On Tour 2019: Prag

Auf dem Weg in die goldene Stadt

Da das Osterwochenende für uns die ersten vier zusammenhängenden freien Tage des Jahres bedeuteten, stand eigentlich nie wirklich zur Debatte, dass man das Ganze ausgiebig nutzen müsse. Daher startete die Planung bereits Ende Januar mit der Auslotung möglicher Ziele, Flug- und Zugkosten, Übernachtungsmöglichkeiten und so weiter. Entscheiden sollte man sich schließlich fix, und zwar erstmal unabhängig vom „wie“. Prag sollte es werden, zumal sich der letztmalige Besuch zum bereits dritten Mal jährte.

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Witzigerweise war es auch 2016 um Ostern, als man die Stadt an der Moldau zum ersten Mal erkundete. Auch die Tatsache, dass man damals leider kein Spiel mitnehmen konnte (bzw. die Ansetzung des einzig möglichen schlichtweg verpennte), wurmte noch immer. So stand die Entscheidung früh fest: Es geht nach Prag! Auch sportlich sollte einiges möglich sein, zumal die Paarungen der ersten Liga (allerdings noch ohne fixierten Anstoßzeiten) Heimspiele für Sparta, Bohemians und Dukla vorsahen. Dazu kam noch allerhand Mögliches in den Ligen zwei bis vier, was eine immense Vorfreude auslöste.

Da man selbige auch gerne Teilen wollte und man sich in Bezug auf Pivo und Klobasa einiges vornahm, rekrutierte man noch fix Kumpel Kev und finalisierte schließlich die Planung mit der Buchung eines netten AirBnBs in Strašnice im Bezirk Prag 10. Für die Anreise musste derweilen das Auto herhalten, da sich weder eine Anreise per Flugzeug, Fernbus oder Zug zeitlich oder finanziell lohnte. Mit fünf Stunden pro Strecke (ab Frankfurt) auch kein allzu großes Problem. Die dafür benötigte und vorher erworbene Vignette aus dem Onlineshop erreichte uns immerhin beim zweiten Versuch und fand den Weg an die Windschutzscheibe.

So vergingen die Wochen bis zum Start der Tour, ehe die endlich fixen Spieltermine gut zwei Wochen vor Abfahrt die Euphorie zunächst gehörig ausbremsten. Was man bei der anfänglichen Planung nicht bedacht hatte: Es sollte der 29. und somit vorletzte Spieltag der regulären Saison anstehen. Heißt im Klartext: Alle Spiele der ersten Liga parallel. Man schaute zwar auf das vergangene Jahr und fand heraus, dass keine zwei großen Vereine der Stadt für gewöhnlich gleichzeitig zu Hause spielen, allerdings war Ostern 2018 nunmal etwas früher. Pech und dumm.

Was solls, dann wird’s eben mehr in unteren Ligen geben… Denkste! Auch hier vieles parallel oder zu den ungünstigsten Zeiten. Schlussendlich entschied man sich für das Heimspiel Spartas als Hauptkick am Sonntag, ein Spiel von Vyšehrad auf einem Sportplatz ohne Ausbau Samstagmorgens um kurz nach zehn (damit an diesem Tag überhaupt die Kugel rollt) sowie für das Heimspiel von Admira in der vierten Liga, welches bereits freitags (also am Tag unserer Anreise) um zwei Uhr starten sollte. Daher blieb zwangsläufig genügend Zeit für ausgiebiges Sightseeing. Kann man nunmal nicht ändern, muss man mit leben.

Die Enttäuschung wich nach einigen Tagen aber dennoch großer Vorfreude, mit welcher man Freitagmorgens auch schließlich die Karre mit den Rucksäcken und sonstigen Sachen belud. Überpünktlich sollte auch Kev eintrudeln, der aus dem Saarland schonmal knappe zwei Stunden abspulen musste, ehe es für uns zu Dritt nun über die Autobahn gen Osten ging.

