Regionalliga: FC Homburg – SV Elversberg

20.11.2021
19. Spieltag Regionalliga Südwest
FC Homburg - SV Elversberg
Waldstadion Homburg
Endergebnis: 2:1 (1:1)
Zuschauer: 2.276 (ca. 400 Gäste)
Fotoalbum

Derbyzeit im Saarland, Homburg gegen Elversberg, aka das derzeit interessanteste Spiel für beide Parteien in der Regio Südwest. Entsprechend groß die Euphorie in den Vorwochen, entsprechend viel wurde in den jeweiligen Werbetrommeln gerührt. Mit der aktuellen Verschlimmerung rund um diese elende Pandemie eventuell auch wieder eines der letzten Spiele ohne größere Einschränkungen. Wir hatten großen Bock, tourten ab Frankfurt mit dem Auto in die saarländische Grenzstadt und parkten, mit Blick auf einer an uns vorbeiziehenden Meute Einheimischer, statt auf dem Gästeparkplatz in einem nahen Wohngebiet ab. Da kenn ich so meine Seitenstraße aus vorher besuchten Partien gegen Saarbrücken und anderen Hochkarätern, da steht das eigene Gefährt halbwegs sicher. Rückblickend die goldrichtige Entscheidung, dazu später mehr.

Wie angekündigt konnten vor Ort für neun Euro die Gästetickets gelöst werden und nach spontan eingeführter 3G-Regel stand man auch schon im Waldstadion. Wetter passte, beide Blöcke füllten sich, alles schien wie gewappnet für ein packendes Spiel – Bis auf den Verkaufsstand im Gästeblock. Da strichen doch einfach mal zwanzig Minuten ins Land, bis die würzige Rote samt Bier über den Tresen wanderten. Schmeckte dafür wenigstens top und Karlsberg gab’s dann auch noch. Immerhin eine gute Sache in dem Kaff hier. Den Euro Pfand auf die Plastikbecher, die später im Müll landeten, verstand da aber auch keiner.

Mit dem Einlaufen der Mannschaften ging’s auch endlich stimmungstechnisch auf beiden Seiten so richtig los. Zu allererst in Form des Austauschs von Nettigkeiten, versteht sich. Homburg, wie üblich unterstützt von den traditionsverliebten Anhängern aus Hoffenheim, zeigte eine grün-weiße Konfetti-Choreo unter dem Motto „Karlsberg Stadt“ (immerhin eine Sache auf die sie zu Recht stolz sein können), wobei die grünen Schnipsel optisch nicht wirklich zur Geltung kamen. Der spätere Tifo war dafür fürs Auge durch einige Schwenker recht ansprechend. Auch akustisch war der zahlenmäßig respektabel aufgestellte Haufen immer wieder hörbar, auch wenn ab und an einige ruhigere Phasen Einzug erhielten. Andere Bereiche des Stadions blieben über den Großteil des Spiels allerdings still.

Zu Beginn der zweiten Hälfte folgten auf eine Blau-Weiße Blockfahne einige gleichfarbige Sturmhauben, die etwa ein Dutzend Fackeln, etwas grünen und weißen Rauch und eine Feuerwerksbatterie anrissen. Starkes Bild an dieser Stelle, auch wenn das Feuerwerk, bis auf den Krach, in der Sonne absolut unterging. Auch wenn ich sie nicht mag, bleib ich hier fair: Guter Auftritt von Grün-Weiß.

Im Gästeblock unterdessen etwa 300-350 Leute, der damit richtig voll daherkam und für Elversberger Verhältnisse quantitativ außerordentlich zufriedenstellend ausfiel. Bis auf die große Zaunfahne blieb sämtliches Tifo-Material aufgrund der aktuellen Situation allerdings zu Hause. Vielmehr konzentrierte sich der durch Bad Nauheim und Sandhausen unterstützte Haufen auf Gesänge und Schlachtrufe, die bockstark rüberkamen. Geile Quote, viele Leute, nahezu durchgängiger Support – das war definitiv der beste Auftritt im Homburger Waldstadion! Auch von Elversberger Seite natürlich viel Gepöbel gegen den verhassten Feind, was sich aber mit den Schlachtrufen und ausnahmsweise lange gehaltenen Gesängen die Waage hielt. Insbesondere das „Immer vorwärts SVE!“ im zweiten Durchgang knallte für einige Minuten richtig rein. Respekt an alle für diesen Auftritt!

