30.03.2019 27. Spieltag 2. Bundesliga SV Darmstadt 98 - SSV Jahn Regensburg Stadion am Böllenfalltor Endergebnis: 1:1 (0:0) Zuschauer: 10.385 (ca. 500 Gäste) Fotoalbum
Das gute alte Bölle. Ein geschichtsträchtiger Ort, nicht nur für den SV Darmstadt. Auch für die SV Elversberg geht dieses Stadion in die Historie ein, fand dort vor fast sechs Jahren das erste Drittligaspiel des Vereins statt. Dies sollte auch den bis dato letzten Besuch meiner Wenigkeit markieren, was es, dank des Umzuges in das unmittelbare Einzugsgebiet, wieder zu ändern galt. Das letzte Wochenende im März sollte es schließlich werden. Logistische Gründe machten eine Fahrt zum Heimspiel der SVE unmöglich, während in der näheren Umgebung nur wenig Schmackhaftes auf uns wartete.
Kurzerhand entschied man sich für das Heimspiel der Lilien gegen Regensburg, was vor allem auch noch mit der für uns günstigen Anstoßzeit um 13.00 Uhr punkten konnte. Da am Bölle aktuell, dank der Großbaustelle, akute Kartenknappheit herrschte, ging man auf Nummer Sicher und bestellte noch fix zwei Karten im Online-Shop. Leider gabs selbige dann nur noch in der hässlichsten aller Varianten: DIN-A4 e-Tickets. Würg. Zum Glück, wie sich später herausstellen sollte, handelte man dabei allerdings richtig, da der Heimbereich kurz vor knapp ausverkauft war.
Am Spieltag selbst erwischte man mit Sonne pur und 20 Grad bestes T-Shirt Wetter, was es vor Spielbeginn noch zu genießen galt. Daher gings recht früh mit dem Auto ins nahe Langen, von wo aus uns die nächste S-Bahn zum Darmstädter Bahnhof brachte. Mit der erstbesten Tram gings weiter zum Luisenplatz in der Innenstadt und dort auf eine kleine Runde zur St. Ludwig Kuppelkirche und zum Staatstheater. Nachdem das obligatorisch erste Eis des Jahres in die Bäuche wanderte, gings per Tram auch schon weiter zum Stadion.
Die Kontrolle schnell hinter uns lassend, enterten wir den insgesamt sehr nach Notdürftigkeit aussehenden Umlauf des Stadions. Viele Baucontainer wurden zu irgendwelchen Gebäuden umfunktioniert, während die Nordtribüne, auf der sich unsere Sitze befanden, von hinten eher wie ne Werkzeugkiste wirkte. Auf dem Weg dahin erwarb man noch fix ein Spieltagsmagazin und unterstützte damit die heimische Szene, ehe es in den gewählten Block N1 ging. Die Plätze in Reihe 4 lagen dabei in der Vollsonne, weshalb ich an dieser Stelle voller Stolz den persönlich ersten Sonnenbrand des Jahres vermelden kann. Aber das nur als Randnotiz.
Das Stadion am Böllenfalltor hat sich indes, gegenüber dem letzten Besuch im Jahr 2013, immens verändert. Die große geile Gegengerade ist, bis auf den nun sehr isolierten Gästeblock, komplett verschwunden. An deren Stelle thronte an diesem Tag zumindest der (nicht mit einem Sponsorennamen verschandelte!) Stadionname in Hollywood-Manier. Die beiden Hintertorseiten zieren nun große, blaue Stahlrohrtribünen, welche schlichtweg auf die alten Stufen gesetzt wurden. An der Haupttribüne hat sich meines Wissens (noch) nichts geändert. Alles nur aufgrund der Auflagen der großen Fussballbühne. Stahlrohr statt altem Beton, dichte Netze statt freier Sicht. Wem’s gefällt…
Immerhin sorgte das Geschehen auf den neuen und alten Rängen für gute Laune. Die Heimszene positioniert sich schon seit einigen Jahren auf der Jonathan-Heimes-Tribüne hinterm Tor, was der Akustik auch in allen Fällen gut tut. Hinter einer sehr schicken Zaunbeflaggung sammelte sich ein guter Mob, der in der Folge durch den beständigen Einsatz von Schwenkern und Doppelhaltern überzeugen konnte. Nur an der Akustik haperte es insbesondere im ersten Durchgang. Während die vom Musikstil her geilen Vereinslieder noch gut durchs weite Rund schepperten, konnte der eigentliche Mob in der Folge nur noch selten zu uns durchdringen.