Gänzlich ohne Staus oder sonstiger Verzögerungen spulte man die Strecke über Würzburg und Nürnberg runter, machte eine kurze Frühstückspause und fuhr schließlich die „Via Carolina“ entlang bis nach Prag. Dort sollte es nicht zuerst zur Bleibe, sondern direkt zum ersten Kick gehen. Dieser fand in Prag 8, genauer gesagt im Stadtteil Kobylisy statt, was nochmal eine komplette Durchquerung der Stadt mit sich brachte. Dabei schaffte man es, sich im extrem unübersichtlichen und verzweigten Straßengeflecht nur einmal zu verfranzen, weshalb man insgesamt überraschend pünktlich am Stadion eintraf.

Dort fand das Fahrzeug einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Eingang, während die Uhr noch eine gute Stunde bis Anpfiff verkündete. Passt ja wunderbar, denn Geld brauchte man ja auch noch. Da entschied man sich schon sehr früh gegen eine Beschaffung tschechischer Kronen in der Heimat und mied ebenso die dubiosen Wechselstuben an der Grenze und in der Stadt. Für einen Tagestrip normalerweise ganz ok, aber für drei Leute und vier Tage summieren sich ein paar Prozent Gebühren dann doch. Somit entschied man sich für die (zugegebenermaßen vielleicht nur in unserem Falle) günstigste Variante und suchte den nächstbesten Geldautomaten auf, schob die goldene Mastercard hinein (Reiseversicherung, yay!) und zog 3000 Kronen (also etwa 115€) für den restlichen Tag, bzw. so lange es eben ausreicht.

Dabei bedachte man allerdings nicht wirklich die Stückelung, sodass man wenig später mit einem Tausender und einem Zweitausender bei der in die Jahre gekommenen Kassiererin am Stadion die Tickets ziehen wollte. Bei 40, bzw. 20 ermäßigten Kronen pro Nase (also etwa 80 Cent; wer auch immer da als Schüler durchging blieb mir schleierhaft) ein schwieriges Unterfangen. Glücklicherweise konnte eine nebenstehende Zuschauerin wechseln und man konnte endlich hinein.

Zufälligerweise stoß man nur wenige Minuten später auch noch auf die Brückengänger aus Osnabrück, mit denen man im Anschluss köstliches Pivo und Klobasá verzehrte, sich das nette Spiel gönnte und im besten Sommerwetter, was dann auch schon den ersten Sonnenbrand des Wochenendes ins Gesicht zauberte, die Zeit verlaberte. Mehr zum Spiel findet ihr hier.

Nachdem der Spielbesuch schonmal erfreulicherweise klappte sollte es nun zur Unterkunft gehen. In einer erstaunlichen viertel Stunde ging es nun in die Počernická nach Strašnice, gelegen in Prag 10, etwas östlich der Innenstadt. Mit der frühen Ankunft hatten sowohl wir als auch unsere Gastgeberin Jitka nicht gerechnet, die demnach noch nicht auffindbar war. Da man sich nicht unbedingt sinnlos die Beine in den Bauch stehen wollte, gings fix zum nächstgelegenen Supermarkt, wo zwar keine der 2 Liter Bierbomben in den Kofferraum wanderten, dafür aber allerlei Dosen unterschiedlichen Gebräus sowie ein paar weitere Zutaten für ein ausgewogenes Frühstück für die folgenden Tage.

Danach gings wieder zurück, wo man wenig später auf Jakob, den Sohn der Vermietrin traf. Dieser führte uns hinauf in den höchsten Stock des recht neu wirkenden Wohnkomplexes, wo sich eine wahre Traumbude vor unseren Augen auftat. Schicke Räume, ein Balkon mit grandiosem Blick und viel Platz hatten schon was von einem Penthousefeeling, während die zu 100% von IKEA stammende Einrichtung etwas kontraproduktiv rüberkam. Dennoch, zu Dritt für 75€ ein Schnapper, vor allem zu Ostern. Geiles Ding!

