12.08.2023
1. Runde DFB-Pokal
SV Elversberg - 1.FSV Mainz 05
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 0:1 (0:0)
Zuschauer: 8.561 (2.100 Gäste)
Ticket: 11€
Fotoalbum
Das erste, echte Heimspiel der aktuellen Saison markierte ein kleines Jubiläum: Zum bereits zehnten Mal nahm die SVE an der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals teil. Dass die Neuauflage des Duells gegen die 05er von vor zwei Jahren überhaupt an der Linde stattfinden konnte, glich in weiten Teilen des Sommers einem Wunder. In einem organisatorisch unglaublichen Kraftakt wurde zunächst die Gegengerade als auch der Gästeblock abgerissen und mittels Zusatztribünen erweitert, Zuwege angelegt und die Parksituation im Ort entschärft. Somit blieb das Spiel im Ludwigspark ein einmaliges Intermezzo und die SVE spielt wieder dort, wo sie auch spielen soll: In Elversberg.
Besondere Vorfreude trugen wir nicht nur aufgrund der zu erwartenden, großen Kulisse mit ins Saarland, sondern ebenso wegen des Auftritts der Mainzer Gäste, der uns noch vor zwei Jahren im damaligen Duell verweht blieb, Corona sei Dank. Entsprechend trafen wir früh im Stadionumfeld ein und erfreuten uns an einem frisch Gezapften, was mir beim Anblick der irre hässlichen Fake-Schals, die durch fliegende Händler leider unters Volk gebracht wurden, beinahe wieder hochkam. Das sind eben die hässlichen Auswüchse des derzeitigen Erfolgs…
Gut zwei Stunden vor Anpfiff ging es schließlich auf die heimatlichen Stufen, die einen äußerst ungewohnten Blick auf das restliche Stadion preisgaben. Weg ist er, der alte C2, der im Zuge der Umbauarbeiten für fast zwei Jahre Heimat der Fanszene war. Ebenso verschwand die alte Haupttribüne mit ihren Katakomben sowie der langgezogene Gästeblock, der stete Erwähnung aufgrund der schlechten Sicht fand. Nun ragen zwei große, überdachte Stahlrohrkonstruktionen in die Höhe, die bis zum Voranschreiten der Ausbauarbeiten die Kapazität der Kaiserlinde auf gut 10.500 hieven.
Zum einen wäre da der neue B-Block mit vielen Sitzreihen und kleinem Stehblock am oberen Ende, zum anderen der nun deutlich größere Gästeblock, der exakt zur Hälfte aus Stehern und Sitzen besteht. Das Dach des Letzteren erinnert dabei schon fast an England, während die erhöhte Bauweise zwar Platz für zwei Reihen Zaunfahnen bietet, dabei allerdings nicht mit bester Sicht auf das direkt davor liegende Tor glänzt, was man aus ersten Erfahrungsberichten so hört. Bleibt zum Glück aber nur eine Übergangslösung, die innerhalb der nächsten beiden Jahren massiven Betonstufen weichen wird. Also hoffentlich, wenn man die Netto-Umbauzeit der Haupttribüne als Vergleich herzieht.
Die nun vier begehbaren Seiten füllten sich zusehends, wobei die Kulisse mit 8.561 den alten Zuschauerrekord des Relegationsspiels gegen Unterhaching um exakt 9(!) Nasen brechen sollte. Allerdings gehe ich mal stark davon aus, dass sich die Zahlen im Verlauf der Saison noch weiter in die Höhe schrauben lassen. Positiv zu erwähnen ist zudem die steigende Präsenz von Trikots, Schals und sonstiger Fanbekleidung in den Farben der SVE. Bei anderen Clubs sicherlich eine Selbstverständlichkeit, wächst die Gemeinschaft hier noch etwas langsamer. Aber sie wächst, und das war für mich die Erkenntnis des Tages.
