Regionalliga: SV Viktoria Aschaffenburg – SV Wacker Burghausen

07.03.2020
23. Spieltag Regionalliga Bayern
SV Viktoria Aschaffenburg - SV Wacker Burghausen
Stadion am Schönbusch
Endergebnis: 1:2 (1:1)
Zuschauer: 1.078 (ca. 70 Gäste)
Fotoalbum

Nachdem uns der Jahresstart bis dato auf die größeren Bühnen des Landes führte, freute man sich umso mehr auf das erste lokale Wochenende mit zwei Spielen um die Ecke. Den Auftakt bildete dabei mit Aschaffenburg zwar ein Regionalliga-Match und damit nicht unbedingt der reine Amateurfussball, doch bei der Ansetzung gegen Burghausen musste man in der aus Fansicht äußerst tristen Regio Bayern nicht lange überlegen. Bisher sollte man es nämlich noch nicht in die Nachbarstadt schaffen, die durchaus einen erwähnenswerten Traditionsverein beheimatet.

So kickte die Viktoria vor allem in den 40ern und 50ern lange Zeit im deutschen Oberhaus, schaffte es in den 80ern wieder für drei Spielzeiten in die 2. Bundesliga und stand sogar einmal im Viertelfinale des DFB-Pokals. Damals noch für den hessischen Verband unterwegs, folgte erst im Jahr 2012 der Wechsel nach Bayern, um im damals neustrukturierten Ligabetrieb in der Regionalliga antreten zu dürfen. Hier fristet der SpVA derzeit ein Leben als Fahrstuhlmannschaft zwischen der Bayernliga und der Viertklassigkeit. Aktuell stehen die Zeichen aber mit einem fünften Tabellenrang auf Klassenerhalt.

Die lange und erfolgreiche Historie des Clubs schlägt sich natürlich auch im Stadion am Schönbusch wieder, in welchem zu damaligen Derbys gegen den Club auch gerne mal 18.000 Schaulustige die Ränge säumten. Dabei wird an dieser Stelle schon seit 1909 nahezu ununterbrochen gespielt, was das Stadion zu einem der ältesten des Landes macht. Aktuell bietet die Bude genau 6.620 Zuschauern Platz und hat durch all die Umbauten nur noch wenig mit dem damaligen Rund zu tun. Kurios: Im Zuge des Umbaus zu einem zweitligatauglichen Stadion Anfang der 90er musste der Platz aufgrund der bayerischen Schlösser- und Seen-Verordnung um 90° gedreht werden, damit die vorgesehene Flutlichtanlage nicht die Sichtachse zwischen zwei Schlössern beeinträchtigt. So wurde aus den beiden Haupttribünen nun die Hintertortribüne.

Doch der sportliche Erfolg blieb aus, weshalb die Ausbauarbeiten kurzerhand eingestellt wurden. Ein Flutlicht existiert noch heute nicht, während der Verein zumindest Ende der 90er eine provisorische Stahlrohtribüne als Haupttribüne bekam, welche noch heute existiert. Der große Rest der Anlage bekam immerhin Stehränge mit zwölf Stufen. Hat was!

Nach keinen zwanzig Minuten Anfahrt bekam man das schicke Stadion für 9 Taler zu Gesicht. Dabei pflanzte man sich auf die lange Stehgerade, den Block I, in Höhe der Mittellinie und hatte so perfekte Sicht auf Rasen und Ränge. Und auch kulinarisch wusste die Viktoria mit augenscheinlich handgemachten Frikadellen im frischen Brötchen zu überzeugen. Mit 2,50€ zudem mehr als moderate Preise. Gestärkt konnte der Kick nun losgehen, wobei sich zunächst beide Fanseiten bemerkbar machten. Auf Aschaffenburger Seite waren schonmal einige Zaunfahnen vorzufinden und selbst eine große Schwenkfahne und zwei Trommeln fanden zu Beginn Verwendung. Nach einem „Macht sie platt, schießt sie aus der Stadt!“ war der Haufen Normalos allerdings schnell wieder ruhig und ließ höchstens nach Chancen oder bei Ecken durch ein paar Trommelschläge von sich hören.