Nachdem man alles hochschleppte und auch das Auto seinen Schlafplatz in der hauseigenen und im Preis mitinbegriffenen Tiefgarage fand, gönnte man sich zunächst eine kleine Pause und zischte die erste Dose des schmackhaften Gesöffs. An das vorrangegangene sehr gute „Holba Premium“ im Stadion kam das nun verkostete „Argus Strong“ aber nicht wirklich ran. War eben ne Lidl-Plörre.

Ausgeruht und voller Tatendrang gings nun per Pedes in Richtung U-Bahn. Die nächstgelegene Haltestelle erreichte man mit Želivského in gut zehn Minuten, wo man zunächst das 72 Stunden Nahverkehrsticket pro Nase zog. Die schlugen mit jeweils 300 Kronen (etwa 12€) genauso wenig auf den Geldbeutel wie so ziemlich alles andere in Prag auch, obwohl die Stadt mit Sicherheit zu den Teurersten Osteuropas zählt. Mit der A-Linie gings daraufhin erstmal ins zentral gelegene Můstek, also in die Altstadt. Dort eine fixe Runde bis zum alten und neuen Nationaltheater abgelaufen, ehe auch schon die Mägen kurrten und man sich in Richtung des bereits reservierten Tisches begab.

Selbiger befand sich im sehr bekannten U Medvídků in der Altstadt, was nicht nur bei uns eine gewisse Bekanntheit inne hatte. Sprich im Großen und Ganzen eine typische Touri-Falle, die preislich als auch qualitativ aber noch im Rahmen liegt. Kennt man eben, man war schonmal da und man kann damit an einem ersten Abend nicht viel falsch machen. Da man vor Ort noch auf eine lokale Bekannte traf, gestaltete man den restlichen Abend feuchtfröhlich bei Gulasch, diversen Braten und viel Bier. Dabei floss vor allem das für gut befundene (und allseits bekannte) Budvar in Strömen, ehe mit dem „Little Bear“ noch ein hauseigenes Honigbier verköstigt wurde. Ebenfalls schmackhaft! Der lokale Pflaumenschnaps musste dann nicht unbedingt sein, knallte dafür dann auch umso heftiger, was man beim späteren Heimweg spüren sollte.

Mit Metro und, der Faulheit geschuldet, später per Bus gings bis vor die Haustür, ehe man beim Vorhaben um kurz nach Mitternacht nur mal kurz die Augen auszuruhen direkt wegpennte. So endete ein langer, aber auch grandioser erste Tag in Prag mit der Gewissheit, dass an Ausschlafen am Samstagmorgen nicht zu denken war.

Ein unerwartetes Upgrade

Dieser begann folglich mit dem Ertönen des schrillen Alarmtons, welcher uns noch vor acht Uhr hochkantig aus dem Bett beförderte. Eigentlich, denn der Schädel brummte und der Körper war nicht willig die weichen Federn zu verlassen. Aber was muss muss, ist ja schließlich kein Urlaub hier. Zum Frühstück gabs die Mitbringsel vom Vortag und Vorvortag inklusive einer Packung bunter Eier. Weil Ostern. Dazu versuchte man sich mal am bereit gestellten Instantkaffee, oder was auch immer das war. Gesund schmeckte es jedenfalls nicht, wie Kaffee schonmal gar nicht. Da half weder der geschmacklose Würfelzucker noch das angebliche Milchpulver, was aus Gründen eine salzige Note hinterließ. Würg.

Da der Kick des Tages schon um Viertel nach Zehn begann, kannte auch die Uhr kein Erbarmen und so machte man sich langsam auf gen Metro. Einen kurzen Umstieg später erreichte man auch schon den Stadtteil Vyšehrad, Namensgeber für den heute zu besuchenden Verein und zeitgleich bekannt für seine große Festung auf einem Hügel an der Moldau. Selbige wollte auch im Anschluss besucht werden, so der ursprüngliche Plan. Doch daraus wurde nichts, da im angepeilten Ground alles außer einem Drittligaspiel stattfinden sollte.

Auf einer wahren Odyssee hechtete man nun zu einem Hotel, organisierte sich eine Mitfahrgelegenheit und erreichte mit dem Stadion Evžena Rošického schließlich den eigentlichen Austragungsort des Spiels. Glück im Unglück, denn so gabs ein ungeplantes Upgrade des Schäbigsten auf den besten Ground der Tour! Kann man mit Leben! Einen ausführlichen Bericht zum Spiel findet ihr hier.

