3. Liga: SV Elversberg – FC Ingolstadt

21.01.2023
19. Spieltag 3. Liga
SV Elversberg - FC Ingolstadt
Waldstadion an der Kaiserlinde
Endergebnis: 4:3 (3:1)
Zuschauer: 4.434 (70 Gäste)
Ticket: 10€
Fotoalbum

Das Heimspielwochenende starte für viele Saarländer zunächst mit der schönsten Tätigkeit im Winter: Schnee schippen. Gut 15-20 Zentimeter der weißen Pracht legten sich über Elversberg und den Rasen der Kaiserlinde. Keine guten Vorzeichen für den Kick am Nachmittag, den man zu Regionalligazeiten bereits am Vortag abgeschrieben hätte. Doch der Willen beim Verein, das Spiel wie geplant auszutragen, dominierte jegliche Zweifel, was am frühen Samstagmorgen zum Aufruf an die Fans mündete. Innerhalb kürzester Zeit organisierten sich mehr als 70 Anhänger der Schwarz-Weißen und befreiten Rasen, Ränge und Zuwege von den großen Schneemassen. Dicker Daumen nach oben für diesen Zusammenhalt!

Wir verfolgten die Aufräumaktion leider nur aus der Frankfurter Ferne, schälten uns allerdings auch recht früh aus den Federn und brachen über verschneite Straßen gen Saarland auf. Dauerte auch alles etwas länger als gewöhnlich und spätestens beim Anblick des ersten auf dem Dach liegenden Autos blieb das Gaspedal teilweise unberührt. Klappte zum Glück aber alles ohne große Verzögerungen, sodass wir in der Heimat antrafen, den angestammten Parkplatz freiräumten und den altbekannten Weg gen Linde stapften. Berge von Schnee wohin man sah, doch beim Anblick des Rasens bekam man beinahe Frühlingsgefühle. Blitze-blank, als wäre nix gewesen.

Das Umfeld war derweilen relativ gut aufgelegt, man gratulierte sich gegenseitig für den Kraftakt und genoss wahlweise Glühwein oder ein kühles Bier. Knapp 4.500 Schaulustige sollten am Ende die Tribünen säumen, wovon etwa 70 aus Ingolstadt anreisten. Ob da viele aufgrund der Angst des Ausfalls daheim blieben oder generell nicht mehr mitgefahren wären entzieht sich meiner Kenntnis. Mit im Gepäck hatten die Jungs eine ordentliche Zahl an Schwenkfahnen, die in Begleitung einer kleinen Schalparade zu Beginn zum Einsatz kamen. Die Anzahl an Zaunfahnen blieb etwas dürftig, entsprach allerdings der Größe des aktiven Haufens. Der zeigte ab Beginn einen akustisch guten Auftritt, intonierte ein etwas lauteres „Allez Allez Allez“ und war generell stets um Support bemüht. Für die Zahl an Leuten definitiv ein solider Auftritt, der trotz des frühen Drei-Tore-Rückstands nicht abebben sollte. Zumindest bis zur 75., ab da ging nichts mehr.

Im Block C1 formte sich ein verhältnismäßig starker Haufen, der über 90 Minuten gut einen Abriss. Extrem lange gehaltene Lieder dominierten den ersten Durchgang, während nach den Treffern immer wieder eine Schippe drauf gepackt wurde. Im zweiten Durchgang schlichen sich aufgrund der Spannung ein paar leisere Minuten ein, dennoch kann man mit dem Support unterm Strich mehr als zufrieden sein. Immer im Blick dabei die Bilder aus den vergangenen Jahren, als vielleicht 30 Leute die Mannschaft nach vorne peitschten. Daher weiterhin wenig Raum für großartige Beschwerden, auch wenn natürlich immer mehr geht.

In Erinnerung bleibt von diesem Samstag aber sowieso ausschließlich das Drama auf dem Rasen, was im Nachgang insbesondere aufgrund der Leistung von Schiedsrichter Winter medial aufgebauscht wurde. Wirklich einige Fehltritte, die sich der Kollege und sein Gespann da geleistet hat. Den Beginn machten allerdings die Gäste mit einem spielerisch besseren Zugriff, ehe Elversberg acht Minuten später plötzlich 3:0 führte. Eine starke Aktion von Feil, der gekonnt auf Schnellbacher auflegte, gefolgt vom sehr schmeichelhaften Elfmeter nach Foul an Woltemade, verwandelt von Thore Jacobsen, der Sekunden später aus dem Spiel heraus den dritten Treffer beisteuerte, schnürte die hohe Führung nach 25 Minuten. Leider fühlte sich die SVE da wohl schon auf der Siegerstraße, ließ das Verteidigen schleifen und somit die Gäste noch vor der Pause zum Anschluss kommen.

Kurz nach Wiederanpfiff war es ein Torwartfehler von Kristof, durch den die Schanzer plötzlich bis auf einen Treffer aufschlossen. Vier Minuten lagen danach zwischen den beiden gelben Karten für Pinckert, der die SVE in dieser heißen und sportlich spannenden Phase dezimierte. Doch Elversberg blieb offensiv am Ball und die Abwehr des FCI Woltemade wenig später erneut zu Fall – wieder Elfmeter, wieder gelbe Karte, was ebenfalls die zweite für Ingolstadts Brackelmann bedeutete. Gebrauchter Tag für ihn, beide Elfmeter verursacht und von Feil zum ersten Treffer austanzen lassen. Den fälligen Strafstoß wuchtete Jacobsen schließlich zum Dreierpack in die Maschen. Schluss war allerdings noch lange nicht, den die letzten 20 Minuten blieben unaufhörlich in beide Richtungen gefährlich.

Fünf Minuten vor regulärem Ende netzten die Gäste zum vermeintlichen 4:3, doch der Linienrichter hob fix die Fahne und signalisierte Abseits. Glück für die SVE, denn der Ingolstädter Angreifer stand knappe zwei Meter hinter dem letzten Abwehrspieler. In der fünften Minute der Nachspielzeit erzielte der FCI letztlich den Anschluss, doch wenige Augenblicke später ertönte der letzte Pfiff des Tages. Unglaublich spannendes und hochklassiges Spiel, was im Nachhinein natürlich minutiös aufgearbeitet wurde. War der Ball vor dem 1:0 im Aus? War es ein Foul vorm ersten Elfmeterpfiff? Das nicht gegebene Tor für Ingolstadt? Viel zum Diskutieren, was allen beteiligten unterm Strich aber auch egal sein kann. Fehlentscheidungen gibt’s eben immer wieder, mal wird man bevorzugt, mal benachteiligt. Ist eben Fussball und alles besser als Videobeweise.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Somit feierte der Elversberger Anhang den erfolgreichen Abschluss der Hinrunde und gleichzeitig die Verteidigung des ersten Tabellenplatzes. Der Anblick der Tabelle fühlt sich noch immer wie ein Traum an, so surreal die komplette Situation. Doch aus manchen Tagträumen will man auch einfach nicht erwachen. Zu schön die Gedanken, Woche für Woche…