3. Liga: SV Elversberg – Rot-Weiss Essen

27.01.2023
20. Spieltag 3. Liga
SV Elversberg - Rot-Weiss Essen
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 3:0 (0:0)
Zuschauer: 5.334 (ca. 900 Gäste)
Ticket: 10€
Fotoalbum

Freitagabend, Rückrundenauftakt unter Flutlicht an der Kaiserlinde, dazu den großen RWE zu Gast – da geht man doch morgens gerne auf die Arbeit und zählt die Stunden bis zum Aufbruch gen Heimat! Entsprechend fix die Pflicht hinter uns gebracht und anschließend die gut zwei Stunden durch den Feierabendverkehr ins Saarland gebrettert, bis sich die großen Flutlichtmasten im abendlichen Schneegestöber vor uns auf taten. Da lagen noch die gleichen Massen des frostigen Weiß wie noch vor einer Woche gegen Ingolstadt, dieses Mal aber zum Glück nicht auf dem Spielfeld, sondern nur daneben. Aufgrund der späten Stunde war im Umfeld schon gut was los, denn eine starke Kulisse sollte mal wieder gewiss sein. Etwa 850 Karten wurden bereits an der Ruhr abgesetzt, während auch auf der Heimseite die Vorverkaufszahlen in die Höhe schnellten. Im Vergleich zu den vielen Jahren in der Regionalliga, als die Besucherzahlen in den kalten Monaten gerne mal von unten an der Tausend kratzten, einfach utopische Zustände im beschaulichen Elversberg.

Beim Anblick der sich füllenden Traversen schmeckte der knackig gegrillte Lyoner gleich noch eine Spur besser, ehe man sich zu den üblichen Gesichtern gesellte und der Zeit bis zum Anpfiff entgegenfieberte. Was im C1 gleich auffiel war der immer geringer werdende Platz im Zentrum des Blocks, da sind teils nicht nur die Wellenbrecher mehr als eine Stunde vor Anpfiff belagert, sondern ebenso die Stufen dazwischen. Immer mehr Anhänger der Schwarz-Weißen wirken aktiv am Support mit, basteln Fahnen oder gründen Gruppen, so wie die „Loyal Unity“, die an diesem Abend durch Zaunfahne und weitere Materialien erstmalig offiziell in Erscheinung trat. Einfach ein wunderbares Gefühl, den eigenen Heimatverein, dem man bereits so viele Jahre hinterher reist, in einem solchen Höhenflug zu erleben.

Wirklich leidenschaftlich war auch der Support, der in der Elversberger Kurve im ersten Durchgang vor allem durch lange gehaltene Lieder glänzte. Die ganz große Lautstärke konnte zwar nicht erreicht werden, dafür hatte man gegen den glänzend aufgelegten Gästeblock keine Chance. Doch insbesondere die Steigerung im zweiten Durchgang, der größere Fahneneinsatz sowie die ausgesprochene Konstanz der Gesänge ohne wirkliche Tiefpunkte zeugen von der wachsenden Mentalität, einfach sein eigenes Ding durchzuziehen, anstatt vor Ehrfurcht vor den großen Szenen auf der gegenüberliegenden Seite zu erstarren.

Wäre früher locker so passiert, den Essen legte insbesondere in der ersten halben Stunde einen wirklich starken Auftritt ab. Die Szene rund um die Vandalz, Rude Fans und Freaks flaggte hinter der „Dreck fressen seit 1907“ nahezu den gesamten Block zu und bestach optisch mit einem starken Fahnen- und Doppelhaltereinsatz, der über die vollen neunzig Minuten durchgezogen wurde. Dazu schepperte das laute Liedgut stets hörbar über den Rasen, oftmals getragen vom kompletten Haufen hinter dem Tor. Allein in Sachen Lautstärke einer der besten Gästeblöcke in Elversberg der bisherigen Saison! Der Vollständigkeit halber seinen noch zwei Spruchbänder erwähnt, die von den jeweiligen Szenen in Bezug auf Repressionen gegenüber befreundeten Gruppen gezeigt wurden. Essen nahm Bezug auf die Verurteilung eines Kölner Ultras zu einer Haftstrafe nach den Vorfällen in Nizza („Freiheit für alle Kölner“), während Elversberg der von neuen Stadionverboten geplagten Szene von Bad Nauheim Mut zusprach („Stark bleiben Fanatics!“).

Auf dem Rasen hatte Elversberg wie schon in den ersten beiden Spielen des Jahres seine Anlaufschwierigkeiten und ließ Essen mehr oder weniger gewollt gewähren. Somit gehörte die einzig wirkliche Chance des ersten Durchgangs den Gästen, die mit drei Versuchen innerhalb weniger Sekunde zwei Mal am Aluminium und einmal an Correira scheiterten, der sich heldenhaft auf die Linie warf. Somit musste es die zweite Hälfte richten, in der Elversberg nun deutlich stärker auftrat und nach einer guten Stunde durch Feil verdient in Führung ging. Acht Minuten später netzte der immer stärker werdende Woltemade zum 2:0, ehe Suero in der Nachspiel den Deckel auf den am Ende deutlichen Heimsieg drauf machte.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Es folgte das mittlerweile fast schon gewohnte Bild einer freudetrunkenen Siegesfeier mit der Mannschaft sowie Sprechchören für Horst Steffen, während der Gästeblock die eigenen Kickern für die kommenden Aufgaben heiß machte. Kann man sich an dieses Bild gewöhnen? Definitiv! Wird man davon jemals satt? Definitiv nein! Aber irgendwann wird diese nun über ein Jahr andauernde Erfolgswelle abebben, dem bin ich mir stets gewiss. Allerdings sehe ich derzeit noch keinen Gipfel, noch keinen Sturm und noch keine Wand vor uns. Träumen ist weiterhin erlaubt, fürs Punktezählen ist es allerdings noch viel zu früh. Also weiterhin den Moment genießen, solange er bleibt!