo vollendet wurde. Unter dem Motto „… und solange wir hier stehn, werden unsere Fahnen weh’n“ füllten unzählige große und kleine Schwenker mit schwarz-weiß-grünem Balkenmuster den gesamten Gästeblock.
Besonders stark: Das Bild blieb etwa zehn Minuten bestehen, während im Bereich der Steher zusätzlich Schals mit eingebunden wurden. Mit passenden Gesängen wehten somit Schals und Fahnen mal nach links, mal nach rechts und untermalten den stimmungsvollen Auftritt. Im weiteren Verlauf gedachte die Hannoveraner Szene zudem dem tragischen Tod von Herthas Präsidenten Kay Bernstein, der ebenfalls viel zu früh die große Bühne verließ. „Ein letztes HA-HO-HE – mach’s gut, Kay!“, so der respektvolle Gruß an die Hauptstädter.
Viele Emotionen somit auf den Rängen, die vom eigentlichen Spiel immer wieder ablenkten. Insbesondere das 0:1 in der stillen Anfangsphase wog schwer und dämpfte den Beginn des Elversberger Supports ungemein. Aber auch sonst schienen die Akteure der SVE noch etwas im Winterschlaf, sowohl in der Abwehr als auch im Angriffsspiel, wo etwas zu viele Pässe im Nirgendwo versandeten. Erst der zweite Durchgang gelobte Besserung, und wie! Binnen drei Minuten drehten Rochelt und Jäkel das Spiel und ließen die Linde nach einer guten Stunde von drei Punkten träumen. Auf der Haupttribüne war die Träumerei wohl derart stark ausgeprägt, dass in der ersten Reihe gar eine Fackel angerissen wurde, ehe eine Ordnerschar den Helden des Tages ohne Vermummung nach Draußen begleitete. Stadionerlebnis definitiv durchgespielt.
Die Freude hielt bis zum vermeidbaren 2:2, dass, wie auch schon im Hinspiel, letztlich das Endergebnis markierte. Vor allem mit Blick auf den schwachen Start definitiv ein Punktgewinn auf Elversberger Seite, der vom Block C entsprechend mit der Mannschaft zelebriert wurde. Das wird definitiv eine knallharte Rückrunde und ein großer Kampf um den Klassenerhalt. Wie schwer es werden wird, hängt auch definitiv von den nächsten beiden Spielen gegen direkte Konkurrenten ab. Nächste Woche geht’s erstmal zu Hansa an die Ostsee, ehe in zwei Wochen Kaiserslautern an der Linde einfallen wird. Beides dann hoffentlich mit positiveren Vorzeichen auf den Rängen als zum Auftakt…