14.05.2023
33. Spieltag Challenge League
FC Vaduz - FC Aarau
Rheinpark Stadion
Endergebnis: 0:1 (0:0)
Zuschauer: 1.658 (300 Gäste)
Ticket: 35 CHF
Fotoalbum
Mit dem Auswärtsspiel der SVE im Breisgau vor der Brust und dem damit verbundenen Trip gen Süden, schielten wir bereits seit Bekanntgabe des schweizer Matchplans auf den letzten, einfach machbaren Länderpunkt namens Liechtenstein. Auch so eine Gegend, die man sinnvoll mit der österreichischen Bundesliga oder schweizer Super League verbinden kann, oder aber so wie wir, quer durch Schwarzwald und Bodensee ansteuert. Aber gemacht ist gemacht, und als schließlich die dritte Liga ein Samstagsspiel vermeldete und somit dem Sonntag in Vaduz nichts im Wege stand, buchten wir uns kurzerhand im österreichischen Lustenau ein und freuten uns auf die Tour in die Alpen.
Los ging es, nachdem leider sämtliche Punkte in der Dreisam davon schwammen, am Nachmittag von Freiburg auf die gut zweieinhalb Stunden in den Süden. Schöne Landschaften rund um den Bodensee waren unser steter Begleiter, ehe wir über die mautfreie Autobahn in Austria schließlich das kleine Örtchen Lustenau erreichten. Seit dieser Saison dürfen sich die Augsburger Freunde bekanntermaßen Bundesligist nennen, also wird uns die Region wohl in Zukunft wieder sehen. Mit Altach und St. Gallen sind bekanntermaßen zwei weitere Anlaufstellen vorhanden, könnte also ein nettes Wochenende werden. Die Bleibe im Gewerbegebiet war wenig später bezogen, ehe es zu Fuß ein wenig ins Zentrum ging. Wobei Zentrum jetzt etwas übertrieben ist, denn so richtig viel los war hier auch wieder nicht.
Da chinesische Buffets wohl die lokale Küche am besten repräsentieren (Ganze 9 Läden allein in Lustenau…), durfte meine bessere Hälfte somit zum ersten Mal in den Genuss der eingedeutschten Interpretation der Kochkunst ihrer Heimat kommen. War nicht ganz der erwartete Unfall, aber als Erlebnis der Kategorie „nie wieder“ recht fix abgehakt. Preislich leider fast schon schweizer Niveau… da merkt man die Grenznähe genauso wie auf dem Handy, dass sich liebend gerne mit dem nicht im Roaming inkludierten Land mit dem großen Plus verbinden wollte. Der Flugmodus war somit mein treuer Begleiter auf dem Rückweg zum Hotel, wo der alljährliche ESC für genügend Unterhaltung und Fremdscham sorgte. Germany zero points, wie es Böhmermann am Vorabend so schön sang.
Das Hotelfrühstück am nächsten Morgen war dagegen so reichhaltig, dass wir, in weiser Voraussicht des heutigen Reiseziels, gleich fürs Mittagessen vorsorgten und ein paar Laugenstangen belegten. Aber auch echt geil, die Teile hier! Wenig später fanden wir uns auf schweizer Seite auf der Autobahn wieder und düsten, bei wahrlich bescheidenem Wetter, die gute halbe Stunde bis Vaduz. Quasi direkt nach Grenzübertritt am Rhein liegt auch schon das namensgleiche Stadion, das mit großem und am Wochenende kostenlosem Parkplatz das eigene Gefährt für den Tag beherbergen sollte. Just in dem Moment ließ der Regen zum gefühlt einzigen Mal an diesem Tag nach – passend für eine kurze Runde durch die Hauptstadt.
Das Stadtzentrum liegt dabei lediglich zehn Fußminuten vom Stadionparkplatz entfernt und bot Unterhaltung für etwa eine Stunde, dann war die Gegend um Landtag und Mini-Fußgängerzone auch schon abgelaufen. Was hier die vielen Busse voller asiatischer Touristen suchten, blieb mir allerdings durchgängig ein Rätsel. Waren wohl auch auf den Länderpunkt spitz, nur eben in Sachen Shopping. Das schicke Schloss am oberen Stadtende schenkten wir uns aufgrund der stattfindenden Renovierungsarbeiten und da das Wetter sowieso nicht so pralle war, versank es gar ab und an in den tief hängenden Wolken. So konnten wir generell nur ab und an erahnen, dass wir uns mitten in den Alpen befanden. Bei schönem Wetter sicherlich ein ganz anderer Anblick, umgeben von schneebedeckten Gipfeln.
Somit ging’s früh zurück zum Stadion, wo der Ticketkauf recht erfreulich endete. Denn obwohl der FCV für den Block D der Haupttribüne saftige 35 Franken aufrief, war ja auch noch Muttertag – und somit freier Eintritt für alle Frauen samt einem Glas Prosecco angesagt. Glück muss man haben, und auch wenn meine feminine Art nicht zum gewünschten 100%-Rabatt führte, wurde mit der Aktion 2 für 1 die Bude geentert und mit Freude das Eintreffen dreier Shuttle-Busse der Gäste beobachtet. Die ließen sich aber ihre liebe Zeit, weshalb wir uns, bewaffnet mit einem „Cüpli“ Prosecco und gar nicht mal so teurem Bier, erstmal der Bude an sich widmeten.
