Regionalliga: Berliner AK – FC Carl Zeiss Jena

19.09.2020
6. Spieltag Regionalliga Nordost
Berliner AK - FC Carl Zeiss Jena
Poststadion
Endergebnis: 1:5 (0:3)
Zuschauer: 516 (ca. 200 Gäste)
Fotoalbum

Eigentlich sollte es Mitte September für ein paar Tage nach Prag gehen, doch das Seuchenjahr stellte unseren Planungen mal wieder frühzeitig ein Bein. Die tschechische Hauptstadt wurde zum Risikogebiet erklärt und somit die Vorfreude zunichte gemacht. Nicht nur das, denn keine Woche vor Abfahrt standen wir noch immer ohne neues Reiseziel da. Nach durchforsten diverser Möglichkeiten entschieden wir uns schließlich für vier Tage Berlin. Geht bekanntlich immer. Zwecks Anfahrt buchten wir uns fix in den ICE ab Frankfurt und für die Unterkunft offerierte Holiday Inn mal wieder einen Schnapper. Einen Tag später packen und ab ging die wilde Fahrt!

In Sachen Fussball schoss man sich früh auf den oben genannten Kick ein, zumal mit dem Poststadion eine von vielen Stadionperlen der Hauptstadt besucht werden könnte. Mit derzeit 550 erlaubten Zuschauern ging man allerdings vor Abfahrt auf Nummer Sicher und reservierte per Mail zwei Karten. Sorgenfrei erreichte man daher Berlin und genoss den ersten Tag in und um Kreuzberg, ehe uns die Tram am Samstagmittag im Bezirk Moabit ausspuckte. Vorbei an einigen Kunstrasenplätzen sowie dem Mannschaftsbus der Gäste standen wir vor dem Rücken der Haupttribüne, der erstmal gar nicht wie ein Stadion ausschauen wollte. Hatte was von Bahnhof, vor allem durch die mittige Uhr. Passte aber wiederum sehr gut ins Berliner Stadtbild.

Auf der Suche nach dem Eingang wurde man fix auf die große Zahl angereister Gäste aufmerksam, die sich im Großen und Ganzen aus Normalos und älteren Blockgängern zusammensetzten. Die Ultras unterstützen ihre Mannschaft, verständlicherweise, derzeit nicht. Im Stadionumfeld stellten die Jenenser dennoch die Mehrheit. Mit der Masse hätte ich nicht gerechnet. Für alle Anwesenden stand ein Eingang bereit, wo zunächst ein Datenblatt ausgefüllt und am Kartenverkauf abgegeben werden musste. Beim Verweis auf die bereits reservierten Karten meinte man einfach nur „passt schon“, ohne irgendwelche Listen oder sonst was parat zu haben. Hätte also auch nach hinten losgehen können…

Heute sollte es aber klappen, sodass wir für einen Zehner pro Nase eine Art VIP-Bändchen als Eintrittskarte zur Haupttribüne ums Handgelenk geklebt bekamen. Schade, dass dadurch auf Papiertickets verzichtet wurde. Vorbei an den strengen Ordnern war man endlich drinnen und konnte sich auf den frei wählbaren Sitzen breitmachen, von denen lediglich jeder dritte besetzt werden durfte. Ob man sich nun kennt oder nicht, spielte keine Rolle, auch das Thema ein Haushalt fand keine Anwendung. Entsprechend laut schnatterten einige Grüppchen über x Reihen hinweg in den blauen Spätsommerhimmel. Geiles Wetter übrigens, und das am kompletten Wochenende!

Ähnlich geil fiel natürlich auch das Poststadion aus, wenn auch nur von der Haupttribüne aus zu bewundern. Die gefiel mit ihrem hölzernen Dach und den alten Pfosten im vorderen Bereich, während die unüberdachte Gegengerade mit ihren flachen Sitzreihen ebenfalls was her machte. Die Stehkurve samt Marathontor dürfte den jüngsten Part der Anlage darstellten, die derzeit für genau 10.000 Zuschauer ausgelegt ist. Direkt hinter den Zäunen erkennt man allerdings die wahre Größe des ehemaligen Koloss. Sowohl hinter der rechten Kurve, der Gegengeraden als auch in der kompletten linken Kurve markiere verrostete Wellenbrecher die ehemaligen Traversen, die heute komplett von der Natur zurückerobert wurden. Sogar Bäume stehen nun da, wo in den 30er Jahren bis zu 55.000 Zuschauer einmal Platz fanden. Schön, dass der Zustand zumindest so erhalten blieb und die Wälle nicht wie anderswo einfach abgetragen wurden.

Zum Blick auf das wunderschöne Rund gesellten sich wenig später noch ein eiskaltes Berliner Kindl sowie eine absolut empfehlenswerte Sucuk im Fladenbrot. Daumen hoch für die Verpflegung! Auf den Rängen kamen letztlich genau 516 Zuschauer zusammen, also kurz vor ausverkauft. Darunter dürften bestimmt 200 Gäste gewesen sein, die sich am linken Rand der Tribüne breit machten und sich sporadisch, dann aber auch lautstark, bemerkbar machten. Mehr als ein paar Gesänge nach Chancen sollten es zwar nicht werden, davon gab es dann aber wiederum einige. Denn die Gäste, für die ein in der Heimat bekannter Maximilian Oesterhelweg seit dieser Saison die Schuhe schnürt, lieferten eine wirklich starke Leistung ab. Viel Kampf, gute Pässe und mitunter Traumtore, Distanzkopfbälle und Lupfer inklusive.

Drei Hörnchen fing sich der BAK in Halbzeit eins, ehe er eine halbe Stunde lang im zweiten Durchgang wieder auf Augenhöre auftrat. Wirkliche Chancen spielten sich die Rot-Weißen aber keine raus, öffneten dabei aber Räume für Konter. Nach dem umjubelten vierten Treffer für die Gäste, bei dem sich genannter Maxi Oesterhelweg außen durchsetzte und eine wahre Traumvorlage gab, kamen die Gastgeber durch einen Elfer immerhin noch einmal ran. Jena kannte aber kein Erbarmen und stellte Minuten später den alten Abstand wieder her. 1:5 hieß es am Ende einer großartigen Partie, zumindest für den neutralen Fussball-Touristen oder eben jene, die es mit dem Team aus Thüringen halten. Nach der Jubelfeier der Gästefans setzten wir einen Haken an die Sache und stürzten uns wieder in den Trubel der Innenstadt.

Ein weiterer Kick war derweilen nicht mehr drin, dafür erkundete man mit Mikkeller eine altbekannte sowie mit dem Dolden Mädel und dem BRLO Brwhouse zwei neue Anlaufstätten für geiles Bier in Berlin. Kann ich alle drei jedem empfehlen, der gesteigertes Interesse an Craft Beer besitzt oder eben mal was Neues ausprobieren will. Dazu gönnte man sich natürlich noch in den typischen Vierteln an der Warschauer Straße, im Bergmannkiez in Kreuzberg oder eben am Prenzlauer Berg besten Gemüsedöner und anderes, geiles Futter.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Nach vier Tagen war der Spaß dann auch schon wieder vorbei und die Bahn setzte uns, mit haushaltsüblicher Verspätung und unfreiwilligen Umstiegen, im Frankfurter Umland ab.