Super League: FC Basel – BSC Young Boys

03.04.2022
28. Spieltag Super League
FC Basel - BSC Young Boys
St. Jakob-Park
Endergebnis: 2:2 (1:0)
Zuschauer: 25.760 (ca. 1.500 Gäste)
Fotoalbum

Der Sonntagmorgen startete zunächst mit ausgewogenem Frühstück, also lecker Toast im Budget-Hotel. Hauptsache es macht satt und spart uns die zeitnahe Nahrungssuche in der Schweiz. Ausgecheckt und das leichte Gepäck wieder ins Auto bugsiert, ging es abermals per Tram von der Grenzhaltestelle hinüber nach Basel. Das Wetter spielte auch mal mit, sprich grauer Himmel statt pausenlosem Schneefall. Immerhin etwas. Irgendwo diesseits des Rheines ausgestiegen, stapften wir im Anschluss durch den am Sonntag recht verschlafenen Stadtteil Kleinbasel. Recht nett hier, vor allem am Rheinufer, doch viel zu sehen sollte es nicht geben. Also fix über die Brücke hinein in die Altstadt von Grossbasel. Dort drehten wir eine große Runde und nahmen mit dem roten Basler Rathaus und dem Münster samt schickem Stadtblick die beiden wichtigsten Wahrzeichen mit. An sich schöne Gegend insgesamt, durch den Sonntag allerdings nicht wirklich viel los hier. Unweit des zentralen Barfüsserplatz gönnten wir uns feine Burger zu Mittag, was nun auch das restliche Budget vollends aufbrauchte. Musste also reichen bis zum Abend.

Vom gleichen Platz ging’s im Anschluss per Tram in Richtung St. Jakob, namensgebender Stadtteil der Heimspielstätte des FC Basel. Hier waren also die ganzen Leute aus der Stadt abgeblieben. Durch Massen an Leuten kämpften wir uns entlang des gar nicht wirklich nach Stadion aussehenden Gebäudes, passierten den mit Gummigeschossen bewaffneten Polizeigürtel des Gästeblocks und statteten dem Fanshop einen Besuch ab. Der Schal für die Sammlung war dann mit wirklich unverschämten 29 Franken bepreist. Aua. Jammern hilft nix, aber das Preisniveau ist dann doch nochmal höher als ursprünglich ausgemacht. Naja, den teuersten Schal aller Zeiten somit eingesackt und wenig später den Block C2 der Gegengeraden erklommen.

Die 48 Franken pro Nase für die Plätze waren da im Vergleich noch recht günstig. Dafür hatten wir beste Sicht auf nahezu alle Bereiche des mit 36.000 Plätzen ausgestattete größte Stadion des Landes. Von Außen pfui, von Innen hui, muss ich hier sagen. Netter Bau, ganz in den rot-blauen Vereinsfarben gehalten und mit der dreistöckigen Gegengeraden noch ein Stück größer wirkend als es das Fassungsvermögen vermuten lässt. Der obere Block blieb jedoch leider gesperrt, wodurch sich die letztlich ordentliche Zahl von über 25.700 Schaulustigen aber auch nicht allzu sehr verteilten. Dazu gab’s noch die Aussicht auf schneebedeckten Berge des Basler Landes. Gefiel uns ganz gut, so als reines Fußballstadion.

Noch besser sollte uns allerdings das gefallen, was sich hier während des Spiels auf den Rängen abspielte. Schon bei Umrundung des Stadions machte ein im Umlauf aufgehängtes Spruchband auf eine Choreo in der heimischen Muttenzerkurve aufmerksam, dass den Anhang aufforderte, 15 Minuten vor Anpfiff die Plätze einzunehmen. Hielt sich im Bereich des Oberrangs natürlich nicht jeder dran, dennoch schienen unzählige Gestalten an allen Ecken zu werkeln. Was dann präsentiert wurde war für jemanden wie mich, der ebenfalls bereits an einigen Choreos samt Planung mitwirkte, einfach unglaublich. Hinter dem Motto „Vielsitig einzigartig“ erblickte ein aus 8(!) verschiedenen, abwechselnd blauen und roten Elementen kombiniertes Vereinslogo über Ober- und Unterrang das Licht der Welt. Mit genauem Timing formten Kassenrollen, Folienbahnen, Konfetti, Papptafeln, Luftballons, Regenponchos, Folienschals und Schwenkfahnen ein perfektes Bild, was beim schieren Gedanken an Koordination und Aufwand Gänsehaut verursachte. Mega Aktion und mit Sicherheit eins der kreativsten Bilder, die ich seit langem gesehen habe.