Hängt aber auch, wie so oft, mit der Platzwahl, der insgesamt recht lauten eigenen Tribüne und der mäßigen Akustik im durch den Ausbau nicht mehr geschlossenen Stadion zusammen. Dennoch, und so ehrlich bin ich, hätte ich mir ein wenig mehr erhofft. Rausreisen konnten es dabei jedoch die anderen Blöcke, wobei insbesondere der rechte Rand der Haupttribüne immer wieder in die Gesänge miteinstieg oder eigene anstimmte. Fokus tatsächlich auf dem englischen Stil, sogar mit Blick auf die Liedwahl. So hallte uns mal ein „Come on you Boys in Blue“ entgegen, während später mit “Allez les Bleus” auch mal in der französischen Gesangstruhe gekramt wurde.
Im zweiten Durchgang wurde das Gesamtpaket, auch spielbedingt, deutlich besser. Vor allem die angestimmten Vereinslieder und Gassenhauer wurden immer wieder vom gesamten Stadion getragen, während sich im Umfeld der Szene deutlich mehr an den Klatscheinlagen beteiligten. Insgesamt gegen Ende hin ein guter Auftritt in einem sportlich nicht ganz so wichtigen Spiel.
Auf der anderen Seite fand dagegen der optische Höhepunkt des Tages statt. Mit den Zaunfahnen an den mittleren Wellenbrechern und weiteren Absperrbändern wurde der eigentlich recht große Block künstlich verkleinert, sodass die letztlich, zahlenmäßig mehr als erwarteten, 500 Regensburger Schlachtenbummler auf einem Haufen gut was hermachten. Zu Spielbeginn gabs dann die passende Choreo zum sommerlichen Wetter. Hinter einem großen Regensburg-Banner wurden hunderte rot-weiße Schirme verteilt, die sich zunächst auf Kommando drehten, ehe sie wenig später fliegen lernten. Klasse Aktion, die echt was hermachte!
Gesanglich kam indes leider, nicht zuletzt aufgrund der bereits angesprochenen schlechten Akustik im Allgemeinen, wenig bis gar nichts bei uns an. Dennoch lohnte sich hin und wieder ein Blick auf den gut gelaunten Mob, der vor allem bei Klatsch- und Hüpfeinlagen sehr geschlossen wirkte. Tatsächlich schweiften die Blicke in Durchgang eins immer wieder auf beide Tribünen, was jedoch ebenso im zähen Kick begründet lag.
Wenig Spielfluss, viele Zweikämpfe und ein recht kleinlicher Schiri waren alles, außer Zutaten für ansehnlichen Fussball. In der zweiten Hälfte fand, nachdem die Gäste in den ersten 45 Minuten durch ihr Konterspiel die Nase vorne hatten, Darmstadt besser ins Spiel und kam zur verdienten Führung. Auch danach blieben die Hausherren am Drücker, ehe der SSV aus dem Nichts, aber vom Spielverlauf her keinesfalls unverdient, den Ausgleich einsackte.
Nun wurde die Geschichte deutlich zackiger und ansehnlicher, was auch nicht zuletzt die Tribünen motivierte. Darmstadt drückte auf den Sieg, Regensburg mauerte und den blau-weißen Anhang hielt es nicht mehr auf den Sitzen. Doch am Ende fehlte das letzte Quäntchen für einen weiteren Treffer. Der Schlusspfiff markierte den 1:1 Endstand, mit dem keiner so richtig etwas anzufangen musste. Für Darmstadt ein weiterer wichtiger Punkt zum Klassenerhalt, während die Saison der Rot-Weißen im Niemandsland des Unterhauses wohl schon abgehakt werden kann.
Beide Mannschaften drehten noch eine kurze Runde auf dem Rasen, während es für uns langsam wieder nach draußen und wenig später auf den Rückweg ins Frankfurter Umland ging. Viele Eindrücke blieben, eng verbunden mit etwas Wehmut der vergangenen Drittligatage der SVE. Vielleicht spielt man ja irgendwann wieder hier, wer weiß…