So sehr sich der Schwarz-Weiße Anhang auf den Rängen aber abmühte, so wenig kam auf dem Platz letztlich rum. Eine erschreckend schwache SVE fing sich nach gut zwanzig Minuten durch Mendler, der gut einen Meter im Abseits stand, das erste Gegentor. Die erste von vielen Fehlentscheidungen der Unparteiischen, mit denen die Gäste hadern mussten. Nach einer guten halben Stunde fand Elversberg so langsam Zugriff und kam in der 38. durch Schnellbacher zum bis dato verdienten Ausgleich. Nach der Pause sah zunächst Homburgs Schlussmann Wozniak nach Notbremse Rot, ehe der gerade eingewechselte Koffi mit dem 1:2 den Gästeanhang ausflippen ließ. Doch die Freude währte nur kurz, denn es war Abseits. Oder Hand. Oder irgendwas. Die nun eindrucksvolle Drangphase der SVE zerstörte ein einzelner Konter der Hausherren. Aus kurzer Distanz bekam Conrad den Ball an die Hand – und sah dafür ebenfalls Rot. Der Schiri hatte wohl Bock auf einen Seitenlangen Spielbericht, anders kann ich mir die Gangart an dem Tag nicht erklären. Der folgende Elfmeter war wieder was für Mendler, der mit dem 2:1 den Endstand herstellte.

Während die Heimseite den durchaus verdienten Heimsieg bejubelte, muss man sich in Elversberg mal wieder das elendige Thema Konstanz ankreiden lassen. Kein Zweikampfverhalten, verstolperte Bälle und das große Problem mit Gegnern, die die eingeübten Passrouten zustellen. Da fehlt einfach die Kreativität, mal andere Wege zu gehen. Auf der anderen Seite konnte man der Mannschaft aber auch nicht den Vorwurf der Lustlosigkeit machen. Klar, das Derby ging verloren und sowas darf normalerweise nicht auf diese Art und Weise passieren. Aber alles war nun auch nicht schlecht. So holten sich die Akteure im Schwarz-Weißen Dress zumindest ihre aufmunternden Worte ab und trotteten von dannen.

Für den Elversberger Anhang ging es nach einiger Zeit nach draußen und zunächst in die Arme der anwesenden Hundertschaft, die den Haufen im Kessel bis zum Busparkplatz begleiteten. Als ein Großteil der Elversberger die Busfahrer verabschiedete und in weiterer Polizeibegleitung zu den Autos zog, nutzte Homburg die Chance und griff die Busse auf dem Jahnplatz an. Eine Fackel flog und es kam wohl zu etwas Kontakt, doch die anwesende Gendarmerie ging zeitig mit Pfefferspray dazwischen. In der Hektik löste sich eine aktive Gruppe der Gäste ab und sprintete gen Wohnviertel, wo es zu weiteren Scharmützeln kam, da die anwesende Staatsmacht in vielen Situationen mit absoluter Planlosigkeit glänzte. Ob die teilweise schonmal in der Stadiongegend, geschweige denn in Homburg waren? Wenn ja, wüssten sie ob der wenigen passierbaren Sträßchen zwischen Heim- und Gästeeingang.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Wir waren unterdessen froh, den Parkplatz in der Sackgasse gewählt zu haben, sodass kein Pfeffer von den Scheiben gekratzt werden musste. Durch den üblichen Abfahrtsstau ging’s zwischen adrenalingeladen und enttäuscht gen Heimat. Aber hej, so is Derby, im Guten wie im Schlechten!