Denn was der Block C heute in Sachen Spielsupport ablieferte, war schlichtweg der beste Auftritt an der Linde aller Zeiten. Durch das tiefere Aufhängen der Zaunfahnen wuchs der supportorientierte Haufen im Mittelbereich nochmal kräftig an und schmetterte sein Liedgut in Richtung Rasen. Zwei dichte Schalparaden ergänzten die handvoll Schwenker, während vor allem die häufigen Klatscheinlagen zu den Besten zählen, die die Elversberger Szene jemals zu Stande brachte. Auch akustisch erreichte die Kurve verhältnismäßig phänomenale Höhepunkte, vor allem bei den lange gehaltenen Lieder im ersten Durchgang. Dass selbst das recht komplizierte „Auch wenn wir einmal im Regen stehn“ trotz Rückstand so dermaßen schepperte, verlieh mir beinahe Gänsehaut.
Aber auch sonst war ordentlich Zug drin, insbesondere bei den üblichen Gassenhauern nach Chancen im zweiten Durchgang. Gefühlt brüllte teilweise der halbe Block C für die eigenen Farben. Riesen Respekt an die Kurve für diesen grandiosen Auftritt! Erwähnt werden sollte noch die zahlreiche Unterstützung durch die Kontakte aus Bad Nauheim und Sandhausen sowie das Spruchband für den Weggefährten Nikki, der derzeit seinen persönlichen Kampf abseits des Stadions bewältigen muss. Stark bleiben, du kommst bald zurück!
Und auch der ausverkaufte Gästeblock legte einen sehr starken Auftritt hin. Hinter etwas dürftiger Zaunbeflaggung, die wahrscheinlich den nicht planbaren Verhältnissen des neuen Gästeblocks geschuldet war, setzten die Mainzer zunächst mit einer schicken Pyroshow aus rotem Rauch sowie roten und weißen Fackeln das optische Highlight des Tages. Auch danach machte der dicht gefüllte Block mit zahlreichen Schwenkern und Doppelhaltern einen klasse Eindruck, während auch hier die Quote bei Klatscheinlagen nahe am Optimum lag. Zumindest im Steher, denn der Sitzbereich blieb während der neunzig Minuten recht passiv. Auf der Gegenseite kam von den Gesängen nicht unbedingt viel an, sodass ich mir hier kein Urteil erlauben möchte, doch das Gehörte deutete auf eine ebenso klasse Atmosphäre. Vor allem die Melodie von „Hey Baby“ dürfte wohl einmalig sein und ging gut ab.
Sportlich hatten die Rheinhessen ab Minute eins alles im Griff und dominierten nahezu das gesamte Spiel. Elversberg fand ausschließlich defensiv statt und hatte selbst dabei seine lieben Mühen, die Kugel ansatzweise geordnet aus der eigenen Hälfte zu befördern. Als Held des Tages erwies sich schnell Schlussmann Kristof, ohne dessen herausragende Leistung sich niemand über drei bis vier weitere Treffer für die Gäste hätte beschweren dürfen. Dass die Entscheidung schließlich durch einen Foulelfmeter, der keiner war, fiel, war natürlich bitter, glich den vorher zurück gepfiffenen Abseitstreffer, der ebenso keiner war, wieder aus. Warum es aber am Ende wieder so hitzig wurde, das zunächst Feil mit Gelb-Rot vom Platz flog, ehe die Bank ebenso Rot sah, kann ich einfach nicht verstehen. Schuld an der Niederlage war er zwar nicht, dennoch machte erneut ein Unparteiischer in Elversberg nicht die beste Figur.
Somit strömte nach neunzig Minuten zum letzten Mal Luft durch die Pfeife des Schiedsrichters, der das Erstrundenaus der SVE besiegelte. Trotzdem überwog der Stolz die Elversberger Kurve, die minutenlang ihre eigene Mannschaft mit Gesängen feierte. Und genau das ist die Einstellung, die in einer sportlich so herausfordernden Saison wie dieser notwendig ist. Kampf ohne Ende, Freude über Erfolge, aber auch positive Energie bei Niederlagen. Denn es geht bekanntlich immer vorwärts. Jetzt erstmal auf den Betze, wo der nächste Hexenkessel wartet, dem sich hoffentlich etliche Elversberger mutig entgegenstellen werden!