Wenn der Spielbesuch einen negativen Beigeschmack hinterließ, war es die völlige Abstinenz der kulinarischen Verpflegung. Keine mit hoher Vorfreude verbundene Klobasá, keine Snacks, nichts. Nur Wasser und Cola, noch nicht mal Bier. Schwach. Daher grummelten die Mägen beim Verlassen der Anlage gehörig, was in der sofortigen Suche nach einem geeigneten Restaurant zwecks Mittagessen mündete. Doch zuvor lag noch ein wahrlich dicker Brocken auf dem Weg den Berg hinab, welcher noch genauer begutachtet werden wollte.

Die Rede ist vom Strahov-Stadion, dem ehemals größten Stadion der Welt. Ein Bau unfassbaren Ausmaßes tat sich vor unseren Augen auf, den man an einigen Stellen zu betreten versuchte, letztlich jedoch daran scheiterte. Aber auch so waren die gewaltigen und unendlich langen Tribünen überwältigend, die Blicke durch die geschlossenen Tore ins Innere unglaublich. Und auch die Zahlen zum Bau sind nur schwer vorstellbar. Die vier gigantischen Tribünen umfassen ein Spielfeld von 70.000 Quadratmetern, was in der heutigen Zeit Platz für sechs Fußballfelder, zwei Kleinfelder sowie für die Geschäftsstelle von Sparta Prag bietet.

Ehemalige Kapazität des in den zwanziger und dreißiger Jahren errichteten Monuments? Eine viertel Million Zuschauer. 250.000 Menschen. Unglaublich. Heute komplett baufällig und lediglich für Jugendspiele genutzt, bietet es rein theoretisch Platz für 56.000 Schaulustige und stellt somit noch immer das mit Abstand größte Stadion des Landes. Leider leider leider sollte man selbst nach einer Runde keinen Eingang finden, weshalb man schließlich aufgab und den Weg den Berg hinab antrat. Dort gings noch am alten „Stadionbahnhof“ der Straßenbahn vorbei, der mit seinen drei Gleisen für die Größe der Stadien minimalistischer nicht hätte ausfallen können.

Die Suche nach etwas zu beißen sollte indes nicht lange dauern, da man quasi am Fuße der Auffahrt bereits ein nettes und vor allem günstiges Lokal ausfindig machen konnte. Für weniger als 100 Kronen pro Person (also keine 4 Euro) gabs feinstes Gulasch mit Knödeln, Braten und ein leckeres Fleischgericht mit Dill-Sauce. Dazu Pivo zum Spotpreis, wobei das dort probierte „Gambrinus Originál 10“ zum letztendlichen Geschmackssieger der Tour gekrönt wurde. Daher gabs davon auch ein paar mehr, hehe.

Gesättigt und mit viel Zeit auf der Uhr (das Spiel war ja bereits um 12 zu Ende) sollte nun der touristische Part des Tages anstehen. Dazu ging’s zunächst mit der Tram hinunter zum bekannten Malostranské náměstí, von wo aus der Anstieg zur Prager Burg bevorstand. Bei den sommerlichen Temperaturen doch anstrengender als es vor ein paar Jahren in Erinnerung geblieben war. Oben angekommen erkundete man das größte geschlossene Burgareal der Welt und genoss die unverbaubare Aussicht auf die roten Ziegeldächer der Altstadt. Auch wenn das Ganze touristisch wie erwartet vollkommen überlaufen war, entschädigte der Blick das spätere Geschiebe im Inneren immens.

