3. Liga: SV Wehen Wiesbaden – SV Elversberg

14.01.2023
18. Spieltag 3. Liga
SV Wehen Wiesbaden - SV Elversberg
Arena Wiesbaden
Endergebnis: 1:0 (1:0)
Zuschauer: 7.526 (616 Gäste)
Ticket: 13€
Fotoalbum

Bereits zum Start der zweiten Saison Drittklassigkeit der SVE war klar, dass die Highlights in Sachen vollem Gästeblock doch eher rar gesät sein sollten. Zu weit die meisten Fahrten, zu gering die Mitfahrerquote trotz immer größer werdendem Zuspruch bei den Heimspielen. In Saarbrücken wird der Gästeblock wohl voll, während sonst nur Wiesbaden und Mannheim als aussichtsreich in den Terminkalender wanderten. Doch die Gefolgschaft der Schwarz-Weißen belehrte mich eines besseren, wuchs auch dank des Erfolgs stetig und setzte für die Vereinshistorie neue Maßstäbe in fernen Städten. Ein ordentlicher Haufen in Meppen, starke Auftritte in Essen und Halle sowie nicht zuletzt die 300 Gäste in Köln markierten Meilensteine in der Elversberger Fanszene.

Nach zwei langen Monaten Winterpause sollte es nun zum Auswärtsspiel in Wiesbaden kommen, dankenswerterweise auf einen Samstag gelegt. Der Tabellenführer war beim Dritten zu Gast, die Euphorie kannte somit kaum gekannte Ausmaße. In Windeseile waren die bereitgestellten Busse ausgebucht, sechs Stück sollten es am Ende werden. Zusätzlich gingen die Tickets wie vom Fließband über den Tresen, allein im Vorverkauf über 500. Zahlen, die man bei der SVE außerhalb von Saar-Derbys noch nie gesehen hatte. Letztlich machten sich gut 600 Saarländer auf den Weg zum „hässlichsten Stadion mit dem besten Gästeblock“ der Liga.

Für uns derweilen ein waschechtes Heimspiel, das lediglich zwanzig Minuten Anfahrt erforderte. Das Auto somit unweit des Eingangs geparkt, 13€ für den Steher durch die Luke geschoben und den provisorischen Stahlrohrpalast geentert. So sehr wie mich die Bauzeit von lediglich vier Monaten beeindruckt, so abstoßend wirkt die Bude doch insgesamt. Zweckdienlich ja, aber wirklich ohne Liebe und jedweden Charme hingezimmert. Zumindest die West wurde zuletzt aus Beton neu aufgebaut und ziert seitdem die Vereinsfarben der Taunussteiner, während anderswo unpassendes Blau wenig Bezug zum Club zulässt. Mal schauen, ob sich die einstige Übergangslösung in den nächsten Jahren wandeln wird. Ich glaube ja eher nein.

Gefüllt waren die Ränge dagegen mit über 7.500 Zuschauern und somit weit über der Norm. Neben den beiden Seiten war vor allem die Nord quantitativ gut bestückt, insbesondere im Bereich der Mitte, in der sich dank Blocksperrung ein guter Haufen tummelte. Die Hauptgruppe „Supremus Dilectio“ flaggte mit traditionellem Wappen als Zaunfahne an und ließ einige Schwenker und Doppelhalter in der Luft kreisen. Der aus Ingolstadt verstärkte Haufen war dabei optisch auf jeden Fall ansprechend, auf der anderen Seite allerdings fast nie hörbar. Fairerweise somit keine Einschätzung möglich.

Elversberg hingegen schaffte das Kunststück, einen gesamten Block im Süden zu füllen. In anderen Städten rollt man bei so einer Aussage müde mit den Augen, doch für die kleine SVE sollte diese Masse ein absolutes Novum darstellen. Zusammen mit den ebenfalls gut gefüllten Sitzern und dichtem Zaun- und Schwenkfahnenfahnenbild waren insbesondere die ersten Minuten voller Momente, die sich tief ins Gedächtnis einbrannten. Diese Sangeskraft bei den altbekannten Melodien – vorgetragen mit einer Stimmeinheit, wie man sie sonst nur von größeren Szenen des Landes kannte. Und nun stand man direkt davor, hielt ungläubig die Kamera auf den freidrehenden Haufen und strahlte über beide Ohren. Elversberg kann auch Gästeblöcke füllen!

Selbstverständlich wurde das hohe Niveau nicht über die vollen neunzig Minuten gehalten, dafür war die Leistung auf dem Rasen einfach zu schlecht. Wie man es auch dreht und wendet: Viele beteiligen sich gerne an der Unterstützung wenn es läuft, halten anderweitig aber die Klappe. Ein ums andere Mal wurde es aber dennoch laut und insbesondere das „Allez Allez Allez“ kurz vor Schlusspfiff schepperte nochmal richtig gut. Am Ende bleibt der Stolz auf den guten Auftritt, gepaart mit dem irgendwie auch guten Gefühl, dass noch mehr im schwarz-weißen Anhang schlummert.

Das Spiel war leider Eines zum vergessen, nur das absolute Traumtor der Hausherren zu Beginn blieb hängen. Sonst zeigte die SVE eine der schlechtesten Hälften der Saison, ehe sich das Team im zweiten Durchgang nochmal fing und einige Chancen kreierte. Am Ende leider zu wenig gegen starke Wiesbadener, die die Punkte zu Recht in der hessischen Hauptstadt behielten. Eine Niederlage zum rechten Zeitpunkt, allerdings zeigt das fast schon ängstliche Spielsystem zu Beginn das nun große Kopf-Problem der Akteure auf: Spielte man im letzten Jahr von Woche zu Woche sehr befreit auf, hat man plötzlich etwas zu verlieren. Der Favoriten-Stempel zeigt leider seine Wirkung und wird noch einige Punkte kosten.

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Umso wichtiger, dass der eigene Anhang keinen Druck erzeugt und die Erwartungshaltung in realistischen Bahnen hält. Einfach von Spiel zu Spiel denken und jeden Kick, jede Fahrt einfach genießen. Ganz gleich, wie die Saison auch ausgehen mag: Legendenstatus haben die Jungs sowieso schon längst inne!