07.12.2019 14. Spieltag Bundesliga SC Freiburg - VfL Wolfsburg Dreisamstadion Endergebnis: 1:0 (0:0) Zuschauer: 23.800 (ca. 800 Gäste) Fotoalbum
Das Freiburger Dreisamstadion gehört mit Sicherheit zu den Stadien, die man als Normalsterblicher (bzw. Nicht-Mitglied) am schwersten im deutschen Profifussball zu Gesicht bekommt. Mit Blick auf die baldige Eröffnung der neuen Arena und der aktuell sehr erfolgreichen Mannschaftsleistung quasi ein Ding der Unmöglichkeit, mal den teuren Weg über die Mitgliedschaft oder VIP-Tickets ausgeklammert. Dennoch versuchte man es im Laufe des Jahres an quasi jedem Spieltag bzw. fieberte den zukünftigen Ansetzungen entgegen.
Ende Oktober schließlich die kleine Hoffnung: Freiburg sollte samstags gegen Wolfsburg spielen, während die SVE sonntags bei der Zweiten des Sportclubs gefordert war. Das passt doch perfekt! Schnell auf die Website geschaut und direkt die Ernüchterung: Ausverkauft, kein freier Vorverkauf. Perfekt. Einen Tag wartete man nun, ehe man der Wolfsburger Website einen Besuch abstattete. Und siehe da: Hier gibt’s, auch ganz ohne Registrierung oder Mitgliedschaften, Sitzplatztickets für den Kick. Hm, ist aber natürlich im Gästeblock, was grundsätzlich nicht mit meinen Überzeugungen und Standards vereinbar ist.
Aber es passte einfach zu perfekt und schien wahrlich die letzte Chance, wenn man sich die verbliebenen Heimspielgegner der Saison anschaute. Scheiß drauf, einen Tag hat man eh schon gewartet, also schnappt man die Karte auch keinem weg. Ein paar Minuten später wanderten die Tickets zu über 40 Tacken pro Nase in den Warenkorb und nur einen Tag später in den Briefkasten. Es steht fest: Wir fahren endlich an die Dreisam! Die spätere Hotelsuche gestaltete sich dann, der Adventszeit sei Dank, wiederum schwierig. Am Ende entschied man sich für das Ibis Budget am südlichen Stadtrand, mit knapp über 60€ im Vergleich noch moderat bepreist. In den Vorwochen fragten noch zwei Moskauer Kollegen zwecks Mitfahrt an, wobei deren Motivation eher dem Besuch einer, bzw. zweier neuer Städte lag als auf dem Fussball. Passt, mit mehr Leuten macht’s auch mehr Spaß!
Die Folgewochen vergingen fix und die Vorfreude auf den Besuch des Breisgaus stieg. Freitags schnell für eine Nacht gepackt, sammelte man am frühen Samstagmorgen auch schon die Bekannten im Zentrum Offenbachs ein. Die folgenden drei Stunden tourte man die A5 gen Süden, schmiss die Mitfahrer am schicken Wellness-Hotel raus und stand wenig später vor der eigenen, spartanischen Unterkunft. Allerdings vor geschlossenen Türen. Kein Check-In vor zwei, na toll. Daher ließ man den ganzen Kram im Auto und trabte gen nächster Tram.
Mit Selbiger ging’s nun kurz in die Innenstadt. Mit etwas Futter to Go schlenderte man entlang der schönen Gassen gen Markthalle und Zentrum. Zuletzt schaute man an gleicher Stelle vor sieben Jahren vorbei, für meine bessere Hälfte war es gar das erste Mal. Einfach eine schöne Stadt, die insbesondere durch ihre schöne Architekturen sowie den unzähligen, kleinen Bächen in den Straßen glänzt. Kann man gut aushalten hier, noch besser aber im Sommer. Etwa eine Stunde vor Anpfiff quetschte man sich in eine übervolle Tram und fuhr ein gutes Stück gen östlichem Stadtrand. Die letzten Meter legte man per Pedes durch ein Wohngebiet zurück, ehe man den von außen unscheinbaren Bau endlich zu Gesicht bekam.
Noch etwas durch der Gegend geschlendert, ging’s letztlich durch die Kontrollen in den Gästebereich. Dort noch die Treppen zum Oberrang erklommen und zwei gute Plätze ausgesucht, dann war die Freude und gleichzeitige Erleichterung über den Anblick des Stadions groß. Nettes, kleines Teil! Ungewöhnlich dabei, dass jede der vier Tribünen dann doch ganz anders ausfällt. Angefangen beim kleinen Hintertorblock, auf dem sich die aktive Szene niederlässt, zieht sich die Haupttribüne zu unserer linken Seite. Die Gegentribüne fällt zu unserer Rechten am größten aus und wirkt noch recht neu, während unsere Hintertortribüne die einzige mit zwei Rängen darstellt.
Unten Stehplätze mit bekanntem Gästeblock in der Kurve, oben Sitze. Für mich nun auch verständlich, warum der Gästeblock in Freiburg zu den Schlechtesten des Oberhauses zählt. Viel zu klein und einfach in die Ecke gequetscht. Ebenfalls Negativ sind die ganzen Stützen im Stadion, die größtenteils am vorderen Ende der Tribünen montiert sind und somit quasi überall die Sicht versperren. Dennoch unterm Strich eine nette Bude bei der man einfach hofft, dass Sie nach der Fertigstellung des Neubaus nicht irgendwelchen Wohnhäusern weichen muss.
Wie zu erwarten füllten sich die Reihen bis Anpfiff ordentlich. Am Ende war der Heimbereich komplett ausverkauft und einheitlich mit ausgegebenen rot-weißen Weihnachtsmützen bestückt. Im Gästeblock klafften dagegen vor allem im Oberrang große Lücken. Fürs Gewissen auch ganz gut: Karten gab’s wohl auch noch am Spieltag, man schnappte folglich keinem Wolfsburger irgendwas weg. 800 Grün-Weiße sollen es am Ende gewesen sein, wobei sich, vor allem in unserer Nähe im Oberrang, auch noch etliche Freiburger untermischten. Hätte ich jetzt mit ein paar mehr Leuten gerechnet, aber die Distanz ist nunmal auch nicht ohne.
Der spätere Support war entsprechend ebenfalls geprägt von Höhen und Tiefen, wurde aber insgesamt ausschließlich vom Unterrang getragen. Da man mit der eigenen Position hinter dem Stimmungszentrum nicht unbedingt alles mitbekam, verbietet sich hier natürlich ein Urteil. Doch gerade in der ersten Hälfte ging nicht wirklich viel. Erst im zweiten Durchgang war ab und an mehr Zug drin und der Großteil des Stehbereichs stieg in die bekannten Gesänge mit ein. Bäume wurden zwar keine ausgerissen, doch hörbar war der Haufen allemal. Auch das Tifo ging mit einigen Schwenkern und Doppelhaltern klar. Kurios dabei die Konstruktion für Zaunfahnen am oberen Ende des Gästeblocks, bei dem Stahldrähte per Kurbel herabgelassen und wieder hochgezogen werden, um zwei Reihen an Zaunfahnen zu befestigen. Nette Idee!
Bezüglich des Heimbereiches hatte man derweilen keine großartigen Vorstellungen, zumal man die Breisgauer überhaupt erst zwei Mal auswärts zu Gesicht bekam. Dafür überzeugte der Haufen hinterm Tor von Beginn an. Viele Klatsch- und Hüpfeinlagen machten einen guten Eindruck und das melodische Liedgut war vor allem jederzeit hörbar. Dazu noch einige Schwenker und Doppelhalter für die Optik, gepaart mit einer schönen Schalparade zu Beginn. Der Rest des Stadions zeigte sich eher lethargisch und stieg nur selten in die Gesänge mit ein. Manche Momente richtig stark, in anderen wurde es aber auch mal leise. Dennoch ein solider Auftritt beider Seiten, wobei uns persönlich der Freiburger Auftritt des Liedgut willens doch etwas besser zusagte.
Letztlich galt dem Geschehen auf den Rängen auch der größte Teil der Aufmerksamkeit, denn dem Gegurke auf dem Rasen konnte man fast nicht zusehen. Keine wirklichen Chancen in neunzig Minuten. Bezeichnend fiel das Tor des Tages in der 85. Minute durch einen direkt verwandelten Freistoss für Freiburg. Schon ein Hammerteil, was das Stadion beben ließ. Krasser Torjubel auf die Melodie der Hermes House Band! Plötzlich war hier richtig was los und die lauten Gesänge hallten bis zum Schlusspfiff in den Nachthimmel. Da von Wolfsburger Seite auf dem Rasen nichts mehr kam, respektive einige klare Dinger verstolpert wurden, blieb es am Ende beim Freiburger Sieg im Rumpelkick.
Beide Mannschaften holten sich vom eigenen Anhang noch etwas Applaus ab, während es für uns recht fix wieder nach draußen ging. Denn mit der Tram brauchte es dann doch eine ganze Weile, ehe man am früh gebuchten Tisch im lokalen Restaurant „Sichelschmiede“ eintrudelte. Dort traf man sich wieder mit den Weggefährten und labte sich am regionalen Bier und allerlei Breisgauer Köstlichkeiten. Im Anschluss schaute man noch auf dem Weihnachtsmarkt vorbei, bevor es am Ende zu den jeweiligen Hotels ging. Endlich eingecheckt, lud man noch schnell den Kram aus dem Auto und fiel ins gar nicht mal so weiche Bett.
Geschafft! Man war im Dreisamstadion. Die Freude wich dabei aber fix der Müdigkeit, welche das kurze Ringen fix gewann. Die Mütze Schlaf war aber mal wieder notwendig, denn auch der nächste Tag hielt ein straffes Programm parat.