Die besteht aus vier freistehenden Tribünen, ist komplett in den Nationalfarben Rot und Blau bestuhlt und bietet Platz für 7.838 Schaulustige. Eine nettes, kleines Stadion, bei dem sicherlich das wunderschöne Bergpanorama eines der Highlights markiert. Gebaut wurde es überhaupt erst auf Drängen der FIFA, da man auf den vorherigen Sportplätzen sonst weder internationale Vereinsspiele noch Partien der Nationalmannschaft austragen hätte dürfen. Beides tatsächlich wichtig, denn obwohl der FC Vaduz derzeit in der zweitklassigen Challenge League und somit, wie alle anderen sechs liechtensteiner Vereine auch, in der schweizer Liga kickt, veranstaltet das Fürstentum einen eigenen Pokalwettbewerb, dessen Sieger im Europapokal antreten darf.
Kein schlechter Deal für die 1931 gegründeten Rot-Weißen, die somit, trotz erstmaligem Aufstieg in die Zweitklassigkeit 2001, schon zuvor gegen Größen wie PSG antraten. Ganze 49 Erfolge im Pokal stehen bereits zu Buche, darunter gar 14 in Folge. In die Trophäen-Vitrine gesellen sich zudem drei Meistertitel des schweizer Unterhauses, worauf stets kurze Ausflüge in die Erstklassigkeit folgten. Den wahrscheinlich größten Erfolg feierte man in der Saison 22/23, als man in der Qualifikation zur Conference League, neben einem slowenischen und einem türkischen Vertreter, Rapid Wien in den Playoffs ausschaltete und somit in die Gruppenphase einzog. Nach zwei Unentschieden und vier Niederlagen endete aber auch diese Reise recht früh.
Für gewöhnlich hält es auch eine kleine Fanszene mit den Hauptstädtern, von denen blieb am heutigen Nachmittag allerdings keine Spur. Vielleicht spielt da auch eine gewisse Unzufriedenheit eine Rolle, denn mit Platz Neun von Zehn hatten die Rot-Weißen zwar den Klassenerhalt sicher, aber eine gute Saison sieht anders aus. Somit lag der Fokus voll und ganz auf den Gäste aus Aarau, die mit etwa 300 Leuten und somit voller Kapelle ins Fürstentum reisten. Mehr als ein Dutzend kleiner Zaunfahnen, viele davon von der Hauptgruppe der Amigos, zierten die Balustrade, darunter ein Überhänger der Freunde der Salzburger Austria. Dazu folgten etliche Schwenkfahnen und Doppelhalter, die gemeinsam mit einer Schalparade den top Auftritt perfekt machten.
Ehrlich gesagt hatte ich vorher kaum Berührungspunkte mit Aarau und war durchweg positiv überrascht aufgrund der Geschlossenheit als auch des kreativen Supports, der über die vollen neunzig Minuten, wenn auch ab und an mit angezogener Handbremse, durchgezogen wurde. Anfangs recht spielbezogen und mit einfachem Liedgut, folgten später die von Paganese bekannte Hymne sowie zwei kreative Dichtungen auf die Melodien von „Dragostea Din Tei“ sowie „Olivia“ , die allesamt die Füße mitwippen ließen. Ein grundsolider Auftritt des ganz in schwarz gekleideten Haufens ohne große Höhen und Tiefen, der dennoch über den Erwartungen lag und somit den Nachmittag krönte.
Sportlich ging es für die Gäste um einiges, denn während die Hausherren die letzten Spiele in Ruhe runterlaufen können, kämpft der FCA noch um die Playoffs, die mit einem Punktgewinn absolut in Reichweite wären. Kam auf dem Rasen aber nicht so wirklich an, denn die Partie war maximal ausgeglichen mit wenigen Chancen, gut verteilt auf beiden Seiten. Nach einer Stunde erzielte Aarau mit einem ausgespielten Angriff schließlich die umjubelte Führung, ehe sich Vaduz durch eine Notbremse selbst dezimierte. Am Ende wurde es gar ein wenig hitzig, doch am Ergebnis sollte sich nichts mehr ändern. Lauter Jubel und Feier mit der Mannschaft auf der einen Seite, während sich die anderen beiden Ränge recht schnell leerten.
Wir nutzten die neuerliche Regenpause und stapften zurück zum Auto, mit dem es nochmal fix nach Vaduz ging. Etwas Käse und eine feine Linzer Torte aus dem nahen Coop besorgt, der auch sonntags seine Pforten öffnete, ehe auf dem Rückweg billiger, österreichischer Sprit in den Tank floss. Wenig später passierten wir auch die letzte Grenze des Wochenendes und tourten ohne große Umwege zurück in die Heimat. Mission Länderpunkt Liechtenstein somit erfolgreich abgeschlossen!