19.03.2023
28. Spieltag 3. Liga
SV Elversberg - Hallescher FC
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 1:1 (1:0)
Zuschauer: 5.278 (ca. 200 Gäste)
Ticket: 10€
Fotoalbum
Zum Abschluss der letzten englischen Woche der aktuellen Spielzeit sollte es wiedermal ins Saarland gehen, wo die SVE an der heimischen Kaiserlinde die im Tabellenkeller situierten Hallenser empfing. Nach den beiden Unentschieden gegen die ebenfalls in sportlichen Krisen steckenden Meppenern als auch 60ern hoffte man im Vorfeld dann schon auf einen Dreier, denn der wäre mindestens als Motivationsschub mal wieder wichtig gewesen.
Auch wenn die Jungs noch immer kämpfend gute Leistungen abliefern, dürfte auch an deren Köpfe der Dünnpfiff der Medien nicht vorbeiziehen, die wie die Scheißhausfliegen ihre Storys über einen möglichen, sportlichen Einbruch Woche für Woche fabrizieren. Viele sollten sich einfach mal vor Augen halten, dass Elversberg nicht der FC Bayern ist, der um jeden Preis Meister werden MUSS, sondern es sich um einen Aufsteiger aus einem kleinen Ort handelt, der nahezu mit einem Regionalligakader eben gute Chancen auf den Aufstieg hat. Wenn es klappt wäre es Bombe, keine Frage. Aber warum muss/soll es schon Ende März soweit sein? Diese überdimensionierte Erwartungshaltung geht mir echt langsam auf den Keks.
Zur Beruhigung der Nerven, bzw. zum Entspannen nach dem München-Trip, gönnte man sich einen fußballfreien Samstag, ehe es am frühen Sonntagmorgen mit viel Sonnenschein im Gepäck ins Saarland ging. Letzterer schaffte es ab Waldmohr leider nicht über die Grenze, sodass steter Regen unser Begleiter auf dem Fußweg gen Stadion war. Aber hey, wir haben ein Dach überm Block C! Die heimische Schalsammlung erhielt unterdessen erneuten Zuwachs, während der Blick auf den sich früh füllenden Block ebenso Freude bereitete. Vor allem der große Haufen junger Gesichter verleiht dem Mob seit Monaten neuen Schwung und Energie – denn die 15-16 jährigen von heute sind bekanntlich das Herz der Szene in ein paar Jahren!
Der immer größer werdende Zuwachs im Stimmungszentrum macht sich insbesondere an der Konstanz bemerkbar, auch wenn der Support in Sachen Lautstärke heute nicht ganz an das Level gegen Meppen heranreichte. Ab und an erhielten leisere Momente Einzug, auch wenn ich mit dem Gesamtbild, auch dank größerer Anzahl optischer Elemente, eigentlich ganz zufrieden war. Kann ja nicht jede Woche absolute Knaller-Stimmung herrschen, doch der Weg, den man in Elversberg geht, scheint langsam Früchte zu tragen. Wenn sich jetzt noch die Fahnen-Nörgler einen anderen Stammplatz suchen und die freigewordenen Stufen ebenfalls mit Leben gefüllt werden, kann sich der Haufen auch im Vergleich zu anderen, kleinen Profiszenen langsam sehen lassen!
Im Gästeblock kam erst zehn Minuten vor Anpfiff mit dem Eintreffen der Szene etwas Farbe an den Zaun, der in der Folge mit unzähligen Lappen zugekleistert wurde. Schönes Gesamtbild, was durch eine Handvoll Schwenkfahnen ergänzt wurde. Etwa die Hälfte der anwesenden Hallenser zeigte sich durchgängig am Support beteiligt, der vor allem durch hohen Armeinsatz, wie in Halle üblich, gut zur Geltung kam. Hörbar auf der direkten Gegenseite zwar nicht, doch für Distanz und sportliche Situation ein guter, geschlossener Auftritt!
Dabei hätten die Anhänger von Chemie gut und gerne als erste jubeln dürfen, denn die Gäste kamen anfangs zu etlichen Großchancen. Elversberg erst ab einer guten halben Stunde so wirklich im Spiel, doch der erste Treffer durch Schnellbacher wurde aufgrund von Abseits wieder kassiert. Wenige Minuten vor der Pause legte Schnelly die Kugel dennoch in den Kasten – die Führung für die SVE, die man sich durch harten Kampf verdiente. Ein gutes Gefühl machte sich mit der Pausenführung breit, doch Halle startete auch im zweiten Durchgang besser und erzielte den Ausgleich. Leider wieder ein Gegentor der einfachen Kategorie, von denen man sich in den letzten Wochen zu viele fängt. Doch die Reaktion folgte prompt, denn ab dem Gegentreffer spielte einzig Elversberg. Chance um Chance segelte am Kasten vorbei, während auch Halles Schlussmann seine Glanzparaden auspackte. Auch der kurz vor knapp eingewechselte Koffi hatte zwei unfassbare Dinger auf dem Fuß, scheiterte aber knapp an der Querlatte. Viele Emotionen kochten neben dem Platz, die Schlachtrufe und Gesänge hallten gen Rasen, alles bangte und hoffte auf den Siegtreffer.
Doch der finale Pfiff besiegelte das dritte Unentschieden in Folge. Halles Schlussmann zog mit provozierenden Gesten in Richtung Block C seine ganz persönlichen Glückwünsche zum Punktgewinn auf sich, während die Elversberger Mannschaft ihren verdienten Applaus für die gezeigte Leistung bekam. Ganz ehrlich – Kritikpunkte am gebotenen Spiel kann man fast keine äußern. Vielleicht nochmal die Abwehr in den Fokus nehmen, doch selbst der Ausfall von Stammkeeper Kristof konnte durch Elversbergs Urgestein Frank Lehmann ohne Probleme kompensiert werden. Im Angriff ist es nur noch Kopfsache – schnellere Entscheidungen und das Glück erzwingen. Allerdings kann man das nicht wirklich trainieren, der Knoten muss auf dem Feld platzen – und das wird er! Schließlich vielleicht etwas früher Wechseln, wobei man als Außenstehender die dahinter liegenden Entscheidungen nicht immer nachvollziehen kann. Aber allein einen Koffi, der in seinen fünf Minuten so viel Feuer reinbrachte, könnte auch gerne mal früher kommen.
Was also nun? Erstmal sind die 60 Punkte voll – ein weiterer Meilenstein und psychologisch wichtiger Wert. Und nächste Woche geht der Endspurt weiter. 10 Spiele sind noch zu gehen, in denen alles passieren kann. Vorfreude, Anspannung, Stress und Euphorie wechseln sich beinahe minütlich ab. Und ganz ehrlich: Es gibt nichts, was mir derzeit lieber wäre, als in genau dieser Situation zu stecken!