Gruppenliga: SV Wiesbaden – FC Bierstadt

10.10.2021
11. Spieltag Gruppenliga Wiesbaden
SV Wiesbaden - FC Bierstadt
Helmut-Schön-Sportpark
Endergebnis: 3:2 (2:0)
Zuschauer: 150
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Um der alphabetischen Reihenfolge treu zu bleiben, folgte auf Weinheim am Samstag Wiesbaden am Sonntag. Und wieder sollte eine der interessanten Buden auf dem Programm stehen, namentlich der Helmut-Schön-Sportpark, gelegen im direkten Schatten der bekannten Blechbüchse. Entsprechend ging’s vom Frankfurter Süden gen hessischer Landeshauptstadt, wo unweit des vermeintlichen Haupteingangs der Anlage geparkt wurde. Die Ernüchterung folgte allerdings prompt, zeigten sich die Tore doch widerspenstiger als erhofft. Hieß eine Runde um den benachbarten Blechkasten drehen, dann standen wir bereits hinter der Haupttribüne des Ziels der heutigen Reise. Die ältere Dame am Eingang musste noch mit je vier Talern entlohnt werden, dann waren auch die letzten Stufen erklommen und der Blick auf den Traum von Stadion geschafft.

Ein wirklich schöner, in der hiesigen Region sehr ungewöhnlicher Bau. Solche Dinger findet man wirklich nur noch selten. Angefangen bei der großen Haupttribüne mit 13 Reihen, bei der hier und da ein paar Lücken klaffen wo normalerweise Sitzschalen vorgesehen sind, bis zum eigentlichen Highlight Gegengerade. Halbmondförmig schraubt sich diese auf bis zu 23 Stufen hinauf, wobei mittig die typischen Holzbänke langsam aber sicher der Witterung zum Opfer fallen. Ein kleiner Sprecherturm am oberen Ende der Gegengeraden markiert ebenso einen Blickfang wie die abflachenden Kurven, die lediglich in Richtung des benachbarten Stadions unterbrochen werden. Eine wirklich traumhafte Bude, die noch heute Platz für bis zu 11.000 Zuschauer bietet.

Gleichzeitig ist der Helmut-Schön-Sportpark, im Übrigen benannt nach dem ehemaligen Trainer des SV Wiesbaden sowie erfolgreichstem Coach der Nationalmannschaft, bereits seit über hundert Jahren Heimspielstätte des Hauptstadtclubs. Seit 1907 trägt der SVW hier seine Heimspiele aus und konnte dabei unter anderem zwei Vize-Amateurmeisterschaften erringen. Sonst war es lange Jahre die zweit- oder drittklassige Oberliga, in der die Orange-Blauen beheimatet waren. Nach einer gerade noch abgewendeten Insolvenz in der jüngsten Vergangenheit ist der einstige Konkurrent von Wehen Taunusstein derzeit nur noch in der siebten Klasse vorzufinden, was sich leider auch im Umfeld bemerkbar macht. Magere 150 Schaulustige wollten sich das Derby gegen den FC Bierstadt an einem Länderspielwochenende geben. Da hätte ich doch mit deutlich mehr gerechnet. Positiv dabei immerhin eine kleine Gruppe Hartgesottener, die ab und an mit ein paar „Wiesbaden“-Rufen von sich hören ließ. Ein Wort noch zur Verpflegung: Ebenfalls mager. Eine traurige Rindswurst aus dem Kochtopf wanderte über die Theke, was die Geschmacksknospen im direkten Vergleich zum Vortag alles andere als verwöhnte.

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Auf dem Rasen setzte es in neunzig Minuten indes fünf Tore und zwei rote Karten. Hört sich allerdings spannender an als es letztlich war. Viel Standfussball und noch mehr vergebene Chancen. Auch wenn die Gäste gegen Ende Anstalten machten, den 0:3 Rückstand in Unterzahl nochmal aufzuholen, blieb es letztlich beim Heimsieg für den SVW. Bleibt zu hoffen, dass diese schöne Bude in absehbarer Zukunft noch einmal Spiele auf dem Niveau zu sehen bekommt, die sie verdient. Sowas mal in der Regionalliga sehen… Träumen darf man!