07.08.2020
13. Spieltag Virslīga
Riga FC - FK Jelgava
Skonto stadions
Endergebnis: 3:0 (2:0)
Zuschauer: 800
Fotoalbum
Mit ertönen des Schlusspfiffes im Daugavas stadions nahm man die Beine in die Hand und lief schleunigst gen Hauptstraße. Nach erfolgloser Taxi-Suche (ja, die Bolt-App hätte geholfen) sollte es schließlich per Bus zurück ins Zentrum gehen, der die Strecke in überraschend respektabler Zeit meisterte. An eine Ankunft noch vor Anpfiff war bei einem Zeitfenster von gerade mal zehn Minuten sowieso nicht zu denken, aber was solls. Wann bekommt man schon die beiden wichtigsten und größten Stadien Rigas, bzw. ganz Lettlands sonst an einem Wochenende zu Gesicht?
Raus aus dem Bus, ging’s im Stechschritt die Straße entlang bis hin zu den bereits hell leuchtenden Flutlichtern des Skonto stadions. Witzigerweise direkt hinter unserem Hotel, sodass man die Tribüne samt Flutlichtmasten quasi jeden Tag zu Gesicht bekam. Fix ging’s nun zum Eingang der Haupttribüne, wo noch einige weitere Fussballinteressierte mal entspannt, mal hektisch eintrudelten. Anscheinend gab’s Probleme mit dem Ticketkauf, den wir auch in diesem Falle durch die nur wenige Tage vorher georderten Online-Tickets umgehen konnten. Sieben Taler wurden hierbei für den Block E fällig, quasi auf Höhe der Mittellinie.
Die Plätze nahm man schließlich unter wachsamen Augen der Ordner, die sehr erpicht auf die Abstandsregeln und freien Sitzreihen waren, zur 15. Minute ein. Durchschnaufen, wir haben’s geschafft. Leider aber das erste Tor für den Gastgeber, den Riga FC, verpasst. Sei’s drum, da wird schon noch was fallen. Die Blicke schweiften nun durch das deutlich besser gefüllte Stadion als noch beim Kick zuvor. Genau 800 Schaulustige ließen sich auf den zweieinhalb Rängen nieder, was immerhin knapp zehn Prozent der maximal zulässigen 8.087 markiert.
Das Stadion an sich wirkte direkt um einiges enger als das Daugavas stadions, fast schon im englischen Stil. Neben der überdachten Haupt- und Gegentribüne ist da besonders die ebenfalls überdachte Hintertortribüne hervorzuheben, die aufgrund der direkt angrenzenden Skonto Halle nur zur Hälfte gebaut werden konnte. Hinter dem anderen Tor herrscht gähnende Leere, sprich beste Sicht auf einen Parkplatz als auch die dahinterliegenden Wohnblöcke. Bei internationalen Spielen steht hier auch schonmal eine extra Stahlrohtribüne. Ansonsten insgesamt ein ansehnliches und wiedermal buntes Rund, was in seiner jetzigen Form auch erst seit 2000 existiert.
Noch jünger ist der derzeitige Mieter, der Riga FC. Natürlich ein klangvoller Name so als Hauptstadtclub, allerdings existiert der Verein erst seit 2014 und kickt seit 2016 im lettischen Oberhaus. Dabei profitierte der RFC offensichtlich von der Pleite des lettischen Rekordmeisters Skonto FC, welcher im Dezember 2016 aufgrund massiver Zahlungsschwierigkeiten aufgelöst werden musste. Das einzige Überbleibsel des Vereins, der zwischen 1991 und 2004 14 seiner 15 Meisterschaften am Stück gewann, ist der noch bis heute verbliebene Stadionname. Und irgendwie auch die Tatsache, dass sich der junge Club bereits zum größten Zuschauermagnet des Landes avancieren konnte.
Entsprechend bildete sich fix eine Art harter Kern, der sich abgekapselt und ebenfalls mit viel Abstand hinterm Tor positionierte. Optisch definitiv ansprechend, wartete der Haufen mit ausgelegten Blockfahnen mit Stadtwappen, diversen Schwenkfahnen sowie Zaunfahnen auf. Dazu fanden ganze drei Trommeln den Weg ins Stadion, sodass gefühlt jeder der Anhänger ständig irgendwas in der Hand hielt. Da hörte die eigene Begeisterung allerdings auch wieder auf, denn das akustische Repertoire bestand aus ganzen drei Schlachtrufen aus „Riga“ und Trommelrhytmen. Der Rest war schlichtweg Lärm. Gut, die sichtlich angetrunkenen nackten Plauzen am Zaun waren dann doch amüsant mitanzusehen.
Gäste reisten auch ein paar vom gar nicht so weit entfernten Jelgava an, machten sich allerdings nur ein paar Mal durch Rufe des Stadtnamens bemerkbar. Ein paar Fahnen samt aufgespannter Blockfahne gabs aber auch noch. Sportlich wurde hier deutlich bessere Kost serviert, vom reinen Stellungsspiel der Hausherren bis hin zu überlegten und einstudierten Angriffen. Da war deutlich mehr System erkennbar als bei allen anderen Mannschaften. Entsprechend wird sich der RFC wahrscheinlich auch in diesem Jahr durchsetzen und die nunmehr dritte Meisterschaft in Folge einheimsen. Da sag noch jemand, nur in Deutschland ist die Liga langweilig und vorhersehbar…
Ein Törchen fiel noch vor dem Pausentee, bevor der Stadion-DJ an seinem Mischpult am unteren Ende der Haupttribüne die Massen so richtig einheizte. Oder es zumindest versuchte. Dabei machte er auch nicht vor dem überschwänglichen Einsatz der Nebelmaschinen halt, die für gewöhnlich mit zur „Tor-Show“ gehören. Entsprechend fanden diese auch nochmal in der Schlussphase nach dem sehenswerten dritten Treffer für die Hausherren Einsatz. Am Ende gelang den Gästen keine Überraschung und der Favorit setzte sich wie erwartet deutlich durch. Wir machten uns derweilen noch an die Verköstigung des Stadionfutters, welches unter anderem mit weichen Pizzastücken aufwartete. Was anderes sollte es allerdings nicht mehr geben, da in ganz Riga keine Speisen mehr nach 22 Uhr verkauft werden durften. Scheiß Corona…
Da eh nix mehr ging, schnappte man sich noch was zu trinken und verkrümelte sich für den restlichen Abend aufs Hotelzimmer. Glücklich war man trotzdem, denn der Doppler klappte ohne große Probleme.