Nach Abbau kamen nun auch die Zaunfahnen des Infernos und co. zum Vorschein und unter dem zischen der ersten beiden Fackeln legte die Kurve richtig gut los. Der Unterrang war jederzeit geschlossen aktiv und schmetterte seine Lieder jederzeit gut hörbar durch die Bude, während es teils richtig laut wurde, wenn auch mal die anderen Bereiche mit einstiegen. Passierte leider nicht so häufig, aber ist beim durchgängigen Normalo-Publikum abseits der Kurve auch nicht anders zu erwarten. Auf die Ohren gab’s dabei vorwiegend spielbezogene, kurze Gesänge als auch einige längere Melodien, die nicht bereits von jeder Kurve des deutschsprachigen Gebiets durchgenudelt wurden. Immer wieder schön, hier den Ohren was Neues zu gönnen. Seinem Namen alle Ehre machte das Inferno jedoch nach den beiden Treffern des FCB. Während im Spielverlauf vereinzelte Fackeln sowie Rauch in Vereinsfarben empor stieg, stand die Kurve nach dem Jubel komplett im Flammen. Heftig geiles Bild was sich hier ergab!

Aber auch die Gegenseite aus Bern, die den Oberrang des Gästeblocks gut ausfüllte und neben schönem Zaunfahnenbild ein dichtes, gelbes Doppelhalter- und Fahnenmeer präsentierte, stand dem optischen Aspekt ab Spielbeginn in Nichts nach. Unzählige gelbe Fackeln nebelten die Bude gut ein und legten den Startschuss für einen pyrotechnisch überaus ausgefüllten Nachmittag. Denn immer wieder zischte und qualmte es innerhalb des schwarzen Mobs. Mal waren es koordiniert ein paar rote Lichter, dann wiederum einzelne Bengalos aus der Euphorie eines Liedes heraus, dass alle mitnahm. Stetig umhüllte ein wohliger Duft unsere Nasen, der uns mehr als einmal die Gewissheit gab, dass wir mit dem Wochenend-Trip alles richtig machten. Und auch in Sachen Stimmung überzeugte der Anhang der Hauptstädter. Insbesondere die nahezu 100% geschlossene Quote bei Hüpfeinlagen hinterließ bleibenden Eindruck, während die Melodien eher unter die Kategorie „Bekannt“ fielen. Ist jetzt natürlich nichts schlimmes, da hat jede Szene ihre eigenen Ansätze. Auch hier also ein Top Auftritt der Schwarz-Gelben!

Ein gutes Stück der Motivation beider Seiten rührte natürlich auch vom sportlichen Gewicht des Duells kurz vor Saisonende. Zwar soll es in dieser Spielzeit für die beiden Serienmeister der letzten zwölf Jahre nicht zum Titel reichen, dieser geht wohl nach Zürich. Doch wenn der Zweite gegen den Dritten spielt, geht es eben schon noch um die Ausgangslage für das internationale Geschäft. Entsprechend bissig gingen beide Teams ins Spiel, dass recht früh von Basel dominiert wurde. Nach unzähligen abgeblockten Chancen war es letztlich ein schöner Strahl vor der Pause, der die 1:0-Führung bedeutete. Kurze Zeit nach Wiederanpfiff kam YB zum Ausgleich, ehe der FCB per direktem Freistoß abermals in Führung ging. Doch wieder hielt diese nicht lange und Bern glich in der 78. Minute letztlich zum Endstand aus. Ein wirklich sehr unterhaltsames Hin und Her auf dem Rasen, das auch noch spannungsgeladen endete. Der Anhang von YB schien mit dem Punkt etwas besser leben zu können, während in der Muttenzerkurve eher verhaltener Beifall und verschränkte Arme vorherrschten.

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Wir waren unterdessen mit dem Spektakel auf dem Rasen und auf den Rängen mehr als zufrieden. Was will man auch mehr? Was in Basel am Ende besser klappte als in Zürich war das Thema Abreise, denn hier fuhr sogar die Tram! Die Zweite war dann schon unsere, die uns zunächst wieder zum Rathaus brachte. Von dort aus konnten wir wenig später mit der mittlerweile bekannten Linie zurück nach Weil am Rhein düsen. Dort fix das Auto aus der Tiefgarage manövriert, fanden wir uns deutlich vor der geplanten Abfahrtszeit auf der Autobahn gen Norden wieder. Drei Stunden später die Bude betreten und beim Stellen des Weckers für den folgenden Montagmorgen das erste Mal seit Freitag an die Arbeit gedacht. So muss Wochenende!