Danach standen noch der Ehrenhof, ein Blick auf den Veitsdom sowie ein Gang durchs goldene Gässchen auf dem Programm, ehe man das Areal aufgrund der kompletten Überfüllung zeitig wieder gen Innenstadt verlies. Zum Ausruhen gönnte man sich ein Bierchen aus einem lokalen Kiosk (Braník, den Hype darum verstehe ich irgendwie nicht, höchstens mäßig) und sonnte sich ein wenig auf einer Wiese an der Moldau. Nach einer guten halben Stunde brutzelten die Gliedmaßen und erreichten bereits eine Vielzahl an Rottönen, sodass man sich langsam wieder auf zum nächsten Spot machte. Dieser sollte die Pražský orloj, also die berühmte Prager Rathausuhr werden, was man allerdings auf halbem Weg komplett abbrechen musste. Viel zu viel Trubel, viel zu viele Leute.

Da man auf das Geschiebe absolut keinen Bock hatte, gings fix mit der Metro einmal unter der Moldau hindurch auf die andere Seite der Stadt nach Anděl. Dort genoss man die völlige Abstinenz der Unmengen an Touri- und Busgruppen, lief wieder zur Moldau und entspannte abermals beim Blick auf den Trubel auf dem Fluss. Dieses Mal im Schatten, zum Glück. Per Pedes ging’s im Anschluss zum František Palacký Monument, wo man bei einem kleinen Restaurant einkehrte und sich zur Abwechslung mal nen Kaffee genehmigte. Da mittlerweile auch die Mägen knurrten, gabs ne kleine Pizza oben drauf. Hatte man sich nach dem Gewaltmarsch unter der sengenden Sonne auch irgendwo verdient.

Erholt ging es nun an der Moldau entlang zurück zur Altstadt. Unterwegs stattete man dem Palác Žofín (Sophienpalast), bzw. dessen Insel noch eine kurze Stippvisite ab, wobei wie schon die gesamte Tour über die unglaublich schönen Baustile der Stadt ins Auge stachen. Alles aufgehübscht, vieles original und insgesamt sehr stimmig. Da lohnt sich jeder Besuch immer wieder aufs Neue. Nach einigen weiteren Metern des Schlenderns erreichte man schließlich das Atmoska, welches als Ziel für den Samstagabend auserkoren wurde. Die Studentenkneipe in einem Hinterhof, welche nur durch eine versteckte Tür eines Wohnhauses erreichbar ist, überzeugte mal wieder mit gutem Futter und billigem Bier (Kozel Černý Dunkel, sehr zu empfehlen!), wobei vor allem die Kartoffelchips (hergestellt aus dicken, frischen Kartoffelscheiben und demnach recht weich) samt Dips die Gaumen verwöhnten.

Zur Verdauung folgte noch ein typischer Becherovka, ehe es später die nächtliche Národní třída entlang auf den Rückweg ging. Dort schaute man noch kurz am Vagon Pub vorbei, einem bekannten Music Club für kleinere Bands. Grund war die im Laufe des Vorabends aufgeschnappte Ankündigung, dass eine tschechische Rammstein-Coverband auftreten sollte. Beim Blick auf die horrenden Ticketpreise des schon zur Hälfte beendeten Konzertes legte man den Gedanken aber wieder auf Eis, schnappte sich eine Tram und fuhr über Žižkov (am Stadion vorbei) zurück nach Strašnice. Auch an diesem Abend gings ohne Umweg in die Kiste, dieses Mal aber mit dem wohligen Gefühl im Hinterkopf, das uns am nächsten Morgen kein Wecker unsanft aus dem Schlaf reisen sollte.

Zwischen Fangesängen und Pivo im Überfluss

Der Sonntag begann demnach mit erholsamem Ausschlafen und einem entspannten Frühstück. Neben den mitgebrachten Speisen feierte man den Morgen auch gleich mit einer ersten Dose Bier auf dem Balkon (Krušovická Královská 12, ganz gut, vor allem eiskalt in der Morgensonne) und lies den Tag langsam angehen. Später schaute man auch noch bei einem lokalen Supermarkt vorbei, welcher zwar, wie auch an allen anderen Tagen an Ostern, an diesem Tag geöffnet war, allerdings für den Montag geschlossen bleiben sollte. Daher musste der Plan, das ein oder andere an lokalen Spezialitäten mit in die Heimat zunehmen, schweren Herzens über Bord geworfen werden. Obwohl, das restliche Bier war ja auch noch da. Immerhin etwas.