Da gefiel der abgetrennte Gästeblock hinterm Tor doch deutlich besser. Etwa 70 Gäste nahmen die mit 450 Kilometern weiteste Auswärtsfahrt in diesem Jahr auf sich. In der aktuellen Situation, in der sich Wacker als Firma und auch als Verein befindet, mehr als respektabel! Das Groß der Anhänger formte dabei hinter der „Black Devilz“-Zaunfahne einen ansehnlichen Mob, der von Beginn an mit Schwenkfahnen, Doppelhaltern und einer kleinen Schnipsel-Choreo gefiel. In der 5. Minute folgte sogar noch eine Pyroshow aus weißem Rauch und einigen Blinkern, die allerdings vom starken Wind viel zu schnell von dannen geweht wurde. Dennoch ein schickes Bild, was sich auch in den kommenden 90 Minuten bestätigte.

Beständiger Tifo-Einsatz, Klatscheinlagen mit hoher Mitmachquote und ein allgemein akustisch guter Auftritt, der weit über den eigenen Erwartungen lag. Wirklich stark, vor allem in der Tristesse der Regio Bayern! Spruchbänder gab es dann auch noch. Zum einen für das 13 jährige Bestehen der Black Devilz („Heute kann es regnen, stürmen oder schneim – Seit 13 Jahren Morssln, Grantln, Speim!!“ – Für Übersetzungen wäre ich dankbar) sowie zur aktuell fast schon unausweichlichen Debatte („Kollektivstrafen: Genauso sinnlos wie“ – „Versprechen des DFB – Rainer Koch – Dietmar Hopp – Stadionverbote – Mario Basler“).

Sportlich entwickelte sich zunächst ein flotter Kick, bei dem die seit 1989 bestehende Anzeigetafel bereits in der 4. Spielminute das 1:0 für die Hausherren anzeigte. Mit Blick auf die tabellarische Situation, in der der 5. gegen den 13. antrat, der vermeintlich frühe Fingerzeig des Favoriten. Doch das folgende, kopflose Gegurke hatte mit Fussball wenig zu tun. So erstolperte sich Burghausen vor der Pause höhere Spielanteile und erzielte folgerichtig den Ausgleich, nur um wenige Minuten später einen mehr als fragwürdigen Elfmeter zu verschießen. Fazit der ersten Hälfte: Die ersten und die letzten fünf Minuten hätten dem neutralen Beobachter in Sachen Highlights definitiv gereicht.

Da auch der zweite Durchgang trotz ansehnlichem Geläuf ohne Fussball stattfand, folgt direkt der Sprung in die 80. Minute. Denn da schaffte Wacker zum gefühlt ersten Mal in der laufenden Partie einen Pass über mehr als zwei Stationen an den Mann zu bringen, was prompt das 1:2 und damit ein gedrehtes Spiel zur Folge hatte. Emotionaler Torjubel nun vorm und im Gästeblock, wobei durch die an den Zaun stürmenden Anhänger augenscheinlich die Gruppenfahne der Black Devilz in Zwei Teile gerissen wurde. Der Lappen wurde zumindest direkt eingepackt, die Mannschaft aber dennoch bis zum Schlusspfiff und darüber hinaus gefeiert. Alles in Allem stand ein nicht unverdienter Auswärtssieg zu Buche, auch wenn die individuelle Spielqualität, die horrende Zahl an Fehlpässen und die vergebenen Chancen einem Krampf gleich kamen. Aber was solls, so ist Fussball auch manchmal.

Unter den Gesängen der feiernden Gästefans stapften wir schließlich wieder nach Draußen und statteten im Anschluss noch der Innenstadt einen kleinen Besuch ab. Insbesondere die kleinen Gassen der Altstadt und das Schloss Johannisburg machten echt was her, während es sich in den Seitengassen der Fußgängerzone bei sommerlichen Temperaturen bestimmt gut aushalten lässt. Leider hatten die vielen kleinen Cafés und Restaurants bereits geschlossen oder waren wahlweiße überfüllt, weshalb man sich letztlich in der Brauerei Schlappeseppel niederließ.

Hier gibt’s weitere Bilder!

Auch keine schlechte Entscheidung, denn sowohl das kalte Bier als auch die feinen Schnitzel umsäumten unsere Gaumen. Empfehlung ausgesprochen, das kann man sich ruhig mal geben! Der perfekte Kurztrip endete schließlich mit der Rückfahrt ins heimische Rodgau.