Danach gings mit der Tram wieder in die Altstadt nach Můstek, von wo aus die lokalen engen Gassen erkundet wurden. Danach konnte endlich der Blick auf die Prager Rathausuhr geworfen werden, welche seit unserem letzten Besuch die Farbe von Gold auf Blau-Schwarz-Rot änderte. Gewöhnungsbedürftig… Auch danach schrubbte man wieder einige Kilometer durch die schicken und wenig frequentierten Gassen hinunter und schaute sich noch kurz die Karlsbrücke an, ehe man am Náměstí Republiky schließlich die Tram nahm.

Diese sollte uns eigentlich über den Fluss zum jüdischen Viertel bringen, allerdings schaffte man es tatsächlich sich mit der richtigen Nummer zu verfahren. Aufgrund einer Baustelle bog die Bahn irgendwann links ab, was wir allerdings erst recht spät peilten und somit mehr als überrascht gut vier Stunden vor Anpfiff am Letná eintrudelten. Nach kurzer Überlegung ergriff man die Chance am Schopf und schaute sich das nun noch sehr leere Stadion samt seiner berühmten Wandgemälde an. Viele davon sind mittlerweile verblichen und warten auf neue Farben, andere Strahlen dank des schattigen Plätzchens noch genauso kräftig wie eh und je. Tickets erwarb man indes noch keine, da die Schlangen am einzigen geöffneten Kassenhäuschen doch etwas zu lang erschienen.

Mit einigen Fotos im Kasten verabschiedete man sich endgültig vom ursprünglichen Plan und begab sich auf die Futtersuche. Dabei landete man schließlich im nur eine Tramstation entfernten Gebiet Hradčanská, wo uns die pure Freude darauf in einen lokalen Dönerladen (Super Döner Kebab) trieb. Muss auch mal sein und hat ebenfalls was Landestypisches an sich. Zu Preisen, die auch im deutschen Vergleich nicht ohne sind, konnte Quantität und Qualität gut mithalten, riss uns aber auch gleichzeitig nicht vom Hocker.

Gesättigt ging’s nun ein wenig durch das Viertel Bubeneč, wo man sich, nach einem kurzen Verdauungsspaziergang, eine Kneipe zum Verweilen suchte. Fündig wurde man erst nach einigen Versuchen, da es die überraschend vielen Leute auf den Straßen dank der Hitze in eben jene Etablissements trieb. Letztlich sollte es das Dejvická Sokolovna werden, welche bereits von einer stattlichen Anzahl derer bevölkert wurde, die den Nachmittag genauso gestalten wollten wie wir. Sprich von Schal- und Kuttenträger bis zur Anhängerschaft der sportlichen Ertüchtigung war da so ziemlich alles zugegen.

Einen Platz in einer Ecke fand man dann dennoch, sodass man die nächsten zwei Stunden mal wieder die Bierkarte hoch und runter bestellte. Neu dabei waren das „Kozel Světlý 10“ (ganz gut) sowie das „Master Velikonoční zlatá 13“, was geschmacklich ebenfalls mundete. Leider erwischte man vor lauter Bestellwut mit dem „Birell“ auch ein anti-alkoholisches. Schande über mein Haupt! Trotz aller Gemütlichkeit erfolgte eine Stunde vor Anpfiff der Aufbruch zum kurzen Weg gen Stadion. Zusammen mit überraschend vielen Rot-Blau-Gelben, wohl gemerkt, denn die für Spartaner Verhältnisse überschaubare Saison kostete an den letzten paar Spieltagen, an denen man mal das Zuschaueraufkommen online verfolgte, einiges an Unterstützern. Nicht so an diesem Tag, was man wenig später am Ticketschalter erfahren sollte.

Der ausgesuchte Block war bereits vergriffen, die Nebenblöcke ebenso. Daher gabs Karten für den Unterrang für vergleichsweise günstige 190 Kronen pro Nase, also etwa 7,40 Euronen. Für ne erste Liga aber dennoch ein Schnapper. Voller Vorfreude gings nun hinein ins Vergnügen, wobei sowohl Stadion als auch Fanszene gleichermaßen überzeugten. Letztere vor allem aufgrund der Stimmgewalt und optisch ansprechenden Mitmachquote, und das bei dem Spielverlauf.

Denn die Gäste vom MFK Karviná, seines Zeichens heißer Abstiegskandidat, entschieden das Spiel ohne große Mühen deutlich für sich. Verdiente Pfiffe für den lustlosen Auftritt der Hausherren sollte es am Ende aber dennoch hageln, was den Gesamteindruck des Erlebten aber keines Falls schmälern sollte. Vielmehr stand die Frage im Raum, was hier wohl bei einem Derby in einer sportlich besseren Saison los ist. Mehr zum Spiel findet ihr im Übrigen hier.

Nach dem Kick begutachtete man noch den Letenská pláň (Letna Park) und genoss am Pražský metronom die wundervolle Aussicht auf die (gerade so) Millionenstadt. Wahnsinn, wie viele Blickwinkel hier für immer neue Eindrücke sorgen. Mit dieser Momentaufnahme im Gepäck stand nun der Treppenabstieg zur Moldau auf dem Programm, ehe es über die Tschech Brücke zurück in die Stadt ging. Dort stand mit dem Besuch des „The Pub“ ein weiteres kulinarisches Highlight an, auf das man sich schon den ganzen Tag über freute.

Neben richtig guten Chickenwings stellen die individuellen Zapfanlagen an jedem Tisch nicht nur einen Hingucker, sondern auch eine absolute Besonderheit dar. Kein Warten auf das bestellte Bier, keine Beschwerden über zu viel oder zu wenig Schaum. Mach’s doch einfach selbst! Vom dem Angebot, bei dem man später die exakt verbrauchte Menge auf die Rechnung bekommt, machten wir natürlich überdurchschnittlichen Gebrauch.

Die letztlichen fünf Liter Budvar hätte man zwar irgendwie noch toppen können, allerdings waren auch die Wings viel zu gut zum stehen lassen. Die gröhlenden Gesänge einer anwesenden britischen Touristengruppe zu Wonderwall und Robbie’s Angel bildete gegen Ende die passende musikalische Untermalung, ehe es so langsam wieder auf die Rückreise ging. Per Tram und Metro erreichte man die Unterkunft in unter einer halben Stunde, packte schonmal ein paar Sachen und schlummerte wieder blitzartig ein.

Beim Aufstehen am Montagmorgen fasste man letztlich den Entschluss, die Rückreise deutlich ruhiger angehen zu lassen. Ein ursprünglich angepeilter Kick irgendwo in Bayern wurde daher gestrichen, erstmal in Ruhe gefrühstückt und schließlich ohne Hektik aufgebrochen. Nach kurzem Tankstopp (der Sprit ist in Prag nicht sooo viel billiger als bei uns) ließ man die Stadt an der Moldau hinter sich und düste wieder in Richtung Heimat. Einen kurzen Zwischenstopp samt Mittagessen später und auch dieses Mal ohne nennenswerte Verzögerungen erreichte man schließlich wieder die hessische Wahlheimat im Süden Frankfurts. Für Kev ging es derweilen noch weiter ins Saarland, während bei uns bereits beim Auspacken die Gedanken um den Wecker am nächsten Morgen kreisten. Aber, was soll man sagen? Das wars allemal wert!

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Rückblickend mal wieder eine richtig geile Tour in eine wunderschöne Stadt, die auch viele weitere Besuche verdient. Viel zu viel gibt’s zu entdecken, viel zu viele Speisen zu probieren und viel zu viel Bier zu trinken. Auch das Preisniveau ist absolut zu verkraften. Dazu noch der recht ordentliche Fussball in durchweg schicken Buden mit teils starker Atmosphäre, was einfach Bock auf mehr macht. Daher wird man wohl auch in Zukunft das ein oder andere Mal gen Osten düsen. Lust hätte man auf